Kapitel 1 - Kraut der Lichtung

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Eigentlich liebte Falterauge das Heilen. Über süß- bis säuerlichen Kräuterduft, zarte Spinnenweben und allerlei Pasten konnte sie gar nicht genug lernen. Allerdings sah dies ganz anders aus, wenn sich das Lager vor ihr so abzeichnete wie jetzt.

Denn obwohl die Blätter des Lagerbaumes im munteren Wind rauschten und grüner erstrahlten als zu jedem anderem Blattwechsel, lag knisternde Anspannung in der Luft. Jede Katze konnte sie zwischen den lieblichen Sonnenstrahlen, die alles in ein angenehmes Gelb hüllten, spüren.

Ein jämmerliches Husten hallte durch die oberirdischen Wurzeln des weiß blühenden Weißdorns, gefolgt von ein paar hektischen Atemzügen, bei denen Falterauges Herz kurz bangend aussetze.

Schnell spähte Falterauge über ihre Schulter zu den Kranken, welche jedes einzelne der aus allerlei Pflanzen, Federn und Tierfellen geflochtenen Nester besetzten.

Anschließend wanderten ihre blauen Augen durch die Vorräte, die leider nicht so überfüllt waren wie die Nester. Da!

,,Gib Bittermandel und Ahornhirsch das hier!", ordnete die dunkelbraun-getigerte Kätzin an. Der Schüler neben ihr nickte eifrig und stürmte zu seinen Eltern, um ihnen behutsam die Katzenminze zu geben, während Falterauge sich mithilfe von ein wenig Honig Felsenpfotes trockener Kehle widmete.

Ein widerliches Röcheln drang von der Seite zu ihr. Brennesselmilch schien es immer schlechter zu gehen. ,Du hast ihn schon einmal gerettet, also wirst du es auch ein zweites Mal tun. Mit oder ohne neuer Pflanze', schwor sich Falterauge.

Da knarzte die Wurzel, die den Bau umschloss, verräterisch. ,,Was ist?" Man konnte die Konzentration leicht aus Falterauges Stimme heraushören, obwohl sie das Auftragen des Honigs aufgrund ihrer vor Angst zitternden Pfoten gestoppt hatte.

Eine weiß-goldene Gestalt schritt hinein. ,,Die letzte Patrouille-" ,,Hat hoffentlich reichlich Beute gemacht?", unterbrach Falterauge. Aktuell hielt die Blattgrüne ihr Versprechen von beinahe zu viel Beute treu ein.

Fenchelsonne setzte neu an, diesmal eindringlicher: ,,Ich habe mitten auf der Lichtung - nicht die Sandlichtung, sondern die mit den Fliegenpilzen - ein Kraut gefunden. Es blühte gelb und ich dachte, es könnte Brennesselmilchs Atmung verbessern..."

Falterauge hielt inne. Ihr ehemaliger Mentor brauchte etwas anderes, einen neuen Ersatz für die verdorrten Mondkelche.

,Aber was, wenn die Kriegerin nur eine Zierpflanze gefunden hat? Was, wenn diese sogar giftig ist oder ich mit dem Holen nur meine Zeit verschwende? Was, wenn Fenchelsonne wusste, dass das Kraut giftig ist und dem Plan folgt, Brennesselmilch zu vergiften?'

,,Ich komme klar", durchschnitt die Heilerin mit ihren Worten die Luft. ,,Offensichtlich nicht!" Fenchelsonne fuhr ihre Krallen aus, wobei ihre grünen Augen aufblitzten - ein Zeichen für ihren starken Willen, aber nicht genug, um das Misstrauen der zweiten Kätzin zum Schweigen zu bringen.

Die Kriegerin peitschte mit ihrem Schweif, wobei sie ein kleines Kräuterpäckchen umwarf und Überraschung und Reue wieder in ihre Miene traten.

Der kleine Schüler stöhnte entnervt aus der anderen Ecke des Baus, woraufhin Fenchelsonne mit hängenden Schnurrhaaren hinaus ging.

Falterauge seufzte leise, ehe sie das Kräuterpäckchen aufhob und die kleinen, gezackten Blätter aufwickelte. Ohne dass sie ihre Stimme erheben musste, nahm Walnusspfote die Paste aus Waldbeeren und gab sie der Katze, die am schwächsten war. Brennesselmilch.

*❍ 🦋 ❍*

Die Sonne wanderte weiter und die muntere Stimmung wich einem mystischen Bild. Die Abenddämerung setze an und die orangenen Blumen schlossen langsam ihre Blütenblätter zu einem kleinem Ball zusammen.

,,Siehst du, Felsenpfote? Wenn du dich auch so zusammen rollst, kannst bestimmt schlafen!", motivierte Falterauge im Versuch, Felsenpfote die nötige Entspannung für einen sanften Schlaf zu liefern.

Der graue Kater öffnete seinen Mund zu einer Antwort, schloss ihn jedoch bei einem lauten Husten wieder. Die Ohren seiner Mentorin zuckten. So laut sollte kein Husten sein, nicht einmal grüner Husten. Diese merkwürdige Krankheit schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, ihr den letzten Nerv zu rauben.

Und den letzten Krieger.

Mit zittrigen Beinen setzte sie sich neben Brennesselmilchs Nest. Hatte sie sich falsch entschieden? Hätte sie-

Nein, sie durfte nicht noch mehr Zeit mit dem Überdenken ihrer Taten verschwenden!

,,Saphirknochen!" ,Hoffentlich ist er nicht auf Patrouille!' Die schnellste Katze des Clans - Rabenschwatz - füllte eins der Nester hier, aber auf den zweiten Anführer konnte sie ebenso gut zählen.

,,Ja?" Er streckte seinen weißen Kopf durch den Eingang. Durch diese Bewegung schillerte sein weißer Pelz im Licht der untergehenden Sonne lodernd rot, während dunkle Schatten auf Falterauges dunklen Streifen verharrten.

,,Kannst du auf der Waldlichtung das gelbe Kraut holen? Schnell!" Saphirknochen nickte, hielt jedoch einen Augenblick inne, den Falterauge mit einem ungeduldigen Zucken ihrer Schweifspitze füllte.

,,Das, was wir auf der letzten Patrouille gefunden haben?" ,,Genau!", sprudelte die Antwort aus der Heilerin wie ein Wasserfall aus seiner Quelle. Mit großen Sätzen sprang der Kater in die Dämmerung, um ihn herum fröhlich summende Glühwürmchen.

Falterauge vergrub ihre Schnauze still in Brennesselmilchs weißem Pelz und lauschte mit ihm den Liedern der Grillen. Doch nach kurzer Zeit ging sein Atem so schwer, dass sie die Töne der Insekten kaum noch hören konnte.

Was sie allerdings gut hören konnte war ihr Herz, welches nur ganz langsam schlug, als wäre jeder Schlag in der Lage, ihren ehemaligen Mentor zu töten. Zwischen seinem von Kräuterpasten leicht verklebtem und ungepflegtem Fell verzog die Kätzin ihr Gesicht vor Schmerz. Wenn er starb, war sie schuld.

Ein weiterer Hustenfall schüttelte den größeren Körper, der bebte als der Kater um Atem rang. Mit seinen Pfoten trat Brennesselmilch schwach in alle Richtungen und schüttelte seinen Kopf.

Walnusspfote war schon mit traurig hängendem Kopf aufgesprungen, um ihm Lavendel zu holen.

,,Oh, Saphirknochen, wo bleibst du nur?", flüsterte Falterauge in die Dunkelheit hinein.

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