8- "The Truth Untold"

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Als Nicht-Koreanisch-Sprechende bin ich, was die Texte, die eigentliche Aussage der K-Pop-Songs anbetrifft, völlig auf andere angewiesen. Ich kann mir Colour-Code-Videos ansehen. Und mir dann den englischen Text ins Deutsche übersetzen. Aber dann habe ich zwischen der tatsächlichen Aussage und meinem Verstehen mindestens zwei Filter, eigentlich sogar drei.

Der erste Filter ist, dass die Jungs in ihren Texten nicht normale Alltagssprache benutzen sondern zum Teil sehr poetische, bildhafte, symbolische Sprache, dazu häufig unvollständige Sätze, deren Ergänzung sich nicht automatisch ergibt. Dann kommen Bilder, Verschlüsselungen ihrer kulturellen Hintergründe, die sich für Koreaner unmittelbar erschließen, für uns Westeuropäer aber wenig bis gar nicht. Wir können ja noch rausfinden, dass der "Anpanman" eine japanische Fernsehserie für Kleinkinder ist. Und vielleicht kommen wir noch auf die Idee, nach dem Kaninchen im Mond in "Idol" zu googeln. Aber bei gefühlt hundert anderen Symbolen wissen wir gar nicht, dass wir da grade was falsch verstehen. Nehme ich also den Text wörtlich, habe ich eigentlich oft überhaupt keine Ahnung, wovon die Rede ist.

Der zweite Filter ist für mich der Ärgerlichste. Und da verstehe ich die K-Pop-Industrie überhaupt nicht. Sie sind Koreaner, sie singen Koreanisch. Sie erfüllen den Staatsauftrag, ihre Kultur in die Welt zu tragen. Alles O.K. Aber weil sie gezielt auf den internationalen Markt aus sind, müssten sie doch ein Interesse daran haben, tatsächlich verstanden zu werden. Nein, sie weigern sich, korrekte Übersetzungen selbst zu liefern. Sie sind sogar stolz drauf, dass das ja die Fans für sie erledigen. Pustekuchen. Bei ein paar Songs habe ich wirklich versucht rauszufinden, was sie genau bedeuten. Und da erweisen sich die Colour-Code-Videos als echte Irrwege und Sackgassen. Wenn man sich nämlich mehrere zum selben Song ansieht, kommt es vor, dass sich diese Übersetzungen richtig widersprechen in ihrer Aussage. Und dann habe ich keine Chance mehr, auch nur den Kern zu erfassen, geschweige denn die Feinheiten.

Zumal ich ja dann noch selbst der dritte Filter bin, indem ich den Text nochmal übertrage, aus dem Englischen ins Deutsche, und ihn durch den Wahrnehmungsfilter in meinem Hirn jage. Wieviel da noch von der ursprünglichen Aussage übrig bleibt, wage ich nicht zu beurteilen. Dankbar bin ich also für die "XXX erklärt"-Videos von zum Beispiel DKDKTV auf Youtube. Aber ich schaue jetzt mal, was ich alles finden kann für einen Song, an dem ich in der Story ziemlich viel aufhänge - "the truth untold". Ich finde den Song musikalisch wunderschön, ich mag den feinen Zusammenklang der Singer-Line. Als ein Song von "Tear" ist er allerdings relativ düster. In meiner Geschichte habe ich den Song trotzdem zum Hoffnungslied gemacht, vor allem für Jimin und Jeongguk.

Kannst Du das lesen? Musst Du nicht. Es ist ausgemachter Schwachsinn. Wer sowas ins Netz stellt, hat einen Vogel. Nächster Versuch:

Sowohl die englische als auch die deutsche Variante klingen für mich rein sprachlich sinnvoll. Dennoch wirkt für mich die Aussage auch hier sehr verschlüsselt. Was ist "blühende Einsamkeit"??? Fröhliches Interpretieren allerseits ...  Ich pack jetzt mal den deutschen Text groß rein. Ich habe Zeilen zu sinnvollen Sätzen zusammen gezogen und ein paar Zeichen gesetzt.

