2-Die alte Prophezeiung

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Mit großen Augen betraten die drei Mädchen die Eingangshalle. Die gigantische Treppe war aus schwarzem Gestein gebaut und führte in zwei Richtungen, in der Nähe der Stiege befanden sich mehrere Türen, vielleicht Klassenzimmer.

Der Boden unter den vier war pechschwarz, mit einem weißen, unregelmäßigem Muster durchzogen.

„Die Zimmer sind nach Ober- und Unterstufe geteilt. Euer Zimmer ist 111n", mit einer Handbewegung bedeutete Angyonne den dreien, ihr zu folgen.

Sie besorgte ihnen jeweils einen Zimmerschlüssel. Schließlich bogen sie am Ende der Treppe nach links ab.

„Die Klassenzimmer befinden sich unten. Ihr wurdet der 2c zugeteilt und sollt morgen um acht dort sein. Frühstück und Abendessen gibt es von sieben bis halb acht."
„Was, wenn wir zwischendurch Hunger bekommen?", fragte Morirok.

Angyonne warf ihr einen kurzen, genervten Blick zu, bevor sie antwortete.

„Ihr könnt euch natürlich zwischendurch auch immer wieder Kleinigkeiten in der Kantine kaufen."

Sie liefen einen Gang entlang, er war mit einem hellen Teppich ausgekleidet, der ihre Schritte dämpfte. Es herrschte für einige Momente Stille.
Jedes Mädchen hing ihren Gedanken nach.

„Da wären wir."

Es gab ein Hochbett und ein Einzelbett, zwischen denen sich ein Fenster befand. Vor den Betten befanden sich zwei kleine Schreibtische und eine große Kommode stand neben der Tür. Die Wand und der Boden waren dunkelblau.
Beliok bemerkte eine zweite Tür.

„Das ist euer Badezimmer."

Angyonne ließ die drei Mädchen vorbei. Staunend betrachteten sie das Zimmer, bis Zamra sich auf das Einzelbett warf.

„Meins!", rief sie.

Besiegt kletterte Beliok auf das obere Hochbett.

„Ich lasse euch sofort alleine, allerdings bringe ich euch noch euer Gepäck", Angyonne machte eine schnelle Handbewegung und wenige Sekunden später, lag ein Stapel Gepäck vor den Mädchen.

„Packt aus und schaut, dass ihr zum Abendessen erscheint", mit einem breiten Lächeln machte sie die Tür hinter sich zu.


Still begannen die drei auszupacken. Die Wolke der Ungewissheit schien wieder da zu sein.

„Ging euch das nicht alles zu schnell?", fragte Beliok nach einer Weile.

„Was meinst du?"

„Der plötzliche Schulwechsel. Ich meine...wieso haben meine Mütter das vorher nicht erwähnt?"
„Ich finds super hier. Keine Eltern die einem ständig sagen, was man zu tun hat", sagte Zamra. Sie hatte es sich auf ihrem Bett gemütlich gemacht.

„Ja schon, aber...es kommt alles so plötzlich. Es ist einfach komisch", Beliok merkte, dass sie frustriert wurde. Sie war nicht in der Lage ihre tatsächlichen Gefühle in Worte zu fassen.

„Meine Mutter hat es hin und wieder erwähnt, einen Schulwechsel meine ich", sagte Morirok die gerade ihren Koffer unter das Bett schob.

„Ich finde, ihr macht euch beide zu viele Sorgen. Klaaar, ein bisschen schnell ging das alles schon, aber vielleicht nur, weil unsere Mütter das alles ohne uns geplant haben oder so. Es wird hier schon nicht so viel anders als früher sein."

„Hm", Beliok wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Ihre Gedanken waren zu sehr ineinander verschlungen.

Zamra sprang auf.

„Wollen wir dann essen?", fragte sie.

„Mir fällt gerade auf, dass wir keine Stundenpläne haben", sagte Morirok während sie Zamra zur Tür folgte.

„Kriegen wir bestimmt morgen."

Zamra öffnete die Tür und zuckte sofort zurück.

„Ihr seid die Quereinsteiger?"

Vor der Tür stand ein Mädchen, das offensichtlich älter als die drei waren. Sie hatte dunkelblaue Haut und ihre langen, weißen Haare waren zu einem Zopf gebunden. Beliok bemerkte es erst, als sie die Schuppen in ihrem Gesicht sah, sie war das Mädchen, das gestern bei ihr zu Hause war.

„Ja", antwortete Morirok.

„Ich bin Arona, meine M- die Direktorin sagt, ich soll euch eure Stundenpläne bringen", sie reichte Zamra drei Papiere.

„Ihr wisst, wie ihr in die Kantine kommt?", fragte Arona. Beliok entging der scheinbar genervte Unterton nicht.

