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"Driving home for Christmas with a thousand memories ..."
Mein Finger schnellt zum Autoradio und sofort umgibt mich nur noch die süße Stille und das Brummen des Motors.
Es ist gerade einmal Anfang Dezember und sie spielen schon Weihnachtslieder, die erst ein paar Tage vor den Feiertagen Sinn machen.

Ich bin mit tausendprozentiger Sicherheit der Einzige auf dem ganzen verdammten Highway, der sich jetzt schon nach Hause begibt!
Allein bei dem Gedanken an meine kleine Heimatstadt an der kanadischen Grenze umfasse ich das Lenkrad fester. Erst als ich meine weißen Knöchel bemerke, entspanne ich meinen Griff.

Diese kleine verfluchte Stadt war das reinste Winter-Weihnachts-Wunderland. Auch wenn es im Bundesstaat New York liegt, fühlt sich New York selbst Meilenweit entfernt an. Montreal lässt sich fast schneller erreichen, wenn man die richtigen Straßen kennt.
Wenn ich Schenectadys Einwohner beschreiben müsste, dann würde ich sie als alteingesessen bezeichnen.

Sie wissen vielleicht, wie das Internet funktioniert, aber von einem modernen, aufgeschlossenen Leben halten sie nicht viel. Tradition - ein weiteres Wort, was zu dieser Stadt fast besser passt, als hinterwäldlerisch.

Wahrscheinlich war das auch einer der Gründe, warum ich durch das ganze Land gezogen bin, um mich schließlich in Kalifornien niederzulassen.
Kaum ein Ort schien weit genug weg gewesen zu sein. Ich erinnere mich noch ganz deutlich an den Tag, an dem ich meiner Mutter diese erfreuliche Nachricht unterbreitete.
Sie hätte beinahe ihre Rahmsoße anbrennen lassen - aber eben nur beinahe.

Ich fahre am nächsten riesigen See vorbei. Es ist der dritte, den ich in den letzten vier Stunden passiert habe. Bald werde ich Ohio hinter mir lassen und durch Pennsylvania die kurze Strecke am Lake Erie entlang fahren, bevor ich endlich die Grenze zu New York überfahren werde.
Auch wenn ich meiner Ankunft natürlich nicht freudig entgegensehe, könnten meine Beine doch wieder etwas Bewegung gebrauchen. Meine letzte Pause liegt schon einige Stunden zurück.

Aber ich will nicht noch einmal an einer winzigen Tankstelle anhalten müssen, nur um mich mit Blicken strafen zu lassen.
Klar, ein junger Mann mit engen karierten Hosen, lackierten Nägeln und einem oversized Sweatshirt ist hier draußen ein Blickfang. Erst gestern Abend wies mich ein Trucker mit Bierbauch auf den Glitzer in meinem Gesicht hin.
Ich hätte es auf die Weihnachtselfen schieben können, aber mein Humor eckt ständig bei solchen Menschen an. Also hielt ich in diesem Moment lieber die Klappe.

Und genauso würde ich es für die nächsten Wochen handhaben. Mein Lebensstil würde bei meiner Familie und ihren Freunden nur kritisiert werden. Wenn ich stumm bleibe und mir meinen Teil denke, werde ich die Weihnachtszeit schon überleben.
Vorausgesetzt meine Mutter zwingt mich nicht dazu Wunschzettel und Briefe an Santa zu beantworten.

Die Postleitzahl unserer beschaulichen Stadt wird nämlich Jahr für Jahr auf mehrere hunderttausende Wunschzettel im ganzen Land geschrieben. Der Mythos besagt, dass der Weihnachtsmann höchstpersönlich in unserer Stadt lebt.
Und die Frauen von Schenectady stürzen sich jährlich nur zu gerne auf die Flut von Briefen, um ein paar Kinderaugen zum Leuchten zu bringen, wenn tatsächlich eine Antwort aus der Stadt kommt.

Ich halte das alles für Lügen auf hohem, höchst unmoralischem Niveau.
Meine Beine fühlen sich langsam ungesund taub an und ich überlege, kurz rechts ran zu fahren, da fallen die ersten Regentropfen.
Dann also aushalten. Mein Regenmantel befindet sich nämlich hinten im Kofferraum, tief unter meinen Pullovern und Hemden im Koffer.

Aus dem Schneematsch am Straßenrand wurden kleine weiße Berge, die sich dem nassen Asphalt auftürmen. Mit der Zeit verbinden sie sich zu einer dünnen Schneeschicht und plötzlich wird aus der befahrbaren Straße vor mir eine unpassierbare Eisbahn.
Willkommen in New York.

Ich streiche mir zum hundertsten Mal das Haar aus der Stirn. Eine Bewegung, auf die ich in Stresssituationen immer gerne zurückgreife.
Mein letzter Besuch liegt drei Jahre in der Vergangenheit. Einer Vergangenheit, an die ich mich nicht gerne erinnere.
Ich konnte in meiner Heimatstadt einfach nicht Ich sein.

Doch dieses Jahr hat nichts geholfen: keine Ausreden von zu viel Arbeit, einem geplanten Weihnachtsfest mit Freunden oder einer plötzlichen Erkältung.
Und um es noch schlimmer zu machen, hat mich meine Mutter dazu verdonnert die gesamte Weihnachtszeit mit meiner Familie zu verbringen. Der Dezember ist noch nicht mal eine Woche alte und ich befinde mich schon Mitten im Feiertagsstress!

Ich bin so in Gedanken, dass ich gar nicht bemerke, wie ich die Grenze zu New York überfahre und ehe ich es mich verstehe, passiere ich das Ortsschild von Schenectady.
Der Schnee hat von allem Besitz ergriffen. Bäume, Dächer und Straßenschilder scheinen beinahe unter der Last zusammenzubrechen.

Ich blicke auf die ersten aufflammenden Lichter der Stadt. Es sieht wirklich magisch aus. Gemütlich und einladend.
Jedenfalls, wenn man ohne Vorbelastung in diesen Ort kommt.

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Song: Roller Coaster - Danny Vera

Ein ganz herzliches Willkommen in Schenectady und damit in meinem Adventskalender für 2020!

Wie schön, dass ihr hier seid!
Ich werde nun jeden Tag ein Kapitel hoch laden & euch auf eine aufwühlende Weihnachtsgeschichte mitnehmen :)

Nur mal so aus reiner Neugier ... wer von euch kommt von meinem letzten Adventskalender "The Irish Boys"?
(Daaaaannkkee, dass ihr auch hier wieder mit dabei seid, ihr seid wirklich der Wahnsinn!)

Bleibt mir wohl nichts weiter, als euch noch einen schönen 1. Dezember zu wünschen. Bis morgen!

All my Love,
Lisa xoxo

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