9- Hilfreich ist Definitionssache

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Vor einem Jahr

➴♚➶

          König Constantin saß auf der Treppe und aß einen Apfel. Offensichtlich hatte er dort nichts verloren. Auch wenn das sein Palast war und damit auch seine Treppe. Er war genauso falsch an diesem Ort, wie die formelle Kleidung an ihm, oder die Krone auf der Stufe daneben.

Es war also überhaupt nicht merkwürdig, dass er ertappt zusammenzuckte, als sich die Fronttür öffnete und ein Mädchen im Ballkleid sich hereinquetschte. Sein Blick wanderte von ihr, zu der offenstehenden Tür des Ballsaals, aus dem sie eigentlich hätte kommen sollen und wieder zu ihr zurück.

Auch Julianna zuckte zusammen, als sie den König auf der Treppe herumlungern sah. Angespannt starrte sie ihn an, unsicher, wer die erste Bewegung machen sollte. Sie brauchte keine Zeugen.

Constantin sprach zuerst, die Augen verengt, als könne er so in Juliannas Kopf blicken.
„Warum bist du nicht auf dem Ball?"

„Warum bist du nicht auf dem Ball?", gab sie genauso schnell zurück, ehe sie sich erinnerte, mit wem sie da gerade sprach. Mit einem Seufzen schloss sie die Tür hinter sich und ließ den Kopf hängen. „Tut mir leid, das war respektlos." Es war einfach nicht ihr Abend. Riden und der Mistelzweig... die Worte von Lakiras Freundin... Sie wollte einfach nur noch von hier weg.

Constantin winkte einfach ab und klopfte neben sich auf die Stufe, sodass die Krone die Treppe ein Stück hinunterkullerte.
„Natürlich darfst du respektlos sein, wenn du planst wegzulaufen. Die Chancen stehen gut, dass wir einander nie wieder sehen werden. Welchen besseren Zeitpunkt gäbe es, um die freundlichen Phrasen zu überspringen und direkt zur Wahrheit zu kommen?"

Julianna konnte ihn einfach nur anstarren. Ihre Hände waren noch eisig von der kalten Luft draußen.
Seit ihrem Entschluss waren Minuten vergangen. Minuten!
„Wie..."

Constantin zuckte mit den Schultern. Musik spielte aus dem Ballsaal auf.
„Ich kenne deinen Gesichtsausdruck. Ich habe eine Frau geheiratet, die mich mehr als einmal so angesehen hat."

Julianna seufzte erneut und setzte sich schließlich neben ihn. Sie kannte Constantin seit sie ein kleines Kind war. Er hatte ihr immer die besten Geschichten über ihren Großvater erzählt. Es machte wenig Sinn, ihn jetzt noch anzulügen.
„Es ist nicht wegen dir, wenn das ein Trost ist."

„Ist es", er nickte heftiger, als sie es erwartet hätte, aber ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen, „Wenn es normalerweise immer deine Schuld ist, tut es gut zu hören, dass wenigstens einmal jemand anderes dran ist." Er sah hinunter auf seine Krone und verlor für einen Augenblick den Faden. Schließlich schüttelte er seine Gedanken ab. „Also?", wandte er sich Julianna zu, „Was ist dein Fluchtplan?"

„Ich- ich weiß es nicht?", sie fuhr mit den Fingerspitzen über die glatte Oberfläche der Marmorstufen, „Das klingt fürchterlich dämlich, aber..."

„Tut es nicht", Constantin rempelte sie mit der Schulter an, „Manchmal ist es in Ordnung, nur zu wissen, was man nicht möchte."

„Ich will nicht hierbleiben." Sie sparte lieber die Details mit seinem Sohn aus.

„Ich auch nicht", gab der König leichthin zurück, doch sein Blick wanderte für einen kurzen Moment wieder weit weg, „Zumindest nicht, als ich in deinem Alter war. Menschen können manchmal dabei helfen. Also die richtigen Menschen. Freunde. Liebe."

