25 - Spuren im Sand

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Wie es mein Karma so möchte, wartet ausgerechnet Phil nachmittags vor dem Lost auf mich. Von Landon ist weit und breit nichts zu sehen.

Oh je, er versetzt mich doch nicht etwa, oder?

Innerlich auf das Schlimmste vorbereitet, geselle ich mich zu Phil und begrüße ihn mit einem knappen „Hi".

„Hallo Maila", erwidert Phil gutgelaunt. „Darf ich dir einen Cocktail spendieren?"

Nanu, was ist denn jetzt los? Da ich Phils Angebot nicht über den Weg traue, lehne ich dankend ab. Außerdem möchte ich meinen letzten Abend hier in Sunhaven nicht betrunken verbringen.

Mehrere Minuten stehen wir schweigend nebeneinander und schauen auf den glitzernden Ozean hinaus. Ich beobachte ein paar Surfer dabei, wie sie erst die Wellen bändigen, aber schlussendlich doch von dem Meer verschluckt werden.

In meinem nächsten Urlaub möchte ich unbedingt an einem Surfkurs teilnehmen. Am liebsten zusammen mit Landon.

Apropos Landon ...

„Willst du mir vielleicht etwas sagen, Phil?", frage ich den Mann mit den dunklen Knopfaugen erwartungsvoll. Er dreht zwar seinen Kopf zu mir und mustert mich kurz, doch seine Lippen bleiben versiegelt. Um ihm einen Denkanstoß zu geben, füge ich hinzu: „Vielleicht, wo dein Bruder bleibt?"

Kaum sind meine Worte verklungen, lichtet sich der Nebelschleier auf Phils Gesicht. „Ach ja", murmelt er, „Landon kommt ein bisschen später. Er telefoniert gerade noch mit unserer Mutter." Seine Lippen verziehen sich zu einem höhnischen Grinsen. „Landon ist übrigens ein richtiges Muttersöhnchen. Er schafft es nicht mal, drei Monate von ihr getrennt zu sein, ohne sie mindestens einmal am Tag anzurufen."

Obwohl ich Phils Geschwafel nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken sollte, werde ich hellhörig.

„Wo ist eure Mutter denn gerade?", erkundige ich mich neugierig bei ihm.

Als hätte ich eine total dämliche Frage gestellt, schaut mich Phil verständnislos aus seinen dunklen Augen an. „Zuhause natürlich!"

„Und wo ist ihr zuhause? Hier in Sunhaven?", bohre ich weiter nach.

„Gott, Maila!", stöhnt Phil genervt. „Worüber unterhältst du dich denn den lieben langen Tag mit Landon? Über Fische, oder was?" Er schüttelt verächtlich den Kopf, bevor er hinzufügt: „Unsere Eltern leben in England. Und falls du das auch noch nicht wissen solltest: Landon und ich sind immer nur im Sommer für drei Monate hier. Den Rest des Jahres verbringen wir ebenfalls in England."

Moment mal, was?!

Phils Worte schlagen wie eine Bombe ein und wirbeln meinen ganzen Verstand durcheinander. Verwirrung breitet sich in mir aus und sorgt dafür, dass ich ein unintelligentes „Hä?" von mir gebe.

Landon und Phil wohnen gar nicht in Sunhaven? Verdammt, warum hat mir das denn niemand früher gesagt?

Ich spüre, wie Hoffnung in meinem Herzen aufkeimt. Hoffnung für eine gemeinsame Zukunft mit Landon.

„Wo genau lebt ihr in England?", frage ich Phil aufgeregt.

Statt mir einfach eine normale Antwort zu geben, grummelt er: „Man, du bist gerade echt anstrengend, Maila! Sehe ich aus wie die Auskunft, oder was? Nerv lieber Landon mit deinen Fragen, okay? Ihr scheint euch ja noch vieles zu erzählen zu haben, wenn du nicht mal weißt, wo wir wohnen."

Ich ignoriere den stichelnden Unterton in seiner Stimme und rolle bloß mit den Augen.

Phil und ich werden zwar nie die besten Freunde sein, aber irgendwie können wir uns bestimmt miteinander arrangieren. Wenn er möchte, kann er ja sogar ganz nett sein – nur leider bekomme ich diese Seite nicht sonderlich oft zu sehen.

„Ich muss jetzt wieder an die Arbeit", teilt mir Phil mit. „Viel Spaß noch beim Warten!" Er zwinkert mir frech zu und verschwindet dann pfeifend im Inneren des Lost.

Oh man, Phil ist echt ein Fall für sich ...

Na ja, wenigstens weiß ich nun, dass eine gemeinsame Zukunft mit Landon weder unmöglich noch aussichtslos ist.

Kaum ist dieser Gedankengang beendet, richtet sich mein Fokus auf den Strand. Wie von selbst wandert mein Blick zu einem jungen Mann, der zielstrebig das Lost ansteuert. Je näher er mir kommt, umso deutlicher erkenne ich seine wilde Lockenpracht und seine wunderschönen Knopfaugen.

Ein sanftes Kribbeln breitet sich in meinem Magen aus, das die Schmetterlinge aus ihrem Schlafzustand aufweckt.

„Landon", murmele ich freudestrahlend seinen Namen. Da ich es nicht erwarten kann, ihn endlich wiederzusehen, renne ich ihm entgegen und lasse mich glücklich in seine Arme fallen.

„Woah! Nicht so stürmisch, Maila!" Landon versucht noch, mich und mein Gewicht abzufangen, aber ich habe so viel Schwung, dass wir rückwärts taumeln und lachend in den lauwarmen Sand plumpsen. Unsere Gesichter schweben nur wenige Zentimeter übereinander, sodass ich den Abstand zwischen uns überbrücke und unsere Lippen zu einem sehnsuchtsvollen Kuss verbinde.

Gott, wie ich dieses atemberaubende Gefühl vermisst habe!

Unsere Münder liebkosen sich, bis wir atembedingt voneinander ablassen müssen. Statt uns allerdings sofort wieder auf die Beine zu rappeln, bleiben wir noch ein paar Minuten im Sand liegen und genießen die Anwesenheit des jeweils anderen.

Ist es kitschig, wenn ich sage, dass ich Sehnsucht nach Landon hatte, obwohl wir uns noch vor wenigen Stunden beim Tauchen gesehen haben? Dieser Mann macht mich süchtig – und zwar nach ihm!

„Wie kommt es, dass du so gutgelaunt bist?", erkundigt sich Landon schmunzelnd bei mir. Gleichzeitig stupst er mir mit seinem Zeigefinger auf die Nase, womit er mir ein leises Kichern entlockt.

„Ich bin gerade einfach nur glücklich!", antworte ich ihm ehrlich.

„Das freut mich."

Langsam erhebt sich Landon aus dem Sand. Ganz der Gentleman streckt er mir seine Hand entgegen und hilft mir beim Aufstehen. „Wollen wir ein bisschen am Meer spazieren gehen?", fragt er mich dann.

„Gerne!"

Händchenhaltend laufen wir zum Wasser hinab und beobachten die Wellen dabei, wie sie am Ufer brechen. Die Sonnenstrahlen spiegeln sich auf der Oberfläche wider und tauchen den Strand in einen leuchtenden Schleier. Möwen kreisen über unseren Köpfen, der Geruch von Wassermelone wabert durch die Luft und überall ist das sorglose Lachen von Menschen zu hören.

Ich genieße es, Landons Körper so dicht neben mir zu spüren und zu wissen, dass er vielleicht schon bald mein fester Freund sein wird.

Endlich ist der richtige Moment gekommen, um über unsere gemeinsame Zukunft zu sprechen.

„Du, Landon?", taste ich mich langsam voran. „Wo wohnst du eigentlich?"

Seine braunen Augen richten sich auf mich, als er mir antwortet: „In der Nähe vom Hafen. Ich würde dir unsere Wohnung echt gerne zeigen, aber Phil und ich sind leider total chaotisch. Da müsste ich vorher erst aufräumen."

„Das meinte ich nicht", entgegne ich sofort. „Wo wohnst du in England?"

„Oh, ach so." Im ersten Moment wirkt Landon überrumpelt, doch dann entspannen sich seine Gesichtszüge wieder. „Ich weiß nicht, ob dir der Name etwas sagt, aber ich wohne in Crestford. Das ist ein kleines Städtchen ..."

„... in der Nähe von Brooksville!", führe ich seinen Satz zu Ende.

Adrenalin steigt in mir auf und verwandelt sich in liebestrunkene Schmetterlinge. Mein Herz beginnt vor Freude zu hüpfen und meine Lippen formen sich zu einem breiten Grinsen.

Perfekter könnte es gerade nicht laufen!

„Wo-Woher weißt du das?", hakt Landon überrascht nach.

„Ganz einfach: Weil ich in Brooksville wohne!"

Statt Landon noch einmal zu Wort kommen zu lassen, stelle ich mich auf Zehenspitzen und hauche ihm einen überglücklichen Kuss auf die Lippen.

Crestford und Brooksville sind ungefähr 30 Kilometer voneinander entfernt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass einer Beziehung nichts mehr im Wege steht.

Oh man, warum habe ich das Thema Zukunft nicht schon viel früher angesprochen? Das hätte mir einige Nerven und vor allem Tränen erspart.

Im Einklang mit meinen Gedanken löst sich Landon langsam von mir und lehnt dann seine Stirn gegen meine. Unglaube schwingt in seiner Stimme mit, als er nachhakt: „Wirklich? Du wohnst echt in Brooksville?"

„Ja!", beteuere ich eilig.

Scheinbar meint es das Schicksal ausnahmsweise mal gut mit mir, denn sonst hätte es Landon am anderen Ende von England wohnen lassen.

„Oh man", lacht mein Gegenüber sprachlos. „Ich habe mir tagelang den Kopf zerbrochen, wie ich dich am besten nach deinem Wohnort fragen könnte und ob du theoretisch bereit wärst, eine Fernbeziehung einzugehen ..."

Tja, da sieht man mal wieder, dass wir beide Kopfmenschen sind.

In diesem Augenblick werde ich von so vielen Endorphinen überschüttet, dass ich ein paar Schritte zur Seite gehe und mich in den lauwarmen Sand hocke. Mit meinem Zeigefinger male ich ein großes Herz in den Sand und schreibe dort die Buchstaben L und M hinein.

Noch sind es nur Spuren im Sand, die auf ein gemeinsames Leben außerhalb von Sunhaven hindeuten, doch schon bald wird uns unser Weg in ein wundervolles Abenteuer in unserer Heimat führen.

Denn wie sagt man immer so schön? Richtig: Am Ende wird alles gut!

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