Sometimes life is a bitch... Part I

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"Mags. Magnus. Hier drüben", ruft die aufgeregte Stimme meines besten Freundes mir zu. Wild mit den Armen fuchtelnd steht er am Tresen unserer Lieblingsbar. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht gehe ich zielstrebig auf ihn zu und kaum das meine Arme seinen muskulösen Körper umschlungen haben, rieche ich den verführerischen Duft seines After Shaves. Ich vergrabe meine Nase in seiner Halsbeuge und nehme so viel wie nur möglich von ihm auf. Eine befriedigende Ruhe legt sich über mich und der Griff um meinen Körper verstärkt sich. Auch sein Gesicht drückt sich fester an meinen Hals und ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Haut. Das sanfte Kitzeln lässt mich schaudern und ich seufze leise. Ich habe ihn so sehr vermisst.

"Ich habe dich vermisst", sagt er leise und löst sich von mir. Nicht viel, nur so weit, dass er mein Gesicht mit seinen starken Händen umfassen und mir in die Augen blicken kann. Seine Augen. Ein tosender blauer Sturm mit einem Hurrikan aus dunklen felsengrauen Flecken an den Rändern seiner wunderschönen Iriden. Er weiß genau wie sehr ich die Farbe seiner Augen liebe. Sie sind mein Markenzeichen. Eine Fotografie seiner Iris, ziert das Logo meiner Firma BlueEyedSoul Eventmanagment. Wie immer nach einer langen Zeit, in der mein bester Freund für unser Land kämpft, treffen wir uns hier im 'Kettenkasten'. Dieser Abend gehört nur uns und wie jedes Mal, folgt einer stürmischen innigen Umarmung ein ebenso inniger Kuss. Doch heute ist es anders. Seine Lippen legen sich nicht auf meine, stattdessen kaut er nervös auf ihnen herum und ich sehe seine Zerrissenheit in den sturmgetränkten blauen Augen.

"Was bedrückt dich?", sage ich und streiche ihm liebevoll über den Rücken. Wie oft habe ich in den letzten Jahren diesen Körper unter mir gefühlt. Wie oft seine anmutigen Bewegungen mit Argusaugen verfolgt, wenn er sich lasziv auf mir bewegte und mich gefangen nahm.
"Ich habe jemanden kennengelernt", antwortet er.
"Okay", bringe ich leicht wimmernd hervor. Seine Augen huschen zwischen meinen und der Tür in meinem Rücken hin und her. Warum habe ich das Gefühl, dass das hier kein Abend zu zweit wird?
"Er ist gut. Du wirst ihn mögen", spricht er weiter und in meinem Kopf dreht sich alles. Ich will ihn nicht mögen. Ich will auch nicht, dass er ihn mag.
"Ist alles okay Mags?", fragt er mich besorgt. Noch immer stehen wir hier am Tresen unserer Bar, umringt von Männern unterschiedlichen Alters und Nationen. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit, die Liebe zu einem Mann. Oder auch mehreren. Wer weiß das schon. So auch ich und mein bester Freund. Nur geht meine Liebe zu ihm über die eines Freundes weit hinaus.

Er weiß es nicht. Ich habe es ihm nie gesagt. An den meisten Tagen ist es okay und an den anderen, zerreißt es mich innerlich und ich verfluche mich für meine Dummheit. Ich bin nicht der einzige Mann, der diesen überaus attraktiven Körper mit allen Facetten kennt. Das Spiel seiner Muskeln, wenn er mich eng umschlungen zu seinem Bett trägt. Seine vom Küssen geschwollenen Lippen, die immer so wunderbar weich und warm sind. Seine tanzende Zunge um meine vor Lust triefende Eichel. Das raue Stöhnen aus den Tiefen seiner Kehle, wenn sich Verlangen und Gier in Ekstase wandeln und er mit meinem Namen auf seinen Lippen tief in mir kommt. Schon lange ist er der Traum meiner schlaflosen Nächte und mit jedem Einsatzgebiet weit weg von mir steigt meine Angst, dass er mich verlässt, ohne je meine wahren Gefühle zu erfahren. Aber die Angst, meinen besten Freund durch mein Geständnis zu verlieren, ist ebenso groß.

