~•~ CHAPTER XII ~•~

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Dicke Schneeflocken rieselten langsam auf die Erde nieder, eine stattliche Schicht hatte sich schon gebildet. Auf dem frischen Schnee schlurfte Jean vorsichtig voran, darauf bedacht, ihre Fußspuren zu verstecken. Ihre einzige Hoffnung war der Wetterbericht, der für die Nacht in Wekkcliffs einen Schneesturm vorausgesagt hatte. Die Blondine mied die Lichtkegel der Straßenlaternen, hielt sich stets im Schatten der Nacht.
Sie hatte schon seit Längerem nichts mehr aus der Zentrale in Caritew gehört, und auch zu den Fatui fand sie keine Spur. Es wäre langsam an der Zeit, zurückzukehren, mit einem Misserfolg in der Tasche-
Wäre da nicht diese eine Spur zu Arkham.
Entgegen ihres Auftrages hatte sie vor kurzem verdächtige Tätigkeiten in der Hauptstadt Wytolea's aufgedeckt, nun wagte sie den Schritt, mehr über jene Tätigkeiten herauszufinden.

Am Ende der langen Straße stand ein alter Bungalow, ein weißes Licht strahlte durch die mit Holzplanken verbarrikadierten Fenster. Still schlich Jean sich heran, durch einen kleinen Spalt lugte sie hindurch, konnte einen Blick auf das Geschehen im Inneren erhaschen.
Ein älterer, spindeldürrer Mann tigerte mit einem Krückstock in der Hand durch den Raum, sein Rücken war der groß gewachsenen Blondine zugewandt.
Jean konnte kaum verstehen, was der Mann sagte, sie konnte nicht einmal von seinen Lippen ablesen. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte sie einen blauen Schopf erkennen, doch genauso schnell war er auch wieder verschwunden.
Der alte Mann hielt inne, stoppte sämtliche Bewegungen. Jean wich zurück, sie musste jetzt schnell handeln. Sie scannte ihre Umgebung, suchte nach dem besten Fluchtweg, um nicht erkannt zu werden.
Doch sie machte die Rechnung ohne den Wirt gemacht, als sie herumwirbelte und zum Sprint ansetzte, sprang ihr der blaue Schopf entgegen.

Zwei lange, geflochtene Zöpfe baumelten in der Luft, die Haarspitzen berührten schon fast den Boden.
„Nanu? Wen haben wir denn hier?“, sprach die junge Frau und wedelte lässig mit einer Schusswaffe.
Jean schlug einen Haken, versuchte, ihr zu entkommen, die Fremde aber war schneller.
„Hey, wegrennen ist unfreundlich“, beschwerte sie sich und stellte sich Jean erneut in den Weg.
„Muss ich erst auf dich schießen, bis du stillhältst?“
„Untersteh‘ dich“, zischte er Alte, sein furchiges Antlitz wirkte im fahlen Licht unheimlich.
„Wir können nicht noch eine unüberlegte Leiche gebrauchen.“
Jean sah hin und her, für ein paar Sekunden musterte sie die Fremde, dann wanderte ihr Blick zu dem Alten. Sie hielt es für intelligenter, nichts zu sagen, ihre Gedanken verarbeiteten derweil Gesagtes.
„Ganz ruhig, ich war nur zufällig in der Gegend“, Jean gab ihr Bestes, deeskalierend auf die Situation zu wirken, vergebens.
„Naja, wir können dich schlecht gehen lassen“, sprach der Mann, er war die Ruhe selbst.
Die Blauhaarige drängte Jean immer weiter nach hinten, die Blondine leistete keine Gegenwehr, beschwichtigend hob sie ihre Hände.
Sie machte einen Satz nach links, die Chance zur Flucht, auf die sie so geduldig gewartet hatte. Zu ihrem Unglück jedoch sprang sie damit direkt in die Reichweite des Alten. Er ließ seinen Gehstock durch die Lüfte schwingen und traf Jean mit einem wuchtigen Schlag am Kopf.
Die Oberkommissarin taumelte, verlor ihr Gleichgewicht und stürzte zu Boden.

~•~

„Der Knecht, es schufteten die Toten.“
Die zwei in schwarz gekleideten Wachmänner traten einen Schritt zur Seite, ließen Arlecchino hindurch. Die Not war groß, Pierro musste ein spontanes Treffen einberufen, ganz ohne Capitano.
Der Ort der Versammlung war simpel gehalten, es bedurfte keiner prunkvollen Tafel, eine alte Kneipe in Raenyth, nahe der Grenze zu Caritew, reichte vollkommen aus.
In Raenyth, vor allem in den ländlichen Gegenden, waren die Fatui weitgehend toleriert, ein Barbesitzer, der willig war, seine Bar für eine Versammlung bereitzustellen, war einfach gefunden.

Arlecchino schob sich durch die leere Bar, in einer Ecke hatten sich die anderen Fatui bereits gemütlich gemacht. Auf jedem Platz stand ein Krug Bier, doch keiner rührte das goldene Getränk an.
„Sind alle da?“, fragte Pierro leise in die Runde. Bis auf Capitano, der nicht nach Caritew reiste, und Tartaglia waren alle anwesend. Pierro nickte und strich sich durch seinen Bart.
“Okay, danke, dass ihr alle erschienen seid. Wie ihr vielleicht bemerkt habt, gab es einige Komplikationen. Eigentlich hätten wir jetzt zwei Mitglieder der Task Force gefangen, wäre die Vampirkönigin und Arkham‘s Finest nicht gewesen.“
Arlecchino zischte abwertend und verschränkte die Arme vor der Brust.
“Dadurch wurde Tartaglia verhaftet und Arlecchino kann nun identifiziert werden“, fuhr Pierro fort, seine Stimme noch immer gesenkt.

„Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass die Polizei sich daran festbeißt und einen Feldzug gegen uns startet.“
“Sollten wir uns jetzt zurückziehen?“, fragte Pantalone fassungslos und rückte seine Brille zurecht.
„Das habe ich nicht gesagt-“
“Was, wenn die sich jetzt mit Arkham verbrüdern?“, warf Scaramouche mit geballter Faust ein. Wildes Getuschel zog sich durch die Reihe, sehr zu Pierro‘s Missfallen. Er schlug seine Faust auf den alten hölzernen Tisch, ließ das Murmeln verstummen.
“Das Ziel der Task Force ist Arkham, nicht wir. Sie haben nicht die Kräfte, zeitgleich uns zu jagen. Daher werden wir das zu unserem Vorteil nutzen und Arkham Stück für Stück der Task Force ausliefern, erst danach ziehen wir uns zurück, bis die Polizei die Spur zu uns verliert.“
Pulcinella zwirbelte begeistert seinen Spitzbart, nickend stimmte Columbina dieser Begeisterung zu.
“Wir müssen allerdings wachsam sein, wir müssen vorsichtiger an die Sache herangehen. Ihr dürft euch nicht verhaften lassen“, schloss Pierro seine Rede ab. Knarrend schob er seinen Stuhl nach hinten und erhob sich.
“Ihr werdet keine Vorgaben bekommen, macht euch selbst Gedanken, wie ihr Arkham ausliefert. Ich werde mit Capitano besprechen, wo die nächste reguläre Versammlung stattfinden wird. Wegtreten.“

~•~

Mit einem alten Telefon schnellte Shinsuke durch den langen Gang, er steuerte den großen Saal an. Ohne sich vorher anzukündigen, schmiss er die Türen auf und umrundete die Tafel, wo Donatello saß.
Er war mitten in einer Versammlung, einer Krisensitzung. Alle Blicke waren auf den jungen Mann gerichtet, er übergab das klingelnde Telefon an den Boss.
Donatello griff nach dem Hörer, wortlos starrte er in die Leere, darauf wartend, am anderen Ende eine Stimme zu hören.
"Donnie, du wirst es kaum glauben", erklang Jinx' gut gelaunte, leicht überdrehte Stimme.
"Wir haben eine kleine süße Kommissarin gefangen!"
Donatello verzog keine Miene, stattdessen wanderte sein Blick zu Vi, ihre große Schwester, die nicht weniger wahnsinnig war.

"Um wen handelt es sich?"
"Laut einem Ausweis, handelt es sich um Jean Gunnhildr", antwortete nun Viktor, er entriss Jinx den Hörer, man hörte ihr enttäuschtes Jammern im Hintergrund.
Donatello nickte, noch immer zeigte sein Gesicht keine Spur von Freude, Erleichterung oder gar Stolz. Er starrte emotionslos in die Luft.
"Gut. Tötet sie."
"Hä, jetzt schon?", fragte Jinx und ergaunerte sich den Hörer.
"Ich hab' doch noch gar nichts mit ihr gemacht!"
"Mir egal was ihr macht, bis zum Morgengrauen am nächsten Tag will ich ihre Leiche präsentiert haben."
Die Schildkröte reichte Shinsuke das alte Telefon, deutete mit einem Nicken, er könnte wieder gehen.
Der junge Athlet zog sich zurück und nahm seine Stellung neben Diluc wieder ein.

"Wo waren wir stehen geblieben?", fragte Donatello rhetorisch in die Runde, ohne jemanden dabei anzusehen.
"Ach ja."
Er starrte Vi mit seinen strahlend roten Augen an.
"Du wirst kontrollieren, ob Marceline sich an die Anforderungen hält. Solltest du einen Verstoß beobachten, töte sie."
"Verstanden", antwortete Vi und schluckte schwer. Über die Zeit hinweg hatte sie in Marceline jemanden gefunden, dem sie vertrauen konnte, der sie verstand. Die Vorstellung, sie müsse sie umbringen, versetzte ihr einen Schlag. Doch so war das Geschäft, wer eine Gefahr darstellte, ob absichtlich oder aus Versehen, der musste beseitigt werden.
"Und solltest du sie nicht antreffen, dann melde dies unverzüglich, dann ist sie zum Abschuss freigegeben."
"Jawohl."

Donatello hüllte sich in Schweigen, er dachte scharf nach.
"Diluc?", rief er seinen eigenen Bodyguard zu sich. Der rothaarige Hüne schritt zu seinem Chef.
"Du wirst zum Labor in Hirascar reisen. Sollte bei deiner Ankunft die Gefangene noch leben, wirst du sie hinrichten."
"Ich habe verstanden", gab Diluc kühl zurück, dabei ließ ihn das überhaupt nicht kalt.
Seine Jugend war geprägt von Hass, vor allem gegenüber seinem Stiefbruder. Jean dagegen war eine der wenigen Leute, vor denen er tiefsten Respekt hatte.
Doch er musste tun, was ihm befohlen wurde.
Donatello schickte gezielt jene vor, zu denen das Opfer eine Verbindung hegte. Die einen meinten, das machte er aus purem Sadismus heraus, andere waren der Überzeugung, er wollte ein Exempel statuieren.

Niemand war vor dieser wahnsinnig gewordenen Schildkröte sicher.

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