5 - Zweifel

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Ich war noch in Gedanken an meine Flucht vertieft, weswegen ich zuerst gar nicht realisierte, dass die Tür vor mir aufgezogen wurde und eine wild gewordene Herde an Dienstmädchen und Dienern mein Gepäck hinein brachte. Irgendjemand, der hinter mir stand, schub mich sanft hinterher. Ich hätte es wissen müssen. Als ich das Innere des Zimmers erblickte, hätte ich am liebsten laut aufgeschrien. Allerdings fehlte mir dazu derzeit die Energie.

Was war falsch mit diesen Leuten? Hatten sie keine besseren Ideen, wo sie ihr Geld hinstecken könnten?

Ich fühlte mich mehr als je zuvor wie eine Investion die zwischen Parteien hin und her geschoben wurde. Meine Koffer fanden kaum Platz, da das Zimmer bereits aus allen Nähten platzte. Ich musste kurz die Augen schließen, da ich einfach nicht wusste wo ich hinsehen sollte.

Mehr Kleider als ich selbst mitgebracht hatte, hingen an einer goldenen Stange zu meiner Rechten und wenn ich mich nicht irrte, dann war der Schrank daneben auch nicht leer. Zu meiner Linken stand ein zierlicher Mamortisch, der übersäht war mit Schmuck in jeglicher Ausführung. Gleißendes Sonnenlicht, dass durch ein großes Fenster hinter dem Tisch fiel, ließ den Schmuck in allen Farben leuchten.

Ach du liebes bisschen, waren das Diamanten? Diese Menschen machten mich so fertig! Glaubten sie wirklich, dass ich die brave kleine Prinzessin vom Ende der Welt miemen würde, wenn sie einfach nur genug Reichtümer anhäuften?

Ich versuchte einen Schritt in den Raum hinein zu machen, aber es war kaum möglich, da jeder freie Platz, der nicht von einem Bediensteten oder meinen Koffern besetzt war, übersäht war mit Schuhen. Ich atmete einmal ganz tief ein. Ich schloss erneut die Augen und versuchte mehrmals ganz ruhig ein und aus zu atmen.

Als ich meine Augen erneut öffnete konzentrierte ich mich weiterhin auf meine Atmung. Jetzt einfach nur ruhig bleiben. Dann beobachtete ich für eine Weile das Treiben in meinem Zimmer, dass mich immer mehr an eine Ameisenkolonie erinnerte. Wie schafften sie es nur sich so schnell zu bewegen ohne etwas umzuschmeißen oder jemanden anzurempeln? Das mussten wahre Profis sein.

"Entschuldigen Sie, Miss", sprach mich plötzlich ein auffälliges Dienstmädchen mit roten Haaren an, dass keines von meinen eigenen war. Erschrocken erwachte ich aus meinem tranceartigen Zustand.

"Wie bitte?", nuschelte ich nur abwesend und versuchte mich auf sie zu konzentrieren.

"Miss, wir würden jetzt gerne damit beginnen eine Auswahl für Sie zu treffen. All diese Sachen wurden eigens für Sie angefertigt und jetzt liegt es an uns das beste Sortiment für Sie zusammenzustellen. Zuerst würden wir jedoch gerne mit dem Kleid für heute Abend beginnen", erklärte sie schneller als jeder Wasserfall und ich hatte Schwierigkeiten ihr zu folgen.

"Warten Sie", bekomme ich schließlich heraus. "Heute Abend?", frage ich nur, da ich anscheinend die Fähigkeit verloren habe vollständige Sätze zu bilden.

"Ja, naürlich heute Abend! Ihr Verlobungskleid wurde sogar vom Schneider der Königin höchstpersönlich angefertigt."

Das Wort "Verlobung" spukte wie ein Fluch durch meinen Kopf. Die Verlobung. Meine Verlobung. Sie fand heute Abend statt. Darüber hatten sie vorhin geredet, über heute Abend. Alle machten sich fertig für heute Abend. Unseren Abend. Das Wort steckte, wie ein Kloß in meiner Kehle fest.

Wie hatte ich das vergessen können? Seit einer Ewigkeit wusste ich, dass direkt nach unserer Ankunft die Verlobung stattfinden sollte. Aber ich war so in Gedanken versunken gewesen, über die Vergangenheit, über die Wendungen, die meine Zukunft noch nehmen konnte. Und über El.

Plötzlich traten mir Tränen in die Augen und ich drehte mich erschrocken zur Seite. Das rothaarige Mädchen schien viel zu sehr in ihren Zeitplan vertieft zu sein, als dass sie auf mich geachtet hätte. Alle Anderen die geblieben waren folgten ihr mit den Augen, als sie zielstrebig auf den viel zu großen Schrank zu schritt und ihn schwungvoll öffnet.

Ich starrte das Kleid an, dass sie nun vorsichtig aus dem Schrank hervor zog. Es war weiß. Da war viel zu viel weiß. Es war bodenlang und der weiße Stoff endete gerade über den Brüsten, während sich ein durchsichtiger silberner Stoff bis über die Schultern zog und unter den Brüsten ein V bildete. Der gleich Stoff umwickelte einmal die Taille und der darunter beginnende weiße Stoff war durchwoben von kleinen, funkelnden silbernen Steinen. Es sah aus, wie ein Hochzeitskleid.

Jetzt waren all meine Atmungsübungen umsonst. Ich keuchte und konnte mich nur knapp vor einem Hustenanfall retten. "Bitte, ich...möchte...", setzte ich an und scheiterte kläglich.

"Wie bitte, Miss? Haben Sie etwas gesagt?", fragte mich die Rothaarige und ich hatte das Gefühl, dass sie mich für dumm hielt. Soweit kam es noch!

"Ich möchte bitte für einen Moment alleine sein", bekomme ich plötzlich klar über meine Lippen. Wut hatte mich schon immer motiviert. Was denkt sie, wen sie hier vor sich hat?

"Aber Miss, uns bleiben nur noch einige Stunden und wir müssen den Zeitplan einhalten..."

"Einige Stunden", zitiere ich sie, "sollten genug sein um eine kleine Pause einzulegen und jetzt verlassen sie sofort mein Zimmer!", sagte ich eiskalt und blickte ihr dabei bestimmt in die Augen.

"Natürlich Miss", erwiderte sie eingeschüchtert und scheuchte die anderen mit sich nach draußen.

"Eins noch", sagte ich laut und alle blieben ruckartig stehen. "Ich gebe ihnen Bescheid, wenn sie weiter machen dürfen. Davor möchte ich unter keinen Umständen gestört werden."

Ich sah ihr an, dass sie mir wiedersprechen wollte. Aber sie tat es nicht. Oder eher, sie durfte es nicht. Ich hätte sofort darauf gewettet, dass sie gleich los rannte, um sich eine Befungnis von jemanden zu besorgen, der über mir stand. Schön, dass sollte mir etwas Zeit verschaffen. Als sie endlich alle draußen waren, schlug ich mit Wucht die Tür ins Schloss.

Jetzt war ich allein. Und während ich durch mein Zimmer starrte, auf die Schuhe, den Schmuck, die Kleider, das Kleid, wurde mir bewusst, dass ich mich noch nie so einsam gefühlt hatte. Eingesperrt mit einer Lawine aus toten Gegenständen, eingeschlossen von toten Wänden und als Lichtblick nur ein kleiner, warmer Sonnenstrahl. Ich riss das Fenster auf.

Girieg sog ich die Luft ein. Aber es brachte nichts. Mein Hals schien sich immer weiter zusammen zu ziehen. Jetzt war meine Atmung hektisch und mein Herz raste. Vom Schwindel gepackt, stolperte ich über ein paar Schuhe und musste mich am Fensterrahmen festkrallen um mein Gleichgewicht wieder zu finden.

Sollte das wirklich mein Leben sein? Ich war weit weg von allem was ich liebte, von den Personen, die mir am wichtigsten waren und die Menschen hier schienen nichts, aber auch nichts mit mir gemein zu haben. Ich hatte niemanden. Ich hatte keinen Freund, der mir helfen würde aus diesem Gefängnis zu entfliehen und heute Abend würde ich dieses Kleid tragen. Mein schreckliches und zugleich unleugbar wunderschönes Kleid, dass ich zu meiner Verlobung tragen würde. Meine Verlobung mit einer Person, die ich nicht liebte.

Eine Person, die ich nicht einmal zu kennen schien. Eine Person, bei deren Gedanken mein Blut zu gefrieren schien. Deren Anwesenheit mir heute Adrinalin durch die Adern gepumpt hat. Aber nicht vor Aufregung, nicht vor Wut, nur vor Furcht.

Noch nie hatte mich jemand jemals so angesehen. Als wäre ich nichts. Als wäre er leer.

Vom äußeren Schein war da viel Ablehnung und Missgunst in seiner Mimik gewesen und auch wenn mich das traurig machte, war es doch nichts im Vergleich zu der Angst, die mich durchzogen hatte, als er mich mit seine leblosen Augen ansah.

Was um Himmels Willen war in den letzten drei Jaren passiert?

Er war immer ein ruhiges Kind gewesen und die meiste Zeit hatte er teilnahmslos am Rand verbracht, aber er hatte stets eine gelassene Reaktion auf einen meiner verbalen Angriffe gehabt. Manchmal war da dieses leicht angedeutete Grinsen gewesen, nachdem er mir erneut nur durch eine Bewegung seiner Augenbrauen mitgeteil hat, dass er mich einfach nicht ernst nehmen konnte.

Auch wenn ich es erst sehr spät erkannt hatte, hatte ich doch gesehen, dass so viel mehr in ihm steckte. Dass sich hinter seiner gleichgültigen Fassade, so viele Gefühle im Verborgenen hielten. Dass er vielleicht nicht mein Traumprinz war, aber dennoch alles andere als langweilig.

Aber er war nie kalt gewesen. Meine Beine fühlten sich taub an und ich ließ mich erschöpft zu boden sinken. Mir wurde erneut schwindelig und ich schloss die Augen. In diesem Moment sah ich plötzlich Els Blick vor meinem Inerrenauge und riss sie daraufhin erschrocken wieder auf. Tränen schossen mir in die Augen und jetzt schaffte ich es nicht mehr sie aufzuhalten. Ich schlang meine Arme fest um meine Beine.

Wieso ließ er mich alleine zurück? Wie konnten drei Jahre einen anderen Menschen aus ihm machen? Was war nur mit ihm passiert?

Es kommt mir wie Gestern vor, als wir uns mit vierzehn verabschiedet hatten. Wie es war als er ankam und wie anders alles war als er wieder abreiste. Wie sehr er sich damals in meinen Augen verändert hatte. Wie das auch mich verändert hatte.

Es fühlte sich an wie Gestern, aber es war drei ganze Jahren her, dass El und ich sowas wie Freunde wurden.

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Heyho zusammen,

ich habe das Gefühl, dass ich übermäßig viel über ihre Atmung in diesem Kapitel schreibe :D

Sagt mir Bescheid, wenn ich etwas davon rausnehmen sollte ;)

Ansonsten wie immer: supergerne Feedback! Auch gerne dazu, wie ihr die Charaktere oder die Entwicklung der Geschichte findet.

Hoffe ihr habt einen schönen Tag!

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