.ೃ࿐ Oktober 🍂

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Wusste der Teufel, was ich mir dabei gedacht hatte, aber hier stand ich, fast eine halbe Stunde früher, als gewöhnlich, lehnte an meinem Spind, direkt neben der rosa Glitzertür und gab vor, wahnsinnig beschäftigt mit meinem Handy zu sein. In Wahrheit wartete ich auf den Neuen, um ... tja, keine Ahnung warum. Ihn zu warnen? Ich glaubte ehrlich gesagt nicht, dass das nötig war, bestimmt wusste er selbst, in welche Scheiße er sich geritten hatte. Dann vielleicht um das Unheil abzuwehren? Na ja, wenn meine bloße Anwesenheit das schaffte, aber auch daran glaubte ich nicht wirklich. Ich wusste eigentlich tatsächlich nicht, warum ich hier stand wie ein Idiot, aber bevor ich es mir jetzt noch anders überlegen konnte, tauchte der Neue auf und die Option, einfach zu gehen, war auch dahin.

„Hi." Ich ließ mein Handy sinken, als er neben mir seinen Spind öffnete, bekam aber keine Reaktion.

„Beomgyu, richtig?"

Neben mir knallte die Metalltür zu und der Neue starrte mich über seine Brille hinweg an.

„Ja?", murrte er jetzt doch noch, schob seine Brille hoch und musterte mich feindselig. Also hob ich ergeben die Hände und grinste.

„Yeonjun. Ich dachte, wenn ich schon den Spind neben dir habe, könnte ich-"

„Schön", unterbrach er mich fauchend. „Ich muss los."

Also! Das gabs doch nicht! Überrumpelt schnappte ich mir meinen Rucksack und setzte ihm nach. „Hey, warte!" Dabei berührte ich ihn an der Schulter und er wirbelte so schnell herum, dass ich erschrocken stehenblieb.

„Schon gut, ich wollte nicht ..."

„Was willst du?", schnappte Beomgyu und betrachtete mich misstrauisch. Na, das ging ja prima los.

„Nichts, ich wollte nur ... Wo musst du denn jetzt hin?"

„Warum interessiert dich das?"

„Weil- Warum bist du so unhöflich? Ich wollte mich nur mit dir unterhalten. Vielleicht müssen wir in dieselbe Richtung." Ich zuckte die Schultern. Genial war das nicht, aber immerhin halbwegs die Wahrheit. Und es schien zu funktionieren, denn er seufzte leise, tippte wieder an seine Brille und sah den Gang entlang.

„Theater und Kunstgeschichte I."

Mir wurde ganz seltsam. Das war meine Sparte, nur war ich bereits im Aufbaukurs. Unterdessen war Beomgyu weitergegangen und ich sprintete ihm hinterher. „Bei Professorin Ahn? Du wirst sie lieben."

Erneut war Beomgyu stehengeblieben und fixierte mich abschätzend. Vielleicht wollte er auch herausfinden, wie viel wir gemeinsam hatten. Das fragte ich mich ehrlicherweise auch.

„Schwerpunkt Film und Regie", sagte ich also und erntete dafür ein Nicken.

„Schauspiel und Theater", raunte er, schob seinen Rucksack zurecht und ging weiter. Okay, wir waren nicht unbedingt verwandte Seelen, aber wir hatten immerhin einige Berührungspunkte, das konnte man als guten Vorwand nutzen, wenn die Frage aufkam, warum ich mich überhaupt mit ihm abgab.

Für den Moment aber liefen wir nur schweigend nebeneinander her und erst nachdem wir zwei Treppen erklommen hatten, brach Beomgyu dieses Schweigen. Er sah mich von der Seite an und schüttelte den Kopf.

„Wenn du weißt, wer ich bin, warum bist du dann immer noch hier?"

„Wie ich schon sagte, ich wollte mich nur mal mit dir unterhalten."

Beomgyu rollte mit den Augen. „So ein Schwachsinn. Niemand will sich mit mir unterhalten. Du auch nicht. Du latschst nur stumm neben mir her. Also sag mir jetzt einfach, was du willst oder lass mich in Ruhe."

Na, wenn er es unbedingt so wollte. „Ich habe gehört, was am Freitag passiert ist", begann ich, wurde aber sofort von einem unwilligen Zischen unterbrochen.

„Wer nicht?"

„Hör mal. Ich war ja nicht dabei, also keine Ahnung was der Wahrheit entspricht, aber weißt du denn, mit wem du da aneinandergeraten bist?"

„Nein", murrte Beomgyu drehte sich um und ging weiter. „Und es ist mir auch egal. Ein Idiot ist wie der andere."

Nicht ganz. Es gab auch noch Idioten, die waren deutlich schlimmer als andere.

„Sangwoo gehört zum Basketballteam und mit denen ist nicht zu spaßen, okay?", versuchte ich eine Erklärung. „Lass dich nicht mit ihnen ein. Geh ihnen aus dem Weg."

„Mein Kurs", unterbrach Beomgyu meine Ausführungen und wies auf eine Tür, vor der er stehengeblieben war. Er hob eine Hand, wandte sich ab, zögerte aber. Schließlich drehte er sich nochmal um. „Und danke für die Warnung."

Ja. Sie würde ihm nur nicht helfen, da war ich mir ziemlich sicher. Trotzdem stapfte ich jetzt weiter, jagte die Treppen wieder hinab, um nicht zu spät zu meiner eigenen Vorlesung zu kommen. Von der bekam ich dann gar nicht so viel mit, weil sich in meinem Kopf die Gedanken im Kreis drehten. Was genau hatte ich denn mit meiner Aktion heute erreicht? Beomgyu einmal unbehelligt bis zu seinem Hörsaal gebracht? Hatte es irgendeine Bedeutung, wenn man ihn mit mir sah? Machte das in der Summe etwas aus oder konnte ihn das vor einer noch offen im Raum stehenden Rache bewahren? Wohl kaum. Ich beschloss, noch einmal das Gespräch mit ihm zu suchen, vielleicht, um ihn ein wenig mehr für Leute zu sensibilisieren, denen er auf den Schlips getreten war, aber mehr konnte ich auch nicht tun.

Aus diesem Grund traf ich mich mittags mit Soobin in der Mensa, doch Beomgyu tauchte nicht auf. Womöglich war das sein Glück, denn das halbe Basketballteam lauerte dort. Vielleicht war der Kleine ja doch ganz clever und hatte meine Warnung weit mehr verinnerlicht, als ich gedacht hatte.

Diese Hoffnung wurde allerdings jäh zerstört, als am späten Nachmittag Bona mit ihrem Gefolge auf dem Weg zum Parkplatz an mir vorbeischwebte. Es waren nur Gesprächsfetzen, die bei mir ankamen, aber das reichte.

„...t der kleine Scheißer gedacht, er kann sich da verstecken ..."

„... und Sangwoo kann echt furchteinflößend sein ..."

„Wenn er schlau ist, bleibt er liegen und verreckt einfach."

Okay, das war genug. „Bona!" Ich schloss zu ihr auf und tippte sie an. „Wo ist er?"

Mit einem süffisanten Grinsen drehte sich Bona zu mir um. „Sangwoo?"

Diese Frau machte mich noch wahnsinnig! „Der kleine Scheißer", knurrte ich und sah, wie sie die Lippen schürzte und ihre Augenbraue in die Höhe schnellte.

Gefahr im Verzug.

„Wieso interessiert dich das? Willst du ein paar Fotos? Kann ich dir schicken. Hab auch ein Video. Könnte ich hochladen. Wenn du mir folgst, verpasst du auch nichts." Sie warf mir ein Küsschen zu.

