10 - Schulflurfunk

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Waverlys POV

„Man, das darf doch wohl nicht wahr sein!", fluche ich genervt.

5,98 Meter ...

Ich stapfe frustriert aus der Sandgrube und ziehe mir die roten Spikes aus, um die kleinen, goldenen Körnchen loszuwerden.

Tränen der Enttäuschung lodern in meinen Augen, während mein Herz im Takt des Versagens schlägt.

Seit ich bei meinem letzten Siebenkampf drei ungültige Versuche im Weitsprung hatte, bin ich total blockiert. Entweder springe ich einen halben Meter vor dem Balken ab oder ich verpasse meinen Absprung und laufe wie ein verletztes Rehkitz in die Sandgrube.

Von der Leichtigkeit, die ich sonst immer an den Tag gelegt habe, ist nichts mehr übrig.

„5,98 Meter", schnaube ich spöttisch. „So weit bin ich gefühlt schon im Kindergarten gesprungen!"

Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und quetsche mich zurück in meine Spikes. Obwohl gerade erst die Sonne über Pinecrest aufgeht, bin ich schon seit einer Dreiviertelstunde auf dem Sportplatz, um an meinen Weitsprungfähigkeiten zu arbeiten.

Dass ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehe, muss ich nicht nochmal extra erwähnen, oder?

„Entspann dich, Waverly", gibt mir Everest den dämlichsten Tipp, den ich jemals gehört habe. „Atme erstmal tief durch. Dann kannst du dich gleich viel besser auf deinen Anlauf und Absprung konzentrieren."

Ich stoße ein verächtliches Schnaufen aus. „Seit wann hast du denn Ahnung vom Weitsprung?", frage ich ihn genervt.

„Tja, weißt du, ich habe mich erst vor ungefähr drei Jahren auf den Sprint spezialisiert", verrät mir Everest. „Davor habe ich mich auch noch in anderen Disziplinen versucht. Wie zum Beispiel dem Weit- und Dreisprung."

„Aha", murmele ich desinteressiert.

Ich entferne mich mit jedem Schritt weiter von der Höllen-Sandgrube und steuere das weiße Stück Klebeband an, das ich auf der Tartanbahn befestigt habe.

Eigentlich hatte ich nie ein Problem mit meinem Anlauf, doch seit meinem vergeigten Wettkampf passt er vorne und hinten nicht mehr.

Wenn ich es nicht rechtzeitig schaffe, die Blockade in meinem Kopf zu lösen, kann ich mir meinen großen Traum, Olympia, direkt wieder abschminken und das wäre das Schlimmste, das mir passieren könnte.

„Jetzt mach dich mal nicht schlechter als du bist, Waverly", versucht Everest, mich aufzumuntern. Wahrscheinlich meint er es nur gut, doch seine Ratschläge gehen mir nicht nur auf die Nerven, sondern auch am Arsch vorbei. „Was hältst du davon, wenn du dich bei deinem Absprung filmst?", schlägt der Idiot vor. „Dann können wir danach zusammen deine Fehler analysieren und deinen Anlauf optimieren."

Was bildet der sich eigentlich ein?

„Tu mal nicht so, als wärst du der Weitsprunggott höchstpersönlich!", fauche ich wütend. „Du hast zwar die Olympischen Ringe auf deinem Arm tätowiert, aber im Gegensatz zu mir wirst du es niemals dorthin schaffen! Und weißt du auch warum? Weil dir der Ehrgeiz und die Disziplin fehlen!"

Mein Herz poltert kräftig gegen meinen Brustkorb und schickt elektrische Stromstöße durch meinen Körper. Obwohl ich mich nicht richtig auf meinen Anlauf konzentrieren kann, sprinte ich los und nähere mich der Sandgrube.

Kurz bevor ich den weißen Absprungbalken erreicht habe, drossele ich wie von selbst mein Tempo und verliere meinen Rhythmus. Das hat zur Folge, dass ich mich mit viel zu wenig Kraft vom Boden abdrücke und mindestens einen halben Meter verschenke.

Begleitet von einem deprimierten Schrei lande ich im Sand und spüre, wie sich die kleinen Körnchen unangenehm in meine Haut bohren.

Dieses Mal zeigt das Maßband eine Weite von 5,81 Metern an.

„Fuck!" Ich reiße mir die Spikes von den Füßen und donnere sie wütend in die Sandgrube. Erst ist es nur eine Träne, die sich aus meinem rechten Augenwinkel löst, doch es werden immer mehr.

So schlecht wie heute war ich noch nie. Und ja, das verunsichert mich enorm!

„Sei nicht so streng zu dir selbst", schaltet sich der Klugscheißer namens Everest Callahan erneut ein. Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? „Jeder hat mal einen schlechten Tag. Aber wie schon gesagt: Wenn du möchtest, dann helfe ich dir."

„Danke", spucke ich zornig, während ich mir die Glasperlen von den Wangen wische, „aber nein danke!"

