10 - Heike und Mauri

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Dieses Making Of scheint der richtige Weg zu sein. Der Abschied fällt auf einmal nicht mehr schwer. Eine neue Geschichte ist in mir aufgeploppt, und so kann die alte in den Hintergrund rücken, wie man an der langen Pause sieht.

Heike und Mauri. Ich habe es ja schon über dem Kapitel geschrieben, in dem sie zum ersten Mal auftaucht [WU 30.2] "Es gibt sie und diesen Hund genau so, und sie sind gemeinsam unverzichtbarer Bestandteil meines Lebens."  Aber warum Gesangsunterricht in meiner Story? 

Es gibt in "Burn the stage" eine Szene, wo Jimin auf einem Sofa hockt und Stimmübungen macht. Im Vordergrund ist Jeongguk und spricht darüber, wie unglücklich Jimin immerzu mit seiner Stimme ist, wie gerne er besser singen können würde. Er erzählt, dass er selbst ganz anderen Unterricht gehabt hat als Jimin (evtl. auch viel mehr ??? Mal wieder ein Synchronisationsproblem ...), und dass es deshalb gar nicht so leicht für ihn ist, Jimin zu helfen.

Außerdem hält sich im Netz hartnäckig das Gerücht, dass Jimin nie richtig Gesangsunterricht hatte. Eigentlich kann ich nicht glauben, dass ein so hoher Altus das nicht professionell gelernt haben soll. Ich mein: er kommt zum hohen ES!!!!!!! Wenn Du Dir oben im Header die Tabelle ansiehst, dann wirst Du feststellen, dass Jimin damit 3 Halbtonschritte über der Kopfstimme vom Tenor und am oberen Ende der Möglichkeiten eines ausgebildeten Altus liegt. Andererseits hatte er eine extrem kurze Traineezeit, und BigHit hatte eigentlich bis in 2016 hinein massive Geldsorgen. Zum Teil war nichtmal genug da, um die Musikvideos auf dem Niveau ordentlich zu drehen, alte Klamotten wurden wieder benutzt, ... Dass da das Geld nicht da war, um den Jungs weiter Unterricht zu gönnen, ist ziemlich plausibel.

Darum fand ich es sinnvoll, Jimin genau das zu gönnen, was sein Herzenswunsch zu sein scheint. Immerhin geht es ja darum, ihm Erholung und mehr Selbstbewusstsein zu verschaffen. Beides erreicht man am schnellsten über Erfolgserlebnisse.

Meine Heike (die gar nicht Heike heißt ...) ist eine ungewöhnliche Frau. Pfarrerstochter, Sozialpädagogin, Theaterpädagogin, hochsensibel, hochmusikalisch und auf ganz besondere Art mit Tieren verbunden. Als ich vor 12 (oder so) Jahren anfing, in einem ihrer Chöre zu singen, konnte ich Noten lesen. Und irgendwo im Tenorbereich singen (oder so). Nach und nach hat sie mich dann da hingeschult, wo ich eigentlich hingehöre. Über den Alt hat sie mich sanft und sicher hin geführt zum Mezzosopran, wo meine eigentliche Stimmlage ist. Im ersten Konzert mit diesem Chor hab ich dann tatsächlich abwechselnd Tenor, Alt und Sopran gesungen. Und bis heute fangen die Proben zu jedem neuen Stück damit an, dass alle anderen wissen, was sie singen. Nur ich frage:"Wo hättste mich denn gerne?" Sie schaut dann in die Noten und teilt mich da ein, wo sie mich braucht.

Singen mit Heike (die gar nicht Heike heißt ...), ist ein echtes Erlebnis. Ich gehe zur Probe mit Rücken- oder Kopfschmerzen, und nach dem Einsingen ist die Wirbelsäule entspannt aufrecht, der Kopf ist frei. Ich erlebe meinen Körper völlig anders als im Alltag, ich erlebe meinen eigenen Klang viel intensiver und ich erlebe immer wieder, wie ihre Stimmbildung uns als ganze Gruppe zusammenfügt und deutlich hörbar den Gesamtklang verändert. Ich erwähne ihre Bilder auch immer wieder in dieser Geschichte, habe aber tatsächlich nur ein einziges davon mal ausgeschrieben in Jimins erster Gesangsstunde. Darum hier noch ein weiteres: 

Um in die Kopfstimme zu kommen und sie obertonreicher und umfangreicher erklingen zu lassen, braucht es nicht nur Technik. Es hilft auch ganz viel die eigene Vorstellungskraft. Stell dir vor, du schickst deinen Ton in eine große Höhle (deine Schädeldecke) voller blitzender Kristalle an den Wänden. Dort schickst du deinen Ton wie den Strahl einer Taschenlampe an den Wänden entlang, und dein Ton funkelt klar und hell hinauf zur Höhlendecke. Halt mich für bekloppt, aber wenn du dann denselben Ton nochmal singst - mit dieser Vorstellung von Weite und Schönheit - singst du tatsächlich deutlich hörbar anders.

Die Veränderung des Klangs durch emotionale Bindung an den Text erlebe ich jede Woche in den Proben. Wenn die Noten erstmal sitzen, arbeiten wir noch lange weiter. Wir ackern richtig den Text durch, und dann klingen "Krieg" und "Streit" auf einmal ganz anders als "Sehnsucht" oder "Liebe" oder "Gnade". Wenn ich mich dann umschaue, sehe ich in den Gesichtern der anderen Sänger die "Angst" und den "Frieden", jede Note strahlt ihr eigenes Gefühl aus. Dann bin ich jedesmal glücklich von innen heraus und möchte nie wieder anders singen als genau so.

Und genau dieses Glücksgefühl, dieses genussvolle Lauschen auf sich selbst, dieses Erlebnis des eigenen reinen Klangs (der bewusst machbar ist!) - das wünsche ich Jimin so sehr! Jedes Mal, wenn ich wieder Bilder sehe, wie er unglücklich über sich selbst ist, wünsche ich ihm so sehr, dass er das erleben darf.

Was das Zusammenspiel von Bewegung und Tanz angeht, ist übrigens alles reine Spekulation. Ich denke mir das so. Ob und wie das in der Realität geht - keine Ahnung. Ich weiß nur, dass die anderen Idols das auch hinkriegen. Warum also nicht Jimin? Opernsänger können das, Operetten- und Musicalkünstler müssen das können. Und wenn es ihm einer beibringt, kann Jimin das auch! Und genau das habe ich ihm hier gegönnt. Und am Ende seines Urlaubs dann allen.

Und Mauri? Mauri (der gar nicht Mauri heißt) ist auch so. Wir hatten mal einen Chorauftritt in einem Gottesdienst, wo ich auch noch die Predigt halten sollte. Aber nicht so wie immer - dieser Pfarrer wollte plötzlich alles anders. Dann war er mit dem Timing der Vorbereitung unzufrieden - weil er das immer mehr nach hinten geschoben hatte und ich dann nicht rechtzeitig fertig wurde. Dann hat er sich noch mit jemand gestritten. Und das alles hat er direkt vor dem Gottesdienst an mir ausgelassen. Beim Einsingen hab ich dann gemerkt, dass ich im wahrsten Sinne sprachlos, stimmlos war vor lauter Wut und Verwirrung. Das Ergebnis war, dass ich während meiner gesamten Predigt die Tränen unterdrücken musste (und nur Heike (die gar nicht Heike heißt ...) hat das gemerkt) und dann diese wunderschöne Kantate nicht mitgesungen habe, weil ich wusste: ich kann nicht mein Herz für diesen Text öffnen und mit ganzer Seele diese Musik singen in dieser Verfassung. Dann breche ich mitten in der Aufführung in Tränen aus. 

Was ich dann auch gemacht habe, kaum, dass der Gottesdienst rum war. Der Pfarrer hat es dann noch fertig gebracht, sich bei mir für die tolle Ansprache zu bedanken, für die ich mich praktisch selbst verkauft hatte. Da war dann der Ofen aus. Heike (die gar nicht Heike heißt ...) hat mich nur angeschaut und mir mitgeteilt, dass ich nun mit ihr nach Hause fahren und eine Runde mit Mauri (der gar nicht Mauri heißt ...) kuscheln werde. Protest zwecklos. Kaum war ich in ihrem Wohnzimmer, kam Mauri zu mir, ist auf meinen Schoß gekrabbelt und hat sich mit seinem ganzen Gewicht gegen mich gelehnt. Ich musste mich an ihm festhalten und mich ganz auf ihn konzentrieren. Sonst wäre ich umgefallen. Und da hat das erstaunliche Tier gehockt, bis ich dieses Fiasko loslassen und mich entspannen konnte. 

Was ich also mehrfach in der Geschichte beschreibe, habe ich selbst tatsächlich so erlebt - die Macht über unsere Seelenverfassung, die Tiere im positiven Sinne ausüben können.

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11.7.2019    -    14.9.2019

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