5 - Die heiße Spur

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Zurück im Polizeipräsidium hatten Böhm und Rose den Laptop von Jessica Meininger bei der IT-Forensik abgegeben und wollten sich in ihrem Büro Gedanken über die nächsten Schritte ihrer Ermittlungen machen. Doch auf dem Gang vor ihrem Zimmer liefen sie einem alten Bekannten in die Arme.

„Na sieh mal einer an! Wenn das nicht das neue Dreamteam des K1 ist! Rose und Böhm, immer zur Stelle!", ätzte Michael Engelhardt. Rose unterhielt schon seit Langem eine erbitterte Fehde mit ihm. In den letzten Monaten hatte sich diese rund um die Ermittlungen der Katzenmorde-Fälle weiter zugespitzt. Diese beiden konnten den jeweils anderen nicht ausstehen.

„Grüß dich, Michael! Hast du denn nichts Wichtigeres zu tun, als hier auf dem Gang herumzulungern und uns zu nerven?"

„Wenn ihr doch so tolle Ermittler seid, dann brauche ich doch nicht wirklich viel zu machen, oder? Lechner hat mir erzählt, dass ihr jetzt an dem Mordfall mit der Internetberühmtheit dran seid. Ich schätze, wenn dieser öffentlichkeitswirksame Fall erfolgreich aufgeklärt wird, ist das endlich deine Eintrittskarte zu INTERPOL."

Böhm blickte schockiert zu Rose hinüber. Engelhardt hatte diesen Blick genüsslich beobachtet.

„Oh, das wussten Sie noch gar nicht? Ihr Partner ist schon seit Ewigkeiten heiß auf eine Stelle bei INTERPOL. Bei der nächsten Gelegenheit lässt er Sie hier sitzen und verzieht sich aus Würzburg. Ich schätze, manch einer schert sich wenig für seine Kollegen, wenn er seinen Träumen nachjagt."

„Du würdest doch genau dasselbe tun, wenn du die Chance hättest! Du bist doch nur neidisch und sicher schmiedest du schon deine nächste Intrige! Wenn du noch einmal unsere Ermittlungen behinderst, fliegst du gehörig aufs Maul, das schwöre ich dir!"

„Ich mache nur meinen Job", sagte Engelhardt und grinste dabei schelmisch.

„Und wir unseren." Rose schloss die Bürotür auf und warf seinem Nemesis einen bösen Blick zu.

Als die beiden Kommissare in ihrem Zimmer verschwunden waren, wurde die Türe mit einem lauten Knall zugezogen.

*📱*

„Verdammt! Was sehen Sie sich denn da an?! Machen Sie das gefälligst zuhause und nicht während der Arbeit! Solch ein Schmuddelkram gehört in kein Polizeipräsidium!"

Bernd Lechner war wie gewohnt ohne groß Anzuklopfen in das Büro der IT-Forensik geplatzt, wo er auf einem großen Bildschirm ein Foto von Jessica Meininger erblickte - ganz wie Gott sie schuf und die plastische Chirurgie sie optimierte.

„Das ist in keinster Weise mein Privatvergnügen!", verteidigte sich Gernot Krüger ruhig und sachlich, „Ich werte gerade den Laptop von Jessica Meininger aus. Sie hatte zahlreiche solcher Fotos von sich auf der Festplatte gespeichert. Ich schätze, sowas nennt man eindeutige Posen."

„Solche Fotos ließ die von sich schießen?", fragte Lechner ungläubig.

„Das, was Sie da gerade sehen, ist noch eines der harmloseren."

„Was gibt es denn sonst noch so?", wollte Lechner nun wissen.

„Nun, es gibt einige pikante Fotos, welche die Getötete beim Liebesspiel mit ihrem Mann zeigen", verriet Krüger.

„Könnten wir die eventuell kurz begutachten?", fragte Lechner neugierig.

„Fragen Sie das aus Interesse am Fall, oder aus privatem Interesse?", entgegnete Krüger spitz.

Lechner holte tief Luft um eine Antwort zu geben, jedoch wurde er von einem lauten Klopfen an der Tür gehindert, das ihn aus seiner Verlegenheit riss.

Krüger bat seinen Besuch hinein und er stellte sich als Böhm und Rose heraus. Böhm machte große Augen als er das intime Foto der Getöteten erblickte, das noch immer auf dem Bildschirm prangte.

„Ah perfekt!", kommentierte der Kriminaldirektor das plötzliche Auftauchen der in diesem Fall ermittelnden Kommissare, „Sehr gut, dass Sie da sind! Wir begutachten gerade die Daten aus dem Laptop, den Sie sichergestellt haben. Sie sind sehr interessant und aufschlussreich."

„Das sehe ich", entgegnete Rose trocken und hob eine Augenbraue, „Sie scheinen ja auf einer heißen Spur zu sein. Ich war mir noch gar nicht im Klaren darüber, welche Art von Internetstar Frau Meininger eigentlich war."

„Soweit ich das beurteilen kann, dienten diese Fotos nur ihrem Privatvergnügen. Solche erotischen Aufnahmen nutzte sie nicht für ihre Selbständigkeit", vermutete Krüger und schloss endlich das Foto, das nun bereits sämtliche Anwesenden zu genüge betrachtet hatten.

„Krüger meinte, es gäbe noch welche, die sie mit ihrem Mann zusammen zeigen", erklärte Lechner stolz und grinste dabei breit über sein schmales Gesicht.

„Sind die relevant für unsere Ermittlungen?", fragte Rose.

„Wir müssen mit allen Informationen arbeiten, die wir haben", wies Lechner seine Mitarbeiter an, „Jetzt zeigen Sie schon!"

Krüger runzelte die Stirn und tätigte ein paar Klicks. Sogleich erschien wie angekündigt ein Foto, das Jessica Meininger beim Sex zeigte. Zu Roses und Böhms Erstaunen allerdings nicht mit Lars Meininger, den sie zuvor befragt hatten, sondern mit einem Mann, der lange dunkle Haare hatte.

„Wer ist denn der Kerl?", platzte es aus dem überraschten Böhm heraus.

„Vermutlich ihr Ehemann, oder etwa nicht?", entgegnete Lechner mit Schamesröte im Gesicht.

„Den Ehemann haben wir vorhin besucht. Das ist er definitiv nicht!", erklärte Böhm.

Peinlich berührt blickten die Beamten in die Runde.

„Dann finden sie gefälligst heraus, wer das ist!", polterte Lechner.

*📱*

Auf dem Weg zurück in ihr Büro, begegneten Böhm und Rose einer aufgebrachte Gözde Yildirim.

„Mensch da seid ihr ja!", sagte sie und atmete schwer, „Ich hab euch überall gesucht!"

„Du hättest uns anrufen können", merkte Rose an.

Gözde blickte ihn nur entsetzt an. Offenbar hatte sie diese Option in ihrer Hektik komplett ignoriert.

„Was gibt es denn so dringendes?", wollte Rose nun wissen.

„Ein Mann ist hier aufgetaucht und meinte, er hätte nützliche Hinweise im Jess Mess-Fall."

„Na sowas!", entfuhr es Böhm freudig, „Das ist fantastisch! Wenn die Spuren weiter so fließen, dann löst sich der Fall ja fast schon von selbst!"

„Nur Geduld und immer mit der Ruhe!", mahnte Rose seinen jungen Kollegen, „Wir wissen nicht, was uns noch alles erwartet."

„Ich hab den Mann in den Verhörraum 1 gebracht. Er wartet da schon eine ganze Weile, also bitte beeilt euch!" Gözde fasste Rose an der Schulter und zeigte mit ihrer anderen Hand in Richtung des Verhörraums. Es hätte eigentlich nur noch gefehlt, dass sie ihn gleich dorthin geschoben hätte.

„Okay, Gözde. Wir sehen uns den gleich mal an", versprach Rose.

„Wenn das der Kerl von den Fotos ist, wäre mir das ja mega peinlich", merkte Böhm an, als er seinem Partner folgte.

