8 - Tränen schmecken salzig

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Waverlys POV

Meine Augen brennen wie ein Feuer und mir ist schwindelig, als ich wenig später mein zuhause erreicht habe. Ohne meine Eltern, die im Wohnzimmer auf mich warten, eines Blickes zu würdigen, stampfe ich in mein Zimmer und ziehe mir dort direkt meine Sportklamotten an. Auch meine Kopfhörer wandern sofort in meine Ohren.

„Kannst du dir wenigstens einmal über die Augen wischen?", fragt mich Everest zum hundertsten Mal genervt. „Ich sehe nichts!"

Statt dem Idioten eine Antwort zu geben, versinke ich im Schweigen.

Ich schnüre mir noch meine Laufschuhe zu und verlasse dann wieder das Haus. Draußen werde ich von warmen Sonnenstrahlen, zwitschernden Vögeln und bunten Blumen in Empfang genommen.

Ein letzter, tiefer Atemzug verlässt meine Lippen, ehe ich mich in Bewegung setze und schnellen Schrittes über den Asphalt laufe.

„Du gehst joggen?", stellt mir Everest die wohl unnötigste Frage des Tages. „Du warst doch heute Morgen schon auf dem Sportplatz und hast-"

Um seine nervtötende Stimme nicht länger ertragen zu müssen, erhöhe ich die Lautstärke meiner Musik. Die melodischen Töne füllen nun meinen ganzen Kopf aus und bringen mich auf andere Gedanken.

Gedanken, die meilenweit von einem gewissen Preston Beaumont entfernt sind.

Obwohl nach wie vor mehrere Tränen wie Gift in meinen Augen lodern, löst sich zumindest langsam der Stahlknoten in meinem Magen auf. Mit jedem Schritt, den ich mache, kehrt ein Gefühl der Freiheit zurück in meinen Körper.

Sport war schon immer mein Ventil. Egal ob für positive oder negative Ereignisse.

„Wenn du mich nicht umbringen willst, dann machst du jetzt endlich dieses Geschrei leiser!", beschwert sich Everest mal wieder über die Lautstärke meiner Musik.

Unter anderen Umständen hätte ich eventuell Rücksicht auf seine Bedürfnisse genommen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass er sich wie ein Arsch in der Eisdiele verhalten hat, bin ich nicht bereit dazu, Kompromisse mit ihm auszuhandeln.

„Wo habe ich mich denn wie ein Arsch benommen, hm?", möchte der Idiot verwirrt von mir wissen. „Ich habe doch gar nichts gemacht!"

Das ist nicht sein Ernst, oder?!

„Doch!" Everest klingt so unschuldig, dass ich ihn am liebsten mit meinen Spikes treten würde. Und zwar genau in seine heiligen Kronjuwelen!

Wie kann man nur so eine verzerrte Wahrnehmung haben?

„Waverly, bitte, es-" Ich unterbreche ihn mitten im Satz, indem ich meine Musik noch lauter stelle. Zwar dröhnen meine Ohren nun unangenehm, aber lieber nehme ich den Schmerz in Kauf, als mich von Everest und seinen dämlichen Kommentaren quälen zu lassen.

Ohne es kontrollieren zu können, tragen mich meine Beine in Richtung Stadtpark. Genau zu dem Ort, an dem ich Preston und seinem Hund zum allerersten Mal begegnet bin. Direkt schießen mir neue Tränen in die Augen und ein großer Kloß formt sich in meinem Hals.

Seit seiner Nachricht auf WhatsApp habe ich mich tierisch darauf gefreut, Preston endlich besser kennenzulernen. Dass unser Date in einer Katastrophe geendet ist, bringt mein Herz zum Bluten.

Ob er mir meinen peinlichen Auftritt jemals verzeihen wird?

„Jetzt sei mal nicht so dramatisch, Avie!", brüllt Everest gegen die lautstarke Musik an. Gleichzeitig hämmert er von Innen gegen meine Lider, denn ein dumpfer Schmerz breitet sich in meinen Augäpfeln aus. „Der Typ hat es sowieso nicht ernst mit dir gemeint!"

Ich balle meine Hände zu Fäusten und laufe schneller. Mein Herz überschlägt sich währenddessen, meine Lungenflügel fangen Feuer und mein Atem rasselt so stählern wie die Eisenketten eines Gefangenen.

Die Wut, die wie eine zarte Pflanze in meinem Magen heranwächst, verwandelt sich in einen gigantischen Baum, der seine düsteren Schatten über meinen gesamten Körper wirft.

„Kannst du vielleicht endlich mal mit mir reden, Glubschauge?!" Passend zu diesem bescheuerten Spitznamen übt Everest erneut Druck auf meine Lider aus, sodass sich dort ein unangenehmes Pochen bemerkbar macht.

Scheiße! Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?

„Nein", antwortet er mir monoton. „Warum bist du überhaupt so wütend?"

Oh mein Gott. Diese Frage hat er mir nicht ernsthaft gestellt, oder? Ich bleibe abrupt stehen und stütze mich mit meinen Händen auf meinen Oberschenkeln ab. Schweißperlen rinnen über mein Gesicht und fiese Seitenstiche zwicken mir in den Brustkorb.

Obwohl ich Everest keinerlei Rechenschaft schuldig bin, stoppe ich die Musik und schnaube einmal spöttisch. „Du weißt also nicht, warum ich wütend bin?", wiederhole ich zornig seine Frage.

