It's his birthday

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Tua ist nicht direkt ein völlig anderer Mensch, als wir ein paar Tage später gemeinsam den Club betreten, den Hannes für seinen Geburtstag angemietet hat. Soweit würde ich nicht gehen. Aber da ist ein unerwarteter Schift in seiner Art. Er gibt sich anders. Wachsam, dominant ...
Die Leute rauchen drinnen, das ist das Erste, was mir auffällt. Der Qualm benebelt alle Anwesenden, mich miteingeschlossen. Gleich nachdem ich diesen Umstand zur Kenntnis genommen habe, merke ich, wie Tua eine Hand auf meinem Rücken platziert und mich durch die Menge führt, als wäre ich das verlorene Schaf und er mein Hirte. Seine Anspannung ist sowohl spür- als auch sichtbar. Ich selbst habe nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten habe, aber als plötzlich Momos freundliches Gesicht vor mir auftaucht, atme ich erleichtert auf.
"Hi." Er begrüßt Tua und mich je mit einer Umarmung. "Hannes sitzt oben bei ein paar Mädels", informiert Momo uns, bevor er uns beiden zwei rote Chips in die Hände drückt. "Zwei Freigetränke, Bier, Wein, Alkoholfreies", erklärt er.
"Danke!", rufe ich über den Lärm hinweg.
Momo lächelt. "Eine der zwei Runden geht auf ihn", sagt er und klopft Tua auf die Schulter.
"Wer ist alles hier?", übergeht mein Freund den Kommentar einfach.
"Boxclub, wir, paar ehemalige Knast-Brüder, aber keiner, der uns gefährlich werden kann", erstattet Momo vorbildlich Bericht.
"Frauen?"
"Wir führen keine Liste, Bruder. Was los mit dir? Sind paar Mädchen hier, ja. Siehst du doch."
Tua kräuselt die Lippen, winkt ab und sieht sich angespannt um. Ich drücke seine Hand.
"Suchst du jemanden?", frage ich ihn. Aber Tua antwortet mir nicht.
"Sie ist nicht da", meint Momo plötzlich und in meinem Kopf zähle ich gerade eins und eins zusammen, als Tua erwidert: "Geht nicht um Mascha." Damit ist meine Theorie dann wohl futsch.
Ein neuer Verdacht verfestigt sich jedoch schnell, als ich in der Menge Jess erblicke, Tuas ehemalige Freundschaft Plus. Seine Kiefermuskulatur spannt sich an. Sie winkt ihm leichthändig zu. Nein, sie winkt ihm nicht bloß zu - Sie winkt ihn zu sich rüber. Tua legt seine Hand wieder an meinen Rücken und schiebt mich vorwärts. Jess und die Frau, die ihr gegenübersteht und mit der sie bis eben noch geplaudert hat, begrüßt er beide mit einer Umarmung.
"Wir haben gerade von dir gesprochen", flötet Jessica und grinst verschwörerisch, während sie einen Schluck aus ihrer Bierflasche nimmt.
"Fällt euch kein besseres Gesprächsthema ein?", fragt er, schnappt sich meine Hand und sieht mir eindringlich in die Augen. "Sollen wir dir mal was zu trinken organisieren?" Er will, dass ich ihn an die Bar begleite, seine ganze Körperhaltung drückt aus, dass er mich so weit wie möglich wegbringen will von seiner ehemaligen Freundin, mit der er heute laut eigener Aussage nichts mehr zu tun hat. "Du kannst mir gern was zu trinken holen", antworte ich freundlich, aber bestimmt. Er wirkt nicht sonderlich begeistert. "Geh schon", bitte ich ihn.
Tua beugt sich zu mir runter und flüstert mir ins Ohr: "Tu dir den Gefallen und lass dich nicht mit ihr ein." Dann küsst er mich unerwartet und ich erwidere es. Es fühlt sich seltsam an, irgendwie ... performativ. Unecht.
"Du bist die ominöse Iara?", spricht Jess mich an, nachdem Tua endlich abgezischt ist. Die Frage ist rhetorisch, kein Zweifel. Sie weiß, wer ich bin, also beschließe ich nicht unnötig damit hinterm Berg zu halten, dass er mir auch von ihr erzählt hat.
"Freut mich, dich mal persönlich kennenzulernen, Jess." Ich setze ein respektvolles Lächeln auf, weder kühl noch freundlich.
"Hat er dich mit alten Geschichten über mich gelangweilt?" Sie prescht direkt voran, aber es ist reines Interesse, das in ihren Worten mitschwingt, keine Provokation. Ich schüttle schmunzelnd den Kopf und sehe dabei zu Boden. "Gelangweilt würde ich nicht sagen. Hi", wende ich mich an die andere Frau und weiß bereits, wer sie ist, noch ehe sie mir ihren Namen verrät. "Joyce", stellt sie sich mir knapp vor. Es ist unverkennbar, dass Jess und sie Schwestern sind. Dieselbe Nase und dieselben vollen Lippen, dafür wirkt Jess' Augenpartie katzenartiger, besonders weil sie sie mit schwarzem Kajal betont hat.
"Freut mich", wiederhole ich gegenüber Joyce, was ich zu ihrer Schwester bereits gesagt habe.
"Mit dem Mann hast du dir wirklich einen Klotz ans Bein gebunden", scherzt sie prompt.
"Ich komme gut mit ihm aus", reagiere ich leichtherzig darauf und schenke ihr ein Lächeln.
Jess zwickt ihre ältere Schwester in den Ellbogen. "Ich habe dir doch gesagt, er ist weich geworden." Sie nuschelt etwas in ihr Glas, das ich nicht ganz verstehe.
Es ist eine seltsame Situation, als Jess meinen Blick auffängt. Wir können einander keine Fragen stellen, weil wir im Grunde genommen schon alles voneinander wissen, was wir voneinander wissen müssen. Mit Sicherheit hat Jess früher Erfahrungen mit meinem Freund gesammelt, die mir heute noch im Umgang mit ihm nützlich wären. Aber ich werde mich hüten, mich mit ihr anzufreunden. Tua hat schon irgendwo recht, damit würde ich mir keinen Gefallen tun. Es reicht, dass wir einander scheinbar hin und wieder sehen werden. Jess war schließlich sowohl mit Vadim als auch mit Hannes mal im Bett und obwohl ihre Bindung zu meinem Freund intensiver war, herrscht offensichtlich kein böses Blut zwischen ihr und den Jungs. Im Gegenteil. Sie gehört zum engeren Bekanntenkreis.
"Du arbeitest bei Universal, oder?", fragt Jess mich unvermittelt. Ich verneine.
"Ich hab gewechselt."
"Bist du raus aus der Branche?", hakt sie genauer nach.
"Nein, ich -"
"Darf man den Damen ein paar Drinks spendieren?", erklingt plötzlich Hannes' Stimme schräg hinter mir.
"Danke, ich werde gerade versorgt", lehne ich als Erste ab.
"Du warst nicht gemeint", grinst er. Gemeinsam mit Hannes stößt auch Tua wieder zu uns, allerdings ohne Getränke für uns. Mein Freund boxt Hannes eine Spur zu grob in die Seite, dann stellt er sich zwischen mich und seinen Kumpel, sodass sich Letzterer gezwungenermaßen zu Jess gesellt. Ich runzle die Stirn.
"Dann lass mich halt verdursten", murre ich beleidigt. Tua drückt mein Kinn ein Stück hoch und küsst mich wieder. Ich lasse es über mich ergehen, weil ich ihn nicht vor seinen Freunden blamieren will, aber es fühlt sich wirklich an, als würden wir nur vor den anderen Theater spielen. Was zu trinken wäre mir da lieber gewesen.
"Mir kannst du gern einen Drink spendieren", wendet Joyce sich plötzlich an Hannes und ich ziehe für den Bruchteil einer Sekunde überrascht die Augenbrauen hoch. Die Art, wie sie die Worte schnurrt und sich Hannes dabei gänzlich zugewandt hat, weist deutlich daraufhin, dass er sie fasziniert. Sie steht auf ihn.
Hannes sieht ihr nur kurz in die puppenhaften, braunen Augen und legt eine Hand auf Jess' Schulter. "Willst du auch was?", fragt er sie.
"Nein, du hast Geburtstag, ich trinke nicht auf deinen Nacken."
Jessica ist eine Frau mit Prinzipien. Mag sein, dass es die falschen sind, aber das braucht mich ja nicht zu kümmern. Tua umfasst meinen Arm.
"Reden wir?" Er sieht mir eindringlich in die Augen und ich nicke.
"Entschuldigt mich", sage ich zu Jess und Joyce.

Mein Freund führt mich zur Hintertür raus in eine Ecke, in der sonst niemand steht.
"Ich will nicht, dass du dich mit Jessica anfreundest", kommt er direkt zur Sache.
Statt mit offenen Karten zu spielen und ihm zu sagen, dass ich das eh nicht vorhatte, verschränke ich die Arme vor der Brust.
"Warum nicht?"
"Sie ist schlechter Umgang für dich."
"Seit wann entscheidest du, wer schlechter Umgang für mich ist?"
"Die herablassende Tour wird nicht funktionieren, Iara", reagiert er gereizt darauf.
"Sie und ich werden in diesem Leben bestimmt keine Freundinnen mehr, du kannst also wieder einen Gang runterschalten", kläre ich ihn auf. "Aber wieso ist sie schlechter Umgang für mich?"
"Sie ist schlechter Umgang für uns alle."
"Harte Worte über 'ne Frau, mit der du mal geschlafen hast." Er schnaubt.
"Halt dich einfach von ihr fern, okay?"
"Wovor hast du Angst? Was soll sie mir schon antun? Die kratzt mir nicht die Augen aus, so eine ist sie nicht."
"Du führst dich schon wieder auf wie ein bockiges Kind", knurrt er. "Ich sage dir, du hast dich von ihr fernzuhalten und du stellst das infrage."
"Ich benehme mich wie ein bockiges Kind? Dann bist du aber ein autoritärer alter Sack, Tua, und wer stellt hier eigentlich gerade wen infrage? Meine Intuition rät mir ohnehin dazu, Jess aus dem Weg zu gehen, worüber diskutieren wir hier gerade eigentlich?"
"Lüg mich nicht an, wieso hast du darauf bestanden, mich zu dieser Geburtstagsparty zu begleiten? Du kannst Hannes nicht leiden, er kann dich nicht leiden und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, gehst du eh nur feiern, wenn deine Freunde feiern wollen, weil Partys dein überzogenes Sozialbedürfnis erfüllen. Dabei wärst du heute allein daheim viel glücklicher gewesen und wir würden jetzt nicht sinnlos streiten. Du legst es darauf an und ich will wissen wieso. Sag mir, warum du dieses Risiko ausgerechnet heute in Kauf nimmst." Er funkelt mich an und ich drehe den Kopf zur Seite, um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen.
"Ich wollte sie sehen, ich musste einfach wissen, wie sie so ist", krächze ich heiser. Tua geht auf mich zu und drängt mich an die Wand. Nicht um seine Überlegenheit zu demonstrieren, sondern damit ich seinen nächsten Worten nicht ausweichen kann.
"Bravo. Du bist noch besser darin, dich zu verletzen, als ich es bin." Er tritt wieder einen Schritt zurück und applaudiert mir ironisch. "Danke für dein Vertrauen", fügt er beißend hinzu, bevor er mich draußen im Halbdunkel stehen lässt.
"Das ist unfair, komm zurück!", rufe ich ihm hinterher. Aber Tua geht trotzdem.

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