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Zumindest für den Moment hatte ich ihn beruhigt. Als seine Mutter mit einer schweren Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert wurde und eine Lebertransplantation brauchte, war seine Welt wieder mal zusammengebrochen. Er hatte nicht viele Leute in seinem Leben, die ihm was bedeutet haben, aber diejenigen, die ihm was bedeutet hatten, hat er wenn er konnte behütet. Ich hatte ihn damals im Bad vorgefunden, wo er sich geritzt hatte. Ich glaub der Gedanke sein Leben zu beenden war in dem Moment recht präsent."

„ Eli mach die Tür auf!!! Bitte.", flehte ich verzweifelt und rüttelte an der Tür. Ich hatte eine grausame Vorahnung, was er machte. Wenn ich recht hatte, schwebte er in Lebensgefahr. „ Eli verdammt mach auf!!!", schrie ich. Bitte, bitte lass es nicht zu spät sei. Bitte lass ihn einfach leben. Endlich hörte ich, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde und öffnete die Tür. Eli lag am Boden, neben ihm eine große Blutlache. Sein Arm war rot und Blut verschmiert, hing schlaff an der Seite und wurde gezierte von eine klaffenden Wunde. Sein Gesicht bleich, die Augen glasig. Neben ihm lag eine ebenfalls blutige Klinge. „ Eli.", rief ich entsetzt und kniete mich zu ihm. Ich griff mir ein kleines Handtuch und wickelte es straff um seinen Arm. Als ich fest zog, zischte er und wand sich unter meinem Griff. Darauf nahm ich allerdings keine Rücksicht. „ Halt still verdammt, ich lass dich doch hier nicht sterben.", meinte ich empört. Ich fixierte seinen Arm in meinem Griff und zog das Handtuch enger, um den Blutfluss zu stoppen. Sein kompletter Unterarm war offen. Nie und nimmer konnte ich ihn einfach hier sitzen lassen. Ich betrachtete die Lache neben ihm und entschied mich, ihn ins Krankenhaus zu bringen war das beste. Nicht nur, weil die Wunde genäht werden musste, sonder auch wegen dem hohen Blutverlust. Beruhigend zog ich ihn erstmal an mich und strich über seinen Rücken. „ Is gut, ich bin immer noch für dich da. Alles wird wieder gut."

„ Eli hatte sich nicht mehr gewehrt und die Wunde nähen lassen. Zusätzlich hatten sie ihm eine Bluttransfusion gegeben, damit es ihm wieder besser ging. Ein paar Minuten später und er hätte das nicht überlebt. Er war wieder so schwach und verletzlich zu dem Zeitpunkt, dass es mir innerlich wehgetan hat. Ich hatte ihn dann gedeckt und den Ärzten versichert, dass er in Behandlung war und wir es die meiste Zeit gut im griff hatten. Das Krankenhaus war einfach kein Ort, wo ich ihn alleine hätte lassen können. Auf dem Weg nach Hause hatte er vor Scham geschwiegen. Ihm war es peinlich, dass er sich fast umgebracht hatte. Es hatte mich ein paar Tage gekostet, um wieder zu ihm durchzudringen. Er hatte dann seine Zeit gebraucht, bis er verstanden hatte, dass ich es ihm nicht übel nahm und ich ihn verstand. Seine Mutter ging es wieder besser danach. Er hatte seine Ups and downs. Mal ging es ihm gut, mal schlecht. Ich war einfach für ihn da und hab ihm da durchgeholfen. Wir waren ein rech gutes Team. Zu dem Zeitpunkt hab ich auch zum ersten Mal gemerkt, dass er wirklich lebte und Spaß haben konnte. Ein etwas länger anhaltendes hoch hatte er nach seinem Abschluss."

Es war der Tag unserer Zeugnisverleihung. Wir hörten seit Stunden dem Gelaber sämtlicher Leute zu. Ich saß zwischen Eli und Denis, einem mehr oder minder bekanntem aus meinem Physikkurs. Nach weiterem ewigen Gelaber, wurden endlich die Zeugnisse verteilt. Angefangen bei den besten, bis eins Komma acht und danach alphabetisch der Rest. Unter diesem Rest würde ich mich befinden. Mein Schnitt lag so bei zwei Komma null und damit war ich zufrieden. Für die ersten gab es Beifall und natürlich die ein oder andere Belobigung. Endlich bei eins Komma acht angekommen, wurde jemand aufgerufen, den ich nicht dort erwartet hätte. „ Wir gratulieren Felix Haber ebenfalls zu einem tollen Schnitt von eins Komma acht." Sanft schob ich ihn ein bisschen von seinem Stuhl runter und deutete ihm nach vorne zu gehen und sich sein Zeugnis abzuholen. „ Nu geh.", munterte ich ihn auf, als er zwar aufgestanden war, aber immer noch unsicher in meine Richtung sah. Als er endlich lief, stieg ich in den Applaus der Eltern mit ein. Von unseren Klassenkameraden kam nämlich nicht, außer von ein paar meiner Freunden und denjenigen, die aus Respekt klatschten. Er war ein bisschen zittrig, doch er machte sich ganz gut. „ Und mit ebenfalls noch einem Schnitt von eins Komma acht Rafael Eisler." Okay das kam ebenso überraschend. Scheinbar war mein Zeugnis doch besser als erwartet. Ich erhob mich und ging nach oben, um mein Zeugnis entgegenzunehmen. Auf dem Weg nach unten nahm ich Eli in den Arm. „ Herzlichen Glückwunsch zum Abitur Eli."

„ ... Einer Person möchte ich noch gesondert danken. Nicht weil wir befreundet sind, sondern weil sie mich inspiriert hat. Nicht durch wissen, sondern durch Willensstärke. Er hat nicht aufgegeben, obwohl alles und jeder versucht hat ihn fertig zu machen. Trotzdem steht er jetzt hier, mit Abitur, ohne das sich jemand für ihn freut, weil er fast niemanden hat. Trotzdem hat er sich nicht aufgegeben. Das ist für mich ein Zeichen wahrer mentaler Stärke. Er hat sich eurem Mobbing ausgesetzt, obwohl es dafür keinen Grund gab. Das ist feige und einfach nur erbärmlich. Dabei sollten wir mit gutem Beispiel voran gehen und unsere Mitmenschen mit Respekt behandeln. Eli danke das du mit gutem Beispiel voran gehst. Ich hoffe, dass dir trotz deiner Depressionen noch ein paar Jahre bleiben und du weiter Menschen inspirierst." Damit beendete ich meine Rede und setzte mich unter tosendem Applaus wieder. Sofort wurde ich in eine Umarmung gezogen und ich spürte, wie er leise schluchzte. „ Nicht weinen. Ich war dir das schuldig. Außerdem ist es die verdammte Wahrheit."

„ Damals hatte ich noch keine wirklichen Gefühle für ihn. Das hat sich alles erst mit der Zeit entwickelt. Der Prozess war langsam und schleichend. Ich hab es mir eingestanden, wusste aber, dass ich ihm das nicht sagen konnte. Immerhin hatte er noch das Problem mit seiner unklaren Sexualität. Außerdem hatte ich Angst ihn zu verschrecken, wenn plötzlich zwischen uns Gefühle waren. Ein halbes Jahr später sind wir dann zusammengekommen."

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