Julianna presste die flachen Hände auf den Stein.
„Menschen sind mein Problem."

Constantins Brauen verdichteten sich, doch er ließ das Thema auf sich beruhen.
„Was würdest du denn einpacken für deine Reise?"

Verknoten. Entknoten. Ihre Finger brauchten Beschäftigung.
„Nicht viel. Ich würde dich nicht bestehlen, wenn es das ist, worauf du hinaus willst. Mein Schwert wahrscheinlich." Es war alles, worin sie gut war.

„Da alles, was du trägst und alles was du besitzt eigentlich mir gehört, wäre es Diebstahl", gab Constantin leichthin zurück.

„Wäre es nicht!", Julianna sprang förmlich auf die Füße, „Das waren Geschenke von Königin Dinah! Ich bin keine Verbrecherin."

Ihr kleiner Ausbruch entlockte dem König ein wehmütiges Lächeln.
„Du bist deinem Großvater so ähnlich", er stand ebenfalls auf, „Was, wenn ich genau das aus dir machen würde?"

Julianna hob skeptisch eine Augenbraue. „Einen Großvater?"

Constantin grinste.
„Einen Verbrecher."

➴♚➶

heute.

Die Alarmglocke drang durch das geöffnete Fenster in das königliche Schlafzimmer. Und Constantin drehte sich zu Julianna um. „Sind das deine Leute?"

Julianna, bewegungslos im Angesicht von Dinahs Ärger, brauchte einen kurzen Moment, um sich in der Situation zurechtzufinden. Piraten. Palast. Angriff. Mit einem Ruck kam sie in Bewegung, mehrere Flüche wieder herunterschluckend. „Ich... ähm... sollte sie besser aufhalten."

Dinah nickte energisch.
„Bitte. Und sag ihnen, dass sie die Finger vom Silberbesteck lassen sollen. Unsere Köchin wird mich noch umbringen", schwungvoll wandte sie sich wieder ihrem Ehemann zu. Julianna deutete das als ihr Zeichen, das Zimmer schleunigst zu verlassen. Sie hörte nur noch ein bedrohliches „Jetzt zu dir...", ehe die Tür hinter ihr zufiel.

Sie rannte die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Das war schwieriger, als man sich vorstellen mochte. Mit Hühnern und Hunden auf den Stufen. Bewusstlosen Soldaten und Lerran, der verzweifelt versuchte, einer Gruppe Verbrechern eine Truhe abzunehmen.

Die Eingangshalle sah aus, als hätte sie jemand abgerissen und dann wieder lose aufeinander gestapelt, damit es niemandem auffiele. Mada, die den gesamten königlichen Haushalt organisierte, hatte sich mit einem kleinen Schwert bewaffnet und gab in der offenstehenden Haustür einer Gruppe rotgewandeter Soldaten Instruktionen. Hühner saßen zwischen den Ruinen des Gabentisches und um den alten Mann herum, der selig seine Henrietta streichelte. Ihm gegenüber im Raum, hatten sich die Hunde niedergelassen, wiederum ihren eigenen Herren begrüßend, der entspannt in einem Schaukelstuhl saß.

Dem Bruder des Königs merkte man die Verwüstung um ihn herum nicht an. Callis Vater zuckte nicht einmal, als die Tür des Ballsaals aufgestoßen wurde und zwei Verbrecher mühsam eine geschmückte Tanne heraustrugen. Ganz im Gegenteil. Mit wortlosen Kommandos bedeutete er seinen Hunden aus dem Weg zu gehen. Als sein Blick auf Julianna fiel, erhellte sich seine Miene und er winkte ihr begeistert zu.

Sie wollte gerade zurückwinken, als hinter ihr Riden die Treppe hinunter gerannt kam. Das Eheband an ihrem Handgelenk fühlte sich an, als würde es glühen. Hastig schüttelte sie es aus und drehte sich zu ihm um.
„Du solltest besser nicht zu deinen Eltern hoch gehen. Deine Mutter ist gerade dabei deinen Vater zu lynchen."