***

Everests POV

Ich habe noch nie so einen sturen und dickköpfigen Menschen wie Waverly Winslow kennengelernt. Nur weil ihr Weitsprungtraining nicht so gelaufen ist, wie sie es sich vorgestellt hat, hat sie den ganzen Tag schlechte Laune.

Das lässt sie nicht nur mich, sondern auch Serena, ihre Mitschüler und selbst die Lehrer spüren.

Ich hätte ihr wirklich gerne mit ihrem Absprungproblem geholfen, aber wer nicht will, der hat schon. Richtig?

Das laute Knallen von Waverlys Spindtür reißt mich aus meinen Gedanken in die Realität zurück. Die kleine Dramaqueen hat gerade ihre Bücher verstaut und möchte sich nun mit ihrem Handy und ihren Kopfhörern in den Schulgarten zurückziehen, da landen ihre Augen plötzlich auf einem schlaksigen Typen mit hässlichen Locken, hässlichem Gesicht und hässlichen Klamotten.

„Och nö", seufze ich, als ich ihren blöden Schwarm wiedererkenne.

Wie heißt der Kerl nochmal? Paxton? Oder Peter?

Ach, keine Ahnung. Ich halte es sowieso nicht für notwendig, mir seinen Namen zu merken.

Ohne großartig darüber nachzudenken, schnappe ich mir eine neue Packung Eis aus dem Kühlschrank und lehne mich in meinem Ledersessel zurück. Dann wandert meine Aufmerksamkeit zu der Leinwand, die seitlich neben mir angebracht ist.

Oh mein Gott. Was hat Preston hier zu suchen?

„Bestimmt hatte er Sehnsucht nach dir", säusele ich ironisch.

Wie schon so oft in den letzten Tagen ignoriert mich Waverly. Stattdessen ist sie voll und ganz auf diesen Hampelmann konzentriert, der geradewegs auf sie zukommt.

Bleib ruhig, Waverly, lese ich ihre Gedanken, und verhalte dich ganz normal!

Nett, wie ich manchmal sein kann, verkneife ich mir einen frechen Kommentar. Wahrscheinlich wäre er ohnehin in Prestons Begrüßung untergegangen. „Hey Aven", grinst er Waverly so schmierig an, dass mir kotzübel wird. „Na? Wie geht's?"

„Scheiße!", übernehme ich das Antworten. „Hat der Kerl ein Erbsenhirn oder warum kann er sich deinen Namen nicht merken?"

Um ehrlich zu sein verstehe ich nicht, was Waverly so toll an diesem Clown findet. Er sieht vielleicht ganz passabel aus und weiß, wie er ein perfektes Sunnyboy-Grinsen aufzusetzen hat, aber ansonsten verarscht er sie nach Strich und Faden. Keine Ahnung, warum er sich überhaupt mit Avie abgibt, doch ernste Absichten hat er definitiv nicht.

„H-Hi Preston", stammelt Waverly nun nervös. Ohne seine Frage zu beantworten, möchte sie von ihm wissen: „Was machst du hier?"

„Oh." Der Hampelmann lacht dämlich. „Gleich findet doch in eurer Aula ein Vortrag über die Nutzung von KI statt", erklärt er seine Anwesenheit. „Alle Schulen aus dem Umkreis wurden ebenfalls zu diesem Vortrag eingeladen."

Also wohnt dieser Preston gar nicht in Pinecrest? Kann er dann nicht einfach in dem Loch bleiben, aus dem er herausgekrochen ist?

Meine Abneigung löst sich in Luft auf, als Waverly nickt und damit meinen Ledersessel zum Wackeln bringt. Lächelnd fügt sie hinzu: „Cool!"

Nur eine Sekunde später formen sich schnörkelige Buchstaben auf der Leinwand, die langsam die Gestalt von Wörtern annehmen. Ob wir eventuell in der Aula nebeneinandersitzen?

„Na klar. Bestimmt haltet ihr auch Händchen", mache ich mich über ihre Gedanken lustig. „Na ja, immerhin hättet ihr dann euer zweites Date abgehakt."

Ich kann hören, wie Waverly leise schnaubt. Wahrscheinlich, weil ich sie mal wieder mit meinem Kommentar und allgemein mit meiner Anwesenheit nerve.

„Also dann ..." Der Clown namens Preston fährt sich einmal mit der Hand durch seine hässlichen Haare. „Wir sehen uns die Tage, okay?" Er zwinkert Waverly zu, woraufhin diese leise kichert.

„Upps. Wird wohl nichts mit Händchenhalten", ärgere ich sie.

„Ja, bis dann", verabschiedet sich Waverly von dem Hampelmann, statt mir zu antworten. Tatsächlich schaut sie dem Idioten noch so lange hinterher, bis er von den vielen, anderen Schülern verschluckt wird.

Wann Waverly endlich erkennt, dass er keine ernsten Absichten hat?

Ich fürchte, dass er erst ihr Herz brechen muss ...

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