15. Kapitel

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Inzwischen ist Harry fast zwei Wochen bei mir. Er gewöhnt sich immer mehr an das normale Leben und seine Panikattacken lassen nach. Nur beim Schlafen hat er Probleme.
Wir gehen zusammen Einkaufen und waren auch beim Frisör, er hat jetzt nur noch halb so lange Haare wie vorher.
Wir haben das Gästezimmer umgeräumt, es jetzt sein Zimmer.

Heute habe ich beschlossen, ihn das erste Mal allein zuhause zu lassen und zur Redaktion zu fahren. Dort will ich nach alten Zeitungsartikeln von 2013 gucken. Irgendetwas brauchbares werde ich schon finden, irgendetwas unveröffentlichtes oder etwas, dass nicht gedruckt werden durfte...

Harry macht mir ein bisschen Sorgen. Ich hoffe, dass er keine Panikattacke bekommt, wegläuft oder das Haus verwüstet. Man könnte denken, dass ich über ein Kind rede. Ist er in gewisser Weise ja auch... Nach zehn Jahren Gefangenschaft und psychischer, sowie physischer Folter, kann man nicht auf dem geistigen Stand eines 34-jährigen Mannes sein.

Ich komme aus dem Bad, ziehe mir eine Jeans und ein gelbes T-Shirt an, dazu schwarze Boots und meinen schwarzen Hut. Dezent geschminkt gehe ich die Treppe runter und betrete die Küche.

"Guten morgen!", trällert Harry, fährt sich durch seine Locken, nimmt einen Teller mit Tost in die Hand und geht zum Tisch. "Morgen.", lächle ich. "Du Harry... Ich würde gleich mal zur Redaktion fahren. Kann ich dich hier allein lassen?" "Klar. Wann kommst du denn wieder?" "Gib mir zwei Stunden, okay?" "Okay. Kein Frühstück?" Er deutet auf seinen Tost. "Nein danke." "Du kannst meinen haben." Er sieht mich so süß an, dass ich sagen muss: "Okay. Danke." Schnell greife ich nach dem Tost und gehe zur Tür. "Bisch dahn...", nuschle ich mit dem Tost zwischen den Zähnen, ziehe meinen Mantel über, wickle meinen Schal um, greife nach Schlüssel und Mütze und lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen.

Die Herbstluft ist beißend kalt und der Wind rauscht durch die fast kahlen Bäume. Ich schlage den Kragen meines Mantels hoch und gehe in großen Schritten zum Auto. Das Laub raschelt unter meinen Füßen. Mit einem 'klick' öffne ich das Auto und will los fahren, als ich Harry am Küchenfenster stehen sehe. Nachdenklich sieht er mir nach. Ich hebe noch einmal die Hand, dann starte ich den Motor und fahre durch die leeren, grauen Straßen Richtung Redaktion.

Dort angekommen eile ich zum Haupteingang. "Abby!", werde ich dort sogleich von Maik begrüßt. Maik ist einer meiner lieben Arbeitskollegen, im Gegensatz zu den anderen ist er wirklich nett. Der 40-jährige läuft mit schnellen Schritten auf mich zu und nimmt mich in den Arm. "Wie schön dich mal wieder zu sehen!" "Hallo Maik!" Er löst sich wieder von mir und seine dunkel braunen Augen streifen über mein Gesicht. "Du siehst müde aus.", stellt er fest. "Hahaha! Ja, vielleicht ein bisschen. Ich habe jemanden bei mir aufgenommen." "Einen Hund?" "Nein. Um Gottes Willen! Einen... alten Freund." "Kenne ich ihn?" "Nein. Ich glaube nicht. Hör zu Maik, weswegen ich hier bin... könntest du mir mal wieder Zugang zum Archiv verschaffen?" Maik seufzt. "Abby! Du weißt, dass uns das beide den Job kosten kann!" "Ja, ich will doch nur -" "Ms. Tomson, Mr. Peters! Was machen Sie denn hier?", unterbricht mich die widerliche Stimme unseres Chefs, Mr. Miller.

"Oh Mr. Miller!", sage ich übertrieben überrascht. "Ich wollte Mr. Peters nur nach den aktuellsten Trends fragen, um ein paar neue Fotos einzureichen. Sie verstehen?" Mr. Miller setzt sein schönstes Lächeln auf und sagt: "Na dann. Ich hoffe mal wieder auf etwas Brauchbares von Ihnen. Schönen Tag noch." Und schon stolzier er weg.

Empört drehe ich mich wieder zu Maik um. "So ein... ein eingebildeter Vollidiot!" "Hey, nicht so laut! Sonst feuert er uns noch!", ahmt er Millers Stimme nach. Wir lachen und laufen zu Maiks Büro. Merkwürdiger Weise ist heute so gut wie niemand hier.

"So bitteschön." Feierlich überreicht Maik mir den Schlüssel. "Danke!" Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange und laufe schon wieder ins Treppenhaus. Meine schnellen Schritte hallen in dem leeren Gebäude wieder und ich nähere mich dem Keller. Hier unten ist es etwas dunkler, als auf den anderen Etagen. Kaum jemand kommt hier her. Nur Maik manchmal, wenn er die Ausgaben von einem Monat hier einsortieren muss oder ausgewählte Mitarbeiter, die Informationen suchen sollen. Und natürlich Mr. Miller.

Ich gehe auf die alte, rostige Tür zu. Das Licht flackert. Das ist es wohl, was diesen Ort so unheimlich macht. Er ist wahnsinnig alt. Hier unten wurde nichts renoviert. Das einzige was vor einigen Jahren erneuert wurde, sind die Internetanschlüsse. Von den Computer hier unten, kann man jedes digital Archiv der Welt einsehen.

Ich schiebe den Schlüssel in das Schlüsselloch und unter einem quietschen und ächzen geht die Tür auf.
Das Gebäude steht schon seit 1978. Alles ist jetzt zwar top modern, nur dieser Keller ist so wie damals. Wir haben sogar die Tische, Stühle und Regale hier unten so gelassen.

In dem großen Raum ist eine abgestandene und ekelige Luft. Seltsamerweise brennt das Licht. Nur über jedem fünften Regal hängt eine spärliche Lampe, die wenig Licht spendet.

Ein Rauschen lässt mich innehalten. Mit prüfendem Blick drehe ich mich einmal um mich selbst und sehe dann die Quelle des Geräuschs.
Einer der Computer läuft. Mit wackligen Beinen laufe ich auf das Ding zu. Noch nicht mal der Sperrbildschirm ist aktiviert.
Es ist ein Artikel von 2014 zu sehen: Anschlag auf Einkaufszentrum

Ich rümpfe die Nase und sehe mich um. Plötzlich höre ich leise Schritte. Schnell eile ich hinter ein Regal.
Mein Herz schlägt bis zu Hals und meine Hände zittern.

Der Schein einer Taschenlampe gleitet über den Boden. Ich halte den Atem an. Der Lichtkegel schweift über die Regale und ganz knapp an meinem Kopf vorbei. Ich atme erleichtert auf, da dreht das Licht wieder und kommt zurück! Schnell gehe ich auf die Knie.
Man darf meine Umrisse nicht sehen! Ich hoffe angespannt, dass das Knistern meines Mantels nicht zu laut war.

Ich höre ein 'Hm.' Und Schritte, die sich entfernen. Der Computer wird heruntergefahren und das Licht ausgeschaltet. Mit einem Quietschen fällt die Tür ins Schloss und wird verriegelt.

Ich atme stoßweise aus. Das war knapp! Das war verdammt knapp!

Schweißgebadet hole ich mein Handy aus der Hosentasche und schalte die Taschenlampe ein. Mit Beinen, wie aus Blei, gehe ich zum Lichtschalter. Unter merkwürdigen Geräuschen geht es wieder an.

So schnell ich kann, gehe ich wieder zwischen die Regale und suche hektisch nach dem Jahr 2013. Schließlich werde ich fündig. Harry Styles tot, Tragischer Flugzeugabsturz, Directioner bringen sich um...

Ich überfliege jeden Artikel, finde aber nichts neues. So wie es aussieht wurde jeder geschriebene Artikel auch veröffentlicht. Entnervt packe ich den letzten Ordner weg und laufe zurück zur Tür. Der Holzboden knarrt bei jedem meiner Schritte und ich bin froh, als ich das Licht ausschalte und die Tür wieder abschließe.

Maik gebe ich nur schnell den Schlüssel, sage ich bin müde und muss gehen, noch bevor er irgendetwas fragen kann. Das mag ich so an Maik. Er merkt einfach, wann es besser ist ruhig zu sein und die Dinge so hinzunehmen, wie sie sind.

Als ich in mein runtergekühltes Auto steige, fällt mein Blick auf die Uhr im Armaturenbrett. 14.12 pm. Ich habe ganz offensichtlich mehr als zwei Stunden gebraucht. Hoffentlich sucht Harry nicht nach mir oder hat Angst... Das durchlesen der ganzen Artikel hat doch mehr Zeit in Anspruch genommen, als ich dachte.

So schnell ich kann, fahre ich nach hause.

Als ich den Weg hoch zum Haus eile, wird die Tür bereits aufgerissen. Ein beängstigter, junger Mann mit zerzausten Haaren schließt mich in seine Arme. "Abby! Oh Gott! Ich dachte schon, du kommst nie wieder!" "Harry. Es tut mir leid. Ich habe die Zeit vergessen. Es tut mir leid." Ich kraule leicht seine Haare.

Wir lösen uns wieder und gehen rein. Natürlich muss ich Harry sofort erzählen, was ich alles gemacht habe. Ich tue dies, lasse die Sache mit der zweiten Person im Archiv aber bewusst aus.

***

Nachts gibt es ein schlimmes Gewitter. Ich kann nicht schlafe und sehe immer wieder die Männer von früher vor meinem Fenster stehen. Ich hatte damals noch ein Zimmer im Erdgeschoss. Bei Gewitter stellten sie sich gerne vor mein Fenster, damit ich bei jedem Blitz ihre schwarzen Umrisse sah. Das hat mich traumatisiert. Deshalb muss ich bei Gewitter immer mein Fenster anstarren, egal im wie vielten Stock ich mich befinde.

Mit einem mal wird meine angelehnte Zimmertür aufgestoßen und Harry betritt den Raum. Er hat geweint. Ich kann es in seinem, vom Blitz erhellten, Gesicht erkennen. Harry steht einfach nur da und starrt mich an.

"Na komm her, Hazza.", sagt ich und klopfe auf die leere Bettseite neben mir. Schnell legt er sich zu mir. "Ich habe so eine Angst, Abby.", wispert er. "Ich auch Harry, aber", ich drehe mich zu ihm um und streiche über seinen Kopf, "dass muss ich jetzt nicht mehr, weil du da bist."
Ich kann bemerken, dass er lächelt. Seine Hand legt sich sanft auf meine Taille und er streicht mit seinem Daumen hin und her.

"Guten Nacht, Harry." "Gute Nacht, Abby." Seine Stimme ist rau. Ich drehe mich auf die andere Seite mit dem Rücken zu ihm. Kurz darauf bewegt sich die Matratze noch mal. Harry rückt näher und umarmt mich von hinter mit seinen langen Armen.

Ich lasse es zu und verschränke unsere Finger miteinander.

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