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Die Sonne brennt auf unsere Köpfe und Schultern und ich bin Bradyn so dankbar, dass er auch an eine Cap für mich gedacht hat.
Er selbst hat sein Haar schon zu einem kleinen Dutt zusammengefasst und sein verschwitztes Haar mit einer gelben Cap aus der Stirn verbannt.
Es ist ein herrlicher Tag zum Wandern.

Kaum ein anderer Mensch scheint auf dieser Route unterwegs zu sein, obwohl das hier laut Bradyn ein sehr beliebtes Ziel ist.
Ab und an lasse ich mich absichtlich etwas zurückfallen, um Bradyns Körper von hinten bewundern zu können.
Bei jedem Schritt treten die Muskeln seiner Waden hervor, an seinem Rücken klebt ein breiter Streifen seines T-Shirts nass und dunkel an seiner Haut.
Sein Nacken glänzt vor Schweiß und in einer Hand trägt er lässig die Wasserflasche.

Als ich wieder zu ihm aufhole, bleibt mein Blick an seinem vollen Lippenherz hängen.
"Was hast du vorhin noch mal über Jo erzählt? Ich glaube, du bist nicht ganz fertig geworden", formen diese Lippen jetzt und ich lecke über meine.
Ich blicke auf seine Sonnenbrille, die groß und dominant in seinem Gesicht thront.

"Jo hat mir die alte Kamera geschenkt. Ich musste ihm versprechen, schönere Erinnerungen damit einzufangen. Ich habe dir doch erzählt, dass ihr euch recht ähnlich seid ...", fange ich verlegen an.
"Und ich habe ganz schnell richtig geschlussfolgert, dass Jo ein Arschloch war. Ich erinnere mich."
Ich trete nach einem Stein.

"Das war er. Aber nicht direkt. Er und sein Freund Bill sind auch in Schenectady aufgewachsen. Die beiden hielten ihre Beziehung geheim, sind zusammen verreist. Jo hat unheimlich viele Fotos von ihren Reisen in seiner Wohnung hängen. Aber eben auch ... von seiner Hochzeit."
Bradyns Kopf schnellt zu mir.
Ich wusste, dass das Wort Hochzeit ihn unnötig triggern würde, aber es gehört nun mal zu Jos Geschichte.

"Die kurze Version ist, dass er durch die Hochzeit Bill verloren hat und am Ende auch seine Frau, weil sie anscheinend immer gewusst hat, dass Bill und Jo ein Verhältnis hatten. Oder zumindest, dass Jo sie nicht liebte ... Nach dem Jos Kinder aus dem Haus waren, ist seine Frau eines Tages durch die Haustür gegangen und nie wiedergekommen."

Bradyn sagt kein Wort, sein Blickt ist auf seine staubbedeckten Schuhe gerichtet.
"Bill wollte ihn immer dazu überreden, Schenectady zu verlassen, aber Jo hat gekniffen. Bradyn?"
Ich warte, bis er stehen bleibt.
"Ich will dir hier keinen Vortrag halten. Wenn dich das nicht interessiert, sag es mir bitte."

Bradyn wischt sich über das Gesicht.
"Nein, nein. Es interessiert mich, wenn du etwas erzählst. Es ist nur hart so eine Geschichte zu hören, wenn man selber das Arschloch ist."
Ich lege den Kopf schiebt und atme tief durch.
Über uns schreit ein Raubvogel.

"Du bist nicht das Arschloch. Ich glaube, das ist es auch gar nicht, was Jo mit seiner Geschichte ausdrücken wollte, als er sie mir erzählt hat."
Ich nehme Bradyns Wasserfalsche entgegen und trinke einen großen Schluck daraus, obwohl ich meine eine habe.
Aber sich eine Flasche zu teilen, ist fast so, als würde man sich zeitversetzt küssen und ich mag den Gedanken, mit Bradyn zu teilen.

"Ich - wir - sollten aus Jos Fehlern lernen und nicht die gleiche Geschichte noch einmal erzählen. Er hat mich gemahnt, nicht kampflos aufzugeben und den einfachen Weg zu wählen, den die Gesellschaft vielleicht lieber sehen würde. Der Punkt ist, dass er mit dieser alten Kamera all seine Reisen mit Bill festgehalten hat. Ich hätte gerne Bilder von uns mit ihr gemacht."

Ich schenke Bradyn ein Lächeln.
Er kommt einen Schritt auf mich zu und lässt seine Fingerspitzen ganz leicht über meine verschwitzte Haut gleiten.
"Eins kann ich dir sagen, wenn wir nicht gerade auf einem verdammten Wanderpfad wären, würde ich dich hier und jetzt nehmen. Und wir werden mit dieser Kamera noch eine ganze Menge Bilder aufnehmen, von mir aus auch vor dem Grand Canyon!"

Seine Worte machen mich verlegen, glücklich und heiß zugleich.
Dieses Mal lasse ich den Kuss aber nicht so weit kommen und löse mich schnell von ihm. Mein Blut sammelt sich schon jetzt bei dem bloßen Gedanken, an Bradyn und mich hinter einem Baum, schmerzlich in meiner Körpermitte.

