Inspiration Eros

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Ich erinnere mich genau an die Frau auf dem Foto. An ihr Gesicht und ihren Körper. Es war eine Aufnahme, die jemand aus dem Gebäude gegenüber geschossen haben musste, denn sie stand nackt vor ihm, am Fenster. Unser Teint ist fast identisch, wir haben die gleiche Nase. Ihre Augenform ist runder als meine, sie liegt eine Körbchengröße über mir, dafür ist sie kleiner und hat dementsprechend nicht ganz so lange Beine wie ich. Auch ihre Lippen sind etwas voller als meine. Jess ist hübsch und definitiv Tuas Typ.
"Ich habe wirklich gedacht, es geht nicht", sage ich. "Es war mir egal, dass mir jeder gesagt hat, dass ich dich lieben würde und dass es nicht mein glorreichster Einfall war, dich direkt abzusägen. Es war mir sogar egal, dass ich das selbst am besten von allen wusste." Eine Erinnerung überfällt mich eiskalt. "Mika und ich haben einmal extrem lang über dich gesprochen. Er war jetzt nicht der Erste, zu dem ich damit gerannt bin, aber er hat mir angeboten, darüber zu reden, wenn ich möchte. Während dieses Telefonats habe ich viel geweint und allem widersprochen, was er gesagt hat, obwohl er bestechend ehrlich zu mir war. Aber ich hatte solche Zweifel an dir. Mika hat mir ziemlich deutlich klargemacht, dass ich mich kindisch und unreif benehme, wenn ich dir keine Chance gebe, dich zu erklären. Er hat mich regelrecht zerfetzt dafür und er hatte Recht. Bloß in dem Moment ... Das Einzige, woran ich in diesem Moment denken konnte, war, wie du Mascha betrogen und dich vor mir als Opfer dargestellt hast. Allein das hätte mir beweisen müssen, dass alles, was ich glaubte, dass wir hatten, nie wirklich existiert hat. Mika hat auf mich eingeredet; er wollte, dass wir uns wenigstens aussprechen. Das hat mich so aufgeregt, dass ich ihn angeschrien habe. Ich dachte: Wozu? Dass wir uns vertragen? Dass wir wieder werden, was wir nie waren? Nachdem ich aufgelegt hatte, wollte ich dich nie wieder sehen. Doch während jede Faser meines Körpers mich zu Andi gezerrt hat, hätte jede Faser meines Herzens mich zurück in deine Arme getrieben, hätte ich es zugelassen."
Tua umarmt mich völlig unvermittelt. "Es tut mir leid", entschuldigt er sich bei mir. Nicht für die Lüge, die er mir damals aufgetischt hat - Für den ganzen Rest.
"Du kannst vor mir nicht sein, wer du nicht bist, das macht mich wahnsinnig. Tu mir das nie wieder an, okay?", schniefe ich.
Er haucht mir einen Kuss auf die Schläfe und drückt mich an sich. "Damit bin ich durch", verspricht er.
Eine Weile stehen wir auf der Straße. Erst ein aufgebrachter, klingelnder Fahrradfahrer, reißt uns aus unserer eigenen Welt. "Aus dem Weg!", flucht er zusätzlich, was mich sogar zum Lachen bringt. Feixend schauen wir dem Fremden hinterher. Mein Lachen verebbt erst, als Tua mich hochhebt. Ich klammere mich an ihm fest und wir sehen einander in die Augen. Seit gestern sind wir hier und ich fühle mich, als hätte ich mindestens hundert Jahre an seiner Seite nachgeholt, bloß weil ich jetzt diese Dinge aus seiner Vergangenheit weiß.

Wir bringen den Film zurück in die Videothek. Erwachsen wie ich bin, breche ich in schallendes Gelächter aus, als ich den Pappaufsteller bemerke, der auf die obere Etage hinweist.
"Was ist das denn?", pruste ich und zeige mit dem Finger auf die Pornodarstellerin, die - nur mit einer luftigen Schürze bekleidet - an einer Banane leckt.
"Der ist ein Klassiker", kommentiert Tua trocken.
"Warte, hast du den gesehen?", frage ich und unterstreiche mit einer Geste den Titel: Exotische Früchtchen erntefrisch abgefüllt.
"Das ist Comedy-Kunst", nickt er.
"Worum geht's da?", frage ich noch immer lachend.
"Hm, worum geht es in Pornos?"
"Du bist doof."
Tua lacht und sucht weiter nach einer spannenden Doku, mit der wir uns den Nachmittag vertreiben können, denn im Wetterbericht haben sie ein Gewitter mit starken Windböen angekündigt.
Die Frau mit der Banane scheint mir hungrig in den Rücken zu starren. Ich betrachte ein paar Sekunden den Pappaufsteller, bis die Neugier gewinnt. "Ich leihe ihn aus", beschließe ich.
"Du tust was?", hakt Tua ungläubig nach.
"Ich leihe diesen Porno aus. Ich will mich amüsieren."
"Iara!" Er setzt mir hinterher. Am Absatz der Treppe fängt er an beschwörend auf mich einzureden. "Im Internet gibt's den kostenlos, der Euro ist verschwendetes Geld", meint er.
"Gibt's in unserer Unterkunft Wlan?"
"Nein, aber -"
"Schsch, na siehst du." Entschlossen nehme ich immer zwei Stufen auf einmal, bis ich oben stehe und mich zwischen unzähligen DVD-Regalen wiederfinde. Erst, als ich mich im Kreis drehe, bemerke ich einen Typen, der sich in eine Ecke kauert, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, mit mehreren Filmen, die er gegen seinen Bauch presst. Er hat vermutlich Angst, wir könnten uns kennen.
Tua ist mir gefolgt. "Musst du diesen Porno wirklich ausleihen, wenn ich es dir heute noch besorge?" Er hat bereits zu Ende gesprochen, als ihm auffällt, dass wir nicht allein in der Abteilung sind. Langsam hebt er eine Hand und winkt. "Hi", sagt er zu dem Kerl, der wohl am liebsten aus dem Fenster hinter sich springen würde.
Ich lache unwillkürlich los, weil die Situation dermaßen absurd ist.
Der Ärmste rauscht an uns vorbei und ich halte mir die Hand vor den Mund, um nicht noch lauter zu lachen. Ich meine es nicht böse und ich will nicht, dass er, wer auch immer dieser Fremde ist, denkt, ich würde ihn auslachen. "Iara", tadelt Tua mich.
"Entschuldige", kichere ich.
"Los, lass uns gehen, wahrscheinlich ist der Film eh ausgeliehen."
"Lass mich doch danach gucken, ich bin erwachsen", sage ich und durchquere den Raum.
"Dafür, dass du angeblich so erwachsen bist, hattest du gerade einen echten Lachanfall", murrt er.
Ich grinse ihn spöttisch an. "Du hast den begrüßt, es war die Kombination aus dem dummen Spruch davor und diesem Hi danach, die mich zum Lachen gebracht hat."
Tua zuckt mit den Schultern. "Wahrscheinlich sollte ich mich glücklich schätzen. Du hättest mir auch eine scheuern können für die dämliche Frage."
"Ich weiß doch, wie beschränkt du bist. Du hast andere Qualitäten."
Tua deutet auf ein DVD-Cover hinter sich, auf dem ein Typ mit einem offensichtlich durch Photoshop größer geschummeltem Penis breitbeinig vor einer knienden Frau steht.
"Ohne den Selbstbräuner und generell weniger gefaket vielleicht", befinde ich schulterzuckend. "Wir haben noch nie über deine Porno-Vorlieben gesprochen. Hast du 'ne Lieblingskategorie?", frage ich.
Tua verschränkt grinsend die Arme vor der Brust. "Rate."
"Nein, das ist awkward für mich. Ich bin deine Freundin, du Idiot."
"Fast so awkward für dich, wie für mich, wenn ich dir auf diese Frage antworte."
"Ebony?", rätsele ich.
"Das hast du nicht laut gesagt."
"Du wolltest, dass ich rate."
"Du kommst eh am weitesten mit der Raterei, wenn du von dir selbst ausgehst."
"Swallow?"
"Du kennst mich doch, wozu verbale Beschreibungen?", lacht er.
"Okay, reicht", lehne ich eine nächste Quiz-Runde ab. "Das ist seltsam."
"Was du nicht sagst. Wir stehen in der Erotik-Abteilung einer Videothek und du willst einen trashigen Porno ausleihen."
"Du meintest, das ist ein Klassiker."
"Möchtest du den Typen an der Kasse fragen, ob er dir bei der Suche helfen kann?"
"Hilf du mir lieber. Das ist eh alles deine Schuld, du hast meine Neugier geweckt. Sind die alphabetisch geordnet?" Doch ich bemerke schnell, dass alles nach den Kategorien sortiert ist, über die wir gerade noch gesprochen haben.
"Wo würdest du Exotische Früchtchen einordnen?", frage ich ihn.
"Keine Ahnung!", hebt er unschuldig die Hände.
"Du hast den doch gesehen, jetzt hör auf, dich so zu zieren!"
"Ja, ich habe den einmal gesehen, da war ich mit dem Rest der Orsons besoffen bei Bartek. Mein Gedächtnis ist da eher lückenhaft."
"Ist das Rollenspiel?"
Tua verdreht die Augen. "Gott, Iara."

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