3 - Danke, lieber Thunfisch!

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In der Mittagspause treffe ich mich wie jeden Tag mit Rhett vor der Mensa. Ein anzügliches Grinsen umspielt seine Lippen, als er mich fragt: „Du und Em also, hm?" Er stößt mir spielerisch mit dem Ellenbogen in die Seite, weshalb ich gequält mein Gesicht verziehe. Immer diese dämlichen Footballer, die ihre Kraft nicht einschätzen können ...

„Ganz schön clever, Shirin als Tarnung zu nehmen. Du hättest mir aber ruhig sagen können, dass du Interesse an meiner Schwester hast. Ich könnte mir sowieso keinen besseren Freund für sie vorstellen als dich."

Moment mal, was?! Ich und Interesse an Emery? Niemals! Wie zum Teufel kommt Rhett auf so einen Schwachsinn?

Hoffentlich drehen nicht irgendwelche blöden Gerüchte ihre Runde an der Brooklyn High, denn dann kann ich mir meine Chancen bei Shirin direkt wieder abschminken.

„Nimm es mir nicht übel, Mann, aber deine Schwester ist echt nicht mein Typ", murmele ich entschuldigend. „Für mich gibt es nur Shirin und das weißt du auch."

„Ach ja?" Rhett zieht misstrauisch seine Augenbrauen in die Höhe. „Und warum warst du dann gestern Nachmittag bei uns, ohne dass ich davon wusste? Meine Mom hat dich gesehen, wie du unseren Hof verlassen hast."

Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt. Hätte Emery dieses Missverständnis nicht einfach direkt beim Abendessen aufklären können?

Ich seufze, ehe ich meinem besten Freund antworte: „Em hilft mir dabei, Shirin und Cameron auseinanderzubringen."

Im ersten Moment lacht Rhett so herzhaft, als hätte ich den Witz des Jahrhunderts gemacht, doch als ich nicht in sein Gelächter miteinsteige, scheint er zu realisieren, dass meine Worte ernstgemeint sind.

Seine Mundwinkel verziehen sich zu einer schmalen Linie und in seinen Augen funkelt Missmut auf.

„Warum sollte dir Em dabei helfen? Sie ist schließlich Shirins beste Freundin."

„Ja, und Cameron ist ein Arsch!", erwidere ich sofort genervt. „Ich bin deiner Schwester jedenfalls sehr dankbar. Im Gegensatz zu dir hilft sie mir wenigstens dabei, meiner Traumfrau näherzukommen."

„Oh man." Rhett schüttelt fassungslos den Kopf. „Dir ist echt nicht mehr zu helfen, Luca, oder?"

„Nö. Der Zug ist schon lange abgefahren", grinse ich, bevor ich mit meinem besten Freund an der Seite die Mensa betrete. Gemeinsam stellen wir uns an der Essensausgabe an und setzen uns wenig später mit unseren merkwürdig riechenden Pizzastücken an einen freien Tisch.

Hoffentlich bekomme ich von dem Thunfisch keinen Durchfall!

***

Wie schon so oft im Leben scheint mein Karma den größten Spaß daran zu haben, mich vorzuführen und leiden zu lassen, denn mitten im Matheunterricht macht sich auf einmal mein blubbernder Magen bemerkbar.

Oh oh, das klingt gar nicht gut.

Auch wenn ich weiß, dass mich Mister Johnson dafür zum Nachsitzen verdonnern könnte, schiebe ich ruckartig meinen Stuhl zurück, springe auf und haste dann mit den Worten „Tut mir leid, aber ich muss echt ganz dringend auf die Toilette!" aus dem Klassenzimmer.

So schnell mich meine Beine tragen können, renne ich zu den Jungs-Toiletten, wo ich mich direkt in der ersten Kabine einsperre, meine Hose öffne und mich keuchend auf die Schüssel fallen lasse.

Halleluja, das war knapp!

Es dauert keine zwei Sekunden, da scheide ich auch schon die Pizza vom Mittagessen aus.

Verdammt! Warum war ich auch so blöd und habe mir noch ein zweites Stück geholt, obwohl der Thunfisch so schlimm wie Kuhmist gerochen hat?

Ich bleibe noch ein paar Minuten auf der Toilettenschüssel sitzen, bis ich mir sicher bin, dass mein Bauch nicht erneut rebellieren wird. Im Schnellverfahren wische ich mir den Hintern ab, ziehe meine Hose wieder hoch, betätige die Klospülung und wasche mir abschließend mit Seife die Hände.

In dem Moment, in dem ich die Jungs-Toilette verlasse, öffnet sich auch die Tür der Mädchen-Toilette, die sich auf der gegenüberliegenden Seite befindet.

Wie es das Schicksal so möchte, ist Shirin diejenige, die auf wackeligen Beinen in den Schulflur tritt. Obwohl sie wie immer wunderschön aussieht, ist dieses Mal etwas anders an ihr.

Es dauert einen kurzen Augenblick, bis mir auffällt, wie blass sie im Gesicht ist.

Unter normalen Umständen wäre ich viel zu schüchtern gewesen, um sie anzusprechen, aber da wir uns schon heute Morgen miteinander unterhalten haben, schlucke ich meine Angst hinunter und steuere Shirin mit zielstrebigen Schritten an.

Dass es ihr nicht gutgeht, ist nicht zu übersehen.

„Shirin?", frage ich sie vorsichtig, als ich vor ihr zum Stehen komme. „Ist alles okay?"

Ihre blauen Augen irren orientierungslos durch die Gegend, bis sie nach etwa zehn Sekunden auf mir landen. Ihre Pupillen sind glasig und sehen aus, als wären sie von einem milchigen Schleier überzogen.

Oh je ...

Da sich Shirin noch immer an der Türklinke der Mädchen-Toilette festhält, lege ich vorsichtshalber einen Arm um ihre Schultern, damit sie nicht wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt.

Erst jetzt, wo ich Shirin so nahe bin, dass ich ihren süßen Rosenblütenduft inhalieren kann, bemerke ich, dass sie am ganzen Körper zittert und dass ihre Stirn von Schweißperlen gesäumt wird.

„Shirin?", wiederhole ich mich besorgt.

„Hm?"

„Ist alles okay?"

Dieses Mal reagiert sie auf meine Frage und schüttelt langsam den Kopf. „Ich glaube, die Thunfischpizza ist mir nicht so gut bekommen."

Ich weiß, dass es verdammt nochmal unangebracht ist, doch ein breites Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. In diesem Moment liebe ich das Schicksal – oder lass es meinetwegen auch das Karma sein – dafür, dass ich diese ekelige Pizza gegessen habe und im Gegenzug mit Durchfall bestraft wurde.

Eigentlich ziemlich witzig, dass uns dieses Mal nicht der Plan von Emery und mir zusammenführt, sondern Thunfisch.

„Kö-Können wir kurz rausgehen?", reißt mich Shirin aus meinen Gedanken in die Realität zurück. Sofort nicke ich und lasse meinen Arm von ihren Schultern zu ihrer Taille wandern, um ihr noch mehr Halt zu geben.

Ganz langsam kämpfen wir uns einen Weg aus dem stickigen Schulgebäude, bis wir wenig später den Schulhof erreicht haben. Auf einer Bank, die im Schatten bei den Tischtennisplatten steht, lassen wir uns mit einem gewissen Sicherheitsabstand zueinander nieder.

Ich beobachte Shirin dabei, wie sie ihre Augen schließt und tief ein und ausatmet. Zum Glück lässt das Beben ihres Körpers relativ schnell nach und auch ihr Gesicht nimmt wieder eine gesunde Farbe an.

Damit sich Shirin nicht unwohl fühlt oder schämt, verrate ich ihr: „Ich saß gerade auch wegen der Thunfischpizza mehrere Minuten auf dem Klo. Du bist also nicht die Einzige, die beinahe von dem Mensaessen vergiftet wurde."

Tatsächlich heben sich Shirins Mundwinkel zu einem minimalen Lächeln an. „Eigentlich übergebe ich mich nur, wenn ich zu viel Alkohol trinke", murmelt sie leise. „Na ja, auf Thunfisch werde ich die nächste Zeit auch erstmal verzichten."

„Besser ist es."

Irgendwie tut es mir total leid, dass es Shirin so schlecht geht. Vermutlich hört sich das komisch an, aber ich wäre gerne bei ihr gewesen, um ihre Haare zurückzuhalten und ihr beruhigend über den Rücken zu streicheln.

Da ich unsere gemeinsame Zeit nicht mit Schweigen vergeuden möchte, versuche ich Shirin mit meinem Humor zu beeindrucken, indem ich sie frech angrinse: „Scheint so, als hätten wir beide nicht nur ein Talent im Bett, sondern auch ein Problem mit Thunfisch."

Shirin lacht. Es ist süß, wie sich dabei Grübchen in ihre Wangen bohren und sie ihre Nase kräuselt. Sofort sieht sie wieder viel fitter und fröhlicher aus. Wahnsinn, was ein einfaches Lächeln alles bewirken kann.

„Wie heißt du überhaupt?", möchte Shirin auf einmal von mir wissen, womit sie mich ehrlich gesagt ein bisschen aus der Bahn wirft.

Dass sie nach meinem Namen fragt, ist ein verdammt gutes Zeichen, oder? Meiner Meinung nach zeigt sie mir nämlich damit, dass ich ihr Interesse geweckt habe.

Obwohl mein Herz nun fünfmal so schnell schlägt, wie zuvor, bemühe ich mich, nach außen hin cool und gelassen zu wirken. „Ich heiße Luca", antworte ich Shirin schließlich. „Merk dir diesen Namen am besten."

„Ich garantiere für nichts", erwidert Shirin mit einem entschuldigenden Lächeln. „Im Namenmerken bin ich eine richtige Niete."

„Kein Problem. Du kannst mich auch einfach Gott oder Schatz nennen!"

Jetzt hebt Shirin zweifelnd ihre Augenbrauen. „Gott oder Schatz?", wiederholt sie kopfschüttelnd. „Du weißt aber schon, dass ich einen Freund habe, oder?"

Ja, leider. Es wäre mir lieber, wenn ich dieses Arschloch nicht kennen würde.

Damit Shirin nicht bemerkt, dass ich mehr über sie weiß, als es normale Schüler an der Brooklyn High tun, lüge ich: „Ach echt? Das wusste ich gar nicht. Wer ist denn dein Freund?"

„Cameron Kingsley." Bei seinem Namen schleicht sich ein glückliches Funkeln in Shirins babyblaue Augen. Noch schlimmer ist allerdings das verliebte Lächeln, das ihre Lippen umspielt.

Bestimmt hat dieses Arschloch Shirin hypnotisiert. Anders kann ich mir nicht erklären, warum sie immer noch an seiner Seite ist.

„Cameron?" Ich runzele gespielt verwirrt die Stirn. „Sei mir nicht böse, aber muss ich den kennen? Geht er auf unsere Schule?"

Langsam bröckelt Shirins Lächeln. Stattdessen wirkt sie verunsichert und ein bisschen irritiert. „Äh, na ja, er ist der Kapitän des Footballteams."

„Ach so." Ich zucke mit den Schultern. „Football interessiert mich nicht."

Daraufhin breitet sich ein merkwürdiges Schweigen zwischen uns aus. Einerseits bereue ich es, so abweisend mit Shirin gesprochen zu haben, aber andererseits soll sie ruhig merken, dass ihr Freund nicht der König der Schule ist.

Außerdem steht Shirin ja sowieso auf Bad Boys, nicht wahr?

Es fällt mir unheimlich schwer, mich von der Bank zu erheben und dann an Shirin gewandt zu sagen: „Ich denke, wir sollten zurück in den Unterricht. Nicht, dass unsere Lehrer gleich noch Suchtrupps losschicken müssen."

Natürlich würde ich mich gerne länger mit Shirin unterhalten, aber wenn ich ihr von Anfang an zeige, wie toll ich sie finde, werde ich schnell uninteressant und langweilig – das hat Emery jedenfalls behauptet.

„Also dann ..." Ich lächele ihr zum Abschied noch einmal zu. „Bis bald, Shirin."

„Bis bald, Gott!"

***

Als am Nachmittag der schrille Gong ertönt, der mich von meiner komischen Musiklehrerin Miss Howards befreit, packe ich schnell meine Sachen zusammen und stürme dann aus dem Gebäude. Eigentlich möchte ich mich sofort auf den Weg zum Gym machen, aber als ich Emery am Schultor entdecke, die sichtlich gelangweilt auf einem Kaugummi herumkaut, entscheide ich mich für einen kurzen Abstecher zu ihr.

Emerys braune Augen weiten sich überrascht, als ich vor ihr stehenbleibe.

„Luca?", fragt sie mich verunsichert. „Was willst du? Shirin müsste jeden Moment kommen. Besser, sie sieht uns nicht zusammen, bevor sie noch misstrauisch wird."

Da muss ich Em ausnahmsweise mal recht geben. Trotzdem kann ich meine Neugierde nicht zügeln, weshalb ich von ihr wissen möchte: „Hat Shirin schon irgendetwas über mich gesagt?"

Hoffnung keimt wie eine Blume in meinem Inneren auf.

„Ja. Sie findet dich süß."

Mein Herz bleibt stehen, nur um gleich darauf doppelt so schnell weiterzuschlagen.

Oh mein Gott! Hat Emery das gerade wirklich gesagt? Das ist mit Abstand der allerbeste Tag in meinem Leben!

Nicht mehr lange, dann erkennt Shirin endlich, dass wir zwei wie füreinander geschaffen sind!

„Hör auf, so dämlich zu grinsen, Luca", unterbricht Emery meinen kleinen Freudenausbruch, indem sie die Augen verdreht. „Dass Rini dich süß findet, ist definitiv kein Kompliment. Sie findet selbst Käfer und die Orks aus Der Herr der Ringe süß."

Kaum sind Emerys Worte verklungen, schlucke ich schwer.

Vermutlich sollte ich es dann eher als eine Beleidigung auffassen, dass mich Shirin als süß bezeichnet.

Verdammt! Ich muss unbedingt ein noch besseres Arschloch werden, um ihr Herz zu erobern.

„Du hast gesagt, dass Cameron eine wandelnde Red Flag sei ...", lenke ich das Thema von mir ab. „Was genau macht er denn, außer Shirin zu betrügen?"

Emery seufzt einmal. „Er meldet sich nie von sich aus, er kann keine Kompromisse eingehen, er verbietet Shirin, feiern zu gehen und männliche Freunde zu haben, und er tut so, als wäre sie sein Dienstmädchen. Reicht dir das oder soll ich noch mehr Red Flags an diesem Typen aufzählen?"

„Das reicht."

Wieder frage ich mich, warum Shirin überhaupt mit Cameron zusammen ist?! Er schätzt sie nicht wert, sondern nutzt sie eiskalt aus.

Ich muss es unbedingt schaffen, Shirin aus seinen manipulativen Fängen zu befreien. Am besten so schnell, wie möglich!

„Danke, Em." Ich zwinge mir ein gekünsteltes Lächeln auf die Lippen. „Leg nochmal ein gutes Wort für mich ein, okay? Wir sehen uns."

Emery salutiert lachend. Dann mache ich auf dem Absatz kehrt und trete den Weg zum Fitnessstudio an.

Von wegen ich sei nur süß ... Warte es ab, Shirin! Schon bald wird sie sich gar nicht mehr an mir sattsehen können. Darauf verwette ich meine Konsole – und die ist mir echt heilig!

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