14-Katzen

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Noch immer fassungslos starre ich auf den Stapel an Badeanzügen und Bikinis vor mir. Mittlerweile befindet sich alles auf meinem Bett, nachdem Harry und ich den Haufen unter uns aufteilten und hochtrugen.

Wieder und wieder bedankte ich mich auf dem Weg bei ihm, musste freudig strahlen, was er nur kopfschüttelnd erwidern konnte.

Für ihn stellt seine Tat keine große Sache dar, aber ich finde es so aufmerksam von ihm.

Er hat mich beobachtet, mein Problem erkannt und für eine Lösung gesorgt.

"Jetzt kannst du diese Freizeit auch genießen", sagte er mit einem Seufzer, als er seinen Haufen auf meine Decke fallen ließ. Voller Stolz schlug er die Hände zusammen, bevor er diese in die Hüfte stemmte. "Und ich muss nicht mehr fragen."

Am Ende war er von meinem ständigen "Danke" nur noch genervt und teilte mir mit, dass ich innerhalb der nächsten zehn Minuten ihn draußen am See treffen soll. "Es gibt keine Ausrede", rief er mir zu, während er mein Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.

Jetzt habe ich die Qual der Wahl.

Die Badeanzüge sind wunderschön.

Einer von ihnen ist rot, nur der Saum wurde mit weißem Stoff benäht. Der Ausschnitt am Rücken ist tief geschnitten. Ein anderer Badeanzug ist schwarz. Einfach schwarz, doch seine Träger Kreuzen sich im Rückenbereich. Und dann gibt es noch den mit den Gänseblümchen, welchen Harry hasst.

Von den Bikinis sind einige sehr knapp geschnitten, bedecken das Nötigste. Zudem sind sie in grellen Farben, andere schlicht in weiß oder eintönigen Farben. Auf einem der Höschen steht auf dem Po in dicken Buchstaben "BeachBae." Ein anderer hat "Baewatch" als kleine Aufschrift auf dem kleinen Anhänger an der Schleife stehen.

Bei den ganzen Kleidungsstücken frage ich mich, wie das auf umstehende Leute im Geschäft gewirkt haben muss. Harry, wie er hunderte Badeanzüge und Bikinis kauft, immer mehr auf seinen Arm oder in den Einkaufskorb legt.

Zudem ist mir aufgefallen, dass er alle Preisschilder von den Stücken gerissen hat. Nur bei einem Oberteil hatte er es vergessen. Bei dem Preis wäre ich fast ohnmächtig geworden.

Irgendwie lockt es mich einen der freizügigeren Bikinis anzuziehen.

Einfach aus dem Grund, dass ich damit über mich selbst ein Stück hinaus wachse. Und weil meine Mutter mir solch Badebekleidung immer verboten hat. Auch als ich älter wurde äußerte sie immer stark ihre Missgunst gegenüber meiner freizügigen Kleidungswahl.

Und ich will meine Mutter einfach nicht enttäuschen.

Jedoch ist sie jetzt nicht hier und würde davon nie erfahren.

Deshalb wähle ich mir einen roten Bikini aus, der aus mehr Schnüren als allem anderen besteht. Er gefällt mir sehr. Ich mag den Schnitt, da ich glaube, dass er gut meine Figur betont und ich mag die knallige Farbe.

Allerdings fällt mir der blaue Badeanzug mit den Gänseblümchen wieder ins Auge.

Es ist auch verlockend Harrys Reaktion darauf zu sehen. Er hasst ihn.

Ich mag ihn dadurch nur noch mehr. Und deswegen entscheide ich mich für den Badeanzug, begebe mich mit dem Stück ins Bad und beeile mich, ihn anzuziehen. Freude breitet sich in mir aus, auch Neugier auf den Gesichtsausdruck des Mannes.

Bevor ich gehe mustere ich mich noch einmal im Spiegel. Tief verläuft der Ausschnitt im vorderen Bereich nicht, dafür geht der im Rücken umso tiefer. Eng schmiegt sich der Stoff um meinen Körper, schenkt mir ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein.

Ich fühle mich wunderbar, verlasse voller Stolz das Bad.

Mit großen Schritten eile ich die Treppen nach unten, laufe aus der Haustür raus.

Die Sonne scheint mittlerweile kräftig durch die Wolken am Himmel, der Wind weht nur sanft durch die Blätter der Bäume. Das Wasser auf dem See schwappt an das Ufer.

Dort steht Harry, gekleidet in Badeshorts und einem schwarzen Shirt, den Blick auf den See gerichtet. Sein Rücken ist mir zugedreht und er hat mich auf der Veranda noch nicht bemerkt.

Er wirkt etwas angespannt.

Doch lasse ich mich davon nicht einschüchtern, laufe barfüßig die Stufen der Veranda hinab und eilig über die Blätter und durch das Gras, direkt auf den Mann zu. Seine Locken wehen sanft im Wind.

Als ich nur noch wenige Meter von ihm entfernt bin bemerkt er mich und dreht sich um. Die grünen Augen wandern von meinem Gesicht runter zu meinem Körper, wo er bei dem Badeanzug stehen bleibt.

Amüsiert schüttelt er seinen Kopf und kann sein Schmunzeln nicht verstecken. "Warum habe ich damit gerechnet?", fragt er, fährt sich mit seiner Hand durch die Haare, da ihm einige Strähnen ins Gesicht geweht sind.

"Wenn du mir solch eine großartige Auswahl gibst", entgegne ich, trete noch ein Stück dichter an ihn heran. "Dann kann ich dem nicht widerstehen."

Nur noch wenige Meter befinden sich zwischen uns.

Lächelnd schaue ich zu ihm auf, mustere seine Reaktion auf meine Aussage. Die Grübchen bilden sich auf seinem Gesicht, die Pupillen seiner Augen werden größer. Zudem zieht er belustigt eine Braue hoch.

"Vielleicht gewöhne ich mich an das grässliche Ding ja noch", erwidert er.

"Vielleicht", kontere ich, beobachte schweigend, wie er sich sein Shirt nun über den Kopf zieht.

Sein tättowierter Oberkörper spannt sich an, die Muskeln bieten im Licht der Sonne ein attraktives Spiel an Schatten und Anmut. Die schwarzen Linien auf seiner Haut bewegen sich in alle Richtungen, komplimentieren den gebräunten Körper des Mannes.

Die Narbe an seinem Bauch fällt mir auf und ich verharre dort mit meinen Augen für eine Weile. Wie bekommt jemand solch eine Wunde, dass sie so groß und trotzdem noch sichtbar verheilt? Zudem ist die Narbe sehr lang.

Durch ein Räuspern des Lockenkopf zucke ich aus meiner Starre und blicke verlegen zu ihm auf, spiele verlegen mit meinen schwitzigen Fingern vor meinem Bauch. Meine Wangen glühen.

Warum starre ich seine Narbe, wie eine Verrückte an? Ich hasse es, wenn jemand auf meine zulange guckt. Warum tue ich ihm das an?

"Willst du ins Wasser?"

Harry zieht die roten Schnüre seiner schwarzen Badeshorts fester, weicht so meinem Blick aus. Eine kleine Spur an Haare verläuft von seinem Bauchnabel unter die Shorts, auf seinen Hüftknochen befinden sich jeweils rechts und links Blätter, welche auf seine Haut tätowiert wurden.

Schweigend nicke ich, schlucke die Beklommenheit in meinem Hals schwer runter. Irgendwie herrscht jetzt so eine erdrückende Stimmung zwischen uns.

Sicherlich, weil ich solang gestarrt habe und es ihm unangenehm war.

"Tut mir leid", bricht es aus mir heraus, hektisch greife ich nach seinen Handgelenken, damit er mich ansieht. "Ich wollte wirklich nicht starren und dafür sorgen, dass du dich unwohl fühlst?"

Mit Verwirrung aufs Gesicht geschrieben blicken die grünen Augen direkt in meine, während sich gleichzeitig ein Schmunzeln auf seinen Lippen bildet. Er lockert die Anspannung in seinen Schultern.

"Du hast nicht dafür gesorgt, dass ich mich unwohl fühle, Freya", versichert er mir. Seine Hände schlingen sich um meine Handgelenke. Wir beide halten uns gegenseitig fest, weshalb ich kurz zu unseren Fingern mit meinem Blick husche, dann wieder zu seinen. "Ich bin es gewöhnt, dass die Leute mich anstarren. Die Frauen gucken immer."

Was? 

Von der Antwort überrascht entgegne ich: "Jetzt klingst du sehr selbst überzeugt."

"Sollte ich das nicht sein, wenn es doch die Wahrheit ist?", kontert er. Abwartend mustert er mich.