„Wir kommen klar, danke sehr", sagte Zamra und legte die Stundenpläne auf den Tisch.
Die Kantine war, entgegen Belioks Erwartungen, recht klein. Vielleicht wirkte sie auch nur kleiner, denn es schienen sämtliche Runi des Internats dort zu sein.
Dem Mädchen klappte der Mund ein wenig auf. Zamra war zur Essensausgabe gerannt, ihre Hörner stießen unauffällig an eine der Lampen.
Beliok bemerkte, dass ihre spitzen Ohren zu wackeln begannen, während sie Zamra hinterherging. Hier und da warfen Schülerinnen ihnen Blicke zu, doch die meisten blieben unter sich.

„Das Essen ist schonmal besser als früher", sagte Zamra, nachdem sie einen Platz gefunden hatten. Morirok nickte enthusiastisch während sie schneller als die anderen beiden aß.


Dann kam der nächste Tag, viel zu schnell. Plötzlich befand Beliok sich in einem fremden Klassenzimmer, mit fremden Schülerinnen und neuen Lehrerinnen.
Der Unterricht zog in Windeseile an ihr vorbei. Ob sich Zamra und Morirok auch so fühlten?


◇─◇──◇─◇

Elyon und Jeryn saßen stumm in ihrem Wohnzimmer. Es war um einiges stiller ohne ihre Tochter.

„Vertraust du Angyonne?", fragte Elyon schließlich.

Jeryn zögerte mit ihrer Antwort. Stattdessen betrachtete sie das graue Sofa, auf dem sie saß.

„Ich weiß es nicht."
„Du vertraust ihr offensichtlich mehr als mir", Elyon sah ihre Frau direkt an.

„Sprich Klartext."

„Angyonne könnte uns beide anlügen, sie wird uns wahrscheinlich anlügen. Sie hat uns bereits angelogen und gestern hast du nur gefragt, wie weit Beliok in ihre ‚Fehde' gezogen wird."
„Du hast genau wie ich nach dem Brief gegriffen", Jeryns Stimme wurde kalt.
„Ja, weil ich nicht mehr mitansehen will, wie unsere Tochter von ihrer Magie kontrolliert wird."

Jeryn überlegte bevor sie antwortete.

„Glaubst du, mir ist Angyonne wichtiger als unsere Tochter? Natürlich nicht! Aber Angyonne hält nunmal sämtliche Macht in ihren Händen."

„Wir hatten auch einen Pakt mit Solei schließen können", sagte Elyon bedacht. Solei und ihre Kriegerinnen waren nur einige Wochen nach Angyonne aufgetaucht.

Gerüchte über Belioks Fähigkeiten, schienen ihre Runde in den Kreisen der zwei Clans gemacht zu haben.

„Angyonne hätte nicht locker gelassen, wenn wir gestern nicht zugestimmt hätten-", Jeryn brach ab.
„Solei hätte uns Schutz garantiert, aber du warst ja strikt dagegen, mit ihnen einen Pakt einzugehen", Elyon war aufgestanden und hatte ihrer Frau den Rücken zugekehrt.


„Ich wollte mich aus der Sache raushalten! Ich war diejenige, die die beiden so lange wie möglich hingehalten hat!", Jeryn war aufgesprungen.

Elyon kehrte ihr immer noch den Rücken zu.


◇─◇──◇─◇


Beliok konnte nicht schlafen. Sie hörte wie Morirok unter ihr ruhig atmete, allerdings war sie sich nicht sicher, dass die Andere schlief. Zamra schnarchte leise vor sich hin, wenigstens fühlte sich eine von ihnen hier wohl.

Frustriert drehte das Mädchen sich zu Wand. Ihre Beine fühlten sich schwer an. Sie vermisste ihre Mütter.

Die Dunkelheit griff nach ihr und hielt sie gefangen. Von irgendwo her ertönten Schreie, doch Beliok schien am Boden festgewachsen zu sein. Das Fleisch auf ihrem Rücken schien zu zerreissen. Sie griff um sich herum, immer wieder ins Nichts. Dann fiel sie.

Beliok schreckte hoch und stieß sich prompt an der Decke an. Schmerz durchzog ihren Kopf.

„Alles in Ordnung?", fragte Zamra neben ihr. Ihre Hörner berührten fast die Decke. Beliok erschreckte sich erneut, diesmal ohne sich den Kopf zu stoßen.

„Was machst du hier?", fragte sie.
„Dich aufwecken? Es ist gleich Zeit zum frühstücken."
Bevor die drei die Kantine erreicht hatten, wurden sie von Arona aufgehalten.

„Belia und Zomre... die Direktorin will euch sprechen."
„Ich heiße Zamra und sie Beliok."
„Was auch immer."

