5 - Humor? Defekt!

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Mit Emery im Schlepptau laufe ich zu Shirin, um sie zu begrüßen. Shirin trägt noch immer ihr rosafarbenes Kleid, was ihr wirklich ausgezeichnet gut steht. In der Kombination mit ihren blonden Locken, die wie ein Wasserfall über ihre Schultern fließen, erinnert sie mich an eine Prinzessin.

„Hey, ihr beiden", lächelt Shirin Emery und mich gutgelaunt an. Während sie Em in eine kurze Umarmung verwickelt, muss ich mich mit einem simplen Handheben beglücken.

Na ja, zumindest ignoriert sie mich nicht, richtig?

Mir liegt schon ein blöder Spruch wie „Gib Flosse, Genosse" auf der Zunge, da kommt mir Shirin zum Glück zuvor, indem sie ankündigt: „Ich gehe mich dann mal eben umziehen." Mit diesen Worten verschwindet sie in einer der vielen Umkleidekabinen.

Im Gegensatz zu Emery ist Shirin eine lahme Schnecke. Ich habe keine Ahnung, ob sie noch eine Intimrasur vornimmt oder sich für den Fall der Fälle die Zähne putzt, doch sie ist eine halbe Ewigkeit verschollen.

Sie braucht fast eine Viertelstunde, bis sie endlich aus der Kabine tritt und mit einem breiten Grinsen „Fertig!" ruft.

Na endlich ...

Insgeheim freue ich mich auf einen knappen Bikini, der Shirins Figur perfekt betont, weshalb die Enttäuschung umso größer ist, als ich sie in einem kurzen Neoprenanzug entdecke.

Was zur Hölle?!

Diesen komischen Fetzen hätte ich eher Emery zugetraut, aber doch nicht einer Schönheit wie Shirin!

Vermutlich spricht mein schockierter Blick Bände, denn Shirin sagt an mich gerichtet: „Cameron mag es nicht, wenn ich mich so freizügig im Freibad zeige. Deshalb ziehe ich ihm zuliebe einen Neo an." Leider klingt Shirins Stimme weder genervt noch anderweitig negativ. Nicht einmal die Augen verdreht sie bei ihrer Aussage.

Wenn ich ihr Verhalten gerade richtig deute, dann ist es für sie normal, sich von Cameron Befehle erteilen und unterdrücken zu lassen.

Wahrscheinlich schieße ich mir mit meiner nachfolgenden Frage ein Eigentor, aber ich kann mein Entsetzen nicht herunterschlucken und muss von Shirin wissen: „Warum lässt du dir das gefallen? Dein Freund sollte dir nicht vorschreiben, wie du dich zu kleiden hast."

Daraufhin seufzt Shirin. „Du verstehst das nicht, Luca!", benutzt sie dieselbe dämliche Ausrede, wie schon heute Mittag in der Schule. „Warte erstmal ab, bis du einen Menschen liebst. Dann würdest du auch alles für diese Person tun."

„Nein!", widerspreche ich ihr sofort. „Ich würde mich definitiv nicht wie ein Hündchen herumkommandieren lassen und auch nicht selbst zum Diktator werden!"

Auch wenn es mir im Herzen wehtut, muss ich so langsam Shirins gesunden Menschenverstand anzweifeln. Wenn sie nicht von Cameron erpresst oder bedroht werden sollte, dann ist sie einfach nur dumm, einem solch toxischen Arsch treu und loyal zu bleiben.

Weil ich merke, dass die Stimmung zu kippen droht, zwinge ich mir nun wieder ein Lächeln auf die Lippen und frage Shirin dann: „Was hältst du von einem Wettrutschen? Der Gewinner darf sich etwas vom Verlierer wünschen."

Leider gibt mir Shirin eine andere Antwort als erhofft.

„Ich gehe heute nicht ins Wasser", erklärt sie mir. „Ich habe nämlich erst morgen meinen Haarwaschtag."

