Toxic Takeaways

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Auf Mikas Stirn prangt eine Denkerfalte. Wir laufen seit circa einer halben Stunde nebeneinander durch den Park, halten jeder einen Becher Kaffee in der Hand. Mein Kumpel hat meinen Ausführungen so aufmerksam gelauscht, dass ich mich wieder mal frage, warum ich mich nicht häufiger mit meinen alltäglichen Problemen an ihn wende. Wahrscheinlich weiß ich es doch, denn meine Probleme haben immer etwas mit meinen Gefühlen zu tun, und das ist der Teil, den Mika oft nicht richtig schnallt. Auch heute ist das so.
"Das ist falsch, was er macht, Iara. Nimm's mir nicht übel, aber ich raff das halt echt nicht. Ich versteh nicht mal, wie du seinen Müll noch tolerieren kannst. Nach allem, was du für ihn getan hast, zieht Tua so 'ne Scheiße mit dir ab. Wer nie gibt, bekommt auch nix, du solltest nicht so verdammt viel Energie da reinstecken. Er treibt dich in den Ruin."
Obwohl ich ihm teilweise zustimme, springt mein Autopilot an, und ich verteidige meinen Freund.
"Du brauchst nicht so hart mit ihm ins Gericht zu gehen, er hat dir doch nichts getan." Mika wirft mir einen komischen Seitenblick zu.
"Du bist meine Freundin. Es geht hier nicht um ihn als Mensch, weil, so als Mensch ist er cool. Aber ernsthaft jetze: Hier geht's gerade einzig und allein darum, was das alles mit dir macht; diese ganze Situation." Er trinkt einen Schluck, leckt sich über die Lippen. "Das mit seinem Vater ist bitter, aber er muss das schlucken, ob er will oder nicht." Mika macht eine Pause. Er denkt offenbar nach.
"Sag jetzt", fordere ich ihn auf.
"Ich krieg so ein merkwürdiges Gefühl, je länger er dich mies behandelt. Als wenn's schon seit 'ner Weile nicht mehr um den Todesfall in seiner Familie geht, und er das nur als Ausrede für was anderes benutzt." Er kneift die Augen ein wenig zusammen. Ich kenne diesen Blick aus unserer gemeinsamen Schulzeit in der Oberstufe. Es ist der Blick, den Mika immer dann aufsetzt, wenn er nicht weiß, wie er seinem Gegenüber etwas noch groß anders erklären soll, als er es bereits getan hat. "Weißt du, was ich meine?", fragt er mich hoffnungsvoll.
Zögerlich schüttle ich den Kopf.
"Lass mich darüber nachdenken", bitte ich ihn und wir setzen unseren Weg schweigend fort.
Die Vögel in den Baumkronen über uns stimmen ein Zwitscher-Konzert an. Der Wind fegt vorbei und nimmt Mika scheinbar die Worte aus dem Mund.
"Also ich denke, es ist so: Es gibt Liebe, die sich total gut anfühlt; und es gibt Liebe, die fühlt sich nicht so geil an - und mit der stimmt was nicht. Das ist immer noch Liebe, aber einfach nicht die von der guten Sorte. Und diese Liebe, die dich runterzieht, will ich nicht für dich."
Seufzend kämme ich mit einer Hand durch meine Locken.
"Und was schlägst du vor? Soll mich von ihm trennen?"
"Spinnst du? Ich würde dir sowas nie raten", erwidert er beleidigt. "Du triffst deine eigenen Entscheidungen. Was immer du tust, am Ende ist das -" Er legt eine kurze Pause ein. "... das was passieren musste."
"Mika, du machst mir Angst", beschwere ich mich und atme schnaubend aus. "Tua hat so oft in letzter Zeit von Trennung gesprochen. Mein Vertrauen in ihn ist konstant gesunken, seit wir aus seinem Heimatkaff zurück sind, vor allem durch seine Scheu vor der Therapie und dadurch, dass er mir nichts davon erzählt hat. Trotzdem ...", sage ich und klinge fast verzweifelt dabei. "Ich hab mich schon mal von ihm getrennt, ohne dass wir das vorher vernünftig ausdiskutiert hätten, und das kann ich nicht nochmal, das wäre falsch."
"Ja, ich versteh das", wirft Mika besänftigend ein. "Das Ding ist nur, dass du manchmal verdammt stolz bist, Iara. Es ist nicht schön, wenn man eigentlich immer die starke Schulter zum Anlehnen für seine Freunde ist, und sich dann plötzlich selbst mit Beziehungsproblemen rumschlägt. Aber du vergisst, dass du beides sein kannst: Man kann andere über ihren Schmerz trösten und selber welchen haben. Ich wette, so geht's in Wahrheit jedem Paartherapeuten." Ich frage mich stumm, ob ich wirklich so stolz auf meine Beziehung bin. Immerhin läuft's da gerade bei aller Liebe nicht sonderlich rosig. "Niemand wird dadurch aufhören, deine Ratschläge ernstzunehmen, wird mit dem Finger auf dich zeigen und dich auslachen, so 'Guck dich doch ma' an!'-mäßig. Im Gegenteil. Ich bin voll froh, dass du mir davon erzählt hast." Er lässt sich auf eine Bank fallen und ich setze mich neben ihn. "Du hast mir immer geholfen, wenn ich Probleme mit meinen Freundinnen hatte. Als wärst du so 'n Messias, der Gott auf Erden vertritt, Mann, mit deiner unendlichen Weisheit." Er schenkt mir ein schiefes Grinsen. "Ist cooler sich mit dir auf Augenhöhe darüber zu unterhalten." Ich grinse ebenfalls amüsiert.
"Hast du gedacht, mich betrifft so weltlicher Kram wie Beziehungsstress gar nicht erst?"
"Na ja, du hast es auf jeden Fall irgendwie geschafft, die meisten Konflikte clever zu umgehen", zuckt er die Schultern und ich nicke mit gesenktem Blick. Einige Meter vor uns pickt eine Taube auf dem Boden Salat aus einer fallengelassenen Aluverpackung mit Dönerresten.
"Du hast recht, ich mag keine Auseinandersetzungen", sage ich.
"Wer mag die schon?" Mika trinkt seinen Kaffee aus. Fragend sieht er mich an. "Ey, kurz anderes Thema: Weißt du, ob da was zwischen Pari und Dag läuft? Ich hab sie gelöchert, sie verrät mir gar nix."
Ich blinzle perplex. Stimmt, da war ja was auf der Einweihungsparty.
"Ins Blaue geraten würde ich sagen, da läuft noch nichts, aber bald vielleicht. Kommt drauf an, ob sie sich dazu durchringt, ihn anzurufen", gebe ich meine Einschätzung ab. "Sie hat seine Nummer."
"Er ist interessiert?", hakt Mika nach.
"Hallo? Logisch ist er interessiert, wir reden über Pari", lache ich.
"Na, genau deswegen", quatscht er mir unerwartet dazwischen. "Findest du nicht, sie benimmt sich komisch, seit sie was mit diesem einen Typen hatte? Simon oder wie der hieß? Der, wo sie später rausgefunden hat, dass er mit Julie verlobt ist?"
"Sie ist unsicher", bestätige ich. "Aber nicht erst seit Simon. Mir macht es ein bisschen Sorgen, dass sie sich seit neustem darauf versteift hat, allen Männern den Krieg zu erklären. Normalerweise hasst sie es, Single zu sein."
"Denkst du, Dag passt zu ihr?", fragt Mika skeptisch.
"Er wäre sicherlich jemand, der sie aus ihrer Comfort Zone rausholt", überlege ich laut.
"Vielleicht braucht sie das mal", kommentiert mein Mitbewohner.
"Ja, vielleicht. Wieso hast du überhaupt gefragt?" Er wendet den Blick ab und streckt die Beine aus.
"Nur so. Holen wir noch was zu essen?"

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