23 | Der Geist

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Hier ist endlich das neue Kapitel, ich hoffe es gefällt euch! Viel Spaß beim Lesen! :D

POV: Phoebe Mitchell

In den letzten Wochen hatten Claire, Lyra, Ivy und ich viel Zeit damit verbracht, über unseren Fund im Hufflepuff-Gemeinschaftsraum zu sprechen. Wir stellten Vermutungen an, um was es sich dabei handeln könnte, was wohl darin geschrieben war und wer den Brief wohl verfasst hatte.

Und wir hatten alles Mögliche versucht, um den Brief zu entziffern. Stunde um Stunde hatten wir in der Bibliothek gehockt und nach dem richtigen Buch gesucht. Wir hatten jedes Buch gelesen, das mit alten Schriften und deren Verständnis zu tun hatte.

Nach mehreren Wochen Arbeit hatten wir tatsächlich das passende Buch gefunden. Und wir hatten den Brief entziffert.

Bei dem Brief handelte es sich um einen Liebesbrief, der vor unzähligen Jahren, sogar Jahrzehnten verfasst worden war. Einem Schüler von Hufflepuff namens Clifford Hill. Er gesteht seine Liebe für ein Mädchen namens Victoria Evans von Slytherin und entschuldigt sich dafür, dass er nie den Mut aufbringen konnte, ihr seine Liebe persönlich zu gestehen.

Wahrscheinlich war es damals, als er zur Schule gegangen war, nicht gut angekommen, wenn man mit Schülern anderer Häuser befreundet war – oder in sie verliebt war. Clifford konnte wohl nie den Mut aufbringen Victoria seine Liebe zu gestehen, da er sich fürchtete, von den anderen Schülern ausgeschlossen zu werden. Oder für einen Verräter gehalten zu werden.

«Das ist ja fürchterlich», sagte Ivy, «Stellt euch vor, sie hat nie erfahren, dass er sie auch geliebt hat»

«Stimmt», kam es von Claire, «Schliesslich hat er in dem Brief erwähnt, dass sie ihm mehrmals gesagt hat, wie sehr sie ihn liebt. Und er hat sie immer abgewiesen»

«Obwohl er sie eigentlich auch liebte...», fügte Lyra noch hinzu und seufzte schwer.

Wir sassen zu viert in einem Kreis am Boden, den entzifferten Brief vor uns liegend. Durch das Fenster der Bibliothek fiel sanftes Sonnenlicht auf uns und um uns herum ragten die vollgestopften Bücherregale in die Höhe.

«Victoria Evans», wiederholte Claire den Namen des Mädchens, «Victoria Evans – irgendwie kommt der Name mir bekannt vor» Sie legte die Stirn in Falten und starrte mit konzentrierten Blick hoch zur Decke.

«Vielleicht kennst du eine Victoria Evans, der Name ist bestimmt nicht allzu selten», schlug ich vor.

«Nein», erwiderte Claire, «Ich habe den Namen schon einmal in einem Buch gelesen, hier in der Bibliothek – da bin ich mir ganz sicher»

«Wirklich?», sagte Ivy, die Augen weit aufgerissen, «In welchem?»

Claire runzelte die Stirn, dann zuckte sie mit den Schultern. «Weiss ich nicht mehr...Aber ich bin mir ganz sicher»

«Denk nach! Es fällt dir bestimmt wieder ein», sagte ich und sah Claire dabei eindringlich an. Auch Ivy und Lyra hatten ihre Blicke nun abwartend auf Claire gerichtet. Wir verharrten in Totenstille, während Claire krampfhaft nachdachte. Manchmal starrte sie minutenlang ins Leere. Ein anderes Mal huschte sie zu einem Bücherregal, nahm ein Buch in die Hand, blätterte darin herum und seufzte enttäuscht, wenn es nicht das richtige Buch war.

«Vielleicht sollten wir ein anderes Mal weitersuchen», schlug Ivy vor, als mindestens eine Stunde vergangen war, seit Claire mit ihrer Suche begonnen hatte.

«Ja, vielleicht fällt es dir ja später noch...», kam es von Lyra, doch in diesem Moment entfuhr Claire ein begeisterter Aufschrei. Sofort flog mein Blick zu Claire, die gerade ein fettes, in Leder gebundenes Buch in der Hand hielt und es vor lauter Freude beinahe fallen liess.

«Ich hab's gefunden!», trällerte Claire mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Mit hastigen Schritten kam sie zu uns und legte das dicke Buch in unsere Mitte.

Wir alle reckten nun die Hälse und inspizierten die Buchseite von oben bis unten. Es war ein recht altes Buch, dessen Seiten sich schon etwas verfärbt hatten. Die Seitenränder waren mit wunderbaren Mustern versehen und der Text war in einem geschwungenen Schrift verfasst worden.

«Victoria Evans, geboren 1847, war eine Schülerin von Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei», begann Claire vorzulesen. Dieser Text war zum Glück mehr oder weniger einfach zu lesen und wir mussten ihn nicht wieder entschlüsseln. «Da wird jetzt erst einmal alles Mögliche über ihr Leben erzählt, ich glaube spannend wird es erst weiter unten. Mhhh...hier!» Sie deutete mit dem Finger auf einen der späteren Textabschnitte. «Auch heute noch hält sich Victoria Evans in dem Schloss von Hogwarts auf, denn nach ihrem Tod wurde sie zu einem Geist. Keiner weiss so genau, warum sie nicht einfach auf die andere Seite übergetreten ist, aber es wird vermutet, dass sie immer noch einer alten Liebe nachtrauert»

«Unfassbar!», sagte ich. «Du meinst also, dass Victoria ein Geist wurde, weil sie Clifford nachtrauerte, der ihr seine Liebe nie gestanden hat?»

«Scheint so», erwiderte Claire.

Die nächsten Minuten redeten wir wild durcheinander. Jeder konnte kaum glauben, was wir herausgefunden haben und, dass die Geschichte der beiden so geendet hat. Deswegen fassten wir einen Entschluss; Wir würden uns auf die Suche nach Victoria Evans machen, die sich dem Buch zu folge immer noch in Hogwarts aufhielt. Wir würden ihr den Liebesbrief von Clifford Hill zeigen und so versuchen ihr Dasein als ruheloser Geist zu beenden.

«Also dann, heute Nacht machen wir uns auf die Suche», raunte ich in die Runde. Die anderen stimmten zu. Dann war es also beschlossen.

. . .

Die Gänge von Hogwarts, die normalerweise immer von Licht durchflutet wurde, lagen in vollkommener Dunkelheit vor uns. Hinter jeder Ecke lauerten Schatten, die sich mithilfe des Lichtes unserer Zauberstäbe kaum verdrängen liess.

Ivy ging dicht neben mir. «Irgendwie sind diese Gänge im Dunkeln total unheimlich», flüsterte sie mir zu und griff nach meiner freien Hand.

«Stimmt», sagte ich, «Aber ich mache mir eher Sorgen darum, dass wir entdeckt werden könnten. Wenn uns ein Lehrer zu Gesicht bekommt, dann gibt's richtig Ärger»

«Wird schon gut gehen», sagte Claire, die zusammen mit Lyra neben uns herging.

Für die nächsten Minuten sagte keiner etwas – nur unsere Schritte erzeugten dumpfe Geräusche, die von den steinernen Wänden wiederhallten.

«Wohin genau gehen wir eigentlich?», fragte ich, «Wir wissen schliesslich nicht, wo genau Victorias geist sich aufhält und einfach das ganze Schloss abzusuchen wird wohl auch schwierig...»

«Ich schlage vor, dass wir in den Keller gehen – dort halten sich die meisten Geister auf. Vielleicht weiss ja einer von ihnen, wo Victoria ist», erwiderte Claire mit gedämpfter Stimme.

«Gute Idee», stimmten Lyra, Ivy und ich nacheinander zu.

Nachdem wir uns in den dunkeln Gängen mindestens drei Mal verlaufen hatte, kamen wir endlich im Keller an. Hier war es nun doch ein wenig unheimlich, denn es war eben ein Keller. Und keiner kann mir sagen, dass ein Keller bei Nacht nicht automatisch etwas Unheimliches an sich hat. Insbesondere, wenn er von Geistern bewohnt ist. Ich würde es Peeves eindeutig zutrauen, dass er und erschreckt, einfach um uns eins auszuwischen.

Doch nichts passierte. Die Gänge blieben vollkommen still und noch war weit uns breit kein Geist zu sehen.

«Jetzt müssen wir nur noch einen Geist finden», bemerkte ich und warf den anderen einen Blick zu.

«Da!», kam es von Lyra und sie deutete mit ihrer Hand in eine Richtung. «Hinter den Säulen. Da war gerade ein leuchtendes Schimmern»

«Dann los!», sagte Claire mit gedampfter Stimme. Mit möglichst leisen Schritten huschten wir also durch den Gang auf die Säulen zu, wo Lyra den Geist zu sehen geglaubt hatte. Und wirklich, kaum waren wir bei den Säulen angekommen, konnte ich den Geist auch sehen. Er schien uns nicht bemerkt zu haben, denn es schwebte mit dem Rücken zu uns einen Gang hinunter.

«Das ist der fast kopflose Nick!», kam es von Claire. «Nick! Nick!», rief sie und ging mit eiligen Schritten auf ihn zu. Wobei sie wohl vergass leise zu sein, denn jeder ihrer Schritte erzeugte ein Geräusch, das von den Wänden wiederhallte.