Dieser Garten ist gefüllt mit blühender Einsamkeit.      (???)
Ich habe mich selbst gefesselt
An diese Sandburg gefüllt mit Dornen.
Wie heißt du?
Hast du überhaupt einen Platz zum hingehen?
Oh, kannst du es mir sagen?
Ich hab dich im Garten versteckt gesehen.

Und ich weiß: Dein Herz ist echt.
Deine Hand pflückt die blauen Blumen.
Ich will sie halten, aber:      (Wen=? Die Hand oder die Blumen???)

Dies ist mein Schicksal.
Lächle nicht auf mich, leuchte auf mich.    (???)
Weil ich nicht zu dir gehen kann.
Es gibt keinen Namen zum Rufen.

Du weißt, dass ich nicht
Mich dir zeigen kann, mich dir geben kann.
Ich kann dir meine Schwächen nicht zeigen.
Also setze ich eine Maske auf, um dich zu sehen.
Aber ich will dich immer noch.

Eine Blume, die dir ähnelt,       (???)
Blüht in diesem Garten der Einsamkeit.
Ich wollte sie dir geben,
Wenn ich diese blöde Maske absetze.

Aber ich weiß: Dies kann nicht für immer weiter gehen.
Ich muss mich verstecken, denn ich bin hässlich.

Ich habe Angst, so erbärmlich,
Ich hab solche Angst.
Am Ende, wirst du mich auch verlassen?
Also setze ich eine Maske auf, um dich zu sehen.

Was ich tun kann ist,
Eine schöne Blume zu machen, die dir ähnelt.
Blühend in diesem Garten, in dieser Welt.
Dann als Person atmen, die du kennst.
Aber ich will dich immer noch.
Ich will dich immer noch.

Früher vielleicht,
Wenn ich nur ein bisschen mehr Mut gehabt hätte,
Und vor dir gestanden hätte,
Würde jetzt alles anders sein?

Ich weine bei dieser Sandburg,
Die verschwindet und zusammenbricht,
Während ich auf diese kaputte Maske sehe,
Und ich will dich immer noch.

Aber ich will dich immer noch.
Aber ich will dich immer noch.
Und ich will dich immer noch. 

https://youtu.be/_Haob35oeao

Zunächst mal ist mir nicht ganz klar, ob der Redende jemand anderen anspricht, im Sinne eines traurigen Liebes- oder allgemeinen Beziehungsliedes, oder ob er mit dem "du" sich selbst meint, seine eigene, hinter der Maske verborgene Existenz, für die er sich so schämt, dass er sie für sich selbst nicht annehmen, nicht anschauen kann.

Ich habe mich auf das konzentriert, was ich verstehe. Das gab mir die Freiheit, mich für die "Selbst"-Variante zu entscheiden. Ich lasse die Jungs von sich selbst sprechen, wenn sie diesen Song singen. Zum Beispiel, wenn Jimin singt (ausgerechnet er!) "Ich muss mich verstecken, denn ich bin hässlich".

Es kann ja sein, dass ich mich zu hässlich finde, um mich anderen zuzumuten. Aber zunächst mal ist das immer eine Aussage über mich selbst. "Ich BIN hässlich" ist Quatsch, denn Schönheit liegt im Auge des Betrachters. "Ich finde mich hässlich" ist furchtbar traurig, hat aber zunächst mal mit einem Gegenüber nichts zu tun. Wenn ich selbst mich schon hässlich finde, brauche ich kein Gegenüber mehr, das mir das sagt. Ich kann mich damit ganz alleine selbst zerstören. Ich weiß nicht, ob es Zufall ist, dass der echte Jimin grade diese Textzeile singt. Aber es reißt mich in Stücke um seinetwillen.

Dazu kommen die Bilder von der blauen Blume (die ich noch nie kapiert habe), der Maske und der Sandburg. Da pflückt das "du" mal die Blumen, mal ist es ihnen ähnlich, mal wird eine Blume gemacht, die dem "du" ähnelt. Was denn nu??? Wenn man versteht, was die blauen Blumen bedeuten, kommt man vielleicht zu dem Schluss, dass ein Gegenüber gemeint ist? Wikipedia verrät zum Symbol der blauen Blume: "Die blaue Blume ist ein zentrales Symbol der Romantik. Sie steht für Sehnsucht und Liebe und für das metaphysische Streben nach dem Unendlichen. Die blaue Blume wurde später auch ein Sinnbild der Sehnsucht nach der Ferne und ein Symbol der Wanderschaft." Soweit die europäische Interpretation des Symbols. Das stelle ich einfach mal so in den Raum.

Mich interessieren die Maske und die Sandburg viel mehr. Und ich kann hier nur auf mein westlich-humanistisches Wissen zurückgreifen. Eine Sandburg ist ein sehr instabiles Gebilde und in der Literatur häufig ein Symbol für Vergänglichkeit. Dazu kommt das auf einem biblischen Gleichnis basierende Sprichwort "auf Sand gebaut haben". Wieder Wikipedia: "auf etwas vertraut haben, das ungewiss, zweifelhaft ist und folglich scheitern wird. Herkunft: Ein Gleichnis aus dem Neuen Testament der Bibel: „Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute."

Zur "Maske" zitiere ich einen Artikel aus der WELT https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article2655594/Wenn-sich-der-Partner-hinter-einer-Maske-versteckt.html

"Jeder will geliebt werden, wie er ist: Trotzdem scheuen sich die meisten Menschen davor, authentisch zu sein – ihr wahres Ich verbergen sie lieber hinter einer Maske. Denn kein Mensch kann ohne den äußeren Schein leben. Masken helfen, den Alltag einer( Liebes)-Beziehung auszuhalten, behaupten Psychologen. Alte Verletzungen mahnen zur Vorsicht. Wir meinen, Masken je nach Situation aufsetzen zu müssen. „Wir alle tragen Masken, man sieht sie nur nicht", sagt der Familienpsychologe Professor Wolfgang Hantel-Quitmann."

Wir setzen Masken auf, weil wir nicht verletzt werden wollen. Wir versuchen, etwas darzustellen, das uns vor den anderen unangreifbar macht und was uns angepasst und angenehm erscheinen lässt. Indem wir uns hinter Masken verbergen, schaffen wir aber vor den anderen eine Tatsache, der wir selbst dann oft nicht mehr entkommen können. Setzen wir die Maske ab, ist nämlich unter Umständen der andere enttäuscht, fühlt sich belogen. Also müssen wir dabei bleiben, um das zu verhindern. Aus dem Schutz wird ein Gefängnis. Maske und Sandburg stehen also in diesem Song (für mich!) für etwas Selbstzerstörersiches. Ich verlerne, ich selbst zu sein.

Es bietet aber gleichzeitig auch eine Chance. Denn wenn eine Sandburg zerbricht oder von den Wellen abgetragen wird, dann kann ich aus diesem Sand etwas Neues bauen. Wie Kinder bei einem Strandurlaub, die unermüdlich jeden Morgen neu aus den Resten ihrer Sandburg von gestern einfach eine neue bauen. Wenn ich die Maske absetze, dann werde ich wahrscheinlich Verletzung und Zurückweisung erfahren. Aber ich gewinne die Möglichkeit, dann endlich Beziehungen aufzubauen zu Menschen, die mich tatsächlich annehmen, wie ich bin.

In meiner Story nutzen die beiden Jungs diese Chance. Jeongguk hat eine Sandburg um seine Gefühle aus der Traineezeit gebaut. Er erlaubt sich keine Schwäche. Indem diese Burg zerbricht, weil Tina die Beherrschung verliert, kann er sich der Vergangenheit stellen und an einer neuen Zukunft bauen. Er kann herausfinden, wer der erwachsene Jeongguk ist, welchen Platz er in der Gruppe füllt, kann Ängste abarbeiten, kann Träume zulassen. So wird dieser Song für ihn zu einem Spiegel seines Zustandes und zu einer Tür zu etwas Neuem.

