Poetry Slam, alternativer Titel: "Warum ich lieber im Bus stehe"

Allein im Heim scheint Frieden zu sein,
und das liegt an meinen Geist,
der auch weiß:
Ich bin introvertiert.
Das ist nichts Besonderes,
viele sind es, vielleicht auch du,
und trotzdem frag ich mich nun:

Warum ist das so?
Warum stehe ich lieber im Bus, statt mich einfach neben die liebe alte Dame in der letzten Reihe zu setzen?
Sie ist gewiss nicht böse, auch nicht genervt oder unangenehm. Sie ist bestimmt ganz lieb, fragt wie die Schule läuft und freut sich mal, mit jemanden reden zu können.
Warum gehe ich in meinen Kopf immer wieder diesen bestimmten Satz durch, den ich an der Kasse sagen will?
Es wäre nicht schlimm ihn falsch zu sagen, der Kassierer hört das täglich und trotzdem kommt nie „Nein Danke, ich brauche den Kassenzettel nicht." von meinen Lippen.
Warum verabrede ich mich, voll Vorfreude, für den kommenden Samstag, doch am Tag des Treffens wird mir ganz mulmig und unsicher?
Ich will mich treffen, raus aus dem Haus, doch wenn ich es mir recht überlege. Hier im Haus kann ich mich nicht blamieren, hier brauch ich mich nicht verstellen, um akzeptiert zu werden.
Warum lese ich immer wieder diesen Whatsapp Chat, statt ihm endlich, nach Monaten, zu fragen, wie es ihm geht?
Er wäre sicher froh, aber was, wenn er gerade keine Lust hat, oder schlechte Laune? Was, wenn er gerade besseres zu tun hat, als sich mit mir abzugeben? Ich schreibe ihm lieber Morgen, oder Übermorgen, oder vielleicht auch lieber nächste Woche...

Ich habe ihm nie geschrieben,
und ich werde es weiterhin aufschieben.
Ich habe Angst, fang an zu zittern, mit dem Kuli zu klickern, vor Panik zu bibbern und das Papier zu zerknittern.
Doch dann versuche ich es zu überwinden, aber die Hoffnungen verschwinden, weil die Symptome stattfinden, RIP an mein Wohlbefinden!

Aber ist das normal? Bin ich anders, anstrengend, oder spielt mein Kopf mir mal wieder irgendwelche Streiche?

Das ist nichts Besonderes,
viele fühlen so, vielleicht auch du,
und trotzdem frag ich mich nun:

Werdet ihr als unhöflich bezeichnet, weil ihr nie grüßt, aus Angst ein Gespräch anzufangen?
Werdet ihr ausgelacht, weil ihr euch vor Aufregung, vor der Klasse versprecht?
Werdet ihr auch immer nervös, wenn man nach eurer Meinung fragt?
Werdet ihr in Gesprächen nie gehört, weil ihr sowieso nie was sagt?
Werdet ihr nie laut, wenn Leute etwas tun, was dir nicht gefällt, obwohl du im Recht bist?
Und werdet ihr ruhelos und angespannt, sobald ihr etwas mit fremden Leuten tun müsst?

Auf all das erhoffe ich mir eine Antwort, doch nicht jetzt sofort, denn eigentlich will ich nur fort, zu einem Zufluchtsort.
Aber ich muss es noch beenden und vollenden, die Zeit verwenden und nicht verschwenden, das anwenden, was zuvor entständen.

Allein im Heim scheint Frieden zu sein,
und das liegt an uns'ren Geist,
der auch weiß,
wir sind introvertiert.