Überredungskünste °💖° Sa. 12.12.2020

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Ich krieg die Krise! Jimin ist ein dermaßen sturer Hammel!
Er redet sich den Schnupfen schön, aber in der Kälte kann der Kleine nicht gesund werden. Wenn ich Jimin doch wenigstens überreden könnte, heute Nacht mal hier zu bleiben. Das täte beiden so gut!

Ich signalisiere Taehyung, dass er Minseok ein bisschen runterfahren soll. Außerdem sollen die Handwerker wieder ihre Ruhe haben. Also schnappe ich mir den Kleinen bald und gehe mit ihm runter in mein Gästezimmer.
„Sag mal, hast du Lust, dass ich dir was vorlese? Ich hab so ein Heft über den Nikolaus."
„Au jaaaaaa. Ich lieeebe Vorlesen!"
„Na dann. Komm, wir kuscheln uns hier in das große Bett."

Ich stopfe mir ein paar Kissen in den Rücken, Minseok krabbelt auf meinen Schoß, und dann fange ich an, ihm die Nikolauslegende vorzulesen. Er geht lebhaft mit, zeigt auf alles Mögliche in den Bildern und stellt tausend Fragen. Aber irgendwann wird seine Stimme leiser. Und dann liegt sein Kopf schwer auf meiner Schulter. Er ist eingeschlafen.
Gott sei Dank!
Ich lasse ihn ganz langsam runter rutschen, schubse die Kissen weg und lege mich neben ihn. Jimin hat mal gesagt, dass er den Kleinen immer in den Arm nimmt, weil sie nur eine Decke haben. Vorsichtig ziehe ich Minseok zu mir und lege meinen Arm um seinen Bauch. Der Zwerg seufzt im Schlaf und entspannt sich noch ein bisschen mehr.

Tae steckt den Kopf zur Tür rein und grinst bei dem Anblick. Er flüstert, damit er den kleinen Zauberer nicht weckt.
„Soll ich dich nachher auch wecken?"
Ich schüttele den Kopf, muss aber grinsen.
„Schaffst du das nachher alleine? Ich muss für ein paar Stunden ins Büro."
Ich halte meine Hand über Seokies freies Ohr und flüstere auch.
„Krieg ich hin. Drück mir die Daumen, dass ich Jimin überzeugen kann, dass die beiden wenigstens heute Nacht hier bleiben."
Tae reißt kurz die Augen auf und drückt dann beide Daumen, bevor er durch den Flur verschwindet.

Ich muss tatsächlich eingeschlafen sein, denn ich werde von meiner Türklingel geweckt. Ich rappele mich auf, schleiche raus und öffne Jimin die Tür.
„Bist du schon fertig!?!"
„Schon? Lustig. Ich bin ein Eisklotz. Es ist auf einmal so kalt geworden vor 'ner Stunde ..."
Danke für die Information, ich werde sie zu nutzen wissen ...
„Wo ist Seokie?"
„Der schläft. Ich habe ihm vorgelesen. Und bin tatsächlich mit eingeschlafen. Du hast mich geweckt."

Hinter uns hören wir eine feine Kinderstimme piepsen.
„Jiminie? Hyung? Wo bist du!?!"
Der geht sofort um mich drumrum und zu seinem Bruder rein.
„Ich bin hier, Seokie. Ich bin für heute fertig mit der Arbeit. Jetzt können wir noch ein bisschen spielen, und dann gehen wir nach Hause."
Es dauert eine Weile, bis der Kleine richtig wach ist. Und dann kommt in seinem Kopf an, was Jimin grade gesagt hat.
„Ich will nicht nach Hause. Ich will hier bleiben. Hier ist es schön."

Jimins Kopf ruckt hoch, und er schaut mich wütend an. Aber siehe da - mein Lieblingszwerg ist auf Zack.
„Kuck nich so böse, Hyung. Bitte! Ich will nicht raus in die Kälte. Lass uns hier bleiben."
Er rutscht vom Bett und hopst vor Jimin auf und ab.
„Böteböteböte!"
Jimin schließt die Augen und verspannt sich. Ich sollte eingreifen.
„Kannst ... kannst du mir bitte glauben, dass das nicht auf unserem Mist gewachsen ist? Das kommt für mich grade genauso überraschend wie für dich."
Jimin entspannt sich wieder ein bisschen und schaut mich an.
„Das glaube ich dir aufs Wort. Der bringt alles fertig."

Er wendet sich an Minseok.
„Was macht dein Schnupfen?"
Der Kleine ist einfach zu pfiffig.
„Der ist jetzt gaaaanz doll. Ich kann gar nicht richtig laufen."
Jimin grinst.
„Ich hätte nicht fragen sollen. Weißt du was, Seokie? Das ist ganz einfach. Wenn du nicht nach Hause laufen kannst, dann hüpfst du eben. Das funktioniert ja noch wunderbar."
Sofort hört Minseok auf zu hüpfen und schmollt. Ich dagegen kriege nun erstmal einen Lachanfall.
Na, das kann ja heiter werden, wenn er uns alle drei dauernd so um den Finger wickelt. Auf der anderen Seite - Jimin hat ihn gut im Griff. Das war richtig beeindruckend beim Mittagessen, wie gelassen er den Kleinen gesteuert hat.

Jimin holt tief Luft.
„Also gut, du Quälgeist. Du hast gewonnen. Aber nur diese eine Nacht! Wir können Patrick nicht ewig auf der Pelle hocken. Morgen, wenn ich mit der Arbeit fertig bin, lassen wir uns nach Hause fahren. Ist das ein Deal?"
Lautes Indianergeheul schallt durch die Wohnung, als Minseok fröhlich losflitzt, um seinen Sieg zu bejubeln. Jimin schaut mich an.
„Ich glaube dir wirklich, Patrick. Entschuldige, dass ich so scharf reagiert habe. Also ... danke für die Möglichkeit."
Ich setze mich zu ihm.
„Du hast nicht scharf reagiert, du warst einfach erschrocken und überrumpelt. Schau, vor zwei Wochen wärst du jetzt noch weggerannt. Es wird!"
Jimin nickt bloß.

"Lass uns grade mal überlegen, wie der Rest vom Tag läuft. Minseok möchte sicher noch spielen. Ich muss in einer Stunde runter in den Pub. Und du könntest heute Abend mal mitspielen, wie wärs?"
„Dann muss ich aber Seokie hier oben alleine lassen."
„Das kriegen wir schon organisiert."
„Mal sehen. Lass uns jetzt schon runter gehen und spielen. Wobei ... eigentlich muss ich doch nach Hause. Ich brauch Wechselklamotten für morgen."

Es ist zum Auswachsen mit diesem Jungen. Nein! Du musst NICHT nach Hause! Du gehst jetzt Klamotten kaufen!
„Jimin, pass auf. Lass mich bitte nicht an deinem Verstand zweifeln. Dafür hast du zu viel davon. Ihr werdet hier demnächst einziehen. Ich werde darum kämpfen, das Sorgerecht für euch zu bekommen. Dann bekomme ich Zuschüsse vom Staat für Kleidung und Möbel und Lebensunterhalt und Schuluniform und Monatsfahrkarte und ... überhaupt! Was, um Himmels Willen: was hält dich davon ab, diese Klamotten jetzt schon zu kaufen???"
Jimin erstarrt.

Renn jetzt nicht doch noch weg!
„Ich weiß, das geht schnell. Aber es ist das, wovon dein Bruder träumt. Es ist das, wovon eigentlich auch du träumst. Es ist das, was ihr beiden jetzt ganz dringend braucht. Schluss mit Sperrmüll. Schluss mit Betteln. Schluss mit Verstecken und Angst haben und davonrennen. Lass mich doch bitte euch geben, was ihr braucht. Bitte!"
Jimin rührt sich eine halbe Ewigkeit lang nicht. Dann kippt er mir weinend in die Arme. Ich kann seine leise Stimme zwischen den Schluchzern kaum verstehen.
„Es. Es ist so schwer. Ich ... weiß nicht mehr, wie das geht. Hilf mir, Patrick. Hilf mir!"
„Das will ich tun. So lange ich atme."
Sie müssen uns nur lassen ...

Eine halbe Stunde später ist Jimin mit einem Stapel Geld zur Tür raus und auf dem Weg zu einer Einkaufsstraße, wo die Klamotten normaler und günstiger sind. Wir haben genau verabredet, was er für sich und Minseok kaufen soll, was sie jetzt am dringendsten brauchen. Und ich habe ihm klipp und klar gesagt, dass ich ihn nicht mehr zur Tür reinlasse, wenn er es wagt, hier mit weniger anzukommen. Er hat gelacht. Dann hat er geweint. Dann ist er losgezogen, und Minnie hat hinter ihm hergewunken.

Wir haben zwei Runden „Mensch, ärgere dich nicht" gespielt, und ich habe beide Male haushoch verloren. Der Kleine hat sich halb tot gefreut und mich seelenruhig weiter abgezogen. Schade, dass der abends nicht in die Kneipe darf. Den hätte ich ja gerne mal auf den Kämpfer gehetzt. Nach und nach trudeln meine Angestellten ein, Changbin ist schon fleißig am Schnibbeln und Vorkochen. Minseok verteilt mit Feuereifer die Pfeffer- und Salz-Ständer, die Kerzen und die Speisenkarten auf den Tischen. Dann baut er die vier Spielbretter fürs Turnier auf.

Kurz vor 18.00 Uhr ist Jimin wieder da, schnappt sich seinen kleinen Bruder und geht mit ihm nach oben. Die beiden werden jetzt Modenschau machen. Dann werden sie sich hier was zu essen holen und nach dem Abendbrot zügig ins Bett wandern. Tae kommt kurz nach der Öffnung und sucht mich gezielt.
„Du, sag mal. Meinst du, Jimin lässt mich auf den Kleinen aufpassen, damit er mal hier mitspielen kann?"
„Das hatte ich auch schon vorgeschlagen. Er will jedenfalls Minnie nicht alleine lassen. Geh doch hoch und frag ihn!"

Schnell ist Tae zur Hintertür raus. Zehn Minuten später steht ein seltsam schüchterner Jimin neben dem Tresen.
„Ich bring den beiden was zu essen. Ich ... glaub, ich mag mitspielen."
Während Jimin das Essen aus der Küche holt, mustere ich die Spieltische. Die Zusammensetzung ist heute sehr gemischt, aber an einem der Tische sitzen bereits drei jüngere Leute, die auch gerne mit Tae spielen. Da werde ich Jimin dazu setzen.

Als der wieder auftaucht, schiebe ich ihn mit einem großen Glas Orangensaft zu dem Tisch.
„N' Abend, Leute. Tae kann heute nicht. Ist es in Ordnung, wenn Jimin bei euch mitspielt?"
„Ja, klar. Gerne! Setz dich. Ich bin Minho, das ist Wonho, und das ist Suho. Und - nein, das ist kein Scherz, wir heißen wirklich so. Wir haben schonmal überlegt, ob wir uns als Weihnachtsmänner bewerben sollen. HoHoHo ..."
Jimin rutscht auf den freien Stuhl und grinst.
„Cool. Dann bin ich der Engel auf der Baumspitze und amüsier' mich darüber, wie ihr auf eure falschen Bärte tretet."
Das passt. Und wie das passt! Ja, Jimin, du bist ein Engel. Fehlt nur noch, dass du anfängst zu singen ...

Pünktlich um 19.00 Uhr sind alle Tische besetzt, und die sechzehn Leute fangen an zu spielen. Jimin wirkt erst ein bisschen verkrampft und konzentriert sich sehr. Aber bald schon haben ihn die drei Ho's aufgetaut. Er traut sich mehr, lacht mit und spielt gar nicht so schlecht.
Sein Bruder ist wirklich ein guter Trainer ...
Und siehe da - er gewinnt die Partie an seinem Tisch und kommt in die Endrunde.

Dass ein neuer Mitspieler gleich so durchstartet, macht einige Gäste neugierig. Als sich die Endrunde zusammen setzt, kommen ein paar Schaulustige näher ran. Auch hier schlägt Jimin sich wacker. Die Partie ist sehr ausgeglichen. Die drei Ho's feuern ihn an und drücken ihm die Daumen fürs Würfeln. Erst ganz am Schluss hat eine Mitspielerin die Nase vorn und gewinnt knapp vor den anderen.

Jimin kommt zu mir hinter den Tresen.
„Ich geh dann mal Taehyung ablösen. Danke! Das hat Spaß gemacht."
„Gute Nacht, Jimin. Schlaf gut!"
Ich schaue ihm hinterher und freu' mich wie Bolle. Der Junge sieht so entspannt und zufrieden aus, wie ich ihn noch nie gesehen habe.

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12.12.2020 - 15.1.2021

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