Jimin zerstört sich aus lauter Überforderung, Bedrohung und Selbsthass von innen. Seinen Freunden gegenüber hat er eine Maske auf. Er schweigt alle Ängste und Nöte weg und isoliert sich dabei völlig selbst. Wenn das nicht schon bei Tina aufgeflogen wäre, dann bestimmt spätestens innerhalb der nächsten paar Wochen. Er wäre einfach körperlich zusammen gebrochen, und seine Maske wäre ihm gewaltsam herunter gerissen worden. Seine Chance liegt darin, dass Tina ihm diese Maske rechtzeitig und sanft abnimmt, ihm die Zeit lässt, sich an die scheinbare Ungeschütztheit zu gewöhnen und ihm die Erfahrung ermöglicht, dass seine Freunde ihn ohne Maske nicht plötzlich ablehnen sondern ihm im Gegenteil endlich zeigen können, wie sehr sie ihn lieben und als Persönlichkeit in ihrer Mitte brauchen.

Bei beiden Jungs verläuft der Prozess der Veränderung in Wellen, es geht auf und ab. Sie machen schmerzhafte und irgendwann auch gute Erfahrungen damit, sich selbst des zerstörerischen Schutzes zu entledigen. Jeongguk kriegt gleich am Anfang von Tina einen deutlichen Rüffel, der sozusagen den Bodensatz seiner Seele aufrüttelt. So richtig los geht es dann, als er Jimin mit Heike und Mauri erlebt und sich dann selbst an "Begin" wagt. Das zieht ihm zunächst den Boden unter den Füßen weg und schüttelt ihn in Stockholm tüchtig durch. Dann verschafft ihm aber dieser Song "The Truth Untold" einen Neuanfang. Wie immer bei seelischen Prozessen bewegt er sich jedoch auf dünnem Eis, muss sich neu orientieren und nimmt darum die Gefühle aller anderen ungefiltert auf. Er muss bis Berlin erst lernen,  zwischen seinen und den Gefühlen der anderen zu trennen. Seine Aufgabe, über Hobi zu wachen, gibt ihm aber wieder Selbstbewusstsein und die Gewissheit, dass es richtig war, sich zu öffnen. In Warschau und London dann ist er allmählich in der Lage, sich innerlich abzugrenzen.

Jimin fährt echt Achterbahn. Gleich am Anfang bekommt er die Chance, neu zu starten. Aber das neu aufgebaute bisschen Selbstbewusstsein und Gefühl von Sicherheit wird von PD gleich wieder eingerissen. Immer wieder - in Madrid durch PD, in Rom durch seine Schwäche, bei Tina, weil er sich von den anderen in Moskau ignoriert fühlt, in Stockholm beim Fansign durch das aufdringliche Mädel, in Berlin, weil er sich körperlich nicht so schnell erholt, wie er gehofft hatte, schließlich in Warschau - erlebt er Rückschläge und erfährt neu, dass er doch die Kraft in sich hat, aufzustehen, weiter zu machen. Er bekommt nur nach und nach das Handwerkszeug zur Selbstannahme und Selbstregulation. Sein Aha-Erlebnis mit diesem Song ist in Rom, wo er beim Singen übt, seine Stimme, seinen Körper, seine Konzentration, seine Bühnenpräsenz anders, kraftschonender einzusetzen. Und damit verliert "Veränderung" die Schrecken, macht es möglich, die Maske abzusetzen. Dass er am Schluss bei den BBMA's nochmal zusammen klappt, ist dagegen kein Rückschritt. Die straffe Struktur der Show und der Jetlag haben einfach dazu geführt, dass er nicht die Chance hatte, genug zu essen. Die Schwäche ist rein körperlich, er weiß, dass er sein Bestes gegeben hat, weshalb er am nächsten Morgen unbeschwert wieder durchstarten kann. (Außerdem MUSSTE er doch bei dem Welpen-Interview dabei sein!!!!!)

Zum Schluss bleibt mir nur noch die Frage, wie Du den Song verstehst, ob er Dir was bedeutet, und was. Wenn Du magst, erzähl es mir und uns hier in den Kommentaren.

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26.6.2019

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