Riden machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Meine Mutter ist das Gesetz. Sie lyncht nicht, sie vollzieht ihre Gesetze", er grinste, „Hast du den Schlüssel?"

Verdammt. Julianna schlug sich eine Hand vor die Stirn.

Flüchtig berührte Riden sie an der Schulter, überlegte es sich dann jedoch anders.
„Macht nichts, ich werde mich opfern."

Er erklomm die Stufen in demselben Tempo, in dem Julianna zuvor heruntergekommen war und es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm hinterher zusehen.

„Riden!", begrüßte Constantin seinen Sohn, als dieser sich wenige Momente später durch die Tür schob, „Du hast es tatsächlich geschafft, uns beide zu überraschen!" Er saß noch immer auf dem Bett wie ein Verbrecher, der von seiner eigenen Frau verhört wurde.

Diese war sich auch nicht zu schade, ihn mit einem Kissen zu schlagen.
„Sei nicht so stolz auf ihn", doch dann drehte sie sich um und nahm ihren Sohn in den Arm. Auch wenn der fast einen Kopf größer war als sie.

„Ich kann das erklären...", begann Riden wenig hoffnungsvoll.

„So gut, wie dein Vater, der Sebastians Enkelin zu einem Pirat gemacht hat?", erkundigte sich seine Mutter. Sie löste sich nur von ihm, um ihn auf Armeslänge zu halten und ihn nach möglichen Verletzungen abzusuchen.

Ridens Blick schnellte zu seinem Vater herum.
„Du hast WAS?" Oh, er hätte es sich denken müssen. Wer sonst?

Constantin rollte über seinen vorwurfsvollen Blick nur mit den Augen.
„Bitte, sie hat es hier gehasst. Hat die Leute gehasst."

Sowohl Riden, als auch Dinah sahen in verletzt an. Sie beide liebten Julianna. Aber Constantin hatte natürlich nur Augen für seine Frau, wenn diese im Zimmer war.
„Dich natürlich nicht", versicherte er ihr schnell.

Erleichtert streckte sie ihre Hand nach ihm aus und er griff sie liebevoll, um sie neben sich zu ziehen.

Riden fühlte sich nicht erleichtert.
„Wie beruhigend", warf er sarkastisch dazwischen, „Weil ich ihr nämlich einen Antrag gemacht habe."

Seine Mutter wäre fast von der Bettkante gerutscht, so schnell drehte sie den Kopf in seine Richtung. Ihr Mann warf seinem Sohn einen halb amüsierten, halb überraschten Blick zu. „Das erklärt natürlich die Hühn-..."

Ein Krachen, als würde eine Palastwand einstürzen ließ sie alle drei herumfahren. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, stürzten sie alle aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.

Cladina stand in der Mitte der Eingangshalle und hielt einen Zweihänder. Nicht korrekt, aber am richtigen Ende, denn die Spitze endete an der Kehle eines Piraten.

Besagten Piraten hätte Julianna als ihren Käpten identifizieren können, doch sie war nirgendwo zu sehen. Den Hauptgrund für Cladinas heldenhaftes Verhalten, sah die königliche Familie allerdings bereits von der Treppe aus. Er hielt eine der teuren Wintervasen hoch über seinen Kopf.

Als er ebenfalls die Drei entdeckte, hob er sie höher.
„Euer Palast ist besetzt. Wenn ihr schlimmeres verhindern wollt, lasst Julianna Floristan frei!" 

➴♚➶

"Ein vorletztes Mal voten. Morgen sind wir fertig!"- Riden

Und? Was war dieses Mal euer merkwürdigstes Weihnachtsgeschenk? :D 

Euer schönstes? Oder vielleicht habt ihr auch das Schönste vergeben?

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