November 2016

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Ich stelle vor dieses Kapitel eine Triggerwarnung für sexualisierte Gewalt. Bitte lest ab dem ~ nicht weiter, sollte ihr dieses Thema vermeiden wollen. 


„Verdammt, Simon, mach die Tür auf!", Michaels rechte Hand schlug wiederholt gegen das glatte Holz der Wohnungstür, während sich seine linke krampfhaft um das Nylon seiner Sporttasche schloss. Schwer atmend lehnte er seine Stirn gegen die kühle Wand neben der Tür und kämpfte gegen die Übelkeit.

„Ich weiß, dass Du zuhause bist. Bitte – mach auf!"

Noch immer hob und senkte sich seine Brust in unregelmäßigen Abständen viel zu heftig, allerdings schaffte er es die Tränen, die sich in seinen Augen bilden wollten, durch rapides Blinzeln in Schach zu halten. Als die Tür sich einen Spalt öffnete und ihm eine verschreckte, dunkelhaarige Frau entgegenblickte, rutschte Michael das Herz in die Hose. Hatte er sich in der Tür geirrt? Nein. Neben dem Klingelschild stand klar leserlich Bayer.

„Ja?", fragte sie, während ihre Augen an seiner Statur entlang glitten.

„Ah...", setzte er an und wusste in seinem aufgewühlten Zustand nicht, was er zu ihr sagen sollte. Wer war sie? „Ich- ich möchte gerne zu Simon. Simon Bayer. Er wohnt doch hier, oder?"

Sie zögerte. „Ja, schon. Wer sind Sie?"

„Ah..."

„Ist schon gut Süße, ich mache das", hörte er schließlich die Stimme, wegen der er gekommen war. Gottseidank. Die Erleichterung, die sich bei dem warmen Klang in seinem Körper ausbreitete, gepaart mit seiner nur schwerlich im Zaum gehaltenen Hysterie, ließ ihn ein Schlüsselwort in seinem Satz überhören. Nur in Jogginghose und einem legeren Shirt stand Simon nun vor ihm, sah dabei verboten gut aus. Der Mann, dem er vor einem halben Jahr in den Umkleideräumen ihres Fitessstudios mit Haut und Haar verfallen war.

„Simon..."

„Michael", antwortete er nur tonlos, bevor er seine Worte angespannt lächelnd wieder an die Frau richtete. „Gibst Du uns einen Moment, bitte? Geh doch wieder auf die Couch..."

Erst als sie allein waren, lehnte sich Simon in den Türrahmen und musterte Simon mit harten Augen. „Was willst du hier? Ich habe dir doch deutlich gesagt, nie bei mir."

„Simon, ich- ich habe es endlich getan", die Worte fielen aus Michaels Mund, ohne dass er wusste, was er eigentlich sagte. Sie überschlugen sich, purzelten hervor und transportierten eine Konsequenz, die er sich lange nicht hatte träumen lassen.

„Du hast was getan?", fragte Simon verwirrt und strich sich durch die hellbraunen Locken. „Mach's kurz. Was ist?"

„Ich bin weg."

„Wo weg? Was ist Michi? Rede oder geh", sein Kiefer zuckte verräterisch bei diesen Worten.

„Julia. Ich habe es ihr gesagt und bin gegangen. Es ist aus", Michael hoffte, dass Simon die Tragweite seines Gestammels verstand. Die Knöchel, die seine Sporttasche hielten, traten weiß hervor.

„Und?", Simons unbeeindruckte Reaktion traf ihn unvorbereitet. „Warum ist das jetzt ein Grund, dass Du hier ungefragt auftauchst?"

„Verstehst Du nicht?", Michaels Stimme war nur noch ein Hauch. „Ich habe sie verlassen."

„Hab's beim ersten Mal schon gehört. Aber was hat das jetzt mit mir zu tun?"

Die Tasche traf mit einem dumpfen Schlag in dem gefliesten Gang auf, als sich in Michaels Mund die Galle sammelte. Er schluckte, um sich nicht übergeben zu müssen.

„Simon, aber... wir...?"

„Nein, Michi", Simons Stimme begann zu zittern. „Ich habe nie von dir verlangt, deine Frau für mich zu verlassen. Oder wegen mir. Oder... nein, einfach nein. Bitte geh."

„Wohin?", Michael wischte sich eine Träne von der Wange, während die Ablehnung sich durch seine Brust fraß. Es war alles zu viel für ihn. Seit er vor einer Stunde die Tür seines eigenen Hauses hinter sich zugezogen hatte, wünschte er sich nichts mehr als in seinen Armen zu liegen und endlich die Zweisamkeit mit ihm zu genießen. Zweisamkeit, die sie bisher kaum haben konnten. Zweisamkeit, die sich in seiner Vorstellung wie der Himmel anfühlen musste.

