2. Strand

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Simon schwitzte trotz der Wolken, die sich am Vormittag vor die Sonne geschoben hatten. Mit seiner rechten holte er aus, schwang den Holzschläger und traf den kleinen Ball aus Plastik perfekt mittig. Der segelte etwas zu weit, sodass Janica ihn trotz eines engagierten Sprungs nicht mehr erreichte.

„Hey, verdammt, das war unfair!", lachte sie und klopfte den Sand vom Ball, nachdem sie ihn aufgesammelt hatte.

„Ach, Du bist nur zu klein", feixte Žan, der etwas abseits auf einem Handtuch am Strand fläzte. Trotz des Wetters trug er eine Sonnenbrille, die er sich jetzt in die Haare schob.

Janica streckte ihm die Zunge heraus, bevor sie den Ball zurück zu Simon spielte. Der hatte schon gelernt, möglichst wenig auf das Gezanke der Geschwister zu geben, dabei konnte er nur verlieren. Trotzdem grinste er in sich hinein, legte aber diesmal wieder weniger Wucht in seinen Schlag.

Es war der dritte Tag hier und er konnte sein Glück noch immer kaum fassen, dass er mit der Familie seiner Freundin hier an der Ostsee Urlaub machen durfte. Janica war toll, das Ferienhaus war genial, ihre Eltern waren unglaublich großzügig und behandelten ihn, wie ein Familienmitglied. Auch ihr großer Bruder machte ihn nicht mehr ganz so nervös wie am ersten Tag. Vielleicht aber auch hauptsächlich, weil er die meiste Zeit allein unterwegs war. Dass er nun hier mit ihnen am Strand war und ihnen beim Spielen zu sah, war eine Seltenheit.

„Wie spät ist es eigentlich?", fragte Janica irgendwann, als sie sich keuchend die Seite hielt. Vielleicht hatte Simon es doch etwas übertrieben und ihr freundschaftliches Spiel zur Sporteinheit umfunktioniert. Schuldbewusst sah er auf seine Armbanduhr.

„Fast Mittag."

„Kein Wunder, dass ich Hunger habe", sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Ihr nicht?"

Žan zuckte mit den Schultern. „Ich könnte essen."

„Du könntest immer essen", sie rollte mit den Augen und drehte den Verschluss einer Wasserflasche auf.

„Ich würde gern noch eine Runde spielen, bevor wir essen gehen", schlug Simon vor und fuhr sich durch die schwitzigen Locken. Er hatte noch nie zuvor Strandtennis gespielt und gerade hatte er einen Lauf; er wollte die Gelegenheit noch etwas auskosten.

„Puh, ich bin fertig! Mit dir spiele ich heute nicht mehr!" Janica ließ sich schnaufend neben Žan fallen. Der grinste sie frech an, seine rechte Braue herausfordernd nach oben gezogen.

„Machst Du immer so schnell schlapp?"

Genervt stieß sie ihrem Bruder in die Rippen. „Was Du immer denkst. Na los, spiel Du doch eine Runde mit ihm. Wirst schon sehen."

„Magst Du?" Simon lächelte vorsichtig. Mit Žan hatte er diese Woche noch nicht viele Berührungspunkte gehabt, doch es juckte ihn in den Fingern, seine gerade entdeckte Leidenschaft gegen einen neuen Gegner zu testen.

„Ohne Netz ist doch immer blöd", warf Žan ein, erhob sich aber und griff nach Janicas Schläger. Probehalber ließ er ihn einige Male leicht auf seine Handfläche sausen. „Los geht's. Wir spielen bis 10, der Verlierer zahlt die Pommes."

„Gut!" Siegessicher kehrte Simon auf das provisorische Spielfeld zurück, von dem er froh war, dass es kein Netz gab. Wie sollte das denn funktionieren? Žan war außerdem schmal gebaut und etwas kleiner als er. Mochte sein, dass er geübt war, aber was Sport anging, konnte er ihm sicher nichts vormachen.

Die ersten Ballwechsel verliefen unspektakulär. Sie tasteten einander ab, versuchten die Schwachstellen des jeweils anderen zu finden, bis das Spiel langsam hitziger wurde.

„Verdammt", fluchte Simon, als er es nicht schaffte, den Ball im letzten Moment abzufangen, bevor er im Sand landetet. Žan hatte ihn perfekt ausgespielt; zunächst einen sehr kurzen Ball, dann einen langen, der in hohem Bogen über Simons Kopf hinweg sauste.

„Na, gibst Du schon auf?", da war es wieder; Žans überhebliches Grinsen.

„Sicher nicht!"

In den nächsten Aufschlag legte Simon deutlich mehr Kraft als in die vorherigen. Wollte er doch mal sehen, ob Žan gleich immer noch so blöd schauen würde. Zu seiner Überraschung tänzelte Žan mit seinen nackten Zehen leichtfüßig durch den Sand und erwischte den Ball zwar nicht perfekt, aber passabel. Scheiße, er war tatsächlich gut.

Wieder holte Simon aus und zog durch, sodass der Schläger mit einem satten Geräusch einen hervorragenden Treffer quittierte. Irgendwie schaffte es Žan, sich mit dem Bauch voran in den Sand zu werfen und so nur wenige Zentimeter über dem Boden noch den Schläger unter den Ball zu bringen. Zu überrascht von seiner Geschicklichkeit verpasste Simon den Ball, der direkt neben ihm landete. Verblüfft sah Simon zwischen Žan und der Plastikkugel hin und her. Das konnte doch nicht wahr sein.

Zufrieden fuhr sich sein Gegner durch die Haare und klopfte sich den Sand aus dem weit geschnittenen Top, das mehr von seiner zierlichen Brust offenbarte, als es verhüllte.

Anerkennend musste Simon zugeben, dass Žan einfach fantastisch aussah, wie er so spielerisch dem Ball hinterher hechtete. Seine blonden Haare schimmerten zudem verführerisch im Sonnenlicht und die grau-blauen Augen strahlten förmlich. Die Geschwister sahen sich ähnlich; auch Janica hatte eine schlanke Figur, doch ihre Augen waren blau, wo Žans eher grau schienen. Simon schüttelte entsetzt den Kopf; warum zur Hölle verglich er gerade das Aussehen der beiden – und wieso dachte er über die Augenfarbe von Janicas Bruder nach?

Der Rest des Spiels war geprägt von einem Kräftemessen zwischen den beiden, die sich zusehends in die Partie verbissen. Wo Simon seine Kraft einsetzte, konterte Žan mit Geschick und Übung. Wo immer Žan versuchte seine Technik auszuspielen, erkannte Simon bald die Muster und war zur Stelle.

Am Ende gewann Žan mit einem Punkt Vorsprung; grummelnd schlug Simon bei ihm ein. Er biss sich auf die Innenseite der Wange, um sich die Enttäuschung nicht zu sehr anmerken zu lassen und zwang sich zu einem Lächeln.

„Gut gespielt", lachte Žan, dem der Schweiß nun auch auf der Stirn stand. Die Überheblichkeit war aus seinem Blick gewichen. „Aber die Pommes gehen trotzdem auf dich."

Simon kehrte schließlich mit den drei Tüten Pommes zurück und ließ sich zwischen die Geschwister auf das Handtuch fallen, die ihm seine Beute direkt aus den Händen rissen.

„Mhh, endlich", machte Janica, als sie die erste in Ketchup ertränkte Kartoffel in den Mund schob. Žan leckte sich über die Finger, auf die bereits etwas der roten Soße getropft war. Simon kam nicht umhin, ihn zu beobachten, wie er sich mit dem Daumen über den Mundwinkel wischte. Seine weichen Züge wirkten anders, wenn er sie nicht zu dem undurchsichtigen Grinsen verzogen hatte. Doch als Žan seinen Blick auffing, war es wieder da. Bevor Simon wegsehen konnte, zwinkerte Žan ihm erneut frech zu.

Gott, wie peinlich. Simons Ohren begannen zu glühen und er räusperte sich verlegen.

„Wieso hast Du deine Freundin eigentlich nicht mitgebracht, Žan?"

Rechts von ihm erstarrte Janica in der Bewegung, die Pommes auf dem halben Weg zum Mund in der Luft. Žan dagegen lachte wenig amüsiert.

„Welche Freundin?"

Simon zuckte mit den Schultern. „Wieso hast Du denn keine? Du siehst doch gut aus, hast deine Ausbildung fertig..."

„Ach, Simon, lass gut sein." Janica schob sich die Pommes nun doch in den Mund, rutsche aber unruhig auf dem Handtuch hin und her. Anscheinend hatte er ein ungutes Thema angesprochen, aber es interessierte ihn trotzdem. Jetzt vielleicht sogar noch mehr.

„Jetzt sag schon. Gibt's da keine, die dich interessiert?"

Žan zog die Brauen nach oben und musterte ihn für einen Moment prüfend, bevor er seufzte. „Ich bin schwul."

Damit schien das Gespräch für ihn vorüber und er steckte sich zwei weitere Pommes in den Mund, nachdem er sie ausgiebig in Ketchup getunkt hatte. Doch in Simons Bauch kribbelte es und die Hitze hatte sich auf sein gesamtes Gesicht ausgebreitet. Schwul. Klar. Das erklärte wohl, warum er keine Freundin hatte, die er stolz den Eltern präsentierte. Das erklärte wohl, warum er ihn nie mit jemandem zusammen gesehen hatte. Scheiße. Und jetzt?

„Keinen Hunger mehr?", fragte Janica und fixierte hungrig Simons Papiertüte, die langsam von Fett und Ketchup durchtränkt wurde.

„Hm, was?"

„Ob Du das noch isst."

„Achso, ja. Nimm ruhig noch ein paar", Simon griff abwesend in die Tüte, hielt sie seiner Freundin hin und kaute schließlich, ohne etwas davon zu schmecken. Irgendwie schockte Žans Geständnis ihn, obwohl er nicht genau sagen konnte, warum. Aber Žan... er sah doch gar nicht schwul aus. Andererseits, wie sah schon jemand aus, der schwul war? Er kannte ja nur die Bilder aus dem Fernsehen oder aus Zeitschriften und da sahen die homosexuellen Männer immer so... weiblich aus. Schick gekleidet und fein herausgeputzt. Das war Žan definitiv nicht. Dass er gerade kein Shirt trug, auf dem irgendwelche Monster oder Bandnamen gedruckt waren, grenzte schon fast an ein Wunder.

Am Rande registrierte er, wie Janica ihm die letzten Pommes klaute und Žan seine Tüte zusammenknüllte. Er musste sich zusammenreißen.

„Schwimmen?", presste er hervor. Er wollte nichts mehr, als aus der Situation entfliehen.

„Nicht direkt nach dem Essen", schimpfte Janica lachend. Žan dagegen stand auf, schob sich die Sonnenbrille wieder auf die Nase.

„Ich bin noch verabredet." Er schulterte seinen Rucksack und hob das Fahrrad aus dem Sand auf. „Bis dann!"

Und dann war er fort; ließ Simon verwirrt zurück, der sich nach hinten fallen ließ. Der Sand war angenehm warm und schmiegte sich an seine Haut. Janica legte den Kopf auf seinem Oberarm ab und streichelte seinen Bauch.

Verzweifelt hielt er die Augen geschlossen, konzentrierte sich stattdessen auf das sanfte Kreisen ihrer Finger über seinem Shirt.

Ihr Bruder konnte ihm doch egal sein; er war ja schließlich mit ihr hier. Dass Žan so plötzlich verschwunden war, hinterließ aber trotzdem einen schalen Geschmack in seinem Mund. War er wohl beleidigt, dass er nichts dazu gesagt hatte? Oder war er einfach wirklich noch verabredet? Simon wusste ja, dass die beiden in früheren Urlauben hier einige Bekanntschaften geschlossen hatten.

Irgendwann begann Janica ein Gespräch über das bevorstehende Ende des Schuljahres und Simons Gedanken kehrten zu ihr zurück. Dorthin, wo sie schon die ganze Zeit hätten sein sollen. 

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