Kapitel 58 Teil I

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Über die ganze Woche hinweg konnte ich den Eindruck gewinnen, warum Brea genervt von Scarlett war. Sie tauchte wie ein Pickel aus jeder Ecke auf, und ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht auszurasten.

Dr. Paisley sagte mir bei jedem Termin, dass ich versuchen sollte, nett zu sein und meine Therapieübungen zu machen. Also versuchte ich, ein guter Mensch zu sein.

Guter Mensch am Arsch.

Wenn man permanent ein schrilles ›Hallöchen‹ hörte und nicht länger als den Anfang eines Gesprächs ertragen konnte. Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der so ein großes Lästermaul war. Mir war fern, warum Hayden mit ihr zusammen war. Ich begriff es einfach nicht.

Und obwohl er sich laut den anderen mit ihr daten würde, schien es mir, als ob Hayden nicht bei ihr sein wollte. Vielleicht habe ich mir das aber auch nur eingebildet, weil es mich so unglaublich gestört hat, dass sie in seiner Nähe war.

Blaze und Treyton vermuteten, dass Haydens Verbindung etwas mit seiner Mutter zu tun hatte. Sie war immer der Grund dafür, dass es mit ihrem Sohn bergab ging. Ich konnte nur vermuten, dass sie die Zwillinge als Druckmittel nutzte. Ich befürchtete also das schlimmste.

Eine Nadel pikste mich, als ich nicht mehr gerade stehen konnte. Die Schneiderin, die das Kleid für das historische Festival anpasste, entschuldigte sich dafür, mich gestochen zu haben. Ich wurde nicht wütend.

Brea's Kleid wurde neben mir angezogen. Es war sonnengelb und hatte einen leichten orangefarbenen Stich. Die Ärmel waren gerafft und am Rücken war eine ausladende Schleife, die mit dem Rock verschmolz. Ihr Korsett war mit Blumenmustern bestickt und wurde an die Oberweite angepasst, da sie weniger Brustumfang hatte.

Brea haute einen Spruch über ihre mangelhafte Oberweite raus: ›Leerer als A ist klar.‹

Ich zupfte an dem blassen, grünen Kleid herum, das Falten im ausladenden Rock hatte. Einige von ihnen hatten eine spitzige Schichtung. Das Oberteil bestand ebenfalls aus einer Korsage mit Ärmeln, die mit demselben Band wie am Rock verziert waren und zum Brustbereich gehörten.

Treyton war bei der Anpassung dabei, weil er schon im Voraus fertig war. Für unser erstes richtiges Treffen wollte er sich frühzeitig um sein Kostüm kümmern. Gleichzeitig wollte er sich bei unserem Outfit einmischen, was dazu führte, dass ich kein dunkles Kleid auswählen durfte. Eigentlich war es auch nicht so schlimm.

»Woran denkst du, Küken, dass du dich hast stechen lassen?«, fragte Treyton und stand von seinem Stuhl auf, um sich einzumischen, wie eng mein Kleid geschnürt werden durfte, damit ich genug Raum zum Atmen hatte. Er wollte sichergehen, dass ich nicht umkippte, weil er den Tag, an dem ich blau anlief, nicht wieder heraufbeschwören wollte.

»Nicht, ich drifte manchmal ab. Ich denke, ich muss jemanden anrufen. Entschuldigt mich kurz«, nuschelte ich und hob meinen breiten Rock an, um von dem Podest zu steigen.

Etwas abwesend schleifte ich mich mit dem ganzen Stoff aus dem offenen Raum. Am schmalen Türbogen zum Vorflug blieb ich erstmal stecken. Hinter mir hörte ich nur das Gegacker von Brea und Treyton. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu sehen, dass sie mich auslachten. Zugegeben, ich gab bestimmt einen lustigen Anblick ab.

