21. ...sind die Tage vor der Finsternis

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Angst lässt Zanas Herz flattern, kaum den Puls ihres Bruders wahrnehmen oder die immer angestrengtere Atmung des Prinzen. Angst um ihren Bruder und Aivoenas Entscheidung lähmen sie, Angst davor, dass sie Rausgeschmissen wird, ihr Bruder keine Rettung bekommen kann und vor der Wut Nannetes, die sie zweifelsohne auf Zana verspürt. Was macht sie, wenn ihr Bruder die Nacht nicht übersteht? Was macht sie, wenn ihr Prinz aufwacht und sie endgültige des Waldes verstößt? Noch nicht einmal ihren Bruder dürfte sie dann sehen, nicht mit ihm reden. Doch das wird nicht wichtig, wenn er die Nacht nicht überlebt, wenn er jetzt stirbt. Wäre sie nicht immer noch Efeu, das sich verzweifelt an den Bruder klammert, verzweifelt an dem was ihr immer am wichtigsten war, würde sie weinen

Sie hat keine Ahnung wie viel Zeit vergangen ist, als Aiovena die Tür reinkommt. Hinter ihr zwei Lichtwölfe und Nannete. Zanas Herz macht zugleich einen freudigen wie auch ängstlichen Sprung, als sie die Brünette sieht.

An dem Blick, den Aiovena dem Efeu an Rhians Handgelenk schenkt, weiß sie genau, dass Aiovena von ihrer Anwesenheit weiß.

Leg sie auf die Rücken meiner beiden Kameraden. Königin Sasuna überlebt nicht ohne Wasser, deswegen müssen wir die beiden zu ihr bringen. Sanft klingt ihre Stimme auch in Zanas Kopf und ist somit die Stille Erlaubnis an sie, zumindest solange zu bleiben, bis es Rhian wieder gut geht. Dennoch verwandelt sie sich nicht, bleibt an seinem Arm, seiner Hand, als Nannete ihn vorsichtig auf den Rücken des einen Wolfes legt.

Langsam und bedacht gehen sie nach draußen. Der Brunnen schimmert matt im Dämmerlicht. Die letzten, oder sind es die ersten, Strahlen der Sonne malen wunderschöne Farben in den Himmel, nur durchbrochen von den kalten grauen Wolken, die dichter als zuvor den Himmel bedecken. Je näher die Stunde der Dunkelheit kommt, desto massiger schwellen sie an. Schließlich halten sie neben dem vollen Brunnen. Das Wasser schwappt über den Rand, wann immer sich die anmutige Nixe in ihm bewegt. Obwohl sie nass sind, fallen Königin Sasunas blaue Haare sanft über ihre Schulter. Irgendwo glaubte Zana gehört zu haben, dass sie ihr erstes Kind erwartet.

Kurz darauf findet sich auch Marie auf dem Hof ein, eine blassgrüne Kerze in der Hand. Noch ist sie nicht entzündet, doch Zana ahnt wofür sie gut ist.

Kannst du ihnen helfen? fragt Aiovena nach und kurz mustert die blaugrüne Frau die beiden jungen Männer.

"Ja, aber ich brauche ungereinigtes Nymphenblut", antwortet sie schließlich. Nannete stöhnt auf.

"Ihr Königreich ist gefallen, wie sollen wir jetzt an dieses Blut kommen?", fragt Marie.

Zanas Herz setzt einen Schlag aus. Ihre Heimat war gefallen? Ihr Eltern tot? Noch fester klammert sie sich an ihren Bruder, an alles was ihr noch bleibt. Aiovena schaut indessen ruhig auf Zana, wartet bis sie sich wieder einigermaßen gefasst hat.

Zana? fragt sie dann einzig die Nymphe. Langsam lässt Zana sich fallen, löst den Griff um ihren Bruder, weil sie weiß, dass sie nur so ihn retten kann. Noch bevor sie den Boden berührt, verwandelt sie sich zurück und versucht das Zittern der Angst, der Trauer und Unsicherheit zu unterdrücken. Erfolglos.

Sowohl Marie als auch Nannete holen überrascht und hörbar Luft.

"Was muss ich machen?" fragt sie die Königin, Tränen laufen ihre Wange unbemerkt hinunter und leise hallt ihre Stimme durch die Dämmerung.

"Nimm das Messer." Sasuna deutet auf Maries Hand und schwach sieht sie dort den Wiederschein einer silbernen Klinge aufblitzen. Zitternd nimmt die Nymphe es von dem Mädchen entgegen und dreht sich wieder zur Königin.

"Wir heilen erst den Prinzen", beschließt diese und Zana wird ganz bang. Was, wenn ihr Bruder es bis dahin nicht überlebt, der Fluch sein Herz erreicht und er stirbt? Dennoch geht sie mit zitterndem Atem zu dem besten Freund ihres Bruders, dem sie von heute an Treue schulden würde, ihrem neuen König. Auf einem Wink hin stellt Marie die angezündet Kerze neben Zana, während die Dunkelheit der Nacht sich weiter über das Schloss beugt.

"Du musst ihm eine Wunde an der Kehle zufügen, eine kleine reicht schon, nicht fest, sonst verblutet er", fährt die Königin fort.

Es fällt Zana schwer, einen vorsichtigen Schnitt zu platzieren, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken.

"Jetzt träufelst du Blut von dir in die Flamme und drückst sie auf die Wunde", erklärt die Königin ehe sie einen Singsang in einer fremd klingenden Sprache anstimmt.

Vorsichtig säubert sie erst das Messer, ehe sie sich selbst eine längliche Wunde am Finger verpasst und das Blut auf die orange Flamme Tropfen lässt, die sofort grasgrün wird, wie die Farbe ihres Blutes. Vorsichtig nimmt sie die Kerze auf, dreht sie und drückt sie blind auf die Wunde. Zischend erlischt die Kerze und die Königin beendet ihren Singsang.

Wie ein Ertrinkender schnappt Aron nach der frischen, kühlen Luft, saugt dann tief die wohltuende Klarheit in seine verkümmerte Lunge.

Jetzt ihr Bruder! Schnell, doch zittrig, hastet Zana zu ihm, setzt auf königliche Weisung hin einen Schnitt über seinem Herz. Indes stimmt die Königin wieder ihren Singsang an. Diesmal lässt jeder der Anwesenden Blut auf die Flamme tropfen, die von Marie entfacht wurde. Auch bei Rhian erlischt die Flamme, kaum dass sie die Wunde berührt und hastig greift Zana nach seinem Handgelenk, sucht fahrig seinen Puls. Tränen der Erleichterung rinnen ihre Wange hinunter, als sie das kräftige Pulsieren seines Blutes unter ihren Fingern spürt. 

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