"Ich möchte, dass du ihn kennenlernst. Sei lieb Magnus. Bitte", sagt er eindringlich. Die Ernsthaftigkeit seiner Worte lässt mich schwer schlucken. Es ist das erste Mal, dass er mir einen seiner Männer vorstellt. Das zeigt mir, wie ernst das Ganze ist. Ich hasse ihn jetzt schon. Dieser unbekannte Mann nimmt mir meinen besten Freund und das, was wir miteinander haben. Denn dass er mich jemals wieder so anfassen wird wie beim letzten Mal, mag ich doch stark bezweifeln. Innerlich verabschiede ich mich von ihm. Es tut jetzt schon so schmerzlich weh. Noch nie habe ich darüber nachgedacht, was sein wird, wenn er sich ernsthaft verliebt. Was wird sein, wenn mein bester Freund eine feste Beziehung mit einem anderen Mann eingeht? Der Gedanke war für mich nicht existent. Denn seine Liebhaber waren eben das. Liebhaber, ein Abenteuer für eine Nacht. Die einzige wiederkehrende Konstante war ich.

Wir kennen uns seit etwa fünfzehn Jahren. Ein Biologieprojekt und der missglückte Versuch, das Paarungsverhalten von Libellen bildlich darzustellen, scheiterten kläglich. Ich muss nicht erwähnen, dass unsere Note entsprechend schlecht ausfiel. Sie machte einen Großteil unserer Jahresnote aus und da mein damaliger Projektpartner immer gute Noten vorweisen konnte, war er umso deprimierter. Ich dagegen lag immer im oberen Mittelfeld und sah das nicht ganz so eng. Meine Noten verbesserten sich erst später, aber noch rechtzeitig für einen der begehrten Studienplätze. Trotzdem tat er mir leid und ich lud ihn ganz klischeehaft auf einen Eisbecher ein. Denn Eis hilft bekanntlich immer. So auch bei ihm, denn mein bester Freund ist eine kleine Naschkatze. Wir redeten und der einstige verschlossene Junge blühte förmlich auf, als ich ihm erzählte, dass mein Vater kommandierender Offizier bei der Army war. Denn schon damals schlug sein Herz für unser Land und der Wunsch eines Tages im Feld zu kämpfen und seine Lieben zu beschützen, wuchs stetig.

Wir redeten und lachten, aßen Eis und vergaßen die Zeit. Seit diesem Tag sind wir unzertrennlich und tief miteinander verbunden. In den nächsten Jahren gab es viele Momente, in denen ich froh war, ihn an meiner Seite zu haben. Als schwuler Teenager auf einer amerikanischen High-School hat man es nicht leicht. Aber mit ihm, als meinen Fels, waren die Blicke und entwürdigenden Worte nur halb so schlimm. Ich ertrug es stumm und bald darauf stolzierte mein bester Freund mit einem rosafarbenen Shirt und der Aufschrift 'Sorry girls I suck dicks' durch die Gänge unserer Schule. Begleitet wurde er von seiner Schwester, einer dunkelhaarigen Schönheit und seinem Adoptivbruder, dem blonden Schönling und Quarterback. Niemand traute sich etwas Negatives zu sagen. Die drei gingen erhobenen Hauptes und mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht durch den Tag und ich hörte nie wieder beleidigende Worte über mich. Denn mein bester Freund stand mir mit allem, was er hatte, zur Seite und wagte ebenso einen großen Schritt. Nie im Leben wollte er sich öffentlich outen. Wir hatten viele Gespräche, nachdem uns beiden klar war, dass wir das gleiche Beuteschema hatten. Dass er diesen Schritt ging, bedeutete mir unendlich viel und noch in dieser Nacht verlor ich meine Unschuld und er seine.

Jetzt hier mit ihm zu stehen, noch immer seinen Körper an meinem zu spüren, mit dem Wissen, dass es nie wieder so sein wird wie früher, macht mich unendlich traurig. Ich kann ihm nichts vormachen. Wir kennen uns so viele Jahre. Immer waren wir zusammen. Haben Höhen und Tiefen miteinander durchlebt und auch dunkle Zeiten überstanden.
"Du bist traurig", flüstert er. Würden wir nicht so dicht beieinander stehen, hätten die Stimmen der anderen Männer seine Worte verschluckt. Aber wir verstehen uns auch ohne Worte. Daher nicke ich nur und mein bester Freund zieht mich ruckartig in seine Arme. Wieder vergrabe ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Wieder ist es sein Geruch, der mein aufgewühltes Herz beruhigt.

