Akzeptanz

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Ich stürze mich mit weit aufgerissenen Augen und doch blind in die Menge, renne in Kitty rein.
"Iara, was ist los?", fragt sie mich besorgt.
"Ich muss zu Tua", fertige ich sie ab und schiebe Jona aus dem Weg, einen langjährigen Kumpel von Mika.
"Ey", macht er empört. Ich war wohl etwas zu grob.
"Tut mir leid", rufe ich ihm zu. Da schließt sich eine Hand um meinen Arm. Als ich mich umsehe, weil ich aktiv festgehalten werde, blicke ich in Momos Gesicht.
"Beruhig dich", sagt er mit warmer Stimme zu mir.
"Du hast gut reden", fluche ich hysterisch und will mich losreißen.
"Ich mein's ernst, Kleine, beruhig dich", insistiert er. "Ich weiß, wo Tua ist, aber ich bring dich erst zu ihm, wenn du dich beruhigt hast."
"Ich weiß auch, wo er ist, er ist auf dem Balkon, mit Jenn", quassle ich und starte einen neuen erfolglosen Versuch, ihm meinen Arm zu entziehen. Momo hält mich ungerührt fest. Ohne mir wehzutun, aber doch so bestimmt, dass ich ihn schon verletzen müsste, durch kratzen oder beißen, um mich zu befreien.
"Nein, da ist er nicht", behauptet Tuas Kumpel und ich stocke.
"Wo ist er?", frage ich, und schaffe es nicht, die Panik aus meiner Stimme zu tilgen.
"Beruhig dich, und ich bring dich direkt zu ihm", wiederholt er. Mein Blick fällt auf seine große Hand, die meinen Unterarm vollständig umschließt.
"Hannes -", sage ich nur erstickt, und Momo nickt. Ich ziehe die Nase hoch, während sich mein Herz zusammenzieht. Der Krampf in meiner Brust ist schmerzhaft. Erst als ein Schluchzer aus meiner Kehle dringt, lässt das Engegefühl nach. Eine weitere Hand liegt bald auf mir. Es ist nicht Momos. Tarik steht hinter mir.
"Ich übernehme", meint er leise an Tuas Kumpel gewandt, der mich endlich loslässt. Ich drücke mich haltsuchend an meinen besten Freund. "Calma", flüstert Tarik auf Spanisch und ich lasse noch einen Schluchzer los, vergrabe mein Gesicht an seiner Brust. Im Schutz der Dunkelheit löst sich meine Anspannung auf. Bei Tarik bin ich geschützt. Ich höre, dass er etwas zu Momo sagt, verstehe aber nicht was. Es dauert noch etwas, bis ich mich gefangen habe. Als ich mich aufrichte und umgucke, bemerke ich, das die Blicke von einigen Gästen auf uns lasten. Kitty ist mir offenbar gefolgt, sie mustert mich. Auch Dag und Pari, die auf der Couch eng beieinander sitzen, schauen mich ernst an. Ich beiße die Zähne zusammen, lasse Tarik los und wende mich an Momo. Er legt mir stumm eine Hand auf den Rücken und führt mich auf den Balkon.

"Du hast gelogen", sage ich zu ihm, denn in der Ecke steht mein Freund und diskutiert mit Jenn.
"Er und ich, wir sind befreundet. Ich bring ihm seine Frau nicht weinend. Das ist 'ne Frage der Ehre", erwidert Momo. Ich blicke ihm noch immer eisig in die braunen Augen, als Tuas Stimme an mein Ohr dringt.
"Iara?" Ich gehe auf ihn zu, und er kommt mir entgegen. Momo winkt derweil Jenn zu sich ran. Die beiden verschwinden nach drinnen. Der Mond erhellt Tuas Gesicht. Er riecht nach Rauch. "Hannes ist jetzt da", informiert er mich.
"Ich habe schon mit ihm gesprochen", sage ich monoton. Dann atme ich tief durch und fixiere ihn mit meinem Blick, während ich ihm mitteile: "Und das werde ich nie wieder tun." Tua hebt den Kopf in Richtung Nachthimmel. Mit einer Hand fasst er sich in den Nacken und schaut mir wieder in die Augen. "Ich habe eine Theorie", spreche ich freiheraus. "Du hast dich verändert. Aber in dir steckt ein letzter Rest von deinem alten Ich. Und dieser Rest nennt Hannes einen Freund."
"An deiner Theorie ist was dran", gibt er zu. "Trotzdem ist es natürlich komplizierter als das." Er überbrückt die Distanz zwischen uns, legt seine Hände auf meinen Hüften ab. "Es gibt so viele verschiedene Ebenen in unserer Freundschaft." Freundschaft.
"Er ist ein Trinker; er verhält sich mir gegenüber respektlos; er lässt unmögliche Kommentare über meine Freunde vom Stapel; er vertickt Zeug an Vadim, Momo und an dich; er nutzt Joyce aus, die Gefühle für ihn hat, Gott weiß warum, damit sie ihn aus dem Knast rauskauft; und weißt du, was das Schlimmste für mich ist?", beende ich meine Tirade. "Du nimmst ihn noch in Schutz." Ich dränge mich an ihn, schlinge meine Arme um seinen Hals. "Hör zu", bitte ich ihn. "Ich will nicht, dass er mir weiter unsere Beziehung madig redet." Schwer schluckend gestehe ich: "Er könnte Erfolg damit haben. Wir haben es erst vor ein paar Tagen aus dieser Krise rausgeschafft, und ich bin nicht stark genug für die Belastung durch sein plötzliches Auftauchen und die Reden, die er schwingt. Ich hasse ihn", wird mir klar.
"Iara, es gibt tausend Dinge, die du nicht über Hannes weißt", erwidert Tua. Ihm ist die Bedrängnis anzumerken, die er innerlich verspürt.
"Mir ist egal, dass er für deinen Tobsuchtsanfall ins Kittchen gewandert ist! Der Punkt ist, dass du deine Aggressionen inzwischen besser unter Kontrolle hast. Du kannst ihn vergessen, es ist an der Zeit für dich, diese Freundschaft zu vergessen." Tuas Blick verfinstert sich.
"Du bist keinen Deut besser als er, weißt du das?" Ich friere ein.
"Wie meinst du das?", hake ich nach.
"Er will, dass ich mich von dir trenne; du willst, dass ich die Freundschaft zu ihm aufgebe. Wenn ich sage, du weißt nichts über Hannes und mich, dann meine ich das so", weist er mich zurecht. Ich kenne diesen herrischen Tonfall. Er ist wütend. "Ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll. Wie wär's damit? Hannes hat Mascha geliebt. Aufrichtig und echt. Er wollte ihretwegen mit der Trinkerei aufhören, und ich hab ihm einfach ins Gesicht gelacht und gemeint: 'Wer zuerst kommt, malt zuerst.' Als ich mich in die toxische Beziehung mit ihr verrannt hatte, hab ich ihn praktisch auf Knien angebettelt, für sie zu sorgen, weil ich es nicht konnte. Aber da war es zu spät. Aus Hannes und Mascha hätte was werden können, eine Beziehung hätte beiden Glück gebracht, aber sie ist ihre dumme Schwärmerei für mich nicht losgeworden und er ist nie über seinen Schatten gesprungen, hat sich nie an sie rangetraut, weil er seine gesamte Existenz als wertlos empfindet. Nach der Beziehung mit mir war Mascha jedenfalls komplett kaputt, und Hannes Alkoholproblem war längst zu ernst, als dass er sich aus eigener Kraft da hätte rauskämpfen können. Ich hab sie beide ruiniert, meine beste Freundin und meinen besten Freund. Bei ihr besteht keine Chance mehr auf Wiedergutmachung für mich. Nur Hannes kann jetzt noch auskosten, dass ich nicht mehr bin, wer ich war. Vielleicht hast du recht, und sogar dafür ist es jetzt zu spät, aber ich gebe nicht den Mann auf, der mir buchstäblich das Leben gerettet hat." Tua hat sich in Rage geredet, er glüht förmlich. Ich streichle seine Wange. Das zeigt Wirkung. "Ich hab dir doch von der Überdosis erzählt", beginnt er wieder heiser, und ich nicke zaghaft. "Hannes hat mich damals gefunden und den Notarzt gerufen. Ich war so drauf, als die Sanitäter gekommen sind ... Er hat mich K.O. geschlagen, anders hätten die mich nicht ins Krankenhaus bringen können. Und ich wäre hundertprozentig gestorben, wenn ich auch nur fünf Minuten später eingeliefert worden wäre. Und was Joyce angeht ..." Einen Moment lang kann ich ihm nicht zuhören. Bilder überfluten mich. Ich sehe im Geiste vor mir, was damals passiert ist, und mir wird schlecht davon. "... hatte von Anfang an deutlich mehr Interesse an ihm als an mir." Ich kehre zurück in die Gegenwart, lausche den Erzählungen meines Freunds. "Ich war so gekränkt davon, dass ich ihn manipuliert habe. Ich habe ihm gesagt, dass er doch mit keiner Frau zusammenkommen kann. Dass er ja bei Mascha und mir gesehen hätte, wohin das unausweichlich führt, wenn Frauen an so Typen wie uns geraten. Er würde Joyce kaputt machen, das hab ich ihm eingeredet, und er hat es geschluckt. Ich habe ohne jede Scham seine größte Schwachstelle ausgebeutet, weil es mir geschadet hätte, wenn er einen gesunden Selbstwert aufgebaut hätte. Dann hätte er Joyce bekommen, und meine Eifersucht hätte mich dem Suizid wieder ein Stück näher gebracht. Hannes ist hier nicht der Täter, okay? Die Scheiße hab ich zu verantworten." Mein Mund ist staubtrocken. Mich treffen seine dunklen Facetten mit voller Härte.
Ich mag es einfach. Ich habe einen Menschen entweder gern oder eben nicht. Mir ist zwar bewusst, dass dieses Schwarz-Weiß-Denken immer elendig zum Scheitern verurteilt ist, aber ich wüsste nicht, wie ich anders loyal sein soll. Und so ist es auch in diesem Augenblick. Ich weiß nicht, wie ich Tua gegenüber loyal sein soll bei all dem, was er mit sich rumschleppt.
"Die Jungs, alle von ihnen", fährt er fort, "sind der Grund dafür, dass ich sein kann, wer ich heute bin. Sie sind nicht nur meine Freunde. Sie standen auch mal für alles, was ich von mir abspalten wollte. Du kennst mich. Aber Hannes kennt mich auch. Und je eher du das akzeptierst, desto besser ist das für dich."

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