Drogen-Drohgebärden

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Als ich auf der Party ankomme, weiß ich, wieso Bastian nicht zu Hause war. Er ist hier, sitzt auf der Couch, hat einen Arm um ein Mädchen gelegt, das ich noch nie gesehen habe. Sie könnte aber gut und gern als Fünfzehnjährige durchgehen. "Lieber Herrgott", murmle ich und nehme meinen Schal ab.
"Iara!" Maurice grinsendes Gesicht taucht vor mir auf. Er bietet mir ein Bier an, ich entscheide mich für ein Radler und er wirft mir einen spöttischen Blick zu. "Du bist weich geworden", stellt er fest, als er es mir überreicht.
"Nur weil ich mit den harten Jungs rumhänge, heißt das noch lange nicht, dass ich einer von euch werden muss", knurre ich und exe die Flasche, um meinen Status aufrechtzuerhalten. "Sag mal -" Ich schüttle mich, als ich Maurice die leere Glasflasche wiedergebe. Toll, klappt ja super hier einen auf harte Rapper-Braut zu machen, während ich nach einer Flasche Pussy-Bier schon das Zittern kriege als hätte ich Parkinson. "Hat Bastian die Olle mal nach ihrem Ausweis gefragt?", bringe ich die Frage nun doch über die Lippen und nicke in Richtung meines Noch-Mitbewohners auf dem abgewetzten Sofa an der gegenüberliegenden Seite des Raumes. "Bisher noch nicht, klingt aber nach 'nem guten Ratschlag von einer guten Freundin", zwinkert der blonde Hüne mir zu und somit ist es beschlossene Sache. "Hi", flöte ich fröhlich. Vor Bastian komme ich zum Stehen und lege den Kopf leicht schief. Seiner Bekanntschaft, bei der er offensichtlich zu landen versucht, schenke ich ein höfliches Lächeln, das jeder Zurückhaltung entbehrt. "Würdest du mir den vielleicht mal fünf Minuten ausleihen?" Es ist mehr eine Aufforderung als eine Frage. Bastians rothaariges Mäuschen nickt brav und steht auf. Etwas unschlüssig verweilt sie an Ort und Stelle. Um zu verhindern, dass das Ganze unangenehm wird, winke ich Sinan zu mir ran. Auf eine Geste hin beugt er sich zu mir runter, sodass ich ihm ins Ohr flüstern kann: "Integrier sie bitte kurz irgendwo, ich muss mit Bastian reden." Sinan drückt meine Schulter und setzt ein hilfsbereites Lächeln auf. "Bock auf ein paar Shots an der Bar?", fragt er die Kleine, die bloß die Achseln zuckt und sich beinah willenlos von Sinan wegschieben lässt.
"Na, wie war der Urlaub?", versucht Bastian ein Gespräch einzuleiten.
"Du und Smalltalk." Ich schnalze missbilligend mit der Zunge. "Dass ich nicht lache." Mit einem Seufzer falle ich neben ihn auf die schwarzen Polster. "Ich hab gehört, du hast einen neuen Job für mich. Beziehungsweise, du könntest mich an Marcello vermitteln."
"Dein Freund ist 'ne Tratschtussi, ich wusste es schon immer. Trinkt nicht, isst kein Fleisch, Tua ist ein Weichei", probiert er mich aus der Reserve zu locken mit seinen provokanten Sprüchen, aber die bin ich schon gewohnt, ich kenne ihn zu gut, als dass das noch bei mir fruchten würde.
"Du bist mir ein Weichei von Freund, mein Lieber. Als Kumpeline hätte ich ruhig davon erfahren können, wie du im Stillen planst, mein Leben umzukrempeln", drehe ich den Spieß um.
"Dass das alles bis vor kurzem noch nicht in Stein gemeißelt war, hat er bei eurer Klatschrunde wohl ausgelassen", knurrt Bastian.
"Im Gegenteil, das war das Erste, worauf er mich hingewiesen hat, nachdem ich ihm die Info praktisch aus der Nase ziehen musste."
Bastian dreht sich nebenbei eine Zigarette. Ich frage mich, warum er nicht die fertigen aus der Schachtel raucht, wo er doch stinkreich ist und sich die Premium-Glimmstängel durchaus leisten könnten. Er scheint irgendeine sentimentale Verbindung zu seinem bevorzugten Piel-Roja-Tabak aufgebaut zu haben. Designerklamotten, -schuhe, -schmuck und gleich mehrere protzige Autos haben aus Bastian nie einen anderen Menschen gemacht und das ist etwas, das ich an ihm bewundere. Er ist als Proll zur Welt gekommen und nach und nach der heilen, brandenburger Mittelschicht entwachsen, der er ursprünglich entstammt. "Ich hab ein gutes Wort für dich eingelegt", sagt er. "Der Ausbildungsplatz ist für dich reserviert, du solltest kündigen und dich bald mit Marcello in Verbindung setzen." Er zückt ein Feuerzeug und steckt die frisch gedrehte Kippe an.
"Danke", säusle ich leise. Bastian grunzt lediglich, als würde ihn all das gar nicht wirklich interessieren. "Darf ich dich drücken?", frage ich ihn zögerlich.
"Wenn du willst", brummt er. Ich schlinge meine Arme um seinen Körper und spüre die Wärme, die von ihm ausgeht. Nach einer halben Minuten räuspere ich mich und lasse ihn los. "Wie alt schätzt du deine Püppi?", frage ich ihn todernst.
Er lacht mich aus für den Verdacht. "Die ist volljährig, ich schwöre hoch und heilig."
"Achtzehn?", hake ich nach.
"Nee, vierundzwanzig. Sie ist Cam-Girl."
"Cam-Girl?!" Ich ignoriere die Blicke der Umstehenden. "Wo hast du die denn aufgegabelt?", frage ich beherrschter.
"Das ist 'ne Freundin von 'ner Freundin, wir sind uns mal auf 'ner Geburtstagsparty über den Weg gelaufen und haben -"
"Stopp, ich will's gar nicht wissen", wehre ich ab. "Sie macht's ja aus freien Stücken, vermute ich mal."
"So gut kenn ich die jetzt auch wieder nicht."
"Egal, geht mich nichts an, ich seh die eh nie wieder. Höchstens mal als Wichsvorlage auf deinem Bildschirm, aber dich dabei zu erwischen gestaltet sich in Zukunft ohnehin schwierig."
Bastian kneift mich in den Oberarm.
"Autsch", lache ich.
"Sei nicht so frech, geh lieber mal zu Tarik, der hat vorhin zweimal nach dir gefragt."

Gesagt, getan. Ich finde Tarik draußen vor der Tür. "Hey Teddy", begrüße ich ihn.
"Meine schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet", steigt er extrem dramatisch in die Konversation ein und ich lehne mich neben ihm an die kühle Häuserfassade. "Jenn schiebt Filme wegen ihrem Vater und seiner neuen Familie. Ihre Stiefschwester hat sie bei ihm schlechtgeredet, von wegen, sie könnte gar nicht glauben, dass Jenn noch nicht pleite ist, weil man als Fotografin ja so scheiße bezahlt wird." Ihm ist die Wut auf Jenns Stiefschwester anzusehen. "Aber bei näherer Betrachtung würde das schon Sinn ergeben, schließlich könnte Jenn sich bei mir durchschnorren. Ihr Vater hält sie jetzt für eine Schmarotzerin."
"Ihr Vater ist so ein Lappen, der ist fast noch schlimmer als ihre Stiefschwester", urteile ich. "Die aber genauso, dumme Kuh."
"Dumme Kuh? Was besseres fällt dir nicht ein?"
"Sorry, bin aus der Übung. Tua und ich haben im Urlaub kaum gestritten."
"Ich wusste immer, dass ihr auch friedlich zusammen sein könnt", lächelt er. "Wieso machst du dir dann Sorgen?"
"Er verbirgt was vor mir", vertraue ich mich ihm an.
"Oh, mal ganz was Neues: Tua der seine Gefühle einfach runterschluckt als wär's die Muttermilch."
Ich werfe Tarik einen verachtenden Blick zu. "Du weißt genau, dass mehr dahintersteckt. Außerdem warst du nicht dabei in diesem Urlaub, wir sind -" Ich überlege, wie ich es ausdrücken soll. "Wir sind uns nähergekommen auf einem anderen, viel tieferen Level. Er hat mir von seiner Vergangenheit erzählt und er hat aufgehört, mich anzulügen."
"Hast du ihm von deiner Vergangenheit erzählt?", will Tarik wissen.
"Ja", bestätige ich. "Hast du ihn erreichen können?"
"Er ist mit Jenn unterwegs, sie wollten eine Runde um den Block drehen." Mich beschleicht eine miese Ahnung. Tariks Augen sind gerötet und überhaupt wirkt er durchgefroren in seinem Trainingsanzug.
"Wie lange stehst du schon hier und wartest?", frage ich ihn.
"Inzwischen eine halbe Stunde."
"Verdammt, Teddy", fluche ich sanft und ziehe ihn am Saum seiner Jacke ins Innere des Bunkers. "Die kommen schon zurück. Zwischen den beiden läuft nach wie vor nichts. Wenn ich es schaffe Tua zu vertrauen, dann kriegst du das bei Jenn auch hin."
"Ich mache mir Vorwürfe", wimmert er plötzlich. "Ich hätte ihr beistehen sollen."
"Oh Gott, was ist passiert?" Ich packe Tarik am Arm und schüttle ihn leicht, bis er antwortet: "Ich war drauf, als sie mir gesagt hat, was los war. Sie hat's gemerkt, wir haben gestritten, sie hat bei Lea übernachtet", schließt er mit einem klar verständlichen Dreisatz und trotzdem will ich nicht glauben, was ich da höre.
"Du musst das mit dem Speed sein lassen, du reitest deine Beziehung in die Scheiße", fasse ich es so deutlich wie möglich für ihn zusammen. "Das letzte Mal hat sie dich deswegen verlassen. Entweder du lässt die Finger von den Drogen oder sie wird wieder gehen und dann ist es für immer, das kannst du dir wohl noch selbst zusammenreimen in deinem schneezerfressenen Hirn."
Tarik umarmt mich unvermittelt und ich erwidere es, halte ihn einfach fest, weil ich weiß, dass er das jetzt gebrauchen kann. "Ich bin ein Versager", nuschelt er in meine Haare.
"Da ist man mal eine Woche weg und du machst solchen Blödsinn, Teddy." Ich streichle seinen Rücken.
"Ist gut, dass du wieder da bist." Sein Körper vibriert, als er zu mir spricht.
"Ja, stimmt wahrscheinlich", sage ich, ohne zu wissen, ob ich es auch so meine.

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