Sieben

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Die Welt dreht sich, doch sie dreht sich ohne mich. Würde ich mich mitdrehen, wäre mir vielleicht nicht so schwindelig. Wenn ich die Augen schließe, wird es schlimmer. Wenn ich sie öffne, kommt mir fast die Kotze hoch.

Ich sehe an mir herab, sehe Miko, der über meinen Bauch gebeugt ist. Sehe die Spritze in seiner Hand, sehe, wie er das scheiß Heroin in mich hineinpumpt. Irgendwo dort, wo meine Haut mal weich und sauber und schön war. Ich will ihn anbrüllen, dass er aufhören soll und gleichzeitig will ich ihn festhalten, damit er mir auch ja den letzten Tropfen noch injiziert. Ich will ihn hassen, aber das kann ich nicht. Verschwommen erinnere ich mich an das erste Mal. Damals habe ich es noch freiwillig und selbstständig gemacht. Damals wollte ich es nur ausprobieren, wollte die Leere in mir ersticken, wollte meine Trauer, meine Wut, meine unendliche Einsamkeit zumindest für ein paar Stunden vergessen.

Mittlerweile macht Miko es zu neunundneunzig Prozent. Er macht es einfach, ohne mich zu fragen. Manchmal sogar morgens, wenn ich noch schlafe und er schon wach ist.

Und ich weiß nicht, ob ich ihn dafür verabscheue oder liebe.

Seine Hand gleitet zu meinem Hosenknopf, mit der anderen zieht er mein schmutziges Oberteil noch höher, greift nach meinen Brüsten, als wären sie seine Stütze. Miko ist so kaputt, dass er Sex und Drogen braucht, um atmen zu können.

Und dennoch kann ich ihn dafür nicht verurteilen, denn ich bin kein Stück besser als er.

Als er meine Hose runterzerrt und mich mit seinen dreckigen Zähnen anlächelt, seinen Schwanz rausholt und in mich hineinstößt, weiß ich nicht, ob es eine Vergewaltigung ist oder nicht.


"Emelie! Ist schon gut, bitte beruhig dich! Bitte, es ist alles in Ordnung. Es tut mir leid!" Keuchend öffne ich die Augen, blinzele die Tränen weg. Espen hockt vor mir, beide Hände auf meinen Schultern, die Augen voller Reue. Es tut ihm leid, aber das hilft jetzt auch nicht mehr. Zitternd hebe ich den Arm, taste blind nach dem Hahn der Dusche, finde ihn, drücke ihn hoch. Eiskaltes Wasser, prasselt auf uns herab, als wäre es Schneeregen, als wäre es ein Wasserfall.

Espen weitet erschrocken die Augen, will das Wasser wieder abschalten, aber ich schlage seine Hand weg, klammere mich am Hahn fest.

"Lass es an", sage ich. "Bitte."

Er nickt. Kurz scheint er zu überlegen, dann setzt er sich hin, schlingt, genau wie ich, die Arme um die angezogenen Beine und sieht mich schweigend an. Seine Haare werden zu kleinen Regennestern, bis sie irgendwann komplett nass sind. Das Wasser läuft sein Gesicht herab, saugt sich in seine Klamotten, färbt sie dunkel. Er zittert, ich zittere nicht.

"Warum tust du das?", fragt er. Sogar seine Stimme bebt.

"Weil es hilft."


"Verfickte Scheiße, Emelie! Jetzt hör auf zu heulen, das hast du dir selbst zuzuschreiben."

Das Wasser ist kalt, so kalt, es ist kalt wie das Herz meiner Mutter, kälter sogar. Es ist wie tausend Nadelstiche, es ist wie ein Schraubstock, der sich um die Lunge legt und sie zusammenpresst, es ist wie eine Ohrfeige, tausend hintereinander.

"Du musst lernen, dein altes Leben hinter dir zu lassen, hörst du?" Ragnar sieht mich wütend an. Er steht vor mir, hält die Duschbrause direkt auf mich. "Hör auf, deinen Erinnerungen nachzuhängen! Hör auf, darüber zu sprechen! Hör auf, hörst du? Hör auf damit!"


Das Wasser ist aus. Espen hat mir scheinbar ein Handtuch um die Schultern gelegt. Er selbst hat sich auch in eins eingewickelt. Ragnar musste das nie tun, denn Ragnar ist selbst nie nass geworden. Ragnar hat auch so einen kühlen Kopf bewahrt.

"Es tut mir leid."

"Das ist mir egal."

Er lächelt. Warum lächelt er? "Das weiß ich."

"Das ist nicht lustig."

"Das weiß ich auch."

"Dann hör auf zu lächeln."

"Okay."


Als ich aufwache, klopft Miko meinen Arm ab. Er sucht, er findet, er durchbricht mit der Nadel meine Haut.

So dünn wie ein Blatt Papier.

Mein Kopf füllt sich mit Sonnenstrahlen.

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