„Ist das mein Problem?", fuhr Simon ihn nun ungehalten an.

„Schatz? Wer ist das?", drang die Stimme der dunkelhaarigen Frau wieder zu ihnen. Die tapsenden Schritte ihrer nackten Füße auf dem Parkett verrieten ihm, dass sie ihrer Neugier nachgab und im Flur hinter Simon trat. Schatz?

„Nur... nur ein Kumpel aus dem Fitnessstudio", Simon überspielte ihre Situation meisterlich und hatte seine Emotionen wieder unter Kontrolle. Mit einem blendend schönen Lächeln sah er zu der Frau hinab. „Er hat sich mit seiner Frau gestritten..."

„Oh", machte sie und ihr Gesicht glättete sich zu einem sanften Ausdruck voller Mitgefühl. „Das tut mir leid! Komm doch rein!"

Michael sah zwischen den beiden hin und her. Was war hier los?

„Ich bin übrigens Vanessa", sie lächelte ihn aufmunternd an.

„Mhm, komm doch rein, Michael", presste Simon feinselig hervor und legte seinen Arm um ihre Taille. „Ich habe ein Gästezimmer. Das können wir heute Nacht für dich herrichten."

Wir? Gästezimmer?

Auch wenn der Groschen nun mit einem enttäuschten Klirren fiel, traf ihn jedes Wort mit dem Schmerz einer glühenden Nadel, die sich quälend langsam in sein Fleisch bohrte. Wieder schluckte er bittere Galle hinunter, beschloss aber, Simons Spiel für den Moment anzunehmen. Außerdem war er sich bewusst, dass er für heute kaum einen anderen Schlafplatz finden würde. Felix war mit seiner neuen Freundin im Urlaub, zu seinen Eltern konnte er nicht und andere Freunde würde er um diese Uhrzeit nicht freiwillig aus dem Bett klingeln. Zumal er ihnen dann unbequeme Wahrheiten schuldig wäre.

„Danke", sagte er deshalb und wischte sich noch einmal mit dem Handrücken über sein Gesicht. Simon konnte er später immer noch zur Rede stellen.

Für den Moment folgte er Simon und seiner... Freundin in das Innere der schlicht eingerichteten Wohnung, wo er sich höflich die Schuhe von den Füßen zog und die Tasche an der Garderobe abstellte. Sein Körper hatte sich auf Autopilot geschalten und handelte, ohne dass die Watte in Michaels Kopf bei der Planung seiner Bewegungen beteiligt war.

Im offenen Wohn- und Essbereich drückte Vanessa ihn auf einen der Stühle am großen Esstisch aus Massivholz, dessen raue Maserung Michael eine wunderbare Ablenkung bot. Er ertrug es nicht, Simon anzusehen. Seine perfekten Augen, seine süßen Locken.

„Möchtest Du etwas trinken... ah?", bot ihm Vanessa an.

„Michael", stellte ihn Simon bei dem fragenden Unterton seiner Freundin vor.

„Also, Michael, können wir dir etwas anbieten?", wiederholte sie sich.

„Nein... nein, danke", antwortete Michael.

„Ach, was. So wie Du dreinschaust, hole ich dir mal ein Bier. Oder doch lieber etwas Härteres? Du auch, Schatz?"

„Bring uns doch vielleicht zwei Bier, hm?", sagte Simon, während er sich gegenüber von Michael ebenfalls an den Tisch setzte und ihn dabei nicht aus den Augen ließ.

Michael zuckte nur mit den Schultern. Warum war sie so nett zu ihm? Ahnte sie etwas? Das konnte nicht sein.

„Klar, kommt sofort!", flötete sie und ging zum Kühlschrank, um die bestellten Kaltgetränke aus dem untersten Fach zu ziehen.

„Kein Wort", zischte der Lockenkopf kaum hörbar durch seine Zähne. „Sie hat keine Ahnung!"

Nickend starrte Michael weiter auf die Tischplatte. Natürlich. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht Julia vor vollendete Tatsachen zu stellen, bevor er mit Simon gesprochen hatte? Wie war er zu der Überzeugung gekommen, dass er mit Simon eine Zukunft hätte? Würde er Vanessa ebenfalls für ihn verlassen?

„Setzt Du dich zu uns?", fragte Simon seine Freundin und strich ihr liebevoll über den Rücken, als diese die beiden schon geöffneten Flaschen vor ihnen abstellte.

Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, ist schon gut. Habt ihr ruhig noch euer Männergespräch, ich beziehe die Couch im Büro und gehe dann ins Bett." Mit einem letzten warmen Blick in Michaels Richtung, verschwand sie im Flur. Wenn sie wüsste, was er noch vor wenigen Tagen mit ihrem Freund getan hatte, würde sie die beiden sicherlich nicht allein lassen. Wobei, doch. Sie wäre dann schon nicht mehr mit Simon zusammen.

Seine Brust verengte sich bei der Erkenntnis, dass Simon genauso unehrlich war als er selbst. Und, dass er gerade zu bereuen begann, sich von Julia, seiner Ehefrau, wegen diesem Heuchler getrennt zu haben, fachte seinen Selbsthass an. Heuchler, ja das waren sie beide.

Wortlos griff Michael nach einem Bier und setzte es sich an die Lippen. Was machte er hier? Morgen musste er ein Hotel oder eine Ferienwohnung für den Übergang finden.

Simon schien ebenso wenig zu wissen, was er sagen oder tun sollte und strich mit dem Daumen über die Tropfen aus Kondenswasser, die sich am braunen Glas bildeten. Die Bewegung seiner Finger schickten ein Schaudern über Michaels Rücken, der nur zu gut wusste, wie diese sich auf seiner Haut anfühlten.

„Wie lange seid ihr schon zusammen?", er sprach, um die Stille zu füllen, die unangenehm in seinen Ohren dröhnte.

„Knapp ein Jahr. Eigentlich ist es noch ziemlich frisch."

Michael nahm noch einen Schluck, um nicht sofort antworten zu müssen. Noch nicht einmal ein Jahr? Was fiel dem Kerl eigentlich ein? Während Vanessa ihn wohl durch die rosa Brille anschmachtete, hatte sich Simon bereits nach wenigen Monaten bereits eine neue Affäre gesucht. Plötzlich wurde ihm wieder schlecht. Was, wenn er nicht die einzige Affäre war? Er beschloss, dass er dieses Detail besser nicht wissen wollte.

„Liebst Du sie?"

Dieses Mal zuckte Simon mit den Schultern und nahm einen Schluck Bier. „Sie ist die perfekte Freundin."

Ja, Julia war nach außen hin auch die perfekte Frau gewesen. Eigentlich, wenn er ehrlich war, nicht nur nach außen hin. Aber in ihrer viel zu jung geschlossenen Ehe hatte ihm immer etwas gefehlt. Abenteuer? Hingabe? Leidenschaft? Fand Simon das in Vanessa? Wohl nicht, sonst wäre er nie im Fitnessstudio auf ihn zugekommen. Oder? Er raufte sich die Haare.

„Du bist also wirklich gegangen?", fragte Simon leise, ungläubig.

„Mhm."

„Warum?"

„Ich... Das war doch nicht mehr zu retten. Simon, wir schlafen seit einem halben Jahr miteinander und ich habe die Lügen nicht mehr ausgehalten." Außerdem wollte ich mit dir zusammen sein.

„Aber war es das wert? Du hättest auch das mit uns beenden können. Das wäre einfacher gewesen."

„Stimmt, aber das wollte ich nicht. Na ja, jetzt schon", fügte er hinzu, als Vanessas freundliches Gesicht wieder in seinem Kopf auftauchte.

„Es tut mir leid, Michi. Ich hätte was sagen sollen. Du hast mir immerhin von Julia erzählt. Aber ehrlich gesagt, war das für mich nur ein Grund, weiter an dir dranzubleiben. Ich dachte wirklich, wir wollen das gleiche. Etwas Spaß nebenbei, ohne Verpflichtungen und ohne, dass jemand davon erfährt."

Als nächstes würde er ihm bestimmt erklären, wie groß das Missverständnis zwischen ihnen doch gewesen war. Unwillkürlich ballte er seine Hand zur Faus.

Eine Frage brannte noch tief in ihm, während er die Offenbarung, dass Simon eben auch mit einer Frau zusammen war, verarbeitete. Wie ähnlich waren sie sich wirklich? Wieder einmal stellte er sich selbst die Frage, ob er Julia nur betrogen hatte, weil er sich nach Sex mit einem Mann sehnte, oder ob er sie auch mit einer Frau betrogen hätte, hätte sich die Gelegenheit ergeben.

„Bist du eigentlich... Stehst Du auf Männer?"

Simon sah überrascht zu ihm auf, „Ja, klar. Ich bin schwul, Michi. Du nicht?"