"Bitte versuche es. Für mich", sagt er in mein Ohr und sein warmer Atem beschert mir augenblicklich eine Gänsehaut.
"Okay. Weil du es bist", antworte ich. Kaum dass wir uns wieder voneinander lösen, höre ich auch schon eine tiefe melodische Stimme.
"Hallo zusammen." Eine Spur Unsicherheit und eine Prise Nervosität. Ich hoffe, der Mann in meinem Rücken ist kein Weichei.
"Mags, das ist Andrew", höre ich meinen besten Freund sagen und könnte kotzen. Die gleichen Anfangsbuchstaben wie bei ihm. Super Initialen, wenn die beiden heiraten. Und schon läuft mein Kopfkino, bevor ich überhaupt einen Blick auf den Mann werfen konnte. Ich sehe meinen besten Freund in seiner Paradeuniform vor dem Altar und mich, wie ich in der letzten dunklen Ecke des Raumes stehe und stumme Tränen weine. Mit einem leichten Kopfschütteln vertreibe ich dieses doch für mich verstörende Bild und lege ein falsches Lächeln auf. Schwungvoll drehe ich mich um und das Lächeln verschwindet so schnell wie es kam.

Will er mich verarschen? Das ist jetzt nicht sein Ernst. Ist dieser Mann hier der Auserwählte? Das kann nicht sein. Sicherlich hat er uns verwechselt. Aber das ist anscheinend nicht so, denn mein bester Freund schiebt sich langsam an mir vorbei und legt seine Lippen auf die des Mannes mir gegenüber. Unweigerlich frage ich mich, was ich die letzten Jahre verpasst habe. Sein Beuteschema Mann ist alles andere als das, was hier vor mir steht. Alle Männer hatten braune oder schwarze Haare. Ihre Augen waren immer dunkel, grau oder braun. Sie waren mittelgroß und von athletischer Statur. Viele hatten einen dunkleren Teint als der meines besten Freundes. Aber das hier, dieser Mann, entspricht so gar nicht dem, was sich in den letzten Jahren im Schlafzimmer meines Freundes tummelte.

Vor mir steht ein großer Mann mit blonden, leicht gelockten Haaren und himmelblauen Augen. Seine Haut ist hell, und das warme Lächeln um seinen Mund erstreckt sich bis zu seinen Augen. Unbewusst scanne ich seinen Körper und sehe breite Schultern und kräftige Arme. Das schwarze Shirt, das er trägt, spannt über seiner muskulösen Brust und die Beine stecken in einer engen, hellgrauen Jeans. Alles in allem ist er ein wahrer Hingucker und der Traum einiger Männer hier im Kettenkasten. Aber meiner ist er nicht. Denn mein Traum, schiebt seine Hand auf meinen unteren Rücken und übt leichten Druck aus. Normalerweise genieße ich diese Art der Berührung sehr. Aber gerade ist mir das alles zu viel. Die Bedeutung seiner Worte wird mit jeder Sekunde deutlicher und der Schmerz in meinem Herzen immer größer.

"Magnus?", fragt mein bester Freund und ich erwache aus meiner Starre. Eine große Hand streckt sich mir entgegen und rasch ergreife ich sie.
"Ja hi. Ähm... ich bin Magnus", stammele ich. Das läuft hier ganz und gar nicht gut.
"Ich freue mich dich kennenzulernen. Ich habe schon einiges von dir gehört", sagt er lachend und ich schaue mit hochgezogenen Augenbrauen zu meinem besten Freund.
"Nur Gutes. Ich würde nie etwas Schlechtes über mein Babe sagen." Ich schlucke trocken. Babe. So nennt er mich immer, wenn wir allein sind. Auch ich verwende dann nicht seinen Namen. Für mich ist und wird er immer Honey sein. Auch wenn ich es in Zukunft wohl oder übel nicht mehr so oft sagen werde. Denn bei den verliebten Blicken, die sich beide zuwerfen, ist klar, dass es solche Abende der Zweisamkeit nicht mehr oft geben wird.

"Wollen wir uns setzen?", frage ich und lenke damit die Aufmerksamkeit von mir ab. Suchend schaue ich mich im Kettenkasten um und entdecke einen Tisch in der hinteren Ecke der Bar. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, steuere ich den Tisch an und nutze die kurze Pause, um kräftig durchzuatmen. Wir haben noch keine fünf Sätze miteinander gesprochen und schon fühle ich mich unwohl. Am liebsten würde ich wieder gehen. Aber das kann ich ihm nicht antun. Auch wenn es mir das Herz zerreißt und seine Nähe schon jetzt unendlich schmerzt. Seufzend schiebe ich meinen Körper auf den Stuhl und beobachte die beiden Männer, wie sie mir gegenüber auf der Bank Platz nehmen. Andrew legt sofort seinen Arm um die Taille meines besten Freundes und dieser schmiegt sich in die Umarmung. Mir bleibt die Luft im Halse stecken, das ist ein Anblick, den ich kaum ertragen kann. Ihre Hände liegen auf der Tischplatte und die Finger miteinander verschränkt ergibt das Ganze ein klares Bild. Ich habe verloren. Die Liebe meines Lebens ist verliebt. In einen anderen Mann und ich möchte einfach nur noch nach Hause und feuchte Tränen in mein Kissen weinen. Aber ich muss mich zusammenreißen und so tun, als würde ich mich für meinen besten Freund freuen.

"Es ist schön hier. Kommt ihr öfter her?", fragt Andrew. Ich nicke und höre der Erzählung über das Finden dieser Bar zu.
"Der Kettenkasten kam zufällig vorbei. Oder eher wir. Es ist sechs Jahre her. Nein, warte sieben. Sieben Jahre Babe", sagt er und lächelt mich liebevoll an. "Es war der letzte Abend, bevor ich zu meinem zweiten Einsatz berufen wurde. Wir waren feiern, Magnus und ich. Ein feuchtfröhlicher Abend mit jeder Menge Cocktails, die fruchtig-süß auf den Lippen klebten. Wir tanzten in einem Club und hatten eine entspannte Zeit. Bis so ein schmieriger Typ kam und Magnus nicht in Ruhe ließ." Ich erinnere mich noch genau an den Abend und auch an die Nacht. Seine Augen liegen mittlerweile nur auf mir und stumm nicke ich.

"Ich kam gerade vom Klo, als ich sah, dass Magnus in den Armen eines fremden Kerls lag. Nichts Ungewöhnliches. Warum nicht, dachte ich noch und bestellte gerade einen neuen Cocktail, als ich den skeptischen Blick des Barkeepers sah. Ich folgte seinem Blick und sah, dass Magnus versuchte, sich gegen die Annäherungen des Kerls zu wehren. Ich schwör dir Liebling, so schnell war ich noch nie auf der Tanzfläche. Du kannst dir vorstellen, was dann passierte", sagt er und grinst mich frech an. Auch ich muss bei dieser Erinnerung schmunzeln. Mein bester Freund zerrte den Kerl von mir und ich sabberte bereits bei diesem Anblick. Mit seiner beachtlichen Körpergröße und dem unverwechselbaren Spiel aus stahlharten Muskeln und tiefer rauer Stimme machte er ihm unmissverständlich klar, dass es besser wäre zu gehen. Ich atmete schwer und schaute ihn verliebt an. Ich wollte ihn so unbedingt in meinem Bett. Oder auf dem Klo des Clubs. Ganz egal, Hauptsache er vögelte mir den Verstand heraus.

"Die Lust nach Feiern war uns vergangen und wir verließen den Club. Wir waren gerade zwei Blocks gegangen, da fing es an, in Strömen zu regnen. So richtig dicke Tropfen und klatschnass zog ich Magnus in die nächste Bar. Und der Kettenkasten rettete uns vor einer Lungenentzündung", beendet er seine Erzählung. Andrew starrt ihn mit offenem Mund und großen Augen an. Die schwarzen Pupillen in seinen himmelblauen Augen haben sich in funkelnde rosa Herzen verwandelt. Dieser klischeehafte Kitsch ist zum Kotzen.
"Wie habt ihr euch kennengelernt?" Wieder eine Ablenkung. Eine schlechte. Zumindest für mich. Denn meine Frage kommt für mich unerwartet und eigentlich will ich es gar nicht wissen.
"Ich bin Arzt. Die Organisation, für die ich arbeite, ist in verschiedenen Krisengebieten tätig. Die Einheit meines wunderbaren Freundes war zur Sicherung unseres Konvois eingeteilt. Es gab immer wieder Schwierigkeiten mit den Rebellen. So haben wir uns kennengelernt. Bei der Arbeit", beantwortet er meine Frage und die schlanken langen Finger meines besten Freundes streicheln zärtlich über die Hand des anderen Mannes.