„Kann ich auch mitkommen?", fragte Morirok.
„Nein, das hat die Direktorin ausdrücklich verboten."

Mit hängendem Kopf ging Morirok in Richtung Kantine und die anderen zwei folgten Arona die mit schnellen Schritten in die entgegengesetzte Richtung ging.


Das Direktorat war mit einem hellen Holzboden versehen, durch ein großes Fenster schien die Sonne und es standen viele Regale im Raum. Diese waren mit allem möglichen belegt. Die Direktorin stand hinter einem eckigen Holztisch, vor welchem sich drei Stühle befanden. An der rechten Seite lehnte der Stab der Direktorin.


„Tut mir leid, dass ich euch so früh hier herbestelle", sagte Angyonne als die beiden Mädchen sich gesetzt hatten.

„Allerdings ist es sehr wichtig. Ihr zwei seid Teil einer langen und alten Prophezeiung.", bevor Beliok oder Zamra was sagen konnten, redete Angyonne weiter.

„Diese Prophezeiung besagt, dass der Drache der Dunkelheit-", sie nickte Beliok zu „- und der Diables des Eises-", sie nickte zu Zamra.

„-Unsere Welt vor dem Bösen retten werden und eine neue Ära der Magie einleiten werdet. Ihr seid die Auserwählten."

Mit einem breiten Grinsen sahen die beiden sich an.

„Was ist das Böse?", fragte Beliok schließlich. Angyonne zögerte mit ihrer Antwort.

„Das erkläre ich euch alles später genauer, ihr habt übrigens extra Magie Unterricht und dürft natürlich zu niemandem etwas sagen."
„Aber Morirok do-", begann Zamra.

„Nein! Niemandem", sagte die Direktorin bestimmt. Die Kugel auf dem Stab begann ein wenig zu leuchten.

Zamra zuckte zurück.

„Das war fürs Erste alles", die ältere Frau lächelte und zeigte leicht zur Tür.
Aufgeregt verließen die beiden Mädchen das Direktorat. Beliok hüpfte einen Teil des Weges.

Sie waren euphorisch gestimmt. Das erklärte auch den seltsamen Traum, den Beliok gehabt hatte. Vielleicht war es auch eine Vision gewesen. Ihr Grinsen wurde ein wenig breiter.

„Sollen wir Morirok nicht trotzdem davon erzählen?", fragte Zamra als sie die Kantine fast erreicht hatten.
Beliok schüttelte den Kopf.

„Sie könnte eifersüchtig werden", sagte sie, während beide die Kantine nach ihrer Freundin absuchten.

Morirok saß an einem der hinteren Tische, mit Tablets setzten Beliok und Zamra sich zu ihr.

„Was wollte die Direktorin?"
„Nichts... so wichtiges. Nur wegen unserer Magie, wir kriegen extra Unterricht."

„Sind deine Kräfte so unstabil?"
„Jap", Beliok starrte angestrengt auf ihr Müsli. Sie hasste es Morirok anzulügen.

Das restliche Frühstück war Beliok von einem schlechten Gewissen gequält. Ihre Freundin schien ihnen die Lüge abgekauft zu haben.
Leider.

Die Welt schien leiser zu werden, während Beliok ihren Freundinnen zu ihrer ersten Unterrichtsstunde folgte.

„Beliok?", die Angesprochene schreckte hoch. Sie befand sich in einem Klassenraum. Vor ihr stand eine Professorin mit grüner Haut, blauen, langen Haaren und einem schwarzen Anzug.

„Bitte?", fragte das Mädchen. Irgendwer begann zu kichern.

„Ich hatte dich über die Runi gefragt. Woraus wir bestehen."

„Aus unserem jeweils...erschaffenden Element. Wir bestehen nicht wie andere Wesen von Izane aus Fleisch und Knochen."

„Richtig. Du kannst ja doch was. Sabei, zähle uns die sechs Elemente auf."
„Wind, Feuer, Eis, Lava, Licht und Dunkelheit."
„Richtig. Ine, erläutere uns den primären Unterschied zwischen uns und anderen Kulturen von Izane."

„Ääh...", machte das angesprochene Mädchen.

„Was sind wir alle?"
„Runi?"
„Fast", die Professorin sah Ine lange an.

„Weiblich", sagte sie schließlich. Ine schlug sich mit der Hand gegen die Stirn.

Der Tag und schließlich die nächsten Monate zogen dahin.

Wenn die drei Mädchen nicht lernten, lagen sie oft in einem der drei Betten und lasen Bücher. Beliok las oft Horrorbücher, Zamra verschlang einen Abenteuerroman nach dem anderen und Morirok las immer öfter Tragödien.

Beliok hatte nur noch selten Alpträume, aber ein immer schlechter werdendes Gewissen.

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