Scherbentänzerin

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Tag und Nacht tanzte sie auf den Scherben. Ihre Bewegungen waren anmutig, ihr Ausdruck kraftvoll und ihre Technik von beispielloser Eleganz. Am Anfang kamen die Leute und schauten ihr bewundernd zu. Der Scherbentänzerin, die den Schmerz nicht zu spüren schien und deren Lächeln mit seiner Strahlekraft sowieso alles Schlechte verblassen ließ. Sie jubelten ihr zu und machten ihr Komplimente. Doch mit der Zeit begannen die Leute zu reden. Ihre Stimmen wurden immer lauter und ihre Worte immer gehässiger. Wer ist die Verrückte die auf den Scherben tanzt?, fragten sie sich. Irgendetwas stimmt nicht bei ihr im Kopf, urteilten sie. Mit ihr sollte man sich nicht abgeben, waren sie sich einig. Und so wurde aus der Bewunderung Verachtung, Spott und Unverständnis. Manchmal, da versuchten manche Menschen ihr ins Gewissen zu reden. Ob sie denn nicht sah, dass ihre Füße bluteten? Ob sie denn nicht spürte,  wie die Erschöpfung nach ihr griff? Die meisten hielten sich jedoch mit solchen Fragen gar nicht erst auf, sondern erlaubten sich sie ungefragt mit abfälligen Kommentaren zu bedenken. Doch die Scherbentänzerin blockte alles ab. Sie verstand nicht, was die anderen von ihr wollten. Sahen sie denn nicht die Regenbögen, die sich in den Scherben brachen? Bemerkten sie denn nicht mit welcher Kontrolle über ihren Körper der Tanz auf den Scherben sie segnete? Also tanzte sie weiter. Doch die Bemerkungen fanden trotzdem ihr Ziel. Sie bohrten sich tief in ihren Verstand und in ihr Herz, tiefer als die Scherben es jemals vermocht hätten. Hinterließen Schnitte und Wunden,  die sie nur mit dem Scherbentanz übertönen konnte. Sie fragte sich, was sie bloß falsch gemacht hatte und kam zu dem Schluss, dass ihr Tanz nicht gut genug war um ihr Publikum zu fesseln. Also übte sie, brachte sich bis an den Rand der Erschöpfung um ihnen zu gefallen. Auch ihre Kunststücke wurden immer gewagter, ihre Sprünge höher und ihr Wahn gefährlicher. Längst hatte ihr Tanz seine Eleganz und Anmut verloren. Erschöpft taumelte sie durch die gefährlichen Figuren, gefangen in ihrem Kopf,  soweit abseits der Realität, dass die Welt um sie herum ihre Bedeutung verloren hatte.Leute griffen nach ihr, wollten sie grob davon abhalten sich selbst zu verletzen, doch sie ließ es nicht zu. Als sie eines Nachts wieder für ihren Tanz probte, passierte es dann. Die Erschöpfung ließ sie falsch auftreten und sie stürzte. Mitten in den Scherbenhaufen, auf dem sie ihre Existenz aufgebaut hatte. Kein Funken Kraft steckte noch in ihr und sie fragte sich, wofür es sich überhaupt lohnte aufzustehen? Die Leute begegneten ihr nur mit Verachtung, das Tanzen hatte längst seine Schönheit verloren und sich in einen Kampf verwandelt und alles was sie je gewollt hatte lag in Scherben, genauso wie sie selbst. In dem Moment streckte ihr jemand die Hand entgegen. Es war keine Aufforderung, kein Befehl und keine leere Geste. Es war ein Angebot. Ein Angebot auf einen Neuanfang. Ein Angebot die Scherben gemeinsam wegzuräumen. Ein Angebot die Regenbögen woanders zu suchen. Ein Angebot ihrem Körper die Zeit zu geben zu heilen. Ein Angebot, eine neue Choreografie zu erstellen, in der alleine sie die Rolle spielte. Nicht für die Leute,  aufgrund denen  sie erst angefangen hatte auf den Scherben zu tanzen. Und erst recht nicht für die,  die sie verachtet hatten. So oder so. Also griff sie nach der Hand und ließ sich aushelfen. Die Scherbentänzerin ließ sie bei den Scherben zurück.

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