Psychoanabolika

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Mikas Stimme dringt so laut und deutlich aus dem Flur zu mir rüber, dass ich das Gefühl bekomme, mir platzt jede Sekunde der Schädel. Und das noch vor dem unerträglichen, grauenhaften Kater, der mich morgen erwarten wird.
"Du kannst doch nicht zulassen, dass sie in dem Zustand auch nur 'ne Stunde allein totschlägt; checkst du nicht, wie unglücklich sie ist? Ihre Sorgen fressen sie auf und die haben alle irgendwas mit dir zu tun." Pari mischt sich ein, offenbar um Frieden zwischen den beiden zu stiften. Um sie zu verstehen, muss ich näher an die Tür rangehen.
"Mika, hör auf. Lass ihn einfach zu ihr." Mein Mitbewohner gibt ein unzufriedenes Knurren von sich, doch Paris Worte fallen wohl letztlich doch auf fruchtbaren Boden. Ich schrecke zurück, als es leise klopft. Kitty, die bis eben noch amateurhaft meine Wunde an der Hand versorgt hat, steht auf, um Tua an meiner Stelle zu öffnen. Mir bedeutet sie, dass ich mich wieder aufs Bett setzen soll.
"Ich geh dann", sagt sie.
"Sag Mika bitte, dass es mir leid tut, dass ich seinen Geburtstag ruiniert habe", meine ich schuldbewusst, aber Kitty schüttelt bloß den Kopf.
"Er hat dir längst verziehen", winkt sie ab und schubst Tua leicht, sodass er in den Raum reinstolpert. "Redet vernünftig miteinander. Gute Nacht."
Als sie die Tür hinter sich geschlossen hat, kehrt Stille ein. Tua deutet auf meine Hand.
"Was ist passiert?"
"Mir ist die Wodka-Flasche runtergefallen und ich hab mich dumm angestellt beim Aufwischen", sprudelt die Wahrheit aus mir raus.
"Tut weh?", fragt er.
"Ja, aber nicht wegen der Schnittwunde", antworte ich, woraufhin er mich nachdenklich aus seinen traurigen Augen anguckt.
"Du sagst Tarik, wie beschissen es dir geht und mir nicht?", will er wissen. "Traust du dich nicht mehr, mit mir zu reden?"Er hat die Ruhe weg bei dem Thema, das muss ich ihm lassen, stellt seine Fragen ganz entspannt; ich beneide ihn.
"Wozu soll ich reden, wenn du nicht mit mir redest?", entgegne ich. Tua atmet aus, setzt sich zu mir aufs Bett und wir starren an die gegenüberliegende Wand.
"Ich denke noch immer drüber nach."
"Worüber?", forme ich mit den Lippen, aber so leise, dass ich mich selbst nicht höre.
"Ob ich mich von dir trennen sollte."
Das bringt das Fass endgültig zum Überlaufen. Dicke Tränen quellen unaufhaltsam aus meinen Augen, ein ganzes Meer davon. Tua legt einen Arm um mich. Statt ihn zum Teufel zu jagen, stemme ich mich mit aller Kraft gegen seine Brust, bis wir uns aufs Bett legen und ich mein Gesicht in seiner Armbeuge vergrabe, teils die Decke, teils seinen Hoodie vollrotze. "Sag was", bittet er mich und ich lasse ein weiteres Schluchzen los. Das ist meine einzige Antwort. "Iara." Ich schüttle den Kopf. "Iara, guck mich an", verlangt er, aber ich schüttle den Kopf nur noch vehementer. "Iara." Tua zieht leicht an meinen Haaren und ich reiße die Augen auf.
"Was zur Hölle glaubst du, tust du hier?!", brülle ich ihn an. "Wenn du Schluss machen willst, mach Schluss! Ich werde mich davon erholen. Trenn dich von mir, dann geht mich der Sumpf, in dem du versinkst, auch nichts mehr an." Meine Stimme klingt schrill und mein Herz fühlt sich so eng an, dass es kaum noch schlagen kann. "Ich will mit dir zusammen sein, ich verlange nichts von dir, ich erwarte nichts!" Ich setze mich auf ihn, schaue ihm fest in die Augen, stütze mich auf seinen Oberkörper. "Wo bist du? Wo bist du hingegangen?", frage ich ihn, nun fast flüsternd. "Dein Platz ist hier", sage ich und tippe mit dem Zeigefinger auf mein Herz. "Ich bin dein Zuhause, also: Wo bist du?", wiederhole ich. "Denn ich weiß nur eins, Tua, ich bin leer. Und ich hätte nie gedacht, dass ich das nochmal erleben muss."
Ich sinke mit der Stirn auf seinen Brustkorb, der sich schnell hebt und senkt. Kurz buckle ich wie eine Katze, dann strecke ich die Beine nach hinten aus. Mein Rücken wird gerade, meine Beine liegen zwischen seinen und ich kralle mich in seinen Pullover, rutsche einmal ab, greife erneut danach, zerre daran. Wir weinen beide - und hören auch beide wieder auf damit. Tua allerdings erst nach mir, womit ich nicht gerechnet habe. Dadurch bietet sich mir eine unverhoffte Chance, es ein letztes Mal zu versuchen; ein letztes Mal auf ihn einzureden.
"Hör auf, so viel darüber nachzudenken", bitte ich ihn. "Ich weiß, da ist viel Schmerz, den du zurückhältst, aber da ist auch viel Liebe, die ich dir geben kann, wenn du deine Gefühle endlich zulässt. Mika hat recht, wie kannst du ignorieren, dass es mir dermaßen schlecht geht?"
"Iara, hör mir zu. Ich nehme Notiz davon, aber ich dachte du weißt, dass das nicht dein Kampf ist. Wie hätte ich denn ahnen sollen, dass du meine beschissenen Gewohnheiten übernimmst und dich einfach betäubst? Du musst dich emotional von mir distanzieren. Mir macht das Angst, dass du weißt, wie kindisch du dich verhältst, indem du exakt das tust, was du mir und deinen Freunden verbietest. Ich liebe dich, aber es gibt nicht nur uns, es gibt auch dich und es gibt mich. Wir existieren auch getrennt voneinander. Ich flehe dich an, Iara, wenn ich in eine Tiefphase abrutsche, dann muss ich wissen, dass du mir nicht freiwillig in diesen Abgrund folgst."
"Soll ich dich lieber hängenlassen? Ist es das, was du möchtest?", frage ich verständnislos.
"Das Letzte, was ich will, ist, dass du meinetwegen leidest, aber ich bin depressiv. Ich will etwas ändern und kriege den Arsch einfach nicht hoch, und dann schäme ich mich, weil ich ein Versager bin. Alles, was ich in dieser Beziehung tue, ist nehmen, und zwar deine gesamte Energie, die mir überhaupt nicht zusteht."
"Solche Phasen kommen vor. Du tust so, als müsstest du perfekt sein."
Tua legt seine Hände an meine Seiten, hebt mich von sich runter und setzt sich auf.
"Ich liebe dich und ich wünsche mir eine Zukunft mit dir, aber das ist eben nicht alles, was dazugehört zum Glücklich-Sein."
"Was wenn doch?", wende ich ein. "Ich liebe dich auch, kapierst du das nicht? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."
"Okay."
"Okay?" Er dreht mir den Kopf zu und ich schniefe in die Stille hinein.
"Ich lasse mir am Montag vom Arzt eine Überweisung an den Psychotherapeuten ausstellen", sagt er und meine Augen weiten sich vor Überraschung. "Bitte mach dir keine Hoffnungen, dass es was bringt. Ich hab lange drüber nachgedacht und ich glaube, das ist das einzige, was ich im Moment für dich tun kann." Ich lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab.
"Das reicht mir", murmle ich. "Sind wir noch zusammen?", frage ich ihn.
"Ich könnte auch abhauen und mich von dir trennen, aber das würde meinem Leben komplett den Sinn rauben. Also sind wir noch zusammen, weil ich ein Drecks-Egoist bin." Ein Schmunzeln huscht über meine Lippen.
"Spiel das Arschloch meinetwegen weiter - Wir beide wissen, dass du diese Entscheidung gerade nicht allein für dich getroffen hast."

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