5 | Livie

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Mit triefenden Haare verließ ich das Schwimmbad und stieg auf mein Fahrrad. Grundsätzlich hätte ich mich gerne mit Sophie und Marine getroffen, aber heute hatte sich Papa ausnahmsweise einen Tag freischaufeln können, da musste ich zuhause sein.

Ich hatte gerade mein Fahrrad in die Einfahrt geschoben und war die wenigen Stufen zur Haustür hinaufgelaufen, als die Tür sich öffnete und Luc mich angrinste.
„Livie! Du bist zuhause!", rief er strahlend und krähte dann ins Haus hinein: „LIVIE IST ZUHAUSE!"

Während verschiedene Stimmen von innen, die Lucˋs Ruf aufgrund des Grundlautstärkepegels vermutlich gar nicht gehört hatten, hinausdrangen, führte Luc mich in die Garderobe, nahm mir Schuhe und Tasche ab und meinte, immer noch strahlend, zu mir: „Papa ist schon da! In der Küche!"

Ich bedankte mich bei meinem Bruder und lief in die Küche. Lächelnd umarmte mich mein Vater. „Livie, content que tu es là!" Ich befreite mich aus seiner Umarmung und lachte. „Ich bin immer da. Schön, dass wir dich mal zu Gesicht bekommen!"

Das Gesicht meines Vaters veränderte sich, nun blickte er verärgert. „Klingt da schon ein Hauch von Vorwurf mit? Du weißt schon, dass wir dieses finanziell unbeschwerte Leben in der Großfamilie nur führen können, weil ich arbeite? Und ich finde das auch nicht schön!" Jetzt hatte er sich reingesteigert, wand sich aber empört ab.

„Natürlich weiß ich das, Papa und ich wollte dir auch keinen Vorwurf machen. Es ist einfach schön, dass wir diesen Nachmittag zusammen verbringen können. Désolé.", versuchte ich es erneut.
Sichtlich besänftigt drehte sich mein Vater wieder zu mir um. „Und wie sieht es mit deinen Noten aus?", fragte er.

Es ärgerte mich, dass diese Frage immer zuerst kam. Zählten an mir denn nur meine Noten? Warum fragte er nicht, wie es mir ging, wie mein Tag war, ob alles okay war? Aber ich wollte den dünnen Frieden ja nicht brechen, gerade wenn er mal zuhause war.

„Alles okay", antwortete ich und blickte ihm in die Augen. „Was heißt das, alles okay?", fragte er. „Wo sind deine letzten Arbeiten?"
Brav trottete ich in mein Zimmer, um die Arbeiten zu holen.
Eigentlich wusste mein Vater, dass er sich bei mir keine Sorgen machen musste. Schule war nie ein Problem für mich gewesen.

Ich hatte andere Hürden, Freundschaften zu schließen war mir immer schwer gefallen.
Und außerdem waren Noten doch nicht so wichtig, oder?

Ich griff nach den Papieren, die auf meinem Schreibtisch lagen. Zwei Einsen in Arbeiten in Englisch und Französisch, eine 3+ im Mathe-Kurztest, die meinen Durchschnitt aber nicht runter zog.
Wirklich alles in Ordnung. Wenn meine Eltern Topnoten wollten, mussten sie sich eher bei Yasmine Sorgen machen.

Doch vielleicht war das auch der Grund, warum mein Vater bei mir so streng war.
Ich war immer die Musterschülerin gewesen und sollte es auch bleiben.
Das war mein Status in der Familie, das, was mich ausmachte.

Aber war das wirklich das, was mich ausmachte oder kannte mein Vater mich bloß nicht wirklich?

Ich reichte meinem Vater die Arbeiten und er schien zufrieden. Sprachen waren ihm wichtig, darin lag die Verständigung.
Beim Mathe-Test runzelte er die Stirn. „Wieso nur eine drei? Du wirst in Zukunft mehr lernen, oui?"
Beschämt senkte ich den Kopf. „Oui."

Wütend nahm ich meine Arbeiten zurück und ging in mein Zimmer.
Ich hatte genug.
Schnell lief ich die Treppe hinunter und stieg auf mein Fahrrad. Jetzt brauchte ich erstmal eine Auszeit.

Als ich das Lavendelfeld erreichte, hatte ich mich schon leicht beruhigt.
Zuerst lehnte ich das Fahrrad an einen Baum und lief dann ein bisschen durch den Lavendel, bis ich mich zwischen ein paar Sträuchern nieder ließ.
Ich zwirbelte die Blüten zwischen meinen Händen und atmete den Duft ein.

Warum sah mein Vater mich nicht, wie ich mich fühlte? Warum durfte ich nicht mehr als „gute Noten" sein? Warum?

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro