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"Und naja... jetzt müsstest du nur noch durch Graubalian hindurchgehen" Abwartend lag Henrys Blick auf mir, fokussierte mich so analysierend wie immer.

Wir standen in seinem Zimmer, vor seinem Schrank und ich war ein kleines bisschen fassungslos, wobei eine Sache doch irgendwie definitiv Prioriät hatte.
"Was zum Teufel ist Graubalian?"

Henry sah mich für circa eine Sekunde so an, als wäre ich dumm, bis sich sein Gesichtsausdruck entspannte und er augenscheinlich merkte, dass ich offenbar keine Ahnung haben konnte.

"Naja, das hier halt" Mit der schokobraunen Hand deutete er auf seinen Schrank.
"Du... hast deinen Schrank getauft?", fragte ich, nun noch etwas fassungsloser als ohnehin schon. Dass ich selbst ebenfalls auf diese Idee hätte kommen können ignorierte ich mal eben gekonnt.

"Sam, zwischen taufen und etwas benennen, liegt ein kleiner, aber feiner Unterschied"
Verdammt, wieso musste er exakt das sagen, was ich in so einer Situation gesagt hätte?

"Ich weiß", fauchte ich. "Aber man sagt das doch so... Du hast den Schrank auf dem Namen Graubalian getauft"
Henry schien mir nicht wirklich zuzuhören und kurz bevor ich mit einem lauten Knall explodieren konnte, erhob er die Stimme: "Wir könnten ihn aber wirklich taufen... Wollen wir Isaac fragen, ob er uns Weihwasser besorgen kann?"
Ich blinzelte. "Naja, egal, können wir später noch machen"

Was zur Hölle war bei unserer Familie schief gelaufen?

"Naja, jedenfalls..." Noch bevor Henry seinen Satz beendete, wusste ich, was er von mir wollte.
"Isaac bringt dich noch um... Und mich gleich mit dazu. Hier ist ne verdammte Vampirapokalypse und du..." - "...ja, ja, Menschen wollen jetzt nicht auch noch Hexen in ihrem Leben haben. Aberrr keiner wird was merken", unterbrach meine mehr oder weniger bessere (darüber ließ sich streiten) Hälfte mich, nachdem sie meine Gedanken gelesen hatte und mich dann ansah; wirkte dabei fast wie ein kleiner Welpe.
Dabei schlug er fast unseren Bruder Isaac, der ohne größere Bemühungen so aussah, was ihm im Übrigen ziemlich gegen den Strich ging, aber mich nicht davon abhielt, ihn mit einem fetten Grinsen im Gesicht auszulachen. So war ich eben.

"Joar", erhob ich dann die Stimme. "Machen wirs halt einfach -Was soll schon schief gehen?"
Henry grinste wie ein verdammtes Honigkuchenpferd. Daraufhin verdrehte ich bloß die Augen, während meine Arme sich schon fast wie von selbst erhoben und meine Finger sich an den Gelenken nach außen in die falsche Richtung bogen.
Langsam klappte ich die Augen zu, öffnete sie, wusste, dass sie wie kleine Feuer noch hellgrüner als sonst loderten.

"Wenn ich alles richtig gemacht hab, müsste es gleich funktionieren", warf Henry ein, blickte wie gebannt den Schrank namens Graubalian an und ich strafte ihn sofort mit meinen Blicken. Nicht Graubalian natürlich, sondern meinen wundervollen Zwilling.
Ohne mich anzusehen bemerkte er es, wie immer die Aufmerksamkeit in Person, hob abwehrend die Hände, während sich meine senkten und das grüne Glühen meiner Augen verschwand.

"Du kannst das doch auch ohne das ganze... Gedöns", gab er erneut von sich und diesmal nickte ich, schmunzelte etwas: "Aber so siehts cooler aus... gefährlicher -Booo" Spielerisch wedelte ich mit meinen Händen vor Henrys Gesicht herum, wendete mich dann abrupt dem Schrank zu, der ja das eigentliche Objekt unserer beider Aufmerksamkeit sein sollte.

"ᜣꀤꪻꁴꪶꀎﺃꈤﺃꁴɀꀎ", verließ schließlich ganz schroff meinen Mund, ohne, dass ich auch nur einen Finger hätte rühren müssen.
Gerne gab ich vor meiner Familie damit an, die die einzigen waren, die von meinem exotischen Hobby wussten, aber wirklich getan hatte ich nichts dafür. Interessierte mich bloß für die tiefen Abgründe des Okkultismus und hatte mit Henry ein paar Zauberformeln ausgegraben, woraufhin sich herausgestellt hatte, dass ich ein kleines Talent für sowas hatte. Henry dagegen war erstaunlich gut darin, gefährliche magische Dinge aus Alltagsgegenständen herzustellen, denen ich am Ende des Tages ihre wahre magische Macht einhauchte.
Ohne mich wäre er halt doch haltlos verloren.

Wie als hätte Graubalian meine Gedanken nur allzu treffend vorausgesehen, klappte in ebenjenem Moment schwungvoll der Schrank auf. Keine Kleider waren zusehen, aber auch nicht die hintere Wand des Schrankes, sondern nur eine schwarze Leere, die ich kritisch beäugte. Henry musste irgendwas falsch gemacht haben...
Sollte man in einem Was-auch-immer, das für Zeitreisen umgebaut worden war, nicht sehen, wohin man kam, wenn man hindurchtritt? Oder zumindest eine andere Farbe, als dieses schwarz, das schon seit jeher für Trauer und Tod gestanden hatte.

"Du hast save irgendne Scheiße zusammengebaut" - "Du hast bestimmt etwas falsch gemacht", erhoben Henry und ich gleichzeitig unsere Stimmen.
"Ich hab ganz sicher nichts falsch gemacht", fauchte ich halb gespielt, halb ehrlich entsetzt zurück.
"Ich auch nicht", beharrte Henry, während uns das schwarz weiterhin besorgniserregend anstarrte.

"Ich mag schwarz nicht...", fing ich gedankenverloren an, als sich Isaac von vor der Tür aus meldete, um seinen Senf dazuzugeben, der kein Schwein interessierte.
"Du bist doch selber schwarz" Lautes Gelächter war zu hören -wie schön, dass Isaac sich wenigstens selbst witzig fand... Trotz meines steinharten Gegenwillens musste ich dennoch etwas schmunzeln.
Allerdings nur bis sich die silbrige Klinke der Zimmertür herunterdrückte.

Panisch blickten Henry und ich uns an, sprangen wie wild gewordene Hunde die Türe an, obwohl wir, so ganz im Nachhinein betrachtet, auch einfach den Schrank hätten zuklappen und somit all unsre Geheimnisse hätten verschwinden lassen können. Mehr oder weniger. Wir hatten mehr als eine Leiche im Keller.
Naja, unsere Familie war ja sowieso schon dafür bekannt, nicht so ganz vollkommen klar denken zu können.

"Schon klar... Zwillingskram", gab Isaac von sich, als sich die Tür nicht öffnen ließ und riss mich somit aus meinen abschweifenden Gedanken.
Seine Stimme klang seltsamerweise leicht verletzt, was für ihn wirklich ungewöhnlich war. Henry schien es auch zu bemerken, dachte vermutlich wieder wie immer, dass es sich bei dem Problem um ihn handelte, weil er irgendetwas falsch gemacht hatte.
Ich erwiederte seinen Blick mit einem schlichten Schulterzucken.

Als Isaacs Schritte immer dumpfer wurden und schließlich verklungen waren, begaben wir uns wieder nach Draußen, vergaßen dabei natürlich wieder, den Schrank zu schließen.

"Du solltest sicherheitshalber nachprüfen, ob deine Kräfte funktionieren...", fing mein Zwillingsbruder mit betont ruhiger Stimme an, wahrscheinlich um mich nicht auf die Palme zu bringen. Dabei war ich doch immer tiefenentspannt.
Bevor Henry seine Worte auch nur annähernd zu Ende bringen konnte, flog ihm ein strafender Blick meinerseits entgegen.

"Was?" Das fragte er mit einer sich etwas geknickt anhörenden Stimme, was ich jedoch dieses Mal gekonnt ignorierte.
"Also erstens laberst du viel zu laut und zweitens: Prüf halt selber deine, quasi nicht vorhandenen, Kräfte nach", fauchte ich im betonten Flüsterton zurück.

"Warum?" Henry blickte mich ernsthaft verständnislos an, was mich doch gewaltig an seiner Kompetenz zweifeln ließ.
"Bist du dumm? -Isaac könnte uns hören", gab ich promt zurück, ohne auch nur eine Sekunde über meine Antwort nachzudenken. Ein leicht verletzter Blick kam zurück; was nahm der sich denn auch immer alles so zu Herzen? Er war mein Zwilling, da war es doch nun wirklich normal, sich gegenseitig etwas zu mobben.
Um es schließlich irgendwie wieder gut zu machen, willigte ich nun doch noch ein, was das Testen meiner Kräfte betraf.

Letztendlich standen Henry und ich im Wohnzimmer; schauten uns gegenseitig fragend an.
"Also, was genau soll ich jetzt machen?"
Ich gab mir gar nicht die Mühe, die Genervtheit in meiner Stimme zu unterdrücken, doch genau in ebenjenem Moment fiel mein Blick auf die Tapete mit den vielen kleinen goldenen Schmetterlingen. Meine vollen rotbraunen Lippen verzogen sich unwillkürlich zu einem Lächeln.

"Du... könntest mal was neues ausprobieren...", sprach Henry meine Gedanken aus, erwiederte mein Grinsen und ich war zum wiederholten Mal einfach nur glücklich, einen verdammten Zwilling zu haben, mit dem ich eine verkohlte Gehirnzelle teilte.

Ein gewispertes "ᖘﺃ꓄ɀ꒒ꪊꂦ᥅ꂦꪀꀤɀꁴꪊ" verließ dieses Mal meine Lippen und promt schlug der Schmetterling ganz in der Mitte über dem Sofa wirklich mit den goldgelb funkelnden Flügeln, wie ich es mir am Anfang des ersten Kapitels in einem Anflug kurzzeitiger geistiger Umnachtung eigebilder hatte.

"Siehst du? Ich habs sowas von drauf", grinste ich triumphierend in Henrys Richtung.
"Dann kannst du es wohl auch wieder rückgängig machen?" Abwartend sah er mich an.
Was dachte der sich denn? Natürlich konnte ich das!
Dezent beleidigt wendete ich meine Aufmerksamkeit dem Schmetterling, der gerade rüber ins Esszimmer flatterte und dabei besorgniserregend nahe an das offene Fenster heranflog, zu. Henry war nur dumm am Kichern, natürlich betont leise, um mich nicht, wie so oft, zum explodieren zu bringen, während ich zum Fenster stürzte und somit das kleine flatternde Wesen noch mehr aufscheuchte.

"Ich glaub es hackt! Du ruinierst unsere wunderschöne Tapete", rief ich dem Schmetterling hinterher, lehnte mich gegen die Fensterbank und stierte nach Draußen, als aus dem nichts ein kleines schwarzes Kätzchen angerannt kam.

"Uii, wie sü-", fing ich an, lehnte mich noch ein Stückchen weiter aus dem Fenster, während meine Augen funkelten, wobei ich gefühlt einmal in meinem Leben die Farbe schwarz nicht abstoßend fand.

Doch meine Worte blieben mir im Halse stecken, als sie sich in einem todesmutigen Sprung auf den Schmetterling stürzte; hoffentlich brach das Vieh sich dabei alle Knochen.

"Nein, Pfoten weg von Fridolin" Henry sah mich nach diesen Worten dezent komisch an, also wolle er fragen, woher ich den Namen des flatternden Wesens kannte.
"Er hat es mir gesagt", gab ich halb schmollend auf die stumm gestellte Frage zurück, als die Katze den Schmetterling gerade in einem Eimer ertränkte und es dabei irgendwie schaffte, selbst hineinzufallen, was mir ein überaus schadenfreudiges Gelächter entlockte, während Henry augenscheinlich zu beschäftigt damit war, Fridolin nach zu trauern, um sich über das Katzenvieh auszulassen.

Wobei, konnte Fridolin überhaupt sterben, wenn er eigentlich bloß ein lahmer Tapetenaufdruck war?
Während ich mich das fragte und so teuflisch am Lachen war, tauchte plötzlich Isaac hinter uns auf, laberte irgendwas von Henrys Periodensystem, dass er sich für was auch immer für illegale Machenschaften ausleihen wollte, bevor er sich dann ernsthaft dazu herabließ mit irgendwelchem langweiligem Biogedönsel um sich zu werfen.

"Wollt ihr die Katze da echt so drin lassen im Eimer? Katzen leben länger als Schmetterlinge... glaub ich" Isaac schien ernsthaft zu überlegen, ob er nicht vielleicht doch nur irgendeine Scheiße laberte und verunsicherte mich in meiner Schlauheit, wo ich doch eigentlich davon ausging, dass Schmetterlinge wirklich ein weitaus kürzeres Leben als Katzen führten. Vermutlich lag ich falsch, da Isaac so gut wie immer falsch zu liegen schien, da er so ziemlich einer der dümmsten Familienmitglieder war.