„Tu, was du nicht lassen kannst. Aber schon mal drüber nachgedacht, was hier los ist, wenn der Kleine zur Polizei geht? Also – wo ist er?"

Sie nickte in Richtung Sportplatz. „Beim alten Teil der Sporthalle, hockt bestimmt noch im Dreck und heult. Willst du hingehen und ihm die Windel wechseln? Wirst du jetzt zum guten Samariter? Oh Gott, Yeonjun, werd' bloß nicht uncool, ich hatte immer so eine hohe Meinung von dir."

Darauf musste ich nichts erwidern, denn Bona zog mit einem gezierten Winken von dannen und mit ihr auch die anderen Mädchen. Ich machte derweilen auf dem Absatz kehrt und lief zurück in Richtung der alten Sporthalle.

Tatsächlich hockte Beomgyu auf den Stufen des Geräteschuppens. Er hatte Gras in den Haaren, ein Träger seiner Latzhose war abgerissen, der Latz sowie das Shirt darunter waren vollgeblutet. Als er mich kommen hörte, sah er auf, wohl in Erwartung des Schlägertrupps, denn seine Schultern sanken erst herab, als er mich erkannte.

„Scheiße, ehrlich – was hab ich dir gesagt?" Ich hockte mich vor ihn, hob vorsichtig seinen Kopf an und fluchte verhalten. Sein Gesicht war voller Blut und Dreck, die langen Haare klebten auf seiner Haut, wahrscheinlich hatte er auch geheult. Jetzt schniefte er auf alle Fälle, wandte sich ab und spuckte blutigen Speichel in das Gras.

„Sorry", raunte er dabei, aber es klang so weinerlich, dass ich ihn aus einem Impuls heraus einfach nur umarmte. Selten hatte ich mich so unbeholfen und dämlich gefühlt, wie in diesem Moment.

Aber Beomgyu wehrte sich gar nicht groß, schniefte nur wieder und schob mich dann recht linkisch weg.

„Hast du meine Brille gesehen?"

Brille, sicher. Ich sah mich um, sah ein paar Meter entfernt etwas Goldenes im Gras blitzen und hob es auf. Es war seine Brille, nur leicht verbogen, die Gläser noch heil. Immerhin. Er setzte sie auf, blinzelte mich mit dem schiefen Ding auf der Nase an, leckte sich über die blutigen Lippen. Und in diesem Moment tat er mir so leid, dass ich es niemals über mich gebracht hätte, einfach wieder zu gehen. Stattdessen stand ich also auf, reichte ihm die Hand und murmelte „komm."

Nur kurz zögerte er, schob dann die Hand in meine und folgte mir ohne ein Wort. Gemeinsam betraten wir die Umkleide, aber jetzt war hier ohnehin keiner, also dirigierte ich ihn auf die Bank, holte feuchte Papierhandtücher, den Verbandskasten und einen kleinen Eispack aus dem Eisfach des Kühlschranks. Dinge, die hier immer lagerten, weil sie eigentlich bei jedem Training gebraucht wurden.

„Okay, jetzt lass mal sehen." Ich nahm ihm seine Brille ab, versuchte vorsichtig das Blut und den Dreck aus seinem Gesicht zu wischen und drückte den Eispack auf seine linke Schläfe und Wange. „Hier, festhalten. Bevor alles zuschwillt."

Beomgyu nickte still und drückte gehorsam das Eis auf sein Gesicht. Er weinte nicht mehr, schniefte aber immer noch und seine Atemzüge waren nach wie vor abgehackt und zittrig.

„Kannst du atmen? Kriegst du Luft durch die Nase?"

Stilles Nicken.

Also klebte ich ebenso still ein Pflaster über die Schramme an seiner Stirn und strich ihm die schmutzigen Strähnen hinter die Ohren. „Siehst du, so gut wie neu", murmelte ich dabei.

Beomgyu sah auf und lächelte schwach.

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