Wir schlossen zu Claire aus und als wir direkt neben ihr standen, hatte sich der fast kopflose Nick schon zu uns umgedreht. «Oh, Ms. Itõ, haben Sie mich aber erschreckt» Die Augen des Geistes wanderten langsam von Claire zu uns anderen und musterten uns von oben bis unten.

«Tut mir leid», sagte Claire, «Aber wir brauchen deine Hilfe! Wir suchen nämlich jemanden»

«Hilfe? Meine? Was gedenkt ihr eigentlich zu unternehmen, so tief in der Nacht – solltet ihr nicht schlafend in euren Betten liegen?» Er sah Claire nun mit fragendem Blick an.

«Ja, eigentlich schon...Aber was wir tun ist unheimlich wichtig. Wir suchen Victoria Evans, wir müssen ihr dringend etwas mitteilen» Claire sah den fast kopflosen Nick mit grossen Augen an. «Du kennst sie doch sicher, oder?»

Der Geist schien einen Moment zu überlegen. Doch dann gab er sich einen Ruck und wandte sich wieder Claire zu. «Natürlich kenne ich sie. Das arme Ding hat den Keller seit sie ein Geist ist noch kein einziges Mal verlassen. Wisst ihr, sie hat...»

«Liebeskummer», sagte ich, bevor er es aussprechen konnte.

«Genau», sagte Nick, «Weshalb wissen Sie das?»

«Nicht so wichtig», sagte Claire, «Aber du weisst, wo sie ist, ja? Kannst du es uns bitte sagen?»

«Sie ist gleich hier in der Nähe – geht einfach den Gang hier hinunter, zweimal links, dann rechts und noch einmal links»

Wir bedankten uns schnell, dann eilten wir mit möglichst leisen Schritten den Gang hinunter und folgten der Wegbeschreibung, die der fast kopflose Nick uns gegeben hatte.

Wir hörten das unterdrückte Schniefen schon, bevor wir um die letzte Ecke bogen. Und wir wussten auch schon, was dir Ursache für das Schniefen war. Oder besser gesagt – wer. Wir warfen uns kurz einen fragenden Blick zu, dann traten wir gemeinsam um die letzte Ecke, die uns von Victoria Evans trennte.

Sie war nichts weiter als ein Häufchen Elend. In sich zusammen gekauert, die Schultern bebend vor Schluchzen. Sie tat mir so unglaublich leid.

«Victoria Evans?», fragte Claire mit sanfter Stimme und trat einen vorsichtigen Schritt auf die blassen Umrisse des Geistes zu. «Wir sind hier, um dir etwas wichtiges zu sagen»

Ein Schniefen. Dann hob Victoria den Kopf und sah uns aus ihren mit Tränen gefüllten Geisteraugen an. «Wer seid ihr?»

Ich zeigte zu meinen Freunden. «Das sind Lyra, Claire und Ivy», sagte ich so freundlich wie möglich, «und ich bin Phoebe. Wir möchten dir eine Nachricht überbringen»

«Die Nachricht wird dich erfreuen, das versprechen wir», fügte Ivy hinzu, ein Lächeln auf den Lippen.

«Nichts vermag mich zu erfreuen», murmelte Victoria und strich sich eine lose Haarsträne aus dem Gesicht, «Ich will nicht hören, was ihr zu sagen habt» Mit diesen Worten erhob sie sich vom steinigen Boden und wollte sich abwenden.

«Warte!», rief ich, aber Victoria schüttelte nur ihren Kopf.

«Die Nachricht ist von Clifford Hill!», sagte Claire.

Victoria stoppte in der Bewegung. Sie drehte sich zu uns um. Ihre Augen hatte sie weit aufgerissen und ein ungläubiger Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. Wieder schüttelte sie den Kopf. «Das ist unmöglich. Und nun lasst mich in Ruhe, ich bin nicht in der Stimmung für Scherze»

«Hier, sieh selber!», sagte Claire und zog den Brief hervor. Sie streckte das Papier in Victorias Richtung, sodass diese die geschwungenen Worte lesen konnte. «Wir haben den Brief zufällig unter den Dielen des Hufflepuff Gemeinschaftsraums gefunden»

Victoria schniefte, doch diesmal war es kein trauriges Schniefen. In ihren Augen sammelten sich Tränen, doch auch diese rührten nicht von Trauer her. Es war reine Ungläubigkeit in Victorias Miene. Unglaube, Erleichterung und Freude.

«Er hat mich auch geliebt», flüsterte sie mit brüchiger Stimme.

Es dauerte noch weitere Minuten, bis Victoria tatsächlich verstand, was vor sich ging. Wir blieben bei ihr und redeten tröstend und beruhigend auf sie ein. Und sie bedankte sich bei uns, immer und immer wieder. Sie konnte gar nicht damit aufhören. 

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