Schwer wie Blei

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Langsam setzt sie einen Fuß vor den anderen. Jeder Schritt ist ein Kraftakt und Wege, die früher so einfach zu bewältigen waren, sind jetzt zu unerreichbaren Zielen geworden. Aber es gibt einen Weg der schwerer ist als alle anderen: Der Weg zu ihrer Schwester... Unzertrennlich waren sie und ihre Schwester. So unterschiedlich und doch eine Einheit. Sie waren wie Feuer und Wasser, wie Tag und Nacht. Und so wie die Nacht nicht ohne den Tag existieren kann, so kann sie mich ohne ihre Schwester existieren. 1...2...3...4...5...6... Langsam zählt sie in ihrem Kopf die Schritte. Genau 215 Schritte sind es von ihrem Haus zu ihrem Ziel. Je näher sie ihren Ziel kommt, desto schwerer scheint die Last zu werden, die ihre Schultern niederdrückt. Ihr schlechtes Gewissen scheint sie wie eine dunkle Gewitterwolke auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Sie schwebt wie das Zeichen der Todesser, als Mahnmal über ihr und erinnert sie daran, dass sie sie Schuld ist, dass sie jetzt nicht mit ihrer Schwester lachen kann. 211...212...213... 214...215. Jetzt hat sie ihr Ziel erreicht. Die Last fühlt sich nun so schwer an wie Blei und zwingt sie in die Knie, bis sie schließlich auf dem Boden kniet; das Gesicht in die Hände vergraben. Sie kann den Blick noch nicht heben; ist nicht bereit für den Anblick der ihr wieder bestätigt, dass das alles kein Traum ist, sondern die schmerzhafte Realität. Aber sie kann sich nicht für immer vor ihr verstecken; muss sich ihr stellen, also hebt sie schließlich den Blick. Die Schmerzenswelle trifft sie mit voller Wucht! Wie eine Rakete rauscht sie dich ihren Körper und begräbt alles unter dem heißen glühenden Schmerz. Sie presst sich die Hand auf die Brust, in dem verzweifelten Versuch, den Schmerz irgendwie zu lindern. Nur verschwommen erkennt sie den Grabstein durch ihren Tränenschleier. Der Grabstein, der nur wegen ihr da steht. Wegen ihrer Feigheit. Sie war schon immer die Ruhige gewesen. Die, die lieber drinnen saß und ein gutes Buch las, anstatt rauszugehen und all die abenteuerlichen Dinge zu erleben, die ihre Schwester so liebte. Ihre Schwester war die Wilde gewesen. Immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Höher, schneller, weiter... Und dass hatte sie das Leben gekostet. Und sie war nicht mitgegangen; hatte es nicht verhindern können. Es ist allein ihre Schuld. Und sie kann damit einfach nicht leben. Der Tränenfluss ist mittlerweile versiegt, aber der Schmerz ist geblieben. Vorsichtig streckt sie die Hand aus und fährt die Inschrift auf dem Grabstein nach. Kalt und ein wenig rau fühlt sich der Stein unter ihren Fingerkuppen an. Zum Wohl tausendsten Mal, liest sie sich die Inschrift durch, obwohl sie diese mittlerweile längst auswendig aufsagen kann: „Hier ruht das Mädchen, dass Abenteuer mehr geliebt hat als ihr Leben. Mit ihrer wilden und offenen Art, hat sie Spuren in unseren Herzen hinterlassen, die nie verblassen werden. Auf dass dieses Mädchen im Tod das Abenteuer gefunden hat, nachdem sie immer gesucht hat“. Diese Inschrift klingt einfach nur falsch in ihren Ohren. Man kann doch nicht in drei Sätzen einen Menschen erfassen! Und schon gar nicht ihre Schwester. Vorsichtig lässt sie ihre Hand am Grabstein hinabgleiten. Sie ballt beide Hände zu Fäusten und versucht den Schmerz der wie ein Pfeil in ihr Herz rast zu unterdrücken. Sie steht unter großer Anstrengung auf. Ihre Schultern scheinen immer noch von dem schweren Gewicht der Schuld niedergedrückt zu werden. Eigentlich wollte sie es ja zu Hause machen, aber dass wird sie nicht mehr schaffen. Also gibt sie dem Gewicht erneut nach und lässt sich aud dei Knie fallen... Ihre rechte Hand schiebt sich in die Manteltasche und zieht zweierlei Dinge heraus. Der erste Gegenstand ist ein Brief. Vorne steht mit kunstvollen, blutroten Buchstaben ein Name: Maddea. Der zweite Gegenstand den sie aus der Tasche zieht, ist eine kleine Dose. Sie öffnet sie und schüttet sie auf der Hand aus. Zwanzig kleine, weiße Pillen befinden sich nun in ihrer Hand. Weiß. Die Farbe der Unschuld. Aber diese unschuldige Farbe wird ihr Leben beenden. Sie stellt die leere Dose auf den Briefumschlag und schaut sich um. Es ist bereits dunkel und keine Menschenseele ist um diese Uhrzeit noch auf dem Friedhof. Sie schließt die Augen und dann wagt sie den Schritt. Eine Pille nach der anderen verschwindet in ihrem Mund. Sie fängt an zu schwitzen, ihr Körper wehrt sich gegen den Tod, doch sie kämpft bis er schließlich aufgibt. Nun wird sie immer müder. Den letzten klaren Gedanken den sie noch fassen kann, bevor sie endgültig loslässt ist: „Maddea ich komme!“, dann ist sie weg.

„Letzte Nacht ereignete sich eine Tragödie am Highgate Cemetery in London. Als der Friedhofwächter zu später Stunde einen letzten Kontrollgang über den Friedhof machte, entdeckte er neben einem Grab, eine am Boden liegende Person. Er rief sofort einen Rettungswagen und versuchte die Person zu reanimieren, doch für die junge Frau kam jede Hilfe zu spät. Später konnte man die Frau als A. Brown identifizieren. Das Grab neben dem sie tot aufgefunden worden war, war das Grab ihrer Zwillingsschwester M. Brown, die vor 2 Monaten bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen war. Bei A. Brown war dies allerdings kein Unfall, sondern ein anscheinend gut geplanter Suizid, wie die Tablettendose und ein Brief der an ihre verstorbene Schwester gerichtet war, beweisen. Für die Eltern des Mädchens ist das Ganze ein harter Schlag. Sie haben nicht nur ein Kind verloren sondern gleich zwei und dass innerhalb einer so kurzen Zeitspanne. Dass Wars mit den heutigen Tagesnachrichten. Bitte... “

......................................................................
Ok. Mal wieder eine etwas längere Kurzgeschichten (etwas mehr als 900 Wörter).

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro