Marktbesuch mit Maurice

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"Mir helfen Bastian, Tua, Tarik, Jenn, Carrie und Henry", zähle ich meine Umzugshelfer an einer Hand ab. Fünf Personen, mich einmal ausgenommen, und nur ein einziges Zimmer - Na, hoffentlich treten wir uns nicht bloß gegenseitig auf die Füße. "Pari stehen Ivo, Tim, Stean, ihre kleine Schwester und Daria zur Verfügung", fahre ich fort. Dass Maurice teilweise gar kein Bild zu den jeweiligen Leuten im Kopf hat, interessiert mich gerade nicht im Geringsten. Er hat mich immerhin zu dieser Denksportübung herausgefordert, als er gefragt hat, wer bei meinem Umzug in die Dreier-WG mit Mika und Pari dabei sein wird. Also musste er fraglos damit rechnen, dass ich ihn mit zufälligen Namen bombardieren würde.
"Martin und Alex, seine bald Ex-Mitbewohner, unterstützen Mika", erinnere ich mich, dass der Dritte im Bunde, mein ältester Kumpel, die Hilfe anderer ebenso dringend nötig hat wie meine beste Freundin Pari und ich. "Außerdem wird Kitty - seine Freundin - wohl was tragen, Jonah vom Judo kommt, Detta packt mit an ... Oh, und Sascha, seine Mutter, ist dabei!"
Maurice nickt schon seit einer halben Minute, als wäre er ein Wackeldackel. "Genügend Leute habt ihr, schön. Aber hast du überhaupt Ahnung von Umzugslogistik?", grinst Maurice spöttisch und mir wird warm ums Herz. Es hat fast eine heilende Wirkung auf mich, ihn außerhalb der Arbeitszeiten zu treffen. Bei Universal Music, wo ich ihn und den Rest der Band FIA zusammen mit ein paar weiteren Künstlern, die bei dem Unternehmen unter Vertrag stehen, betreue, bedeutet ein spöttisches Grinsen von Maurice eher, dass er sich darüber amüsiert, wie stressig meine aktuelle Ausbildung läuft. Nicht weil er schadenfroh wäre, grinst er, er hat mich lieb; er tut es, weil er weiß, wie schwer es mir fällt, gute Miene zu bösem Spiel zu machen.
"Tua hat mal für eine Umzugsfirma gearbeitet, weißt du das nicht mehr?", frage ich überrascht. "Das war zu der Zeit, als du ihn kennengelernt hast, weil ihr gemeinsam bei Royal Bunker gesignt wart", mustere ich ihn abschätzig. Was habe ich unsere von Sarkasmus übergossenen Gespräche vermisst!
"Dein Freund der Tausendsasser", macht Maurice Tua indirekt ein Kompliment. "Er und ich haben zusammen gesoffen, Iara, unsere Freundschaft war jetzt nie so besonders deep", lacht er dann. "Na ja, jedenfalls scheinst du alles durchgeplant zu haben. Tut mir leid, dass ich nicht kommen kann."
"Dein Date mit Lea ist wichtiger, mach dir keine Sorgen deswegen."
Er lächelt, als ich seine Freundin erwähne. "Willst du noch einen Kakao oder soll ich zahlen, damit wir den Weihnachtsmarkt endlich auskosten können?"
"Letzteres", meine ich. "Allerdings muss ich vorher Pipi", springe ich auf und laufe zur Toilette, wo ich meine Notdurft verrichte und meinen Lippenstift auffrische. Meine große Schwester Carrie hat mir die Farbe geschenkt. Sie wirkt natürlich auf meiner dunklen Haut, man könnte sie fast mit meiner echten Lippenfarbe verwechseln, doch der kirschrote Einschlag bringt meine grünen Augen zum Funkeln wie teure Diamanten. Irgendwie fühle ich mich ein Stück erwachsener und kompetenter mit Schminke im Gesicht. Carrie sagt, ihr geht es genauso. Rasch wasche ich mir die Hände, dann verlasse ich das WC wieder.
Maurice wartet brav auf mich. Er hilft mir in meine Jacke und wir treten aus dem Café, in dem wir am Fenster gesessen und uns die letzten Stunden unterhalten haben, auf die von Menschen bevölkerte Straße. Jeder Zweite trägt eine Tüte mit seinen Weihnachtseinkäufen heim. Zum ersten Mal in diesem Jahr kann ich gelassen über den Weihnachtsmarkt schlendern. Allein wäre mir das zu doof gewesen. Deswegen bin ich mit Maurice unterwegs, an diesem ersten arbeitsfreien Vor-Feiertag. Lea ist beim Handball-Training und der Mann mit dem Adonis-Körper neben mir wollte den Nachmittag genauso wenig canceln wie ich. Bloß weil alle anderen was Besseres zu tun haben, heißt das schließlich nicht, dass wir nicht unseren Spaß haben dürfen.
Glühweingeruch wabert durch die klirrend kalte Luft. Kurzerhand bestellt Maurice uns zwei dampfende Tassen.
"Kommst du zur Silvester-Party im Bunker?", lädt er mich unvermittelt ein.
"Logisch. Wird ein riesiges Ding dieses Jahr, oder?", beuge ich mich leicht vor, damit ich ihn verstehe, bei all dem besinnlichen Lärm, der um uns tobt.
"Jap", bestätigt Maurice. "Jenn hat die 187ers&Co eingeladen, die KKKs tun sich mit uns zusammen, die Marteria-Casper-Crew einschließlich deiner Schwester will auftauchen, die Jungs von Kraftklub sind da, der Rest der Orsons hat zugesagt ..."
Ja, es mag sich traumhaft anhören, diese Reihe von Rappern als meine Freunde bezeichnen zu können, dabei ist es nicht großartig anders, als mit Leuten befreundet zu sein, die keine Konzerte in ausverkauften Hallen geben.
"Alter, mir fällt gerade ein, dass ausgerechnet Bastian mir beigebracht hat, wie man mit Geld umzugehen hat." Mit vierzehn habe ich den Manager des Kokainklans, kurz KKK, kennengelernt. Er lebt nicht unbedingt bescheiden und bisher kam ich in seiner Luxus-Wohnung unter. Bastian ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass ich in der Lage dazu bin, mein spärliches Ausbildungsgehalt und das Kindergeld, das mir zusteht, beisammenzuhalten. "Krass, wenn man sich heutzutage anschaut, was er fürs Feiern verpulvert. Aber wer hat, der hat, nicht wahr?"
"Hast du jemanden für die Blacklist?", übergeht Maurice meinen Nostalgie-Anfall schnöde.
"Habt ihr Security engagiert?", will ich wissen. Maurice bejat.
"Ballet Peter", verdrehe ich die Augen.
"Den haben Tua und Stean direkt geblockt."
Tja, Tua hat was gegen Karate Andi, oder Ballet Peter, wie ich ihn dank Jenn zu nennen pflege, weil er mein Trostpflaster während unserer noch nicht allzu lang zurückliegenden, vorübergehenden Trennung war. Und Stean, mein Seelenverwandter und ebenfalls ein Mitglied der werten KKKs, weiß, dass dieser Idiot mich nur hart annerven würde, sollte ich ihm begegnen.
Wie entspannt, dass ich mich zur Abwechslung mal nicht selbst darum kümmern muss, ihn von der anstehenden Fete zu verbannen.
"Es kommen nur Leute rein, die auf der Gästeliste stehen oder welche mit persönlicher Einladung, richtig?", hake ich nach.
"Jo, und nur mit Ausweis, vergiss deinen Perso nicht", ermahnt er mich.
"Okay", sippe ich meinen Glühwein.
"Lass ihn bei Tua."
"Hey, das ist mein Personalausweis, ich verliere den nicht, du verwechselst mich mit Tarik", meine ich angefressen.
Maurice lacht. "Als wir nach Spanien fliegen wollten war das, oder?"
"Der Junge steht ewig in meiner Schuld dafür, dass ich ihm das Ding um 7 Uhr morgens zum Flughafen gebracht habe."
"Er hat dir einen guten Grund geliefert, die erste Stunde zu schwänzen. Du hattest Mathe, das weiß ich noch genau, und hast dich sogar gefreut!", deckt er auf, wie ich damals wirklich gefühlt habe.
Trotzig strecke ich ihm die Zunge raus. "Da hast du's, ich hätte 1,9 im Abi haben können, wäre Tarik nicht gewesen."
"Und Tarik ist stolz darauf, deine Noten runtergezogen zu haben - Das sind wir alle."

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