Summerhaven, 15. November 2022

Hey Ashley,

Ich muss sagen, dein letzter Brief hat mich neugierig gemacht. Deine Mutter kennt tatsächlich niemanden aus deinem Leben, der wichtig genug gewesen wäre, ihr vorgestellt zu werden? Weil es niemanden gab, oder weil niemand gut genug gewesen ist?

Weihnachten ist bei mir ein wenig anders als in den meisten Familien. Meine Familie sind eigentlich meine Freunde und Kollegen. Wir verbringen sehr viel Zeit miteinander und auch an Weihnachten feiern wir zusammen. Meistens treffen wir uns bei meinem besten Freund, schmücken eine Palme im Garten und trinken Cocktails statt Punsch. Dann machen wir eine Feuerschale an, grillen ein paar Würstchen und Marshmallows und machen danach ein wenig Musik zusammen. Allerdings singen wir keine Weihnachtslieder ;)

Am ersten Weihnachtsfeiertag fliege ich meistens zu meiner Nichte an die Westküste und besuche meine Schwester mit ihrem Mann. Wenn ich gut drauf bin, fahre ich danach zu meiner Mutter und ihrem Freund. Meinen Vater habe ich seit ein paar Jahren nicht gesehen. Er ist mit meinem Lebensmodell nicht ganz... sagen wir, einverstanden.

Wow, das habe ich bisher selten jemandem erzählt. Vielleicht fällt es mir einfach leichter, diesen Aspekt meines Lebens mit jemandem zu teilen, den ich nicht persönlich kenne. Oder ich habe das Gefühl, dich gut genug zu kennen, dass ich dir vertraue. Ist das verrückt?

Vielleicht.

Aber ich schätze den Austausch mit dir und fühle mich erneut unwohl, da ich bald wieder auf Reisen gehe. Direkt im neuen Jahr bin ich gleich für mehrere Monate unterwegs und würde wirklich ungern auf deine Antworten verzichten. Da ich so oft von zuhause fort bin, fühlen sich die Briefe von dir ein Stück weit wie eine Rettungsleine an, an der ich nur zu ziehen brauche, um wieder in Summerhaven zu sein. Wenn dir das nicht recht ist, finde ich das auch okay.
Aber falls du doch während meiner Abwesenheit den Drang verspüren solltest, dich zu melden, schreibe ich dir meine Mailadresse auf die Rückseite des Briefes...

Freue mich, von dir zu hören,

Elliot

PS:
Ich bin positiv überrascht von deinen „sonnengebräunten" Knien :) Ich selbst bin ja weiß wie ein Toastbrot. Ups, verplappert XD