"Doch also... Ich meine es eher so, dass du großspurig klingst. Schon fast selbstverliebt", erkläre ich ihm, wie ich seine Aussage aufgenommen habe. "Ich mag es nicht, wenn jemand sich etwas auf sein Aussehen einbildet."

Sofort schüttelt Harry verneinend seinen Kopf. "So meinte ich es keineswegs", wehrt er ab, holt tief Luft und blinzelt. "Okay, vielleicht klang es so. Aber das war nicht meine Intention. Ich wollte nur erklären, dass ich mich deinetwegen nicht unwohl fühle. Mehr nicht."

Wir beide schweigen.

Ich habe schon mitbekommen, dass er offensichtlich eine Menge Aufmerksamkeit bekommt. Das kann einer Person zu Kopf steigen. Jedoch macht er auf mich den Eindruck, als wäre das bei ihm nicht der Fall. Harry wirkt sehr ruhig und bodenständig.

Natürlich ist sein Ego schon größer, da er es gewöhnt ist, dass man ihm nachsieht, aber ich glaube, dass er sich daraus nicht groß etwas macht. Er erwähnt es sogar weniger als Niall.

Der Ire hingegen redet jedes Mal wenn er die Gelegenheit bekommt darüber, wie beliebt sein Freund doch ist und was für ein Frauenmagnet er darstellt. Niall nutzt es glaube ich, ein bisschen zu seinen Gunsten aus, dass Harry so begehrt ist. 

Trotzdem würde ich ihn als einen guten Freund für den Mann ansehen.

"Ich bin es gewöhnt, dass die Leute mich an geiern und versuchen meine Aufmerksamkeit für sich zu bekommen", dringt die raue Stimme nach einer Weile Stille wieder an mein Ohr. "Sie interessieren sich nur für meinen Stand, eigentlich für meinen Vater und unsere Beziehungen."

Bedrückt schaue ich zu ihm auf, da er auf einmal so ernst und auch ein Stück weit beklommen klingt. Er spricht nicht mehr, mit diesem freudigen Ton, sondern tief und ruhig.

"Dich scheint das nie zu interessieren", meint er dann. "Und ich fühle mich das erste Mal beachtet."

Ich glaube mein Herz setzt für ein paar Schläge aus, da mich seine Worte so berühren. Er wirkt so ehrlich und aufrichtig.

Hinter den grünen Augen befinden sich so viele Geheimnisse, die ich in diesen zwei Wochen niemals herausfinden werde. Aber ich weiß, dass er nicht so ist, wie mir am Anfang gesagt wurde. Harry scheint sich selbst einfach nur zu schützen.

Wenn manchmal auch durch die falschen Methoden.

"Durch dich, Freya. Du siehst nicht meinen Vater, die Geschäfte und Macht. Sondern mich", fährt er fort. Noch immer sind seine Hände um meine Handgelenke geklammert. Meine Atmung fühlt sich schon die ganze Zeit schwer an, so als fehle mir der wichtige Sauerstoff.

"Ja, weil ich keine Ahnung habe, was für Geschäfte ihr macht und welche genaue Stellung dein Vater hat", muss ich amüsiert zurückgeben, versuche die ernste Stimmung etwas aufzulockern.

Auch Harry muss lachen, löst nun seinen Griff um meine Gelenke und tritt einen Schritt zurück.

"Da hast du auch wiederum recht", stimmt er mir zu.

Langsam bewegt er sich nun in Richtung Wasser, bis er mit den Füßen in dem Nass steht, mich abwartend mustert. Mit einer Kopfbewegung deutet er mir, dass ich ihm folgen soll.

Im ersten Moment fühlt sich der See sehr kühl an, doch gewöhne ich mich schnell an die Temperatur und gehe weiter. Das Wasser geht mir bis zu den Knien. Harry steht immer noch hinter mir.

"Hast du Angst, oder auf was wartest du, Styles?", frage ich keck, drehe mich mit einem frechen Grinsen zu ihm um, da er einfach nur dort am Rand zum Ufer steht und mich betrachtet. Seine Arme hängen locker an seinem Körper runter.

Sein Gesichtsausdruck verändert sich und ich kann gerade noch rechtzeitig reagieren und loslaufen, bevor er mich erreicht, da er plötzlich lossprintete. Direkt auf mich zu.

Mit großen Schritten versuche ich mich von ihm wegzubewegen, spüre, wie das Wasser immer höher an meinem Körper steigt, bis ich nicht mehr stehen kann. Außer Atem schwimme ich an der Oberfläche.

"Vielleicht begrabe ich dich nicht im Wald, sondern lasse dich hier im See ertrinken", gibt der Mann lachend von sich. Er hat keine Probleme sich weiter fortzubewegen, kommt mit schnellen Fortschritt auf mich zu. "Tragischer Badeunfall, wenn du mich so herausforderst."

Lachend spritze ich ihn nass, komme jedoch nicht weiter von ihm weg. Im Gegensatz zu mir kann er stehen. Bis knapp unter die Brust geht das Wasser bei ihm.

Noch immer prustend schwimme ich dichter an ihn ran. "Mich kannst du nicht einschüchtern", füge ich hinzu, grinse. 

Leicht strahlt die Sonne auf mein Gesicht. Doch was viel schöner und auffälliger ist, ist dass sie um den Kopf des Lockenkopfs herumstrahlt. Es wirkt direkt wie aus einem Film.

Um mir zu helfen, greift der Mann erneut noch meinem Handgelenk, zieht mich dichter an sich, sodass er mich unter den Armen halten kann. Er hilft mir, doch hält gleichzeitig einen akzeptablen Abstand, um nicht meine Grenzen zu überschreiten.

Dafür bin ich ihm dankbar.

Das kommt wahrscheinlich von grauenhaften Erfahrungen, in denen Männer dachten, dass ich für irgendetwas bereit wäre oder angebliche Signale gelesen haben, während ich kein einziges Wort von mir gab.

"Hab ich erwähnt, dass ich tiefe Gewässer hasse?", murmele ich, schaue verlegen an dem Kopf des Mannes vorbei, direkt in einige Baumkronen über uns. So kann ich seiner Reaktion aus dem Weg gehen.

"Nein", antwortet er ruhig. "Darf ich fragen, wieso oder was genau dich stört?"

Nickend erkläre ich: "Ein See ist kein Problem. Aber größere Gewässer, wo ich nur einen Horizont mit Wasser erkenne oder bei denen ich nicht abschätzen kann wie tief sie sind. Die hasse ich."

Von den Baumkronen, wo einige Blätter sanft auf das Wasser sinken, wende ich mich dem Braunschopf vor mir zu. Er scheint nicht zu urteilen, sondern weiter auf mehr von mir zu warten.

"Es klingt dumm, aber ich fürchte mich davor, von der Dunkelheit verschlungen zu werden. Hinab zu sinken, ohne dass es ein Ende gibt."

Seitdem ich klein bin fürchte ich mich vor tiefen Gewässern, hatte grauenhafte Alpträume. Wieso ich diese Furcht besitze, konnte ich noch nie beantworten.

"Es ist nicht dumm", streitet Harry ab, schüttelt den Kopf. Sein Griff um meine Arme verstärkt sich, hält mich sicher an der Oberfläche. "Es ist menschlich. Dumm wäre es, wenn du ohne Angst und Respekt durchs Leben gehst. Glaubst, dass nichts und niemand dir etwas anhaben kann. Das ist dumm, Freya."

Einfühlsam und ruhig spricht er, rau und so bedacht. Es macht den Anschein, als habe er sich selbst schon Gedanken über solch eine Sache gemacht -über Ängste.

"Also spiel deine Ängste nicht runter", bittet er mich. "Sie machen dich zu der Person, die du bist. Genau so sehr wie deine Stärken."

"Aber es klingt schon albern, wenn ich dir sage, dass ich auch Angst davor habe, dass ich mich vor dem Unbekannten im Meer fürchte. Wir haben keine Ahnung was dort lebt", gebe ich dann noch zu. Verlegen beiße ich auf meine Unterlippe, spüre, wie die Hitze erneut in meine Wangen steigt.

Warum erzähle ich ihm so etwas Peinliches überhaupt? Warum teile ich ihm so viel mit? Und fühle mich noch nicht einmal beklommen, wie sonst, wenn ich es immer tue?

Doch erneut schüttelt Harry den Kopf und meint: "Nein, es ist nicht albern."

Ernst sieht er mich an, weiterhin seine Hände um meine Arme geschlungen.

Wir beide schweigen, wissen nicht mehr, was wir sagen sollen. Harry umklammert mich, während ich mich bemühe nicht unterzutauchen und ihm etwas Arbeit abzunehmen. Doch scheint es so, als stellt mein Gewicht keine große Mühe für ihn dar. Seine Oberarme sind nur leicht angespannt.

Dort fallen mir weitere Tattoos und kleinere Narben auf.

Ein Käfig wurde unter die Haut auf der Innenseite seines Oberarms gestochen, daneben stehen verschiedene Wörter. Die Bedeutungen all dieser Bilder würden mich interessieren. Doch vor allem die, der Schwalben.

Jeder der Jungs besitzt ein Tattoo mit diesem Tier, Harry sogar zwei.

"Traust du dich, weiter raus zu schwimmen?", erkundigt der Braunschopf sich bei mir, mustert mich abwartend.

Hart schluckend nicke ich und murmele leise: "Ja, ja. Alles gut."

Langsam lösen sich die Hände von meinen Armen, sodass ich mehr Arbeit in meine Bewegungen stecken muss. Keuchend schwimme ich an der Oberfläche, beobachte, wie der Mann weiter in den See geht und an einer bestimmten Stelle kurz untertaucht, zwei Züge zieht, ehe er wieder auftaucht.

"Ist es hier in Ordnung?"

Erneut nicke ich bloß, beginne selbst ein paar Züge zu ziehen und ihm zu folgen. Das mulmige Gefühl in meinem Magen bleibt gleich.

Hier kann mir nichts passieren. Es ist nicht tief und Harry ist anwesend.

Was soll schon passieren?

Bei dem Mann angekommen, schaue ich mich um, nehme unsere Umgebung wahr.

Hinter einem Strauch von Schilf verstecken sich einige Enten. Zwei von ihnen sitzen am Ufer. Die Sonnenstrahlen glitzern sanft in den Wellen des Sees. Über uns raschelt das Laub der Bäume, während einige Bienen und Libellen über die Wasseroberfläche oder von Blume zu Blume fliegen.

Es ist erfrischend eine Abkühlung zu bekommen und gleichzeitig die wunderschöne Natur um sich zu haben.

Als ich mich wieder Harry zu wende, liegt sein Blick weiterhin auf mir und er lächelt aufmunternd. "Geht es?", wundert er sich, worauf ich nicke.

Doch greift er trotzdem erneut nach meinen Armen und zieht mich vorsichtig an sich ran. Er muss mitbekommen haben, wie es immer anstrengender für mich wurde, oben zu bleiben. Dankbar schlinge ich einen Arm um seinen, halte mich an ihm fest.

Zudem fühle ich mich sicherer, wenn wir uns nicht soweit von einander entfernt befinden, sondern an der selben Stelle.

"Kannst du mir nicht auch irgendetwas nennen, vor dem du dich fürchtest?", frage ich nach, meine es eher ironisch. "Nur damit ich mich besser fühle."

"Was soll ich den sagen?", harkt Harry nach, hebt amüsiert eine Braue. Seine Grübchen kommen dabei zum Vorschein.

"Keine Ahnung", gebe ich schulterzuckend zurück. "Sand oder so. Oder Hühner oder Katzen."

"Katzen finde ich jetzt nicht so toll", antwortet er mir. "Dass ich vor ihnen Angst habe, würde ich nicht sagen, aber ich finde sie nervig."

Perplex starre ich ihn an, bekomme meinen Mund vor Fassungslosigkeit nicht geschlossen.

"Du magst keine Katzen?", muss ich dann mich genauer erkundigen. "Das meinst du doch nicht ernst?"

"Doch", kontert Harry, nickt zusätzlich.

Da fehlen mir die Worte und ich kann ihn nur geschockt ansehen. Ich liebe Katzen.

Unbeeindruckt fragt er nach: "Welchen Nutzen haben Katzen schon?"

"Äh", stammele ich. Diese Frage stellt er doch jetzt nicht ernsthaft. "Sie sind süß und fangen eklige Mäuse. Und zudem können sie eine emotionale Stütze darstellen."

Ich würde so gerne eine Katze haben, aber meine Eltern erlauben in ihrem Haus keine Haustiere. Wie gerne würde ich abends einfach mit dem weichen Tier in meinem Bett liegen, ein Buch lesen und irgendwann einschlafen.

"Sie sind doch keine Therapeuten", meckert der Lockenkopf, schüttelt verständnislos den Kopf. "Die sind nur ein Knäul aus Haaren. Und ohne Haare hässlich."

"Ganz und gar nicht!", wende ich sofort ab. "Katzen können spüren, wie du dich fühlst. Außerdem was, wenn man sich einen Therapeuten nicht leisten kann?"

Abwartend und herausfordernd ziehe ich meine Brauen hoch, fordere ihn mit meinem Blick zu einer Antwort heraus.

"Dann spricht man mit einem Menschen aus seinem Umfeld", entgegnet er monoton. "Katzen fusseln nur überall hin."

Kopfschüttelnd teile ich ihm mit: "Du bist ziemlich gefühlslos was Katzen angeht."

"Tut mir leid, dass ich sie nicht so wichtig ansehe. Aber ich finde es ziemlich lustig", wendet er ein.

"Was?" Verwundert mustere ich ihn.

"Dass du Katzen magst. Das passt. Die hassen schließlich auch das Wasser." Nach seinem letzten Wort beginnt er laut zu lachen und zwinkert mir frech zu.

"Arsch", zische ich, versuche ihn mit einer plötzlichen Bewegung unter die Oberfläche zu drücken, was jedoch nicht funktioniert, da er schnell reagiert.

Fester umklammert er meine Arme, zieht mich mehr an sich ran.

"Das einzige, vor dem du dich in diesem See fürchten solltest, bin ich", raunt er an mein Ohr, hinterlässt dort einen kalten Hauch, sodass ein Schauer meinen Rücken hinabläuft und sich meine Haare aufstellen.

"Oh, kann ich noch zwischen Ertrinken oder Vergraben wählen?", erkundige ich mich scherzend. "Dann wähle ich das Vergraben."

"Dafür würde ich dir sogar eine fette Katze besorgen, mit der ich dich vergraben würde", antwortet er mir. Eng sind wir Brust an Brust aneinander gepresst, was etwas komisch ist.

Doch ich konzentriere mich mehr auf seine Worte. Gebe mahnend zurück: "Gut. Wir werden dich dann als Geister jeden Abend heimsuchen."

"Dann habe ich zwei Nervensägen, die mich stören", stöhnt Harry und spielt mit.

Zustimmend nicke ich, meine warnend: "Überlege dir also lieber, was du tust."

Auf einmal dringt ein lauter Schrei an unsere Ohren. Das Spritzen von Wasser ist zu hören und ich kann kaum gucken, da entdecke ich schon Niall, wie er durch das Nass läuft, direkt auf uns zu.

Beschämt entferne ich mich von Harry, schwimme wieder selbstständig.

"Mensch, Freya, dass man dich noch im Wasser sieht", prustet der Ire, als er bei uns angelankt und grinst mich frech an. Von einigen Strähnen seiner Haare tropfen Wassertropfen auf seine Nase oder Oberkörper.

"Ja, jetzt bin ich ja mal hier", entgegne ich, werfe im Augenwinkel dem Lockenkopf einen Blick zu, der schweigend alles beobachtet.

"Und du bist auch wieder da, Mann", freut Niall sich, schlägt Harry kräftig auf den Rücken, sodass das Wasser in alle Richtungen spritzt. "Super, die ganze Gang wieder vereint."

Niall ist schon ein cooler Charakter. Er denkt immer positiv und sorgt für gute Stimmung.

Auch der jüngere der beiden Männer muss nun schmunzeln und gibt als Antwort: "Ich freue mich auch, wieder hier zu sein, Niall." Er umarmt seinen Freund.

"Wie geht es dem Altem? Was musstet du tuen, dass du solange weg warst? Hast du es den Arschlöchern gezeigt?" Fragen über Fragen sprudeln aus dem Blondschopf heraus, der mit großen Augen abwartend Harry ansieht.

"Später", entgegnet dieser jedoch nur.

"Ja", stimmt ihm der Ire sofort zu. "Wir sollten erstmal frühstücken."

Langsam begeben wir drei uns zurück in Richtung Ufer. Die beiden sind natürlich schneller und können eher als ich stehen. 

Gerade als auch ich mit den Füßen den Boden berühren kann, nehme ich Nialls Stimme wieder wahr. "Gut, dass du wieder da bist. Freya wurde langsam richtig nervig, weil sie sich so viele Sorgen, um dich gemacht hat und sich ständig nach dir erkundigte."

Oh Gott.

Harry, vergrab mich bitte jetzt sofort im Wald!

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