Kapitel 6 - Geheimnisbewahrer

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Nein, wahrscheinlich nicht. Denn sie jagte die Mondkelche, keine Beute. Sie erhoffte sich den schwachen Geruch vertrockneter Heilpilze, nicht den warmen Duft eines Beutetieres.

Und auch nicht die beißende Schärfe, die soeben ihre Geruchsknospen erreichte, des Brennesselfeldes vor ihr.

Enttäuscht lockerte Falterauge ihre Muskeln. Es schien, als wäre Pistazienharz über die Steine gesprungen, auf denen er keine Spuren hinterlassen konnte. Logisch. Schließlich wuchs auf den Steinen nichts. Da war nur die glatte, graue Oberfläche, auf welcher die Heilerin nur vergeblich suchen konnte.

,Wäre ich doch nur nicht so langsam wie eine Schnecke! LaubClan-Katzen sind so schnell wie der Wind. Ich ausgeschlossen.'

Seufzend und mit offenen Augen, um möglicherweise doch ein paar Mondkelche zu finden, machte sie kehrt.

*❍🦋❍*

Pistazienharz' Atem ging immer langsamer. Er hatte sich bemüht, besonders leise Luft zu holen, was sich mit den Pilzen im Maul als nicht einfach erwiesen hatte. Seine Ballen brannten. Wahrscheinlich hatte er in seinem rasenden Tempo ein paar der zackigen Nesseln gestriffen.

An seine Ohren drang Wasserrauschen und seine Pfoten trugen ihn im angenehmen Schatten des Waldes zum Salzsee, erst über Erde, die unter seinen Pfoten neue Grashalme hervorbrachte, später dann über Kies. Die Luft hier roch ebenso salzig wie das Wasser schmeckte. Pistazienharz legte die Mondkelche vor seine Vorderbeine, wo sie von seichten Wellen umspült wurden.

Auch seinen Pfoten schmeichelte die kleine Strömung. Er schlug ein paar Mal unschuldig mit seinen weißen Wimpern.

,Das Wasser hat denselben Ton wie ihre Augen!', dachte er entzückt. Sie. Für sie musste er stark sein.

,Sie werden ihr Geheimnis erfahren, wenn ich hiervor kneife. Entschuldige, SternenClan', dachte er noch, ehe er die blauen, fast verblassten Hüte von ihren Stämmen abtrennte und anschließend alles mit einem wuchtigen Hieb im Salzsee versenkte.

Vielleicht war das alles nur ein Test seiner Loyalität vom SternenClan? In diesem Fall wäre er bereits durchgefallen. Die Erwartungen des SternenClans schienen ihm grau und trist im Vergleich zu ihrem strahlenden Grinsen.

Der Fisch vor ihm sah ebenfalls trist statt farbenfroh aus, so ganz in grau. Ein Plätschern ertönte, als Pistazienharz' Pfote durchs Wasser brach, da wo sich die Sonne auf der von Wellen benetzten Oberfläche reflektierte. Seine Krallen fuhren durch raue Schuppen und stießen ans Fleisch der Beute.

Hoffentlich würde das Kastanienstern beruhigen. Oder sollte er es direkt in den Heilerbau bringen? Ja, das würde er.

Einige hohe Kräuter waren dicht neben ihm gesprossen und ringelten sich nun um seine Beine, ehe sie laut rissen, als der Krieger sich umdrehte.

*❍🦋❍*

Das frühe Morgenlicht schien blassgelb auf die grazilen Ranken vor Falterauges Pfoten. Es schien selbst noch so müde, dass es sich kaum von den weißen Wolken abhob, nur seine Wärme verriet überhaupt seine Anwesenheit.

Es herrschte abgesehen vom Trällern einiger Vögel und dem noch immer zufriedenen Grunzen eines Kranken, welchem Pistazienharz gestern einen Fisch gebracht hatte, Stille.

Deshalb verwunderte es Falterauge umso mehr, dass am Eingang ihres Baues ein leises Piepsen erklang; nicht wie das der Waldmäuse, viel eher-

,Natürlich...' Ein kleines Näschen spähte unter einer dicken Wurzel hervor, begleitet von runden Öhrchen und glänzenden blauen Augen, geschmückt von dunklen Wimpern.

Rasch erhob sich die Heilerin, dankbar, auch mal aufspringen zu können und stellte sich vor das Junge. ,Genauer gesagt das einzige Junge unseres Clans, welches nichts hier bei den Angesteckten zu suchen hat.'

Sorge pickte wie ein Storch an Falterauges Herz - ein Storch, der sich schon viel zu lang in ihrem Inneren eingenistet hatte.

Blaujunges war schon recht alt und könnte gut auf sich selbst aufpassen, gegen eine Krankheit aber konnte niemand etwas ausrichten. Nicht, wenn das Nötigste dafür - ein Heilmittel - fehlte. ,,Hast du Hunger?", fragte die Heilerin also etwas ungeschickt, während sie das Junges schon mit ihrem Schweif auf dessen gefleckten Rücken Richtung Frischbeutehaufen drängte. In dieser Frühe war ihr Magen sicher noch leer.

Aber als genauso leer stellte sich der Frischbeutehaufen heraus.

Enttäuschung trat in Blaujunges' Blick, ließ ihn noch dunkler erscheinen, als er durch den Blauton eh schon war. Dann funkelte etwas wie ein Geistesblitz in den Namen gebenden Iriden auf und Falterauge ahnte bereits, dass dies nichts Gutes zu verheißen hatte.

,,Dann kannst du mir doch Kräuter gegen den Hunger geben, oder? Es gibt doch Kräuter gegen wirklich alles!", piepste das Junges begeistert. Langsam schüttelte Falterauge den Kopf. ,,Nein, nicht gegen alles. Gegen die Krankheit zum Beispiel nicht, zumindest keines, was sie komplett heilt. Deshalb darfst du nicht ständig in die Nähe der Kranken, verstehst du?"

Die winzige Kätzin - in der Größe kam sie nach ihrer kleinen, zierlichen Mutter - konnte nicht bejahen, ehe murmelnde Stimmen zu ihnen drangen.

,,Ich will diese Gabe nicht, ich wollte sie nie und das wusste der SternenClan. Ich kann nichts dafür, dass sie mich erwählt haben!" Das Echo der hohlen Baumhöhle wiederholte Kastaniensterns Seufzen.

,,Spring über deinen Schatten, ich bitte dich!" Pistazienharz schnaubte verächtlich und obwohl sie Mitgefühl in seiner Stimme zu hören glaubte, legte Falterauge instiktiv ihre Ohren flach an. ,Mäusehirn! Ich rackere mich Tag und Nacht ab und er kann nicht einmal einen Herzschlag lang einen Pilz berühren!'

,,Gut. Mein Schatten ist da", antwortete das Mäusehirn - wie er nun in Falterauges Gedanken hieß - auf die Redewendung. Die Heilerin konnte nicht sehen, in welche Richtung sein Schweif schnippte, aber sie sah den Schatten vor der Baumhöhle des Anführerbaus.

Und das Mäusehirn sprang hinaus und trat sturköpfig einige Schritte fort vom Weißdorn.

Die Sorge in Falterauges Herzen verebbte und hinterließ eine lebensfeindliche Wüste aus brodelnder Wut...

*❍🦋❍*

In dieser Nacht tappte Falterauge an Felsenpfotes Nest. Die schweren Atemzüge des Schülers hätte selbst der schwerhörigste Maulwurf unter der Erde vernommen.

Auf die Gefahr hin, selbst zu erkranken, legte Falterauge sich neben ihn und ein warmer Schwall Zuneigung wirbelte durch ihre Adern. Felsenpfote schlief. Und nach einiger Zeit träumte auch sie.

Als sie daraufhin nichtsahnend mit den dunklen Wimpern schlug, fand sie sich mitten in eines Waldes wieder - einem Wald mit ausnahmslos sternenlosen Himmel.


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