Natürlich verdünnisierte sich mein älteres Geschwisterherz dann, dessen Worten ich nur halbherzig gefolgt war, um mich mit meinen Gedanken alleine zu lassen.

Bis Henry mich plötzlich wie ein verdammter Vogel anpickte. Mit seinen viel zu langen Fingernägeln. Aua.

"Sam...Isaac geht in mein Zimmer. Der Schrank ist zu, oder?" Seine Stimme hatte einen Hauch von Panik angenommen, woraufhin ich ihn bloß entnervt ansah.
"Du hast ihn doch zugemacht" Schon während die Worte meinen Mund verließen, wendete ich meinen Blick wieder der Katze zu, die gerade einfach viel interessanter war, obwohl sie leider wieder aus der Falle freigekommem war, wie ich feststellen musste. Kein Grund mehr, zum Lachen. Schade.

"Ich hab den nicht zu gemacht! Du warst das doch-"
"Aber es ist doch dein Schrank, warum zum Teufel sollte ich den zu machen?! Ist doch dein Schrank", wiederholte ich, mit jedem Wort etwas panischer.
"Du hast ihn doch verzaubert!"
Noch während er das sagte, hatte ich das Zimmer verlassen.

Dramatisch flog die Tür hinter mir zu und mein grünes, wie eigentlich gefühlt alles in meinem Leben, Kleid flatterte durch meine schnellen Schritte, bevor ich die Treppe nach oben polterte, den vollkommen verwirrten Isaac überholend.

Wenn ich es schaffte, vor meinem älteren Bruder in Henrys Zimmer zu sein, konnte ich den Schrank schließen, schnell wieder den Raum verlassen und so tun, als hätte ich mein Handy hier liegen gelassen und es holen wollen mit meiner dezenten, aber in unserer Familie doch normalen, natürlichen Hyperaktivität.

Über ebenjene Gedanken brütend, fegte ich in den Raum, knallte die Tür hinter mir und so gut wie direkt vor Isaacs, etwas breiter geratenen, Stupsnase zu.
Nun war ich dem Objekt meiner Begierde so verdammt nahe... -als sich irgendeine von Henrys stinkenden Socken ganz frech unter meinen linken Fuß schob.

"Shit", entfuhr es mir, als meine Beine einfach unter mir wegzugleiten schienen und mir somit gnadenlos den festen Stand raubten.

Alles schien so verdammt schnell zu gehen, doch gleichzeitig nahm ich meine Umwelt überdeutlich war, als mein Körper, warum auch immer, einen Schwall von nutzlosem Adrenalin ausschüttete, das mich noch ungeschickter werden ließ, als es ohnehin zweifellos der Fall war.

Irgendwie kam ich dem offenen verzauberten Schrank viel zu nahe, stieß einen kleinen Schrei aus, als ich noch sah, wie Isaac, gefühlte Jahre nachdem ich sie zu geschlagen hatte, die Tür aufriss und mich vollkommen perplex anstierte.
Kurz davor, ihm dafür irgendeinen Spruch an den Kopf zu werfen, weil er gerade wie ein dämlicher Goldfisch aussah, blieben die Worte in meinem Halse stecken, bevor ich schließlich ins Dunkle kippte.

Dieses seltsame Schwarz waberte um mich herum. Dieses Schwarz, das Henry und mich dazu veranlasst hatte, an den Fähigkeiten des jeweils anderen zu zweifeln. Schwarz bedeutete nie etwas Gutes, genau wie diese Katze von eben, die ich für den Bruchteil einer Sekunde als süß empfunden hatte.

Doch jetzt war ich mitten drin in dieser Farbe, die eigentlich nicht wirklich als solche betitelt werden konnte.

Mein Kopf war voll mit Gedanken und gleichzeitig doch so leer.

Ich fiel und schwebte zur gleichen Zeit, während die Dunkelheit mich verschluckte, ja gar ein Teil von mir zu werden schien.

Meine Arme schlugen wild um sich, das Kleid raschelte, mein Haar flatterte hinter mir her -und mit einem Schlag war plötzlich alles vorbei.

Stille.

Bis wieder Farben auftauchten.

Blau.

Grau.

Rot.

Dann schlug ich hart auf dem Boden auf.

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