23 - Flammentänze

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Der Strand wird in einen orangefarbenen Schleier aus Licht gehüllt, als ich am Meeresufer entlangspaziere und das Lost ansteuere. Schon aus der Entfernung dringen die melodischen Klänge von Musiktönen und das Gelächter von Menschen zu meinen Ohren hindurch.

Im Gegensatz zu heute Nachmittag hat es sich ein wenig abgekühlt. Eine leichte Brise Wind weht durch die Luft, sodass eine angenehme Temperatur entsteht.

Vereinzelte Möwen ziehen Kreise über meinem Kopf und schnattern aufgeregt. Die Wellen rauschen und fangen die goldenen Sonnenstrahlen ein, wodurch sich der Ozean in einen endlosen Teppich aus blauen Glitzerpartikeln verwandelt.

Wenn ich daran denke, schon in wenigen Tagen abreisen zu müssen, sammeln sich Tränen in meinen Augen.

Sunhaven ist zu einem besonderen Ort für mich geworden. Ich habe hier nicht nur die Natur lieben gelernt, sondern auch einen charmanten Tauchlehrer mit wilden schwarzen Locken.

Ich weiß, dass Franny Recht hat und ich endlich ein klärendes Gespräch mit Landon führen muss, aber irgendetwas hält mich davon ab. Vielleicht mein Herz, das sich womöglich vor einer Enttäuschung schützen möchte?

Kaum ist dieser Gedankengang verklungen, komme ich vor der Eingangstür des Lost zum Stehen. Über meinem Kopf hängt das weiße Schild mit der Aufschrift You're not lost. You're here. Ich lächele sehnsuchtsvoll und betrete dann die kleine Strandbar.

Bunte Scheinwerferlichter kreisen durch den Raum und begleiten die wummernden Bassschläge. Überall tummeln sich Menschen, die sich entweder angeregt miteinander unterhalten oder die Tanzfläche unsicher machen.

Wie vereinbart wartet Landon an dem Tisch in der linken Ecke auf mich und strahlt glücklich, als sich unsere Blicke kreuzen.

„Da bist du ja endlich, Maila!" Er springt von seinem Stuhl auf, kommt mir entgegengelaufen und verwickelt mich zur Begrüßung in eine innige Umarmung. „Ich hatte schon total Sehnsucht nach dir!"

„Wirklich?"

Landon löst sich vorsichtig von mir, um mir besser in die Augen schauen zu können. Seine braunen Iriden glänzen, als er lächelnd sagt: „Natürlich! Ich verbringe meine Zeit momentan lieber mit dir, statt Sunhavens Unterwasserwelt zu erkunden." Er platziert einen sanften Kuss auf meiner Schläfe. „Und ja, darauf darfst du dir ruhig etwas einbilden!"

Automatisch müssen wir beide lachen. Dann setzen wir uns an den Tisch, der mit Muscheln und Sandmalereien verziert ist, und warten darauf, unsere Bestellung bei einem Kellner abzugeben, der keine Knopfaugen hat und nicht auf den Namen Phil hört. Wie eigentlich immer entscheiden wir uns am Ende für zwei Tequila Sunrise.

Die Stunden im Lost ziehen viel zu schnell an mir vorbei. Landon und ich tauschen unsere schönsten Kindheitserinnerungen aus und fantasieren darüber, wie wir die Welt verbessern könnten, wenn wir im Lotto gewinnen würden.

Ich genieße es, mich mit Landon zu unterhalten, denn wir schwimmen nicht nur auf derselben Wellenlänge, sondern teilen auch dieselben Normen und Werte. Es fühlt sich gut an, beim Sprechen nicht nachdenken zu müssen und einfach den Gedanken freien Lauf zu lassen.

Landon ist ein Mensch, der gerne in die Tiefe geht. Das spiegelt sich auch in unseren intensiven Gesprächen über das Schicksal und den Sinn des Lebens wider.

„Soll ich uns noch einen Cocktail bestellen?", fragt mich Landon um kurz vor Mitternacht. „Ansonsten würde ich dir gerne eine kleine Überraschung zeigen."

Oh nein! So langsam sollte er echt mal wissen, dass ich viel zu neugierig für angekündigte Überraschungen bin. Nichtsdestotrotz freue ich mich natürlich und bin gespannt, was sich Landon ausgedacht hat.

Damit wir keine Zeit mehr verlieren, stehe ich von meinem Stuhl auf und flöte enthusiastisch: „Cocktails können wir später noch trinken. Zeig mir lieber deine Überraschung!"

„Warum wusste ich, dass du so antworten wirst?"

„Tja", lache ich. „Du kennst mich halt mittlerweile viel zu gut." Und das ist verdammt schön!

Hand in Hand verlassen Landon und ich das Lost; ohne auch nur ein einziges Mal Phil über den Weg zu laufen. Draußen am Strand werden wir sofort von der Dunkelheit, dem glitzernden Sternenhimmel und dem Rauschen des Ozeans in Empfang genommen.

Gemeinsam schlendern wir durch den lauwarmen Sand. Einzig und allein der Mond und die Laternen, die die Promenade säumen, spenden uns Licht.

Da die Uhren schon kurz nach Mitternacht anzeigen, ist der Strand verlassen und leer. Ab und zu huscht mal ein Kätzchen, das sich verirrt hat, durch den Sand, doch ansonsten sind Landon und ich allein.

Irgendwie romantisch, aber auch gruselig ...

„Wo bringst du mich hin?", möchte ich neugierig wissen, als wir schon zehn Minuten durch den Sand stapfen.

Begleitet von einem frechen Grinsen zwinkert mir Landon zu, ehe er geheimnisvoll säuselt: „Lass dich überraschen, Maila."

Ernsthaft?! Vielen Dank für nichts, Landon.

Zum Glück muss ich mich nicht mehr allzu lange gedulden, denn nach fünf weiteren Minuten Fußmarsch erreichen wir eine kleine Bucht, in der ein Lagerfeuer lodert. Vor den tanzenden Flammen sind zwei Baumstümpfe aufgestellt, die als Sitzgelegenheit dienen.

Je näher wir dem Feuer kommen, umso deutlicher erkenne ich die Konturen eines Menschen.

„Na endlich!", grummelt eine genervte Männerstimme. „Hättet ihr noch länger gebraucht, hätte ich das Feuer wieder ausgemacht."

Das ist eindeutig Phil.

„Jetzt sind wir ja da", besänftigt Landon ihn mit einem genervten Augenrollen. „Du kannst also ganz beruhigt zurück ins Lost gehen und irgendwelche armen Frauen anbaggern."

„Seit wann bist du denn der Komiker in der Familie?", hakt Phil schnaubend nach. „Nimm es mir nicht übel, aber diese Rolle steht dir nicht, Bruderherz!" Wie so oft wuschelt er Landon durch die Haare, ehe sein Blick auf mich fällt. Mit einem spöttischen Grinsen raunt er mir zu: „Respekt, dass du es so lange mit dem Langweiler aushältst, Maila. Ihr scheint wirklich gut zueinander zu passen."

Ob das ein Kompliment oder eine Beleidigung sein soll? Ich bin mir nicht sicher.

Gott sei Dank hat Phil nicht vor, seine Aussage weiter auszuführen, sondern hebt einmal die Hand, kehrt uns den Rücken zu und verschwindet danach wie ein Schatten in der Dunkelheit; blitzschnell und wortlos.

Oh man, aus diesem Kerl werde ich echt nicht schlau ...

Meine Gedanken beißen sich so sehr an Mister Knopfauge und seinem merkwürdigen Charakter fest, dass ich gar nicht bemerke, wie sich Landon eine Gitarre schnappt, die an der Felswand lehnt. Erst als er seine Hand auf meine Schulter legt und mich zuckersüß anlächelt, werde ich zurück in die Gegenwart katapultiert.

„Keine Ahnung, ob das zu kitschig ist, aber ich würde dir gerne ein Lied auf meiner Gitarre vorspielen", murmelt Landon schüchtern. Trotz der Dunkelheit erkenne ich, wie sich ein sanfter Rotschimmer über seine Wangen zieht und er verlegen den Blick senkt.

„Das ist nicht kitschig!", widerspreche ich ihm sofort. „Das ist eine sehr schöne Idee!"

Meine Erinnerungen schweifen zu unserem ersten Treffen im Lost zurück. Damals hat mir Landon erzählt, dass er aktuell das Gitarre spielen übt, sich aber noch nicht traut, andere Menschen an seinem Hobby teilhaben zu lassen.

Dass ich die Erste bin, die in den Genuss seines Talentes kommen darf, ehrt mich.

Vollgepumpt mit Glücksgefühlen und Schmetterlingen setze ich mich auf den Baumstumpf und schaue erwartungsvoll zu Landon, der sich vor dem Lagerfeuer positioniert hat. Mit der Gitarre, den unbändigen Locken und dem bunten Hemd sieht er wie ein richtiger Rockstar aus.

„Das Lied, das ich dir vorspielen möchte, habe ich selbst komponiert", erzählt mir Landon aufgeregt. Seine Stimme zittert und sein Blick springt zwischen mir und einem imaginären Punkt in der Finsternis hin und her. „Mir fehlt zwar noch der Text, aber vielleicht spürst du trotzdem die Gefühle, die ich damit ausdrücken möchte."

Um Landon Mut zu machen, lächele ich ihn zuversichtlich an und zeige ihm meine erhobenen Daumen. Bestimmt ist sein Stück wunderschön!

Landon atmet noch einmal tief durch, bevor er die ersten Töne auf seiner Gitarre spielt. Wie von selbst flattern seine Augenlider zu, sodass die Musik jede einzelne Zelle seines Körpers in Beschlag nimmt.

Landons Finger gleiten anmutig und elegant über die Saiten. Die sanften Klänge, die mal schneller und mal langsamer sind, vermischen sich mit dem Knistern des Feuers und erzeugen eine Gänsehaut auf meiner Wirbelsäule.

Ich kann ganz genau spüren, was Landon mit seinem Lied sagen möchte: Life is short. Do stuff that matters.

Jeder Ton setzt sich auf meiner Seele fest und beflügelt mein Herz. Die Melodie aus verschiedenen Gefühlen rauscht durch mein Blut und lässt die Schmetterlinge in meinem Magen zum Leben erwachen.

Je länger ich Landon anschaue, umso deutlicher wird mir, wie bedingungslos ich mich in ihn verliebt habe.

Einen besseren Mann werde ich nicht mehr finden; niemals!

Fast fünf Minuten lang spielt Landon auf seiner Gitarre und entführt mich in eine andere Welt. Sobald der letzte Ton von dem Meeresrauschen verschluckt ist, klatsche ich begeistert in die Hände und bemühe mich darum, meine Tränen zurückzuhalten.

So etwas Schönes hat noch nie jemand für mich gemacht.

„Wow!", hauche ich sprachlos. „Das war unglaublich, Landon!" Im Einklang mit meinen Worten stehe ich von dem Baumstumpf auf und überbrücke den Abstand zwischen uns. Meine Finger finden automatisch ihren Weg zu Landons Wangen und streicheln zärtlich über seine glühende Haut.

Im Hintergrund knistert das Feuer. Die Flammen tanzen nicht nur miteinander, sondern führen gleichzeitig ein beeindruckendes Spiel aus Farben auf.

„Danke, Landon. Es bedeutet mir sehr viel, dass du mir deinen Song gezeigt hast." Um meine Worte zu unterstreichen, verbinde ich unsere Lippen zu einem liebevollen Kuss. Daraufhin explodiert ein Feuerwerk in meinem Bauch, das mehrere kribbelnde Stromstöße durch meine Venen schickt.

Unsere Münder bewegen sich harmonisch aufeinander; als hätten sie nie etwas anderes getan.

Am liebsten würde ich gar nicht mehr von Landon ablassen, doch nach wenigen Sekunden lehne ich meine Stirn gegen seine und frage ihn hoffnungsvoll: „Spielst du mir in der Zukunft öfter deine Lieder vor?"

Landons Lippen formen sich zu einem Lächeln. „Natürlich!", behauptet er. „Aber nur, wenn ich jedes Mal mit einem Kuss belohnt werde!"

„Kein Problem. Das bekomme ich hin!"

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro