Der Rest fand noch ein Haufen Argumente, die eindeutig Fabo in schlechtes Licht rückten. Im Grunde genommen saßen wir einfach nur stumm dann und korrigierten ab und zu kleine Sachen, oder fügten Sachen hinzu. Bastis zittern hatte sich ein wenig beruhigt, doch er zitterte immer noch leicht und versuchte das zu verstecken. Gelingen tat ihm das allerdings nicht. Irgendwann legte ich meine Hände auf seine und ging an beruhigend über seinen Handrücken zu streicheln. Basti erhob sich wortlos wieder von meinem Schoß. Ich dachte erst, er wolle sich bloß wieder ordentlich hinsetzen, doch dann verschwand er hinter dem Tuch, welches als Hintergrund diente. Verwirrt bleib ich einige Sekunden sitzen, bis ich schließlich selbst aufstand und nach Basti schauen ging. Schließlich wollte ich sicher gehen, dass alles in Ordnung war. Basti hatte sich nicht all zu weit entfernt. Er hatte sich hinter dem Tuch an die Wand gelehnt und atmete tief durch. Die Brille und Maske hatte er abgesetzt. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er einfach überfordert mit der Situation war und sich mehr als nur unbehaglich fühlte. Mir ging es schließlich nicht besser. Das alles so in der Öffentlichkeit zu wissen war auch nicht gerade leicht, aber es war der einzige Weg gegen Fabo. Er hatte angefangen und alles auf den Abgrund zugesteuert. Wir retteten uns nur vor dem Fall, dessen Aufprall uns zerschmettern würde. „ Alles okay bei dir? Wenn es dir zu viel wird, sag es und wir beenden das ganze. Du musst dich nicht quälen." Einen Moment lang rührte sich Basti gar nicht. Dann sah er zu mir auf. Seine Augen hatten den Glanz verloren und er wirkte einfach nur fertig und blass. „ Ich kann das nicht mehr. Und ich will das auch nicht mehr. Mich macht der Streit mit Fabo fertig. Wir waren doch Freunde. Wir kann man einen Freund so hintergehen?" Pure Verzweiflung brach über Basti herein und er brach in Tränen aus. Sofort nahm ich ihn in den Arm und begann ihn zu schaukeln. Er würde sich nicht sofort beruhigen, aber in ein paar Minuten, die die anderen zum diskutieren nutzen konnten. Derweil konnte ich nur leere Versprechen machen. „ Wie kriegen das hin Basti. Ohne das einer von uns zu großen Schaden nimmt. Bald wird alles ein Ende haben. Und sollte es wirklich so hässlich ausgehen, dann bist du nicht schuld daran. Du hast alles probiert, um diese Freundschaft zu retten. Wenn ist es Fabo, der alles verliert. Dafür werde ich sorgen, wenn es nicht anders geht. Aber wir werden eine friedliche Lösung suchen." Meine Worte waren noch nie so leer und bedeutungslos gewesen, wie in diesem Augenblick. Nichts davon konnte ich Basti garantieren. Wobei eine Sache gab es da schon. „ Egal was passiert und wie das hier auch ausgehen mag, ich bin immer für dich da." Das konnte ich wenigstens halten. Und ich wollte ihm einfach nicht nur Schall und Rauch versprechen. Zumindest hinter einem meiner Worte wollte ich stehen. „ Danke Veni. Du bist der beste. Ich liebe dich." „ Ich dich auch Basti, ich dich auch. Mehr als du dir vorstellen kannst." Ich hatte das Gefühl, dass ich Basti heute nicht mehr vor die Kamera bekommen würde. Ihm war das sicher zu viel. Und ich mussten ihn ja nicht überstrapazieren. „ Bleib hier sitzen, ich geh das schnell zu Ende bringen und dann kuscheln wir, wenn du willst.", versprach ich ihm und gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn, ehe ich mich erhob und ihn mit schlechtem Gewissen erstmal alleine ließ. Er brauchte dringen jemanden zum reden, aber wir konnten den Stream nicht einfach so weiterlaufen lassen, ohne da zu sein. Das ging einfach nicht. Ich klemmte mich wieder vor den Pc. Im Ts war es still. Hatten sie etwa aufgehört zu reden? Oder hatte Basti was verstellt. Doch dann hörte ich eine Stimme. Und das zerstörte mir den Tag komplett. Fabo hatte sich auf den Ts geschlichen. Jetzt würde es frostig werden. „ Was willst du Fabo? Versuchst du noch was zu retten, was du zerstört hast? Nur zu, verteidige dich. Ich höre dir zu. Aber hör auf scheiße zu erzählen." Wenn er jetzt einen falschen Ton von sich gab, war er wohl unten durch bei den meisten. Dann konnte er sehen, wo er blieb. Ich hatte jedenfalls keine Sympathie mehr für ihn übrig. „ Was du hier beitreibst ist Rufmord, dafür könnte ich dich anzeigen." Ich lachte spöttisch auf. Und was hatte er dann bitte getan? „ Du bist derjenige, der Lügen verbreitet Fabo. Ich stelle lediglich alles richtig, was du fälschlicherweise verbreitet hast. Deinen Ruf hast du dir selbst zerstört." Fabo kochte, dass konnte ich ihm anmerken. Innerlich hoffte ich sogar dass er mich öffentlich anschrie. Dann war ein für alle mal geklärt, wer hier wen schlecht machte. Und ich bekam auch, wonach ich gebeten hatte. „ Ich verbreite Lügen? Du nimmst uns Basti weg und hältst ihn von uns fern. Er Stream entweder mit dir oder alleine. Du versuchst mit diesem Stream von deiner Manipulation abzulenken und alle schön auf deine Seite zu ziehen. Das kannst du nämlich gut.", donnerte Fabo. Ich durfte mich davon jetzt nicht verrückt machen lassen. Wenn ich schrie, dann geriet alles wieder ins wackeln. So stand Fabo als derjenige da, der er im Moment war. Mit einer Sache hatte ich allerdings nicht gerechnet. „ ES REICHT JETZT FABO!", rief Basti hinter mir so laut, dass selbst ich zusammenzuckte und mir aus Reflex die Ohren zuhielt. „ Wo ist dein Problem mit Veni? Ihr wart mal beste Freunde. Was immer mit dir passiert ist, ich will den alten Fabo zurück. Den mit dem ich lachen konnte, mit dem ich tolle Streams hatte. Ich will meinen Freund zurück und nicht dieses etwas, was gerade vor mir sitzt und meinem Freund schadet und mich zutiefst kränkt. Ich pack das nicht mehr. Hör bitte einfach auf damit Fabo."Basti wirkte noch erschöpfter, als ich ihn kannte. Seine Augen hatten den Glanz verloren. Er hatte es satt gegen einen alten Freund zu kämpfen und das konnte ich auch verstehen. Was mich jedoch leicht schockte, Basti hatte die Maske gerade so halb auf und die Brille fehlte komplett. Fabo hatte es geschafft. Er hatte Basti das gekommen, was ihm hoch in heilig war. Seine Privatsphäre.