„Nö", behauptet er.

Bei diesem einen Wort schießt mein Puls wie auf einer Achterbahnfahrt in die Höhe. Auch mein Herz hämmert plötzlich so schnell und kraftvoll, dass ich Angst habe, es könnte jeden Moment in meine Hände springen.

„Du wusstest ganz genau, wie wichtig mir das Date mit Preston ist", zische ich vorwurfsvoll, „und trotzdem hast du alles dafür getan, um mir diesen wichtigen Tag zu versauen."

Ich bin so außer Atem, dass ich mich auf eine Bank setzen muss, um meinen Stresspegel zumindest ein bisschen herunterzufahren.

„Hä?" Everest klingt verständnislos. Als würde ich chinesisch mit ihm sprechen. „Ich habe dir überhaupt nichts versaut."

„Ach nein?" Ich verschränke sauer die Arme vor der Brust. „Also warst du nicht derjenige, der mich über eine Pornodarstellerin zugetextet hat?"

„Nein", antwortet mir Everest mit einer gefährlichen Ruhe in der Stimme. „Ich habe lediglich ihren Namen erwähnt und dir vorgeschlagen, Preston nach Mia Khalifa auszufragen. Vollgetextet habe ich dich nicht!"

„Das macht es nicht besser, du Idiot!"

Immer mehr Tränen lösen sich aus meinen Augenwinkeln, sodass es mir fast schon unmöglich erscheint, sie alle wegzuwischen. Blöderweise sind es auch nicht nur meine Augen, die weinen, denn mein Herz vergießt ebenfalls bittere Tränen der Enttäuschung.

Seit ich Preston das erste Mal in der Eisdiele Frosty Flavors Fountain gesehen habe, kann ich nicht mehr damit aufhören, an ihn zu denken. Dass er mich nach all den Jahren endlich auf ein Date eingeladen hat, war das Schönste, das mir in meinen 17 Lebjahren passiert ist.

„Übertreib doch nicht!", schnaubt Everest. „Du hörst dich ja fast schon an, als wärst du Hals über Kopf in diesen Spinner verknallt ..."

Ich hasse es, wie abwertend und spöttisch er spricht. Mal wieder hält sich Everest für etwas Besseres. Obwohl er das nicht ist. Nicht mal ansatzweise!

„Natürlich bin ich besser als dieser Möchtegern-Sunnyboy!", widerspricht er mir eingeschnappt. „Im Gegensatz zu ihm kenne ich ja wenigstens deinen Namen!"

Boom! Wieder schafft Everest es, einen wunden Punkt bei mir zu treffen. Ich bin so verletzt von seinen Worten, dass ich ihn schluchzend frage: „Warum gönnst du es mir nicht, glücklich zu sein?" Ich rupfe ein Gänseblümchen aus dem Rasen und zupfe nacheinander die einzelnen Blüten ab. „Dieses Date mit Preston hat mir sehr viel bedeutet. Dass du ständig irgendwelche unpassenden Kommentare von dir geben musstest, hat mich total aus dem Konzept gebracht. Nur deinetwegen hält er mich jetzt für einen Freak!"

„Ich wollte dich beschützen, Waverly!", rechtfertigt sich Everest mit einer lahmen Ausrede. „Der Typ ist nicht ganz koscher."

Ich seufze kraftlos. „Denkst du nicht, dass ich alt genug bin, um das selbst zu beurteilen?"

Für ein paar Sekunden schweigt Everest, bis er fast schon entschuldigend hervorpresst: „Nein, du kannst das nicht selbst beurteilen. Deine rosarote Brille verschleiert dir die Sicht und verzerrt deine Wahrnehmung. In echt ist dein Preston gar nicht so toll, wie du denkst!"

Everests Aussagen graben sich wie die Klinge eines Messers unter meine Haut. Ich schnappe verzweifelt nach Luft und krächze: „Das kannst du überhaupt nicht wissen! Du kennst ihn ja nicht mal richtig!"

„Du doch auch nicht!", faucht Everest gereizt zurück.

„Weil du mir nicht die Chance dazu gegeben hast, verdammt!"

Dieses Mal liegt es an Everest, ein Seufzen auszustoßen. Voller Frustration und Enttäuschung. „Weißt du was, Waverly?", fragt er mich so emotionslos, dass sich eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitet. „Wenn du deinen beschissenen Preston wirklich kennenlernen möchtest, dann nur zu. Ich stehe dir jedenfalls nicht mehr im Weg. Aber sag nachher nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte!"

Eigentlich sollte ich erleichtert sein, aber stattdessen brodelt ein Gewitter in meinem Magen, das alles zu vernichten droht.

Hat Everest eventuell Recht und ich habe mich in Preston getäuscht?

„Nein", wispere ich leise. Preston ist ein feiner Kerl, immerhin habe ich mein Herz nicht grundlos an ihn verloren. Von jemandem wie Everest, der keine Ahnung hat, sollte ich mir nicht dazwischenreden lassen.

„Wie schon gesagt: Tu, was du nicht lassen kannst, Waverly!"

Ich wische mir die Tränen von den Wangen und hole tief Luft. Ja, das Date mit Preston war eine absolute Vollkatastrophe, aber vielleicht gibt er mir ja noch eine zweite Chance?

Das ist aktuell alles, was ich mir wünsche.

Dicht gefolgt von der Hoffnung, dass Everest endlich wieder aus meinem Kopf verschwindet!

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