»Tut mir leid«, kicherte Brea entschuldigend. »Nicht schlimm.«

Ich zwängte mich durch den Rahmen, fiel in den Flur und landete auf allen Vieren. Es war etwas schwer, wieder auf die Füße zu kommen, mit meinem ganzen Gewicht.

»Alles klar, ich sollte ein paar Stofflagen entfernen lassen, um mich wie ein normaler Mensch bewegen zu können«, brummte ich laut und schlurfte weiter.

Immer noch sichtbar für Brea und Treyton, aber mit genügend Abstand, um nicht gehört zu werden, setzte ich mich in einen marineblauen Sessel. Der Rock quoll um mich herum, so dass ich darin fast versank. Ich hörte Treyton wiederholt lachen und sah, wie er ein Bild von mir machte. Er wollte mich einfach nur ärgern, oder vielleicht sogar mit seiner Form von Liebe überschütten, wie Blaze es immer tat.

Sie stritten sich um mich, aber Blaze war wie ein Wachhund und fletschte immer die Zähne, sobald mir jemand zu Nahe kam. Dann war da noch sein Essensplan und die Unterstützung bei den Hausaufgaben... zumindest so gut er konnte. In Mathe gab er sich Unmengen von Mühe, aber man konnte ihm ansehen, dass er Probleme hatte, die Gleichungen zu lösen. Es war niedlich von ihm, von allen eigentlich, dass sie sich um mich abmühten, aber ich wollte lieber normal behandelt werden.

Seufzend enthüllte ich mein Handy, das in meiner Hand lag und aus den Stofflagen erst entkommen musste.

Erst vor wenigen Tagen hatte ich es geöffnet, und ich habe mir alle Nachrichten meiner Freunde angesehen und angehört. Es waren enorm viele, besonders die von Blaze. Er hat mir auch Bilder gemalt, sein Essen geschickt und mir einige Gute-Nacht-Geschichten aufgenommen. Deswegen musste ich abwechselnd lachen und weinen.

Dann wurde ich etwas sauer, als er mir tatsächlich eine Tonaufnahme vom Klo aus schickte, in der er festsaß, weil ihm das Toilettenpapier ausging, und meinte, dass er mich um Hilfe gebeten hätte, wenn ich dort gewesen wäre. Unter Umständen hätte ich ihm sogar geholfen.

Ich drückte auf dem Display herum und wählte die Nummer, dann wartete ich. Es dauerte eine Weile und es fühlte sich an, als würde im Hintergrund Fahrstuhlmusik spielen. Ich war nicht besonders gut darin, zu warten.

Und dann ging sie auch schon ran. Ihre Augen waren geschwollen, die Pupillen vor Schreck geweitet. Ich erkannte, dass sie gewachsen war. Es war Kate.

Über die ganze Zeit empfand ich es als meine Pflicht, Henry und ihr eine Antwort zu geben, weil ich sie so plötzlich verlassen hatte.

Im Hintergrund des Videogesprächs hörte ich Schritte und Geschrei. Kate weinte. Das Bild wackelte.

»Kate, was ist los?«, fragte ich, gemischt zwischen Sorge und Panik. Das wackelige Bild wurde durch Henry ersetzt. Ich erkannte, dass beide an der Seite ihres Bettes kauerten. Ich hörte, wie Kate schluchzte, als sie ihr Gesicht an Henrys Schulter vergrub.

Mein Inneres zerbrach bei diesem Anblick.

Der kleine Junge schien blass und zuckte zusammen, als ein lauter Knall ertönte. Es hörte sich wie Schläge gegen die Tür an.

»Was ist los?«, wollte ich mit einem beklemmten Herzen und fordernder Stimme wissen. Mein Hals schnürte sich zusammen und ich hatte das Gefühl, nicht schlucken zu können.

Henry tätschelte seine Schwester und versuchte, stark zu bleiben. Beide zuckten zusammen. Ich hörte eine schrille Stimme schreien. Die Worte waren undeutlich.

»Henry, was ist los?«, fragte ich hartