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"Hi", begrüße ich Maeckes vor dem Eingang zum Studio. Er steckt sein Handy ein und umarmt mich.
"Hey, gut, dass du so schnell kommen konntest." Ich schaue ihm eindringlich in die Augen und er versteht die indirekte Aufforderung. "Tua ist drin, Kaas ist bei ihm", bringt er mich auf den neusten Stand.
"Kaas ist drin, du bist hier ...", überlege ich. "Wo ist Bartek im Moment?"
"Ich hab ihm gesagt, er soll sich sein Buch mitnehmen und beim Bäcker unten an der Straße warten, bis die Lage sich entspannt hat und ich ihn abhole." Erleichtert atme ich auf.
"Danke." Bartek ist ein netter Mensch, aber ich weiß, dass er den Hang dazu hat, Tua auf die Palme zu bringen. Früher sind im Studio ständig die Fetzen zwischen ihnen geflogen. Maeckes hat effektiv alle Trigger minimiert. Sich selbst miteingeschlossen. Dass er hier draußen steht und nicht im Studioraum, hat garantiert auch seine Gründe. Dieses formale Briefing für mich, das er mir eben noch präsentiert hat, ist nebensächlich. Ich weiß von Tua, dass Maeckes in Zeiten des Aufruhrs, die ihn nicht direkt betreffen, Streitereien sehr nüchtern und rational betrachtet, was die Situation für alle Beteiligten oft nur schwieriger gestaltet. Niemand wird gern von oben herab behandelt, das ist aber die Position, die Maeckes bei Auseinandersetzungen oft einnimmt. Es beruhigt mich schon enorm, dass Tua gerade nur Kaas um sich hat. Der ist sein ältester Freund unter den vier Jungs und Tua vertraut ihm. Sie kennen sich schon ewig.
"Kannst du mir einen Gefallen tun?", bitte ich Maeckes. "Könntest du Jenn anrufen und sie hierher bestellen?" Maeckes hat gewöhnlich kaum etwas mit Jenn zu tun, aber er hat auch keine natürliche Abneigung ihr gegenüber, und außerdem geht es hier um Tua. Mich überrascht also nicht, dass er nickt. Ich nestle mein Handy aus meiner Jackentasche und sende ihm die Nummer von Tariks Freundin, denn ich bin sicher, wenn mich hier gerade jemand unterstützen kann, dann ist es Jenn. "Okay, ich gehe jetzt rein", sage ich. Tuas Bandkollege schließt wortlos die Tür für mich auf.
Als ich den Raum dahinter betrete, sehe ich als erstes Kaas. Mein Freund hat mir den Rücken zugewandt. Gekrümmt sitzt er da, die Hände hat er im Nacken gefaltet und er scheint auf seine Knie zu starren. Kaas' Blick trifft meinen.
"Schau, Iara ist da", informiert er Tua leise.
"Scheiße", höre ich meinen Freund fluchen. Vielleicht glaubt er Kaas nicht. Wahrscheinlich glaubt er gerade niemandem. Jedenfalls dreht er sich um, um sich zu vergewissern, ob ich wirklich hier bin. Ich sehe sofort, dass er geweint hat. Tua wendet sich wieder ab. "Fuck", höre ich ihn nur murmeln. Er richtet sich ein Stück auf, aber ich bin längst zu ihm gegangen und berühre ihn nur ganz leicht, als ich mich runterbeuge, um ihn auf die Wange zu küssen. Er zittert. Ich lasse meine Hände auf seinen Schultern liegen. Mein Freund vermeidet jeglichen Augenkontakt. Er lässt die Fingerknöchel knacken.
"Ich hätte meine Klappe halten sollen, jetzt haben sie dich angerufen, und wofür? Ich kann dir nicht erklären, was mit mir ist, ich weiß es einfach nicht", klagt er mürrisch.
"Du musst nichts erklären", erwidere ich.
"Ich kann ja auch nicht!" Auf diesen Wutausbruch war ich innerlich längst vorbereitet, deswegen zucke ich nicht einmal, als er mich so wüst anfährt.
"Und?", frage ich ihn nur mit gleichgültiger Stimme. Tua mustert mich, meine Ruhe irritiert ihn sichtlich.
"Ich sollte erklären können, was mit mir nicht stimmt."
"Nein", widerspreche ich ihm.
"Wofür hast du mich denn sonst zu 'nem Scheiß-Therapeuten geschickt, Iara?!"
Okay, ich gebe zu, das trifft mich dann doch härter als erwartet.
"Ich habe dich nicht geschickt", gebe ich so ruhig wie möglich zurück.
"Ohne dich wäre ich aber nicht hingegangen."
"Ich wusste nicht, dass du in dem Maße demotiviert bist."
"Bin ich aber, und ich hasse es. Ich hasse es, ich zu sein. Warum bin ich nicht motiviert? Warum will ich leiden?"
"Tua, ich weiß nicht, wieso du dir das antust."
"Ich doch auch nicht! Ihr tut alle so, als müsste ich wissen, worum's dabei geht, aber ich weiß einen Scheißdreck, Iara, ich weiß überhaupt nichts!" Er schließt die Augen, spannt die Kiefermuskulatur an. "Ich hasse mich", wiederholt er. Ich spüre, wie Tränen in mir aufsteigen und umarme ihn.
"Du denkst zu viel über dich selbst nach", sage ich. Es fällt mir unglaublich schwer, meine Stimme zu kontrollieren, aber irgendwie gelingt es mir.
"Ich kann nicht mehr aufhören, das ist wie fallen", erwidert er. "Endloses Fallen." Statt etwas zu kommentieren, drücke ich ihn fester.
"Leute", meldet Kaas sich hinter uns vorsichtig zu Wort. "Kann ich euch alleinlassen, oder braucht ihr mich hier noch?"
"Geh", antwortet Tua knapp.
"Am besten, du leistest Maeckes vor der Tür ein bisschen Gesellschaft. Wenn Jenn auftaucht, winkt ihr sie einfach durch", schließe ich mich freundlicher an.
"Auf keinen Fall lässt du Jenn durch", schneidet Tua mich. Ich drücke mich von ihm weg.
"Ist das dein Ernst?", frage ich ihn. Diesmal schaffe ich es nicht, meinen Ärger runterzuschlucken.
"Ich will nicht, dass Jenn mich so sieht", rechtfertigt er sich und sämtliche Sicherungen brennen bei mir durch.
"Aber ich soll dich so sehen, oder was?! Mann, Tua, reiß dich zusammen! Jenn ist deine beste Freundin, und sie wird mir helfen, dich wieder zusammenzuflicken, ob dir das gefällt oder nicht! Ich bin hier, aber nicht, um nach deinen Konditionen jeder deiner beschissenen depressiven Episoden passiv beizuwohnen; ich hab keinen Bock mehr darauf! Entweder du lässt mich an dich ran, oder ich mache Schluss! Nicht, weil du depressiv bist, sondern weil du dich wie das letzte Arschloch benimmst und es auf deine Scheiß-Krankheit schiebst!"Ich atme tief ein und wieder aus. Tua starrt mich aus riesigen Augen schockiert an. Kaas mustert mich mit einer Mischung aus Verunsicherung und Respekt. "Was überwiegt?", frage ich meinen Freund. "Hasst du dich mehr, als du mich liebst?"
Noch bevor er antworten kann, fliegt die Tür auf und Jenn stürmt ins Zimmer.
"Du bist zusammengebrochen?", fragt sie Tua, schaut danach zu mir und zurück zu ihm.
"Antworte", fordere ich ihn auf, meine aber nicht Jenns Frage, sondern die, die ich ihm gestellt habe.
"Ich liebe dich mehr, als ich mich hasse." Sein Statement ist erlösend. Ich presse die Lippen fest aufeinander, um nicht loszuheulen und fixiere mit den Augen Tuas Kaffeetasse auf dem Mischpult. Als ich endlich das Gefühl habe, wieder sprechen zu können, sehe ich ihn an.
"Fang an danach zu leben", flehe ich. "Ich kämpfe nicht mutterseelenallein um unsere Beziehung, das ist einfach zu viel."
"Okay." Das Wort klingt rau, und doch zählt für mich nur, was es bedeutet. Jenn räuspert sich.
"Du musst öfter den Mund aufkriegen, Großer", erinnert sie ihn. "Das ist alles nicht so harmlos, wie du denkst. Nur weil du funktionierst, sind die Dinge nicht in Ordnung." Das funktionierst setzt sie in Anführungszeichen. "Gefühle sind gut, aber solche Ausraster führen nur zu unnötigen, anstrengenden Konflikten mit den Menschen, die du gern hast. Wir können über alles reden. Niemand will dir was Böses, niemand möchte dich unterdrücken und nach seinem Willen formen. Das machst du alles nur mit dir selbst." Mir geht etwas durch den Sinn, das mich zum Lachen bringt. Die drei Augenpaare der anderen sind auf mich gerichtet.
"Pass bloß auf, Jenn", ermahne ich sie. "Er fürchtet sich vor deiner schonungslosen Ehrlichkeit. Bis vor zwei Minuten hat er noch darauf beharrt, dass wir dich wieder abbestellen sollen." Tariks Verlobte stößt einen empörten Laut aus und boxt Tua.
"Au", beschwert er sich und reibt sich über die Brust.
"Hast du verdient", sagen Jenn und ich beinah gleichzeitig. Kaas lacht darüber und nach und nach fallen wir alle darin ein. Sogar Tua. Er tritt nah an mich heran und küsst mich auf den Scheitel.
"Tut mir leid, dass ich so ein Idiot war", entschuldigt er sich bei mir. Ich schaue zu ihm auf und streiche mit dem Daumen über seine Wange.
"Verrätst du mir jetzt noch, was dich vorhin so getriggert hat?"

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