Wir setzen unseren Weg fort, vorbei an riesigen Bäumen, deren Spitzen man vom Boden aus nicht erkennen kann, weil sie so hoch in den Himmel ragen.
An einigen Stellen sieht es beinahe so aus, als würden sie die kleinen weißen Wolken berühren. Gerade die Mammutbäume lassen mich jedes Mal die Augen aufreißen. Ihre Wurzeln müssen endlos in die Tiefe reichen.
Wir passieren eine Holzhütte, die man bestimmt für Übernachtungen mieten kann, aber Bradyn treibt mich an, auf Kurs zu bleiben, also kann ich leider nicht durch die einladenden Fenster schauen.

"Gleich sind wir da", sagt Bradyn nach einer Ewigkeit des friedlichen Schweigens und sieht mich mit leuchtenden Augen an.
Wenn man bedenkt, dass er so aus dem Häuschen ist, weil wir gleich durch einen Baum hindurchgehen werden, ist sein Anblick wirklich zum Niederknien.
Ich widerstehe dem Drang, ihn an mich zu ziehen und mein Gesicht an seine Brust zu schmiegen.

Stattdessen konzentriere ich mich auf die Tannen und das beruhigende Grün, das von ihnen ausgeht.
"Weißt du, wie hoch die Dinger sind?", frage ich, als ich mal wieder den Kopf in den Nacken lege und nach oben schaue.
"Das weiß ich tatsächlich."
Bradyn fährt herum und faltet die Hände vor seinem Baum.

"Die Mammutbäume sind mitunter über 83 Meter hoch. Zudem sind die meisten von ihnen über 2000 Jahre alt", sagt er hochnäsig.
Ich ziehe die Augenbrauen hoch und nicke andächtig.
Langsam tut mir mein Nacken weh und ich senke meinen Kopf wieder. Bradyn sieht mich amüsiert an.
"Rate mal, was sie für einen Durchmesser haben", fordert er mich in einem normalen Tonfall auf und läuft rückwärts vor mir her.

Ich überlege einen Moment.
"Hmmm ... Acht Meter?"
Bradyns Mundwinkel zucken.
"Gar nicht schlecht. Elf Meter."

Ich nicke. Nicht mal ansatzweise so begeistert wie Bradyn.
"Jetzt weiß ich, womit du deine Freizeit verbringst."
Ich funkle ihn an und beobachte fasziniert, wie ein breites Grinsen von seinem perfekten Gesicht Besitz ergreift.
"Neben den Bäumen studiere ich aber auch noch dich", sagt er mit rauer Stimme und dreht sich dann wieder um.

Ich grinse.
"Die Tannen hier sind aber nicht so alt und auch nicht so groß wie die Mammutbäume, oder?"
"Nein", ruft Bradyn über die Schulter und bezwingt mit Leichtigkeit eine kleine Steigung.
Ich könnte mich daran gewöhnen, mit Bradyn öfter solche Wanderungen zu unternehmen - gerade, wenn er dabei immer so begeistert wäre.

Eine weite Strecke legen wir im Schatten der Bäume zurück. An den Stellen, wo die Sonne durchbricht, ist die Luft seltsam stickig und feucht.
Ich fülle meine Lungen tief mit der frischen Luft, die so gar kein bisschen nach Abgasen riecht, da biegen Bradyn und ich um eine Kurve und dreißig Meter vor uns liegt ein gigantischer Baum über dem Weg.
Ich kann geradewegs durch ihn hindurchblicken.

Bradyn wirft einen schnellen Blick zu mir zurück und ruft: "Wer zuerst da ist!"
Und dann rennt er los.
Ich komme kaum hinterher, weil ich so von meinem Lachen gebremst werde. Bradyn wirbelt eine Menge Staub und Schotter auf, im Achteltakt blitzen seine weißen Schuhsohlen auf.

Natürlich erreiche ich erst nach ihm den toten Baum und lehne mich außer Atmen gegen das warme Holz.
Grüne Augen schieben sich in mein Sichtfeld - er hat seine Sonnenbrille über die Cap geschoben.
Schweißperlen schimmern auf seinem ausgeprägten Lippenherz. Ich kann nicht anders, als auf seinen Mund zu starren.
Seine Lippen verziehen sich zu einem schiefen Grinsen und er beugt sich vor.

Bradyn schmeckt nach frischer Luft, Schweiß und Bradyn.
Ich weiß nicht, was mir den Atmen mehr geraubt hat; der kurze Sprint hierher oder Bradyns Kuss.
Ich lege den Kopf zurück und schaue in den knallblauen Himmel über uns, während Bradyn durch den Baum läuft.
Begeistert höre ich ihn von der anderen Seite rufen und schließe die Augen.

Genauso soll es für immer bleiben.

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Song: Strawberries & Cigarrets - Troye Sivan

Ich würde so gerne mal so eine klassische Wanderung in den USA machen!
Aber was ich noch lieber machen will, ist ein Roadtrip von der Ostküste durch den Süßen des Landes bis zur Westküste hin! Das ist einer meiner großen Lebensträume.
Am liebsten ganz alleine und dann tagelang durch die Wüsten fahren, ohne ein Anzeichen von Zivilisation zu sehen.

Ich weiß, ist auch gefährlich, aber ich sehne mich richtig danach.

Danke an Lesekatze017  - hat mir ein bisschen das Googeln abgenommen und mir ein paar Infos zum Park geliefert ;P

luv all,

Lisa xoxo

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