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Ich atme eine Staubwolke ein und krümme mich hustend zusammen.
"Micaaaa! Stelle dich nicht an! Die Kisten kommen da hinten hin."
Amanda nickt mit dem Kopf nach hinten in den Laden.
Ich werfe ihr ein falsches Lachen zu und sie streckt mir die Zunge raus.

Eine warme Hand streicht über meinen Rücken.
Ich drehe mich um.
"Sie meint es nicht so, sie ist eine Frau im Stress - Hände weg von der Sorte", zwinkert mir Bradyn zu und ich wünschte, ich wäre in der Lage gewesen, meinen Hacken hochzureißen und ihm damit in den Hintern zu treten, als er mir den Rücken zu dreht.

Aber die Kiste mit den Büchern wiegt so schwer, dass ich mich kaum auf den Beinen halten kann.
"Du könntest mir vielleicht auf mal helfen, anstatt schlaue Sprüche zu klopfen. Ich trage hier immerhin vierzig Bücher!"
Bradyn quittiert das lediglich mit einem rauen Lachen und ich steuere taumelnd den hinteren Teil des Ladens an.

"Bitte nicht fallen lassen."
"Keine Sorge, Mrs. Adshear, alles unter Kontrolle."
Amandas Großmutter, die mir entgegengekommen ist, stellt sich an die Wand, um mich den schmalen Gang in den privaten Teil des Ladens passieren zu lassen.
Sie und ihr Mann haben nämlich einen der riesigen Schränke im Verkaufsraum zu einem Wahnsinnspreis verkauft.

Der Käufer hat eine fünfstellige Summe für den deckenhohen Schrank aus massivem Holz geboten.
Das Dumme ist nur, dass die Adshears eine Menge ihrer Waren in diesem Schrank angepriesen haben und die müssen jetzt alle ausgeräumt werden.
Und weil ich so ein toller Freund bin, helfe ich Amanda bei der harten Arbeit.

Wenn Bradyn nicht mit von der Partie wäre, wüsste ich nicht, wie wir das schaffen sollten.
Nur gemeinsam können wir einige Skulpturen wegtragen oder die Bücherkisten bewegen.
Amandas Großmutter hat es wahnsinnig gut gemeint und schon etwas Vorarbeit geleistet, indem sie hat die alten Schinken und Sammelbände in Kisten verstaut hat.
Nur leider hat sie dabei nicht bedacht, wie viel die Bücher insgesamt wiegen und die Kisten unmöglich voll beladen.

Ächzend gehe ich in die Knie und lasse die Last auf meinen Armen die letzten fünf Zentimeter auf den Boden fallen.
Sofort ist Mrs. Adshear zur Stelle, um sicherzustellen, dass keiner ihrer Schätze beschädigt wurde. Eine tiefe Falte bildet sich zwischen ihren dunklen Augenbrauen und ihre bunten Ketten klimpern, als sie sich nach unten beugt.
Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und gehe seufzend zurück in den Laden.

"Ist sie nicht reizend?", fragt Amanda zuckersüß, als ich zu ihr und Bradyn stoße.
Ich verkneife mir den Kommentar. Anstrengend trifft es wohl eher.
"Halte das mal fast jeden Tag in der Woche aus!", sagt sie dramatisch, verdreht die Augen und macht einen Abgang.
Ich lache auf - aber erst, als sie außer Hörweite ist.

"Da frage ich mich doch wo ... Wie nennst du ihn doch gleich immer ... ihr Mechaniker-Romeo ist", flüstert Bradyn in mein Ohr.
Kichernd sehe ich zu ihm herunter.
"Wenn man Amandas Version glauben kann, muss er arbeiten. Aber wenn du mich fragst, sind wir ihr allesamt zu peinlich, um ihn uns vorzustellen."

Wir verkneifen uns das Lachen und greifen mit zusammengepressten Lippen wieder in die Schrankfächer, um Kerzenhalter, Vasen und kleine Figuren in Körbe und Kartons zu legen.
Ich kann es gar nicht erwarten, bis wir den Schrank dann auch noch auseinanderbauen dürfen.
Aber Amanda und ihre Familie konnten das Geld wirklich gut gebrauchen. Auch wenn es für mich unerklärlich ist, dass jemand für ein Stück Holz so viel Geld ausgibt.

Wahrscheinlich war für diese Person der fünfstellig Betrag noch nicht mal eine große Sache.
Ich greife gerade nach einem alten Notenbogen, da vibriert meine Hose.
Verwirrt drehe ich mich um und realisiere, dass mein Handy klingelt.
Bradyn sieht nur kurz auf und schaut mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern.

Auf dem Display erscheint Lauras Name.
Ich schlucke.
Von ihr habe ich nichts mehr gehört seit ... Weihnachten? Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Aber ich weiß, worum es gehen wird, wenn ich jetzt rangehe; um ihre Hochzeit mit meinem kleinen Bruder.

Sie hat sich zu der Sache zwischen mir und Bradyn bis jetzt nicht direkt geäußert, dennoch umfängt mich ein äußerst mulmiges Gefühl, als ich den Anruf entgegennehme.
"Laura?"
"Mica! Hallo. Wie - Wie geht's dir?"

Ich räuspere mich.
"Gut. Schön von dir zu hören. Bei euch ist es sicherlich gerade sehr stressig, oder?"
Ich eröffne das Gespräch mit einer glatten Lüge und ernte Schweigen. Ich drehe mich schnell zu Bradyn um, aber der trägt gerade eine weitere Kiste nach hinten.
Ich entscheide mich, nach draußen vor die Tür zu treten.

Im Slalom laufe ich durch das Chaos aus alten Schätzen und Pappe, die sich auf dem Boden des Antiquitätengeschäfts türmen, während ich überlege, was ich als Nächstes sagen könnte.
"Mica, du bist zu schlau für sowas. Du weißt, warum ich anruft und ich weiß, von dir und Bradyn. Und ich will dir sagen, dass mich das nicht interessiert. Aber ich heirate in ein paar Tagen deinen Bruder und es wäre sehr schön, wenn du zur Trauung erscheinen würdest. Eine Mail mit allen Details habe ich dir ja schon geschickt ..."

Ihre helle Stimme dringt selbst über den Geräuschpegel der beiden vorbeifahrenden Autos zu mir durch.
Die Mail habe ich wohl gesehen. Aber ignoriert. Es fasziniert mich beinahe, wie selbstsüchtig Laura in diesem Moment ist.
"Meinst du denn -", setze ich an und werde gleich darauf wieder unterbrochen.

"Wenn du mich jetzt fragen willst, ob du überhaupt erwünscht bist: Ja. Ich bin die Braut; ich lade dich ein. Und du weißt, dass wir uns nicht in Schenectady trauen - also kein Grund zur Sorge."
Ich klopfe eine Spinnenwebe von meinem Bein.
Was soll ich jetzt sagen?

"Bist du noch dran?", fragt Lauras süße Stimme.
"Ja. Ich ... Ich bin nur sprachlos. Ich meine, ich habe hiermit nicht gerechnet. Bist du dir sicher, dass du das nicht nur machst, um den Schein, der glücklichen Familie zu wahren?"
"Eine glückliche Familie sind wir schon lange nicht mehr, Mica. Und das weißt du."
Sie seufzt tief.

"Aber du hast schon recht. Ich tue das, um unser Image ein bisschen aufzupolieren - aber nicht nur! Du bist Teil der Familie, Mica. Blut ist doch dicker als Wasser, oder?"
Diese Frage kann ich beim besten Willen nicht beantworten. Denn die Antwort würde ihr nicht gefallen.

Über die letzten Jahre - gerade in den letzten Monaten, wenn nicht Wochen - musste ich leider herausfinden, das Blut alles andere als dick war. Es ist in der Lage sich unendlich schnell zu verdünnen und rinnt plötzlich schneller und dünner dahin als Wasser.
Ich blicke hinauf in den Himmel und fülle meine Lungen mit der stickigen Sommerluft.
Nein. Blut ist nicht dicker als Wasser.

"Laura, hör zu, danke für die Einladung, aber ..."
"Bitte komm", fleht sie.
Ich blicke durch die große Fensterscheibe, vorbei an Amandas Origami-Kunst, zu Bradyn, der gerade dabei ist, in einem roten Buch zu blättern.
Seine Schulterblätter treten hervor, wenn er die einzelnen Seiten umschlägt. Ich vergesse die Zeit, während ich ihn so betrachte.

"Bitte, Mica. Tu mir den Gefallen."

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Song: The Only Thing - Sufjan Stevens

Ich weiß auch nicht, aber heute hat das Kontrolle-Lesen irgendwie eine Ewigkeit gedauert ... Vielleicht weil ich müde bin xD

Ich will es also mal kurz halten & jetzt ein Buch lesen gehen :)

Bis morgen Madynies <3 

All my Love,

Lisa xoxo 

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