Fingerspitzen die kleine elektrisierende Funken und prickelndes Verlangen auf honigfarbener Haut auslösen. Wissende Hände mit einem sanften Streicheln der heißen Erregung. Meine wachsende Begierde und das Zittern eines Körpers. Ich fühle es. Ohne Gegenwehr nimmt mich das Gefühl gefangen und ich wünschte, Andrew wäre nie in dieses Kriegsgebiet gegangen. Meine Kehle ist staubtrocken und jeder Versuch, den dicken Kloß hinunter zu schlucken, schmerzt. Die Bedienung lässt heute lange auf sich warten. Wenn ich diesen Abend überstehen will, brauche ich unbedingt einen Drink. Oder auch zwei.
"Ich hole mal was zu trinken. Margaritas für jeden?", frage ich beiläufig und bin schon auf dem Weg zum Tresen. Den Protest von Andrew ignoriere ich. Schnell habe ich drei Gläser mit dem herrlich säuerlich fruchtigen Cocktail auf dem Tablett und gehe missmutig zu unserem Tisch zurück.

Gerade überlege ich, mich mit dem gefüllten Tablett auf dem Klo einzuschließen. Der Anblick, welcher sich mir bietet, bereitet mir Übelkeit. Bittere Galle steigt empor und ich schlucke trocken. Die Zunge meines besten Freundes steckt tief in der Mundhöhle von Doktor Andrew. Rosafarbene Lippen saugen aneinander und scharfkantige Zähne knabbern an Unterlippen. Die Hände von Andrew liegen vergraben in den weichen Haaren meines Freundes und dieser wiederum streichelt gierig die Haut unter dem schwarzen Shirt. Mir ist übel und gleichzeitig auch unsagbar heiß. Ich weiß genau wie sich seine Lippen anfühlen, wenn sie geschwollen von unzähligen süßen Küssen sind. Ich weiß welch wundersames berauschendes Spiel seine Zunge vollführt. Ich weiß, wie das Stöhnen aus seinem lieblichen Mund klingt. Tränen sammeln sich in meinen Augen und mit aller Kraft unterdrücke ich die Sturmflut. Ich versuche mich zu sammeln. So gut es geht. Jedoch ist das nicht so einfach. Das Spiel ihrer Zungen ist zum Kotzen eklig und innerlich verfluche ich diesen Kerl mit allem, was ich habe.

Die beiden Männer sind so sehr mit sich beschäftigt, dass sie die Umgebung komplett ausgeblendet haben. Sie bekommen nicht mit, dass ich mich wieder auf den Stuhl gesetzt habe. Ebenso wenig, dass vor jedem ein Glas des aromatischen Cocktails steht. Ich komme mir vor wie ein Voyeur. Es widert mich an meinen besten Freund und heimliche Liebe so zu sehen. Aber ich kann auch nicht wegschauen. Zu sehr erregt mich der Körper des Mannes, dem mein Herz gehört. Nur langsam löst sich die Blase voll rosa Wolken Kitsch auf. Beide blicken sich tief in die Augen und ich möchte so gerne schreien.
"Habt ihr Gold gefunden?", frage ich sarkastisch. Zwei verwirrte Männer starren mich an. Der eine reagiert schneller als der andere. Kein Wunder, er kennt mich seit fünfzehn Jahren.
"Sorry Magnus. Da ging es etwas mit uns durch", antwortet er lachend.
"Ja entschuldige. Und danke für den Cocktail", erwidert Andrew. Er bleibt freundlich, obwohl er lieber ein Bier gehabt hätte. Ich habe gehört, wie er es sagte, als ich aufstand. Aber ich habe es ignoriert.

"Auf uns", sage ich und mein Blick bohrt sich tief in die sturmgetränkten blauen Augen meines besten Freundes. "Schön, dass du wieder hier bist." Er schluckt ein paar Mal und räuspert sich dann, bevor seine vom Küssen geschwollenen Lippen sich auf den Rand des Glases legen.
"Warte Schatz", unterbricht Andrew ihn. "Der Barkeeper hat das Salz vergessen."
Ich lächele. Nein, hat er nicht.
"Nein hat er nicht." Sag ich doch. Luke weiß genau, wie wir unsere Margaritas lieben.
"Luke weiß, was er tut. Er weiß genau, wie wir unsere Margaritas lieben." Genau. Er ohne Salzrand. Ich mit zwei Scheiben Limetten.
"Magnus nimmt gerne zwei Scheiben Limetten. Er liebt es sauer. Und ich mag den Salzrand nicht. Ich trinke den Cocktail gerne süß." Er ist zum Niederknien schön und seine raue Stimme geht direkt in mein Herz.

Die nächsten zwei Stunden verbringe ich damit, mehrere Gläser zu leeren und meine Gedanken zu betäuben. Es gelingt spärlich, eigentlich so gut wie gar nicht. Und zu allem Übel, ist der Freund meines besten Freundes ein netter Kerl und wunderbarer Erzähler. Wir reden und tauschen Geschichten über unsere Zeit auf dem College aus. Andrew und ich besuchten beide das gleiche College und wie der Zufall es will, auch einen gemeinsamen Kurs. Psychologie Grundkurs. Ja, richtig. Ich habe einen Abschluss im Fachbereich Neuropsychologie. Vor etwas mehr als drei Jahren habe ich allerdings diesem Berufszweig den Rücken gekehrt. Und nun widme ich mein Leben homosexuellen Paaren und helfe ihnen, den schönsten Tag ihres Lebens gebührend feiern zu können. Das Doktor Andrew ein netter Kerl ist und meinen besten Freund anscheinend sehr glücklich macht, freut mich. Ja wirklich. Ich freue mich für die beiden, dass sie einander gefunden haben. Aber ich werde nicht ihre Hochzeit planen. Nie im Leben. Das überlasse ich meinem Assistenten Simon und den Heinzelmännchen. An diesem für meinen besten Freund schönsten Tag in seinem Leben werde ich mich nämlich hemmungslos betrinken und vögeln lassen. Vorzugsweise ein großer Kerl mit schwarzen Haaren und blauen Augen. Fuck was denke ich da?

Die blauen Augen meines Freundes liegen auf Andrews Lippen immer, wenn er spricht und ich kann einfach nicht mehr. Es ist zu viel. Einfach zu viel. Mein Herz tut so weh. Bei jedem Blick, jeder zärtlichen Berührung oder gemeinsamen Lachen frisst sich die Traurigkeit durch jede Faser meines Körpers. Es zerreißt mich von innen heraus. Ich schaffe das nicht länger.
"Ich muss mal kurz für Königstiger", sage ich und warte erst gar nicht auf eine Antwort. Fast schon panisch springe ich auf und die Wirkung der Alkohol beladenen Cocktails setzt sofort ein. Ich schwanke leicht und kurz verschwimmt meine Sicht. Mit wackeligen Schritten und einem komischen Gefühl im Magen begebe ich mich in den hinteren Teil des Kettenkastens zu den Toiletten. Ich habe Glück, es ist niemand zu sehen als ich schwungvoll die Tür öffne und in den kleinen Raum trete. Noch immer leicht panisch stürze ich zu den Waschbecken und lasse kaltes Wasser über meine Hände laufen. Abwechselnd mit den Handgelenken kühlt das Wasser meine erhitzte Haut und bald setzt die schmerzende Wirkung von Kälte ein. Erst nur ein wenig steigert sich das Empfinden und ich begrüße das Gefühl wie einen alten Freund. Oft stand ich während meiner Zeit auf der High-School in den Waschräumen und vergrub mein tränenfeuchtes Gesicht unter dem Mantel des Wassers. Denn mein Freund sollte nichts von dem Schmerz mitbekommen. Bis zu dem Tag, der unser schwules Leben veränderte.

Und nach so vielen Jahren stehe ich wieder einmal in einem Waschraum und versuche meine Tränen davon zu überzeugen, dass jetzt nicht der passende Moment für ein Comeback ist. Aber anscheinend haben sie sich gegen mich verschworen. Genauso wie mein Körper, welcher angefangen hat zu zittern. Erst nur leicht, dann immer mehr. Das Zittern verwandelt sich in Beben und ich kralle mich in die kühle Keramik der strahlend weißen Waschbecken. Es ist schon fast surreal. Der Mann meiner Träume ist mir so nah und doch meilenweit entfernt. Gerade ist es mir egal, dass jeder Gast des Kettenkastens mich bei Betreten des Raumes weinen sehen kann. Mit gesenktem Kopf und weißen Fingerknöcheln lasse ich meinen Emotionen freien Lauf. Es bringt nichts länger so zu tun, als würde mich das alles kalt lassen. Denn dem ist nicht so und ich war schon immer ein schlechter Lügner. Jeder sollte sich selbst gegenüber treu und vor allem ehrlich sein. Ich habe nie geleugnet, dass ich meinen besten Freund liebe. Nur gesagt habe ich es ihm bis heute nicht.

... to be continued...

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