Die beiden betraten das Zimmer und warfen einen Blick auf den Mann, der darin geduldig auf sie gewartet hatte - zu Böhms Erleichterung war es nicht der Mann von den Fotos. Dieser Mann hier war etwa vierzig Jahre älter und von recht schmaler Statur. Sein krauses, weißes Haar, sein eingefallenes Gesicht und schwielige Hände zeugten von einem von harter Arbeit erfüllten Leben.

„Guten Tag, wir sind Maximilian Rose und Jan Böhm, die ermittelnden Kommissare im Meininger-Fall. Wir haben gehört, Sie hätten sachdienliche Hinweise."

„Ich grüße Sie!", sagte der Alte und verbeugte sich leicht, „Mein Name ist Gerhard Dimming. Ich freue mich, dass ich der Polizei helfen kann. Selbst in meinem hohen Alter möchte ich der Gesellschaft nützlich sein."

„Das freut uns sehr. Was möchten Sie denn aussagen?"

Dimming saß nervös auf seinem Stuhl und rutschte aufgeregt darauf hin und her. Seine Hände zitterten leicht als er anfing zu sprechen. „Ich habe im Radio von dem schrecklichen Mord an dieser jungen Frau gehört. Der, bei dem die Frau in einem Glasbehälter ertränkt wurde. Einfach grausam! Und dann wurde das auch noch auf Video gezeigt! Sogar meine Enkelin hatte das auf ihrem Handy. Sie ist erst 14! Sie hat mir das gezeigt, aber ich habe ihr gesagt, sie solle das sofort löschen! Ist das schlimm, dass sie sowas auf ihrem Handy hatte? Kann sie dafür Ärger bekommen?"

„Keine Sorge, Ihrer Enkelin droht kein Ärger", beruhigte Böhm den Alten, „Wir sind froh, dass Sie sich bei uns gemeldet haben. Was können Sie uns denn nun über den Fall erzählen?"

„Nun, als ich das Video gesehen habe, war ich nicht nur schockiert, sondern auch überrascht! Denn ich meine, meinen alten Arbeitsplatz erkannt zu haben. Dort muss das alles passiert sein."

„Sind Sie sicher? Wo war denn Ihr alter Arbeitsplatz?"

„Es war nicht so besonders gut zu erkennen, da es in dem Film sehr dunkel war, aber ich meine er müsste in einer Produktionshalle der früheren Glasmanufaktur in der Nürnberger Straße aufgenommen worden sein."

„Sie meinen, Frau Meininger wurde hier in Würzburg ermordet?"

„Ja genau, das meine ich. Ich habe über zwanzig Jahre in der Firma Wuschnik Glas als Glasapparatebauer gearbeitet. Das müsste in Halle 3 gewesen sein, wenn mich nicht alles täuscht!"

„Das ist interessant. Ich kenne Wuschnik Glas. Die sind doch vor einem Jahr raus ins Gewerbegebiet Heuchelhof gezogen, weil der Platz in der Nürnberger Straße zu eng wurde", merkte Rose an.

„Ja, das stimmt. Die haben dort komplett neu gebaut. Ich schätze, die Hallen, in denen ich früher gearbeitet habe, waren einfach nicht mehr auf dem neuesten Stand und eine Renovierung hat sich nicht mehr gelohnt. Dann wurde das Areal in der Nürnberger Straße einfach aufgegeben. Schade eigentlich."

„Und dieser Glasbehälter, der für den Mord genutzt wurde, können Sie uns darüber etwas sagen?", mischte sich Böhm nun wieder ins Gespräch ein.

„Nein, leider nicht. Der kommt mir nicht bekannt vor. Sowas haben wir früher nicht gefertigt. Aber Wuschnik Glas hat die technischen Voraussetzungen um so etwas zu produzieren. Wohlmöglich als Sonderanfertigung."

„In Ordnung. Haben Sie noch etwas für uns?"

„Nein, ich schätze das war alles, was ich Ihnen sagen kann. Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen und dass Sie den Mörder schnell fassen können."

„Sie haben uns sehr geholfen, Herr Dimming! Wir danken Ihnen vielmals."

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