Obwohl ich keine Ahnung habe, was das bedeutet, nicke ich. Zwar wäre es schön gewesen, gemeinsam mit Shirin im Wasser herumzutoben – ungefähr so, wie ich es schon mit Emery getan habe – aber es gibt ja noch genug andere Möglichkeiten im Freibad.

„Wollen wir dann vielleicht Tischtennis spielen? Oder Volleyball?"

Während Emery ein begeistertes „Oh ja!" von sich gibt, enttäuscht mich Shirin mit einem desinteressierten „Ne".

„Was möchtest du denn dann machen?"

„Mich in die Sonne legen und Musik hören", kommt prompt ihre Antwort.

Ernsthaft? Dafür muss ich aber nicht extra in ein Freibad fahren, sondern könnte es mir auch zuhause im Garten bequem machen.

Na ja, jedem das Seine, richtig?

Da ich nicht erneut mit Shirin diskutieren, sondern ihr Herz erobern möchte, stimme ich ihrem Vorschlag notgedrungen zu. „Gute Idee", lüge ich. „Dann lass uns mal ein schönes Plätzchen suchen."

***

Der Nachmittag im Freibad ist eine Katastrophe. Zwei verdammte Stunden liegt Shirin in ihrem Neoprenanzug in der Sonne und hört mit ihren Kopfhörern Musik. In dieser Zeit schenkt sie mir weder einen Blick noch versucht sie, mich in ein Gespräch zu verwickeln.

Am liebsten würde ich wieder mit Emery ins Wasser gehen und eine Revanche im Wettrutschen fordern, aber weil ich Shirin keine falschen Signale senden möchte, langweile ich mich lieber auf meinem Handtuch.

Ich bin erleichtert, als wir irgendwann unsere Sachen zusammenpacken, uns umziehen und danach das Freibad verlassen. Da Shirin noch zu einem Abendessen bei ihren Großeltern eingeladen ist, verabschiedet sie sich schnell von uns, sodass am Ende nur noch Emery und ich übrigbleiben.

„Oh man", murmele ich niedergeschlagen. „So habe ich mir den Tag definitiv nicht vorgestellt."

Bei meinen Worten bildet sich ein mitleidiges Lächeln auf Emerys Lippen. „Ach, ganz so schlimm war es doch nicht, oder?", fragt sie mich mit einem hoffnungsvollen Funkeln in den Augen. „Also mir hat unser Wettrutschen Spaß gemacht."

Tatsächlich zupft nun auch an meinen Mundwinkeln ein schwaches Grinsen. Ich gebe es nicht gerne zu, aber rückblickend war die Zeit mit Emery heute am schönsten.

Was ich daraus lerne? Nie mit Shirin ins Freibad oder an den See fahren, wenn sie nicht ihren Haarwaschtag hat!

„Du hattest doch nur Spaß, weil du geschummelt hast!", antworte ich Emery schließlich und zwinkere ihr dabei zu. Sie lacht und möchte etwas erwidern, doch ich komme ihr zuvor, indem ich sie verzweifelt frage: „Wie schaffe ich es bloß, Shirin von mir zu überzeugen, Em? Ich habe das Gefühl, dass sie mich gar nicht richtig wahrnimmt ..."

Während ich seufze, fällt Emerys fröhlicher Gesichtsausdruck in sich zusammen. Tiefe Furchen graben sich in ihre Stirn, als sie behauptet: „Du musst Geduld haben, Luca. Und eventuell an deinen Arschloch-Fähigkeiten arbeiten."

„Ich möchte aber gar kein Arschloch sein!", erwidere ich wie aus der Pistole geschossen.

Es nervt mich, mich verstellen zu müssen und eine Rolle zu spielen, die überhaupt nicht zu mir passt.

„Tja ..." Emery tätschelt vorsichtig meine Schulter. „Dann solltest du wohl nochmal überlegen, ob Shirin wirklich die Frau deiner Träume ist oder nicht!"

***

Den ganzen Abend und die halbe Nacht denke ich über Emerys Worte nach.

Ist Shirin es womöglich gar nicht wert, dass ich um sie kämpfe?

Seit fünf verdammten Jahren habe ich sie immer nur aus der Entfernung angehimmelt. Jetzt, wo ich ihr endlich so nahe bin, darf ich mir meine Chance nicht selbst kaputtmachen.

Vielleicht bin ich noch nicht das perfekte Arschloch, das Shirins Interesse geweckt hat, aber was nicht ist, kann ja noch werden, richtig?

Ich werde auf jeden Fall nicht aufgeben und weiterhin um Shirins Herz buhlen – koste es, was es wolle!

Wie es jetzt weitergeht? Ganz einfach: Erstmal das Internet nach neuen Anmachsprüchen durchforsten!

***

Als ich am nächsten Morgen aufwache, liegen dunkle Ringe unter meinen Augen. Obwohl ich furchtbar müde bin und mich am liebsten für die nächsten Stunden unter meiner Bettdecke verstecken würde, zwinge ich mich dazu, meinen Hintern in die Schule zu bewegen.

Scheinbar meint es das Schicksal ausnahmsweise sogar mal gut mit mir, denn Shirin hockt allein auf einer Bank und tippt auf ihrem Handydisplay herum. Das ist meine Chance, ein paar Pluspunkte bei ihr zu sammeln.

Mit schnellen Schritten laufe ich auf sie zu und räuspere mich leise, sobald ich vor ihr zum Stehen komme.

Shirin schaut auf und lächelt, als sie mich erkennt.

Oh Gott, ihre babyblauen Augen sind so wunderschön! Und dieses Lächeln ... Ich glaube, ich schmelze gleich.

„Hey Luca." Shirin klopft auf die freie Fläche neben sich. Mein Herz macht einen aufgeregten Hüpfer und sofort komme ich ihrer Aufforderung nach, mich ebenfalls auf die Bank zu setzen. „Alles klar bei dir?"

„J-Ja", stammele ich überfordert.

Irgendwie kann ich gerade nicht so richtig realisieren, dass sich Shirin von sich aus mit mir unterhält. Besser kann dieser Donnerstagmorgen überhaupt nicht starten!

Mein ganzer Körper kribbelt und ich fühle mich, als würde ich unter Strom stehen.

‚Bleib ruhig, Luca!', ermahne ich mich gedanklich. ‚Und vermassele das jetzt bloß nicht!'

Ich hole noch einmal tief Luft, um meinen rasenden Herzschlag zu beruhigen, ehe ich mich bei Shirin erkundige: „Wie, ähm, wie war das Abendessen mit deinen Großeltern?"

„Ätzend", seufzt sie.

„Oh. Warum?"

„Na ja, sie haben die ganze Zeit Cameron kritisiert. Sie halten ihn für einen verzogenen und eingebildeten Schnösel, der alles in den Arsch geschoben bekommt."

Auch wenn es nicht nett ist, kann ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Ohne Shirins Großeltern zu kennen, weiß ich, dass ich sie lieben würde. Im Gegensatz zu ihrer Enkelin scheinen sie wirklich gute Menschenkenntnisse zu haben.

Am liebsten würde ich Shirin sagen, dass ihre Großeltern Recht haben, aber da das Thema Cameron Kingsley sehr ermüdend ist, lenke ich unser Gespräch besser in eine andere Richtung. „Möchtest du einen Witz hören?", frage ich Shirin erwartungsvoll. „Vielleicht muntert dich das ein bisschen auf."

Erst zuckt Shirin nur mit den Schultern, dann seufzt sie und sagt irgendwann: „Na gut, meinetwegen. Aber wehe, dein Witz ist schlecht!"

Oh je, mit Druck und hohen Erwartungen kann ich leider überhaupt nicht gut umgehen ...

Ich versuche mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, als ich von Shirin wissen möchte: „Warum haben Frauen nur vier Gehirnzellen?"

Sie überlegt ein paar Sekunden, bevor sie zugibt: „Keine Ahnung. Sag es mir!"

„Für jede Herdplatte eine!"

Während ich über meine eigenen Worte lache, schaut mich Shirin bloß unzufrieden aus ihren blauen Augen an. Leider scheine ich dieses Mal ihren Humor um mehrere Kilometer verfehlt zu haben.

Ich möchte mich gerade für meinen unpassenden Witz entschuldigen, da fragt mich Shirin mit bissiger Stimme: „Was ist der Unterschied zwischen Männern und Käse?"

„Äh", grübele ich. „Männer stinken nicht?"

„Falsch! Käse reift, Männer nicht!" Mit diesen Worten schnappt sich Shirin ihren Rucksack, schultert ihn und entfernt sich danach mit schnellen Schritten in Richtung Schulgebäude.

„Verdammt!", fluche ich. Eigentlich dachte ich, dass Shirin über meinen Witz lachen würde, aber scheinbar hat sie sich davon angegriffen gefühlt. Das nächste Mal sollte ich mir also keinen frauenfeindlichen Witz überlegen.

Ich bin so sehr in meinen Gedanken versunken, dass ich zusammenzucke, als sich plötzlich jemand neben mich auf die Bank plumpsen lässt.

Ein kurzer Blick zur Seite verrät mir, dass es sich bei der Person um Emery handelt.

„Was hast du zu Shirin gesagt?", erkundigt sie sich neugierig bei mir, ohne mich davor zu begrüßen. „Sie sah ziemlich angepisst aus."

Na toll ... Jetzt muss ich mir also nicht nur neue Witze und Anmachsprüche überlegen, sondern auch eine gute Entschuldigung.

„Ich habe ihr einen Witz erzählt", gebe ich Emery nach einigen Sekunden eine vage Antwort.

„Welchen?"

Ich seufze. „Warum haben Frauen nur vier Gehirnzellen?"

Zu meiner großen Überraschung schmunzelt Emery wissend. „Lass mich raten: Für jede Herdplatte eine Gehirnzelle, richtig?"

Ich nicke.

„Oh man, Luca, manchmal bist du echt ein Idiot. Nicht alle Mädchen finden frauenfeindliche Witze lustig."

„Ja", murmele ich zerknirscht. „Das habe ich gemerkt."

Um mich von meinen Gewissensbissen abzulenken, lasse ich meine Augen zu Emerys T-Shirt wandern. Auch wenn ich ihre Oberteile schrecklich finde, muss ich zugeben, dass ich jeden Tag gespannt bin, für welches Kleidungsstück sie sich entschieden hat.

Heute trägt Em ein schwarzes Shirt, auf dem ein Pinguin mit Wanderstock und Rucksack abgebildet ist, der einen Berg erklimmt. Darunter steht in schnörkeligen Buchstaben Ich bin nur wegen des Kaiserschmarrns hier geschrieben.

Oh man ... Die Sprüche werden echt immer niveauloser. Trotzdem kann ich nicht verhindern, dass sich ein belustigtes Grinsen auf meine Lippen schleicht.

„Du solltest dich unbedingt bei Rini entschuldigen", lenkt Emery meine Aufmerksamkeit wieder auf ihre Augen.

Ich schüttele mich einmal kurz, ehe ich ihr mit einem „Ja, du hast Recht" zustimme.

Womit könnte ich Shirin wohl eine Freude machen? Vielleicht mit Blumen oder einer Tafel Schokolade?

Je länger ich über eine potenzielle Entschuldigung nachdenke, umso mehr verwerfe ich diesen Gedanken wieder.

„Weißt du was, Em?", frage ich meine Gegenüber mit einem frechen Grinsen. „Ich denke, ich werde mich doch nicht bei Shirin entschuldigen."

„Ach ja? Und warum nicht?"

„Ganz einfach: Weil sie mich dann endlich für ein Arschloch hält!"

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