🌸Seize - Réunion № 5🌸

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●Toygar Isıklı - Silinmiş Hatıralar (Melodie)●

Mrs. Gielow blätterte, an ihren Pult sitzend, in ihren Unterlagen rum, als die Tür mit einem Schlag geöffnet wurde und Kian Barroso in das Büro eintrat. Hinter ihm lugte Mrs. Gielows Sekretärin nervös hervor.

»Mrs. Gielow ich habe dem Herrn gesagt, dass Sie im Moment beschäftigt sind, aber er hat darauf bestanden Sie zu sprechen.«

Kian blickte atemlos und starr in Mrs. Gielows Richtung. Diese legte die Blätter in ihrer Hand nieder und rückte ihre Brille zurecht. Sie war verblüfft.

»Mr. Barroso, willkommen. Was für eine Überraschung. Ich dachte, unser nächstes Meeting wäre in zwei Tagen.«

»Ich muss mit Ihnen sprechen. Alleine.«

Er wirkte entschlossen, was Mrs. Gielow neugierig einen Moment später in ihren Sessel zurücklehnen ließ, ehe sie sich an ihre Sekretärin wandte.

»Ist schon in Ordnung. Ich werde Mr. Barroso dazwischen schieben.«

»Aber Ma'am was ist mit Ihren Terminen ?«

»Verschieben Sie sie, lassen Sie sich was einfallen.«

Die Sekretärin nickte stumm und schloss die Tür hinter sich, als sie den Raum verließ. Nur noch Kian Barroso und Tatjana Gielow waren in dem Büro präsent.

Mrs. Gielow erhob sich nicht von ihrem Stuhl, sondern bedeutete Kian mit einer Handbewegung auf dem Sessel vor ihrem Pult Platz zu nehmen.

»Setzten Sie sich doch bitte und erzählen Sie mir, wie ich Ihnen behilflich sein kann.«

Kian Barroso ließ sich auf den Sessel nieder und blieb einige Sekunden lang still sitzen, unwissend wo er beginnen sollte. Mrs. Gielow wartete geduldig und bemerkte, dass dieser seine Gedanken zu ordnen versuchte, bevor er anfing zu sprechen.

»Ich bitte um Verzeihung, dass ich Sie von Ihren wichtigen Terminen aufgehalten habe und unangekündigt hier erschienen bin.«

»Das ist keine Rede wert, Mr. Barroso. Möchten Sie mir vielleicht verraten, weshalb Sie gekommen sind

Kian presste die Lippen aufeinander. Eine Müdigkeit, Zerbrechlichkeit strahlte aus ihm heraus, weshalb Mrs. Gielow leicht die Stirn runzelte.

»Ich... ich weiß einfach nicht mehr weiter.«

Kian blickte auf seine Hände runter. Seine Stimme zitterte.

»Ich verliere sie von Tag zu Tag immer mehr. Sie entgleitet mir... Ich kann sie nicht mehr halten.«

Mrs. Gielow lehnte sich in ihrem Sessel zurück, verschränkte die Finger ineinander und lächelte. Kian, der mit dieser Reaktion nicht gerechnet hatte, blickte sie fragend an.

»Sie lächeln ? Was hat das zu bedeuten ?«

Mrs. Gielows Hand glitt an die Schublade unter ihrem Pult. Sie holte eine Akte heraus, die sie anschließend öffnete. Den Inhalt konnte nur sie zu sehen bekommen.

»Erinnern Sie sich noch an unseren ersten Termin ? An der Ihre Frau Sie ohne Ihres Wissens hierher gebracht hatte ? Sie waren nicht begeistert gewesen, als Sie das mit der Eheberatung erfahren hatten. Sie haben nicht daran geglaubt und öffnen wollten Sie sich auch keineswegs.«

Stille.

»Ich habe Sie beide beobachtet, Mr. Barroso und natürlich habe ich mir auch hierzu Notizen gemacht. So unbegeistert Sie auch am Anfang waren, Sie waren letztlich dann doch derjenige, der sich geöffnet hat. Bei Mrs. Barroso sehe ich das bedauerlicherweise leider nicht. Sie verschließt sich und hat nahezu panische Angst Ihre Wunden offen darzulegen

»Wissen Sie warum ich das nicht wollte ? Diese Eheberatung ? Weil ich wusste, dass Amira nicht sprechen würde. Monate lang davor ging es schon so. Sie war so wütend, so streitlustig ... ich habe nie verstanden warum. Irgendwann ist mir der Kragen geplatzt und ich... ich dachte, sie liebt mich einfach nicht mehr. Da wollte ich ihr genauso weh tun, wie sie mir weh getan hatte.«

Mrs. Gielow nickte verständnisvoll.

»Sie wollten Ihren eigenen Schmerz auf diese Weise lindern.«

»Es war töricht das zu glauben, denn das hat es nur noch vergrößert, mir nur noch mehr weh getan. Ich dachte mir, so sehr ich auch anfangs gegen diese Eheberatung war, dass... dadurch vielleicht doch noch eine Chance besteht, dass sich alles wieder zum Guten wendet.«

»Das hat es aber nicht...«

»Wäre ich sonst nun zu Ihnen gekommen ?«

Stille. Kian seufzte tief aus.

»Entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht so anfahren.«

»Keine Ursache, Mr. Barroso.«

»Es ist nur... ich kann sie einfach nicht mehr einschätzen. Ich weiß nicht, wo ich einzugreifen habe, wo ich sie zu halten habe, wenn sie von allen Seiten regelrecht zerfällt. Sie sagt, sie möchte diese Ehe nicht mehr, kann es nicht mehr ertragen. Sie sagt, ich dürfte mich mit anderen Frauen vergnügen, aber...«

»Aber dann wird Sie eifersüchtig...«

»Ja... und dann weckt das erneut die Hoffnung in mir, die Hoffnung, dass da noch ein Funke Liebe bei ihr vorzufinden ist, bis sie es dann mit ihren Worten wieder zunichtemacht.«

»Es verwirrt Sie.«

»Mehr als das ! Es macht mich wütend. So unglaublich wütend. Ich gebe es zu, manchmal habe ich es bewusst provoziert. Manchmal, wo ich wirklich dachte, die Ehe geht ganz den Bach runter, sind mir diese Gedanken aufgekommen, aber ich konnte es nicht tun. Jedes Mal, wenn ich eine andere Frau angeblickt habe, sah ich ihr Gesicht vor Augen.«

»Sie lieben Sie. So sehr Sie das aus Wut auch am Anfang unserer Sitzungen zu unterdrücken versucht haben, sind mir da einige Sachen aufgefallen, die aufzeigen, wie aufmerksam Sie Ihrer Frau gegenüber sind.«

Mrs. Gielow blickte auf ihre Akte nieder und las sich einige ihrer Notizen durch.

»Sie haben darauf geachtet, wie Ihre Frau den Kaffee trinkt, haben kund gegeben, dass Sie Ihre Familie ihretwegen den Rücken zugekehrt haben. Und was das allerwichtigste ist: Sie haben über Ihre Gefühle gesprochen. Sie haben gesagt wie sehr Sie es stört, dass Ihre Frau nichts Preis gibt oder, wie sehr Sie sich verändert hat. Ich habe viele Patienten insbesondere männliche, die nicht gerne Ihre Gefühle offenbaren oder sich diesbezüglich selbst Steine in den Weg legen nur damit Sie Ihr angekratztes Ego aufrechterhalten können. Sie haben es nicht getan... zuliebe Ihrer Frau nicht.«

»Doch gebracht hat es mir am Ende dennoch nichts. Ich habe sie verloren...«

Mrs. Gielow hob verwundert die Augenbrauen.

»Sie geben auf ?«

»Nein, nicht ich gebe auf, sondern sie tut es. Ich kann es nicht mehr ertragen sie so zu sehen. Seit Tagen ist sie krank, hat stark abgenommen. Sie steht, redet, blickt einen an, obwohl ich in ihren Augen regelrecht erkenne, dass sie innerlich schon längst nicht mehr kann. Mrs. Gielow wenn Sie sehen würden, dass vor Ihren Augen ein geliebter Mensch von Tag zu Tag immer mehr stirbt und Sie nichts dagegen unternehmen können, wie würden Sie sich dann fühlen ? Etwas so sehr zu wollen, aber es nicht zu schaffen ?«

»Zu schwach.«

»Ja... genau so fühle ich mich auch. So sehr ich es auch versucht habe sie immer übers Wasser zu halten... es geht nicht mehr, ich kann es nicht mehr verhindern. Sie ertrinkt.«

Kians Stimme brach zum Ende hin ab. Völlig fertig fuhr er sich mit der Hand erschöpft durchs Gesicht.

»Mr. Barroso, können Sie mir bitte ein erneutes Mal erzählen, wie Ihre Beziehung solch einen Lauf angenommen hat. Für mich möchten da einige Puzzleteile nicht zusammen passen. Sie hatten mir in einer der Meetings erzählt, dass trotz, dass Sie beide Ihre Emotionen nicht gleicherweise darlegen, Sie früher dennoch Kompromisse eingegangen sind. Davon habe ich jedoch bis jetzt kaum etwas zu sehen bekommen. Also... Sie sagten, dass es ungefähr vor einem halben Jahr oder sieben Monaten anfing, stimmt's ?«

Kian nickte langsam, schien zu überlegen, ehe er antwortete:

»Ehrlich gesagt kann ich Ihnen nicht genau sagen, mit was es angefangen hat. Es war plötzlich alles anders. Amira war plötzlich anders. Ich war zu dieser Zeit mit meinem Chef auf einer Geschäftsreise in Dänemark und Amira war damals noch meine Assistentin. Während ich mit meinem Chef im Ausland an Konferenzen teilgenommen habe, hat Amira hier meine Meetings organisiert oder ist meinen Beschäftigungen zu dieser Zeit nachgegangen.«

"Und als Sie dann zurück waren, war Sie anders sagen Sie ?«

Kian nickte.

»Ja, nach einer geraumen Zeit schon. Mir ist das erst im Laufe aufgefallen. Plötzlich hatte sie des Öfteren meine Nähe als Qual empfunden, wollte nichts mehr über meine Hobbys oder Beschäftigungen wissen, wollte mich nicht mehr auf Feten begleiten. Sie zog sich immer mehr aus dem sozialen Umfeld zurück und das Wichtigste, sie zog sich von mir zurück.«

Kian atmete tief aus.

»Den Höhepunkt des Ganzen erreichte es, als Sie dann wie aus dem nichts meinte, Sie wolle nicht mehr den Assistentinnen Posten nachgehen. Da nahmen die Streitereien erst recht zu, weil ich das nicht nachvollziehen konnte.«

»Und Sie wussten nie, was für ein Problem Mrs. Barroso genau hatte ?«

»Nein... nein. Wie denn auch, wenn sie nicht spricht und immer wieder neue Diskussionsthemen heraufbeschwört ? Irgendwann habe ich es gelassen. Mein Verstand hat schon längst kapituliert, aber mein Herz, es...«

Kians Augen füllten sich mit Tränen.

»Haben Sie in all den Stunden nichts herausfinden können ? Nicht Mal einen kleinen Ansatzpunkt ? Irgendetwas, was mir helfen könnte sie zu verstehen ?«

Mrs. Gielow ließ in Gedanken all die Stunden Revue passieren, ordnete Ereignisse Bildern zu, Mimik und Gestiken, bestimmten Worten. Kummervolle Augen flackerten in ihrem geistigen Auge auf und plötzlich fiel ihr ein kleines Detail wie Schuppen vor die Augen. Kian, der bemerkt hatte, dass Mrs. Gielows Gesichtsausdruck nichts Gutes zu bedeuten hatte, fragte am Ende seiner Kräfte:

»Mrs. Gielow, was ist mit meiner Frau los ?«

Sie hob den Blick an.

»Ich habe mich gerade falsch ausgedrückt. Ihre Frau hat zwar ihre Gefühle verborgen, aber ich erinnere mich an einen kurzen Moment, wo Sie ihre perfekte Fassade nicht mehr aufrechterhalten konnte.«

»Was meinen Sie damit ?«

»Ich werde etwas bei Ihrer Frau austesten, Mr. Barroso und wenn Sie die zu erwartende Reaktion von sich gibt, dann weiß ich womöglich ungefähr was Sie hat.«

»Wollen Sie mich aufklären ?«

»Im Augenblick nicht, nein. Ich bitte Sie nur darum, wenn Sie in zwei Tagen erneut mit ihrer Frau hierher kommen, sich bedeckt zu halten, bis ich Ihnen ein Zeichen gegeben habe.«

»Mrs. Gielow was wird das ?«

»So leid es mir auch tut, Mr. Barroso, das kann ich Ihnen nicht verraten. Es ist im Moment nur eine Vermutung, die uns vielleicht der Wahrheit näher bringen könnte. Ob diese Wahrheit ihnen gefallen wird, ist jedoch fraglich.«

»Warum sollte sie mir nicht gefallen ?«

»Weil Sie vielleicht danach endgültig Ihre Frau verlieren könnten.«

~
Die Stunde der Wahrheit nahte, mit jedem Glockenschlag, jeder Welle, die mit voller Wucht an einen Felsen knallte und ein ohrenbetäubendes Geräusch erzeugte. Er, Kian Barroso, war die Welle, sie, Amira Barroso, der Felsen und während er dachte, er würde sie besänftigen, sie sachte streicheln, erzeugten die Spritzer einen harten Aufprall, formten den Stein um, veränderten ihn... machten ihn unerkennbar.
Derweilen der Felsen immer ein Stück von sich, in die weiten Meere hinaus gleitend sah, bestrebten die Wellen die harte Schale dieser Mauer zu knacken. Er war blind um zu sehen, dass sie bereits gebrochen war, sie verzweifelt, weil sie sah wie ihre Seelenscherben sich im Wasser zerstreuten, verschwanden... und sie sie nicht mehr zusammenflicken konnte. War es also eine Straftat unwissend zu sein oder kraftlos ? Wer von beiden war schuldig ?
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