„Keine Ahnung", murmelte Michael und hielt sich an seinem Bier fest, dessen Etikett er schon fast zur Gänze abgezupft hatte. „Warum hast Du dann Vanessa?"

„Weil es einfacher ist", er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Alles andere ist doch Wunschdenken, das würde niemals funktionieren!" Bei diesem Worten senkte sich seine Tonlage zu einem gefährlichen Knurren. „Und ich lasse mir das von dir nicht kaputt machen! Eine Nacht, nicht mehr. Morgen gehst Du."

Die leicht beruhigende Wirkung des Bieres, das er auf nüchternen Magen trank, dämpfte Simons schneidende Feindseligkeit, sodass Michael nur müde nickte. Er verspürte ohnehin keine Lust, weiter mit Simon in Kontakt zu bleiben. Alle Hoffnungen und Wünsche, musste er bei diesen deutlichen Worten nun begraben. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt und verloren. Verpokert. Der Einsatz war seine Ehe gewesen.

Zugegeben, er war nicht unbedingt glücklich gewesen, aber der Fehler, den er mit Simon begangen hatte, wog schwer auf seinen Schultern. Wahrscheinlich hatte er gerade eben die ersten ehrlichen Worte aus dem Mund des anderen Mannes gehört, seit er ihn kannte. Zwanghaft versuchte er, seine Gedanken zu stoppen und ließ die Müdigkeit in ihm die Oberhand gewinnen.

In seinem Inneren wich der Sturm an Emotionen nach einiger Anstrengung einer wohltuenden Leere, die leichter zu verkraften war. Er war noch nicht bereit, sich mit allen Konsequenzen seines Handelns auseinanderzusetzen.

„Zeigst Du mir, wo ich schlafen kann?", fragte er, nachdem er den letzten Schluck aus der Flasche genommen hatte.


~


Das Sofa in Simons Arbeitszimmer war ausgeklappt und liebevoll bezogen worden. Über die Liegefläche spannte sich ein graues Laken, auf dem Kissen und Decke für ihn bereit lagen. Mit aller Macht unterdrückte er den Gedanken an Vanessa und wie unrecht die beiden Männer ihr taten. Auch jetzt, als Simon sich zu ihm auf die Matratze setzte und seine Hand auf Michaels Oberschenkel legte.

„Was wird das?", fragte Michael vorsichtig. Er konnte sich nichts vormachen, auch wenn er die Affäre mit Simon für sich bereits als beendet abgestempelt hatte, genoss er die Wärme, die ihn dank der Berührung durchfuhr. Nach den großen Enttäuschungen des Tages war er um jede Form der Zuneigung dankbar. Doch Simon schüttelte nur den Kopf und stand auf.

„Gute Nacht, Michi", flüsterte Simon, bevor er durch die Tür nach draußen verschwand und Michael mit seinen Gedanken zurückließ. Auch wenn ihm die aktuelle Situation alles an Beherrschung abverlangte, schaffte er es, die Gedanken um seine Zukunft in den Hintergrund zu drücken. Mit einem frischen Shirt und ohne Hose rutschte er schließlich unter die weiche Decke, die so vertraut roch. Mit dem Rücken zur Tür gedreht sank er langsam in einen unruhigen Schlaf.

Ruhe wurde ihm allerdings nicht gegönnt, denn abermals senkte sich die Matratze neben ihm unter dem Gewicht einer Person. Wie lange er schon gedöst hatte, konnte er nur schwer einschätzen, aber lange konnte es noch nicht gewesen sein. Die Baumwolle der Bettwäsche rieb sanft über seine nackten Beine, als sich der Körper näher zu ihm schob. Simons warmer Atem prallte an seinem Genick ab und löste eine Gänsehaut an seinem ganzen Körper aus. Sein schlafvernebeltes Bewusstsein konnte sich nicht ausmalen, was passieren würde und sein Kopf fühlte sich leicht an, sodass er nicht wusste, ob die Situation überhaupt real war. Er blieb still liegen, wartete darauf, was Simon als nächstes im Sinn hatte und genoss das warme Gefühl an seinem Rücken.

Wohlbekannte Finger streiften seinen Oberschenkel, bevor sie höher wanderten und sich unter sein Shirt schoben. Tausend Nadelstiche bohrten sich erneut in seine Haut, wo Simon ihn anfasste. Die Hand zog Kreise über seinen Bauch und seine Brust, während sich der Druck der Brust gegen seine Schultern verstärkte.

Michael wagte es nicht, auch nur einen Muskel seines Körpers zu bewegen, zu überwältigt war er von der plötzlichen Nähe, die sich ihm zu sehr wie ein Wunschtraum präsentierte. Auf seine Emotionen konnte er heute nicht mehr vertrauen, aber sein verräterischer Körper genoss, was ihm gegeben wurde.

Als sich feuchte Lippen in seinen Nacken legten, um federleichte Küsse zu verteilen, entfuhr ihm ein leises Stöhnen. Angespornt von dem lustvollen Geräusch arbeitete sich der heiße Mund an seinem Hals weiter nach vorn, saugte und leckte über seine Haut, bis er die empfindlichste Stelle unter Michaels Ohr fand.

Simons Hände waren ebenso ruhelos, wanderten nun weiter über seinen Körper, streiften betont zufällig die erregbarsten Zonen an Michaels Körper, ohne ihnen wirklich Aufmerksamkeit zu schenken. Das neckende Spiel mit seinem Verlangen vernebelte zuverlässig seinen Verstand, der die Kontrolle über die Situation nicht zu übernehmen vermochte. Erst als sich die langen Finger unter seine enge Boxershorts schoben, überkam ihn das Gefühl, etwas Falsches zu tun.

„Simon, was-"

„Shhhh...", Simons Mund war direkt an seinem Ohr. „Etwas sagt mir, dass dir das gefällt. Lass uns Spaß haben, wenn Du schon hier bist."

„Aber Vanessa-"

„Nimmt schon seit Jahren Schlaftabletten. Die wacht bis morgen nicht mehr auf", Simons Lippen zeichneten wieder erotische Muster auf der erhitzen Haut, die vorfreudig kribbelte.

„Das ist doch keine Begründung!"

„Jetzt stell dich nicht an", hauchte Simon mit rauer Stimme, während sich seine Finger um Michaels deutliche Erektion schlossen. „Du kannst doch nicht erwarten, dass ich meine Finger von dir lassen kann, wenn Du halbnackt in meiner Wohnung liegst."

Michael versuchte sich weiter zu wehren und Simons Worte zu kontern, ihm begreiflich zu machen, wie falsch es war, was die beiden hier taten, während Vanessa im Nebenzimmer schlief. Ihre gestohlenen Stunden in Hotels, die schnellen Nummern in der Dusche des Fitnessstudios oder auf dem Rücksitz eines Autos waren eine Sache. Aber das hier ging zu weit.

Doch als er seinen Mund öffnete, um zu protestieren, kam nur ein ersticktes Keuchen heraus, denn Simon wusste genau, wie er ihn anfassen musste, um ihn um den Verstand zu bringen. Ohne es zu wollen drückte er seinen Hintern näher an Simon und rieb sich gegen ihn. Oh Gott, was machte er da?

„Wusste ich's doch", er konnte das Grinsen in Simons Stimme überdeutlich hören und schloss vor Scham die Augen. Natürlich wollte er den Sex, die Nähe, aber doch nicht so.

„Nein, nicht-"

„Ach Michi, komm schon. Du bist heute hier aufgetaucht, Du wolltest doch zu mir", flüsterte er, ohne von ihm abzulassen. Gekonnt strich er mit dem Daumen über Michaels Eichel, was diesen Sterne sehen ließ. Es dauerte zu lang, bis er wieder einen klaren Kopf hatte und sich Worte zurechtlegen konnte, denn Simon hatte ihn bereits auf den Rücken gedrückt und sich über ihm positioniert. Die Hände stützte er zu beiden Seiten von Michaels Kopf auf, ihre Lippen trennten nur wenige Zentimeter.

Im letzten Moment drehte Michael sein Gesicht zur Seite, als Simon versuchte ihn zu küssen. Er würde diese Intimität nicht ertragen – ein geteilter Kuss schien ihm in diesem Moment noch inniger als Simons Hand an seinem Schwanz.

„Michi", knurrte Simon, „du bist hier heulend aufgetaucht und hast gebettelt."

Statt seinem Mund küsste Simon nun einfach wieder seinen entblößten Hals. Sein warmer Atem erzeugte eine Gänsehaut, wo er auf seine Haut traf und hinterließ süße Versprechen.

„Du kannst mir das nicht antun. Du bist so heiß. Du machst mich wahnsinnig."

Mit diesem Worten senkte er seine Hüfte und rieb mit langsamen Stößen seiner Hüfte ihre Erektion gegeneinander. Der Druck an seinem Penis entlockte Michael erneut ein Stöhnen. Dieses Mal war es bereits ungehaltener.

„Schau, Du willst es doch auch."

Wollte er? Vor Simons Offenbarungen über Vanessa, über seine eigentlichen Absichten, hätte er aus Vorfreude gejubelt. Jetzt war er sich nicht mehr sicher.

Allerdings gab sein Körper Simons Bemühungen zusehends nach und langsam erwiderte er den Druck mit seiner Mitte und presste sich dem anderen Mann entgegen. Der Stoff zwischen ihnen dämpfte das elektrische Kitzeln kaum, das seine Lust durch seine Venen schickte.

„Mhh, ich dachte schon Du lässt mich am langen Arm verhungern", witzelte Simon, während er sich zurücklehnte und sich sein Shirt über den Kopf zog, um sich anschließend ebenfalls seiner Unterwäsche zu entledigen. Im fahlen Licht der Straßenlaterne, die unter dem Fenster brannte, zeichneten sich Simons Muskeln immer noch auffällig ab. Seine Locken hingen ihm wirr ins Gesicht, genauso wie Michael es an ihm liebte.

„Zieh dich aus", wies Simon ihn an. „Ich hole noch kurz Gel."

Hastig schwang er sich vom Bett und verschwand aus der Tür. Jetzt war der Moment, in dem sich Michael entscheiden musste. War er wirklich bereit, sich Simon hinzugeben? Sein Körper schrie laut ja, aber sein Kopf sagte nein. Sobald Simon aber mit wippender Erektion zurück ins Zimmer kam, schaltete sich sein Kopf völlig aus, sein bebender Körper handelte voller Begierde.

Sein Shirt landete auf dem Parkettboden, dicht gefolgt von seiner Boxershorts.

Wieder im Bett strich Simon genießerisch über seinen Körper und musterte ihn unverhohlen.

Grinsend sagte er: „Das ist doch ein guter Lohn für meine Gastfreundschaft. Aber umgedreht gefällst Du mir noch besser."

Starke Hände drehten Michael auf den Bauch und zogen seine Beine auseinander. Er wehrte sich nicht mehr, überfordert von seinen Gefühlen und der starken körperlichen Reaktion, die er noch immer auf Simon hatte. Wie schon zuvor entschied Simon, was als nächstes geschehen sollte, denn er ließ den Plastikverschluss der Gleitgeltube aufschnappen. Die Finger vergrub Michael tief im Laken, spürte wie seine Fingernägel Widerstand in der harten Matratze der Couch fanden, während er sich Simon weiter entgegendrückte.

„Dein Hintern ist so sexy", Simon redete immer noch mit ihm, während Michael schon seit mehreren Minuten in Schweigen verfallen war. Er nahm hin, was Simon mit ihm zu tun gedachte, wollte ihn noch einmal in sich spüren, um Abschied zu nehmen von den letzten Monaten, die sein Leben so nachhaltig verändert hatten.

Als er die mit kühlem Gel benetzten Finger in sich spürte, gab es ohnehin keine Gedanken mehr, nur noch seine heiße Gier nach Befriedigung. Lustvolle Blitze explodierten hinter seinen geschlossenen Lidern, während Simon ihre Routine im Schnelldurchlauf abspielte, seine Finger einen nach dem anderen in ihn schob und es sich dabei nicht nehmen ließ, diese genau so zu krümmen, wie Michael es brauchte. Es waren einstudierte, durch gemeinsame Erfahrungen choreografierte Bewegungen, die dazu dienten, ihren Körpern süße Minuten der Lust zu bereiten. Michael stöhnte, als auch der dritte Finger in ihm verschwand und drückte seinen Rücken durch.

Viel zu schnell ersetzte Simon aber seine Finger und drückte sich in ihn. Das Gleitgel nahm ihm den heftigsten Schmerz, aber ihm wurde keine Zeit gelassen, sich an die neue Größe zu gewöhnen. Ein Zischen entkam ihm, während er versuchte sich zu entspannen und zu genießen, es würde gleich gehen. Simons kehliges Stöhnen drang dabei durch seinen Vorhang aus Lust und Tortur.

„Hoch!"

Er wurde bestimmt an der Hüfte nach oben auf seine Knie gezogen, eine Hand verblieb an seiner Seite, die andere fand die kurzen Haare in seinem Nacken und drückte seinen Kopf nach unten. Michael bebte unter Simons Dominanz, die ihn schon so oft in rauschhafte Sphären versetzt hatte.

„Mhh, genau so", hauchte der Mann hinter ihm verführerisch, während er sich langsam und genüsslich aus ihm zog, nur um sich umso schneller wieder in ihm zu versenken. Der Rhythmus seiner Stöße nahm an Geschwindigkeit und Intensität zu, wobei er Michael fest in seiner Position hielt. Dessen Versuche, sich mit ihm zu bewegen, wurden durch Rupfen an den Haaren harsch unterbunden. Wimmernd lag er unter ihm, biss die Zähne zusammen und bemühte sich, ausreichend Widerstand zu bieten, um sein eigenes Vergnügen aus Simons Hunger zu ziehen.

Obwohl ihr Sex nie wirklich zärtlich oder liebevoll gewesen war, erschreckte Simon ihn mit seiner Grobheit. Die Berührungen hatten nichts Tröstliches, nichts Versöhnliches. Verzweifelt rang er seinen Atem in einen ruhigeren Takt, zwang sich, tiefer zu atmen, um sich nicht um Simons Schwanz zu verkrampfen.

Auch wenn er sich für den Sex entschieden hatte, drängten langsam die emotionalen und vor allem die körperlichen Schmerzen sein Begehren in den Hintergrund. Seine Knie wurden weich, sodass er ein Stück nach unten rutschte. Der Winkel, in dem Simon in ihn eindrang veränderte sich leicht und wurde die Reibung wurde erträglicher, aber das Brennen blieb.

Erst als Simon keuchend in ihm kam, entspannte er seinen Körper wieder, der ihn immer noch betrog. Seine Erektion war trotz allem immer noch prall und bedürftig, was natürlich auch Simon nicht entging. Ohne sich aus ihm zu ziehen, beugte er sich nach unten und fischte eine Packung Taschentücher vom Boden, aus der er sich einige Tücher zog, um sie griffbereit auf das Laken zu platzieren.

Dann schlossen sich seine warmen Finger fest um sein erhitztes Fleisch und fuhren mit Finesse unaufhörlich auf und ab. Gelegentlich bewegte er zusätzlich seinen Daumen über die feuchte Spitze, sodass es nicht lange dauerte, bis Michael den Druck in sich aufsteigen spürt. Die mechanischen Bewegungen waren so zielgerichtet und präzise, sodass sie gepaart mit Simons nur langsam erschlaffender Penis in ihm seinen eigenen Höhepunkt auslösten.

Sein ganzer Körper schauderte, als die Welle der Lust über ihn rollte und er keuchend auf die Ellbogen sank. Am Rande seines Bewusstseins nahm er wahr, wie Simon sich aus ihm zog und von ihm entfernte, doch sein eigener Atem klang so laut in seinen Ohren, dass er für den Moment in sich gefangen blieb.

Geistesgegenwärtig hatte Simon sein Sperma mit den Taschentüchern aufgefangen und benutzte diese auch, um sich selbst zu säubern, nachdem er vom Bett aufgestanden war. Michaels Körper schmerzte, Michaels Seele schmerzte, aber der Orgasmus füllte ihn mit einer angenehmen Gleichgültigkeit.

Erst, als er sich aufrichtete und die warme Flüssigkeit spürte, die zäh und klebrig an der Innenseite seines Oberschenkels hinab lief, formten sich wieder zusammenhängende Gedanken in seinem Kopf und die Realität dessen, was in den letzten Minuten geschehen war, holte ihn mit voller Wucht ein. Mit einem Mal verschwand die wohlige Watte und er wurde sich bewusst, was sie gerade getan hatten.

Verzweifelt versuchte er dabei sich zu erinnern, ob Simon ein Kondom benutzt hatte. In seiner Starre und Überforderung hatte er nicht darauf geachtet, ihm blind vertraut, dass er wie jedes Mal verantwortungsvoll handelte. Er scannte den Boden und das Bett nach einer leeren Verpackung ab, aber er konnte keine sehen. Sein Herzschlag beschleunigte sich wieder, diesmal aber aus purer Angst.

Scheiße, Scheiße, Scheiße!

„Simon...", seine Stimme war kratzig und rau auf Grund der aufsteigenden Panik. „Wo ist das Kondom?"

„Kondom?", Simons Blick wurde hart. „Ich schaffe doch keine Beweise in meiner Wohnung."

Dann ging er aus dem Zimmer und ließ Michael mit klopfendem Herzen zurück. Bevor dieser sich jedoch in seiner Panikattacke verlieren konnte, kam er mit einem Handtuch zurück.

„Da, geh duschen", wies er ihn an. „So kommst Du mir nicht wieder ins Bett!"

„Okay", hauchte Michael mit trockenem Mund und nahm ihm das Handtuch aus der Hand, nur um an ihm vorbei zu huschen und sich ins Bad zu retten. Hinter sich schloss er die Tür ab, gerade als sich die ersten Tränen aus seinen Augenwinkeln lösten. Das konnte doch nicht wahr sein. Warum war er nur so dumm? Warum hatte er Julia verlassen? Ausgerechnet für diesen Idioten?

Vor dem schicksalhaften Gespräch mit seiner Frau hatte er zwei Menschen an seiner Seite, mit denen er Intimitäten teilte, mit denen er lachte und für die er mehr als Freundschaft empfand. Das Wissen, an nur einem Abend beide verloren zu haben, riss ihn beinahe in seinem Innersten entzwei. Allein.

Sobald das warme Wasser der Regendusche auf ihn herab prasselte, entfuhr ihm ein verzweifeltes Schluchzen. Er hatte es versaut, er hatte aus einer Laune heraus zerstört, was er sich aufgebaut hatte und dafür gesorgt, dass er jetzt allein war. Kein Weg führte mehr zurück.

Allein.

Seine zitternden Hände stützte er vor sich an der gefliesten Wand ab und er senkte den Kopf, sodass ihm das Wasser in den Nacken regnete. Auf seinen Wangen vermischten sich salzige Tränen mit verirrten Tropfen und fielen zu Boden. Er hatte versagt, weil er, anstatt mit Julia das Gespräch zu suchen und an ihrer Beziehung zu arbeiten, auf den umwerfend aussehenden Kerl aus dem Fitnessstudio hereingefallen war, der ihn mit seinem Lächeln und dem perfekten Körper den Kopf verdreht hatte.

Es dauerte, bis das Wasser allmählich kühler wurde, dass er nach dem Duschgel griff uns sich säuberte. Sein wunder Hintern erinnerte ihn auch an das, was Simon gerade seinem Körper angetan hatte. Ob der Schmerz, den er fühlte, als er mit der Hand zwischen seine Beine fuhr, um sich die klebrigen Überreste von der Haut zu schrubben oder der dumpfe Druck auf einem Herzen schwerer wog, war unmöglich festzustellen. Zwar fürchtete er sich nicht wirklich davor, dass Simon ihn mit irgendetwas angesteckt hatte, aber die Nähe und das Vertrauen, die dieser Schritt, die Barriere aus Gummi zwischen ihren Körpern fallen zu lassen, mental von ihm abverlangte, brachte er Simon nicht entgegen. Er fühlte sich schmutzig und benutzt. Gedemütigt.

Während er sich die Spuren von Simons Grenzübertretung vom Körper wusch, brannte sich die Scham in sein Herz. Er schämte sich für seine schlechten Entscheidungen, er schämte sich, dass er sich wie ein dummer Schuljunge verhalten hatte und sich damit in eine ausweglose Situation gebracht hatte. Er schämte sich, dass er eben nicht besser auf sich aufgepasst hatte.

Niemand sollte jemals von diesem Abend erfahren.

Niemals wollte er Julia wieder sehen, und vor allem: Niemals würde er Simon wieder begegnen.

Entschlossen stellte er die Dusche ab. Er würde nicht zurückschauen. Er würde sich einen neuen Job suchen, er würde sich eine neue Wohnung suchen und er würde ein neues Leben anfangen, weit weg von hier.

Gut, dass er sich bereits nach Scheidungsanwälten umgesehen hatte, denn einen davon anzurufen, musste morgen die erste Tat des Tages sein. Er würde schon alles regeln können. Für den Kredit des Hauses bürgten zwar seine Eltern, aber für was gab es denn Anwälte?

Er war zu Simon gekommen, um ein neues Kapitel in seinem Leben zu schreiben, doch stattdessen hatte er zwei geschlossen. Den letzten Punkt gesetzt und das Buch zugeklappt. Nun war es an der Zeit, die Geschichten in das hinterste Eck des Regals zu verbannen, wo sie niemand zufällig finden konnte. Stattdessen lag eine unbeschriebene Seite vor ihm, schuldig in ihrer Reinheit. Egal was darauf stehen würde, egal welchen Pfad er als nächstes einschlagen würde, für immer würde der Grund seines Neuanfangs existieren.

Mit brennenden Eingeweiden zog er sich an und packte seine Tasche. Wenige Minuten später zog er Simons Wohnungstür hinter sich zu und hoffte inständig, dass er genau das tun konnte, was er sich soeben vorgenommen hatte. Nie mehr wollte er zurückblicken.

You nevеr give, no, you always been taking
I hear your name and my hands start shaking
And every X, every O you were faking
Walk all over me? You must be mistaken

I told myself this time would be different
I turn around, it's the same old heartbreak
The energy of the earth is shifting
So it's time we say,

Let 'em go,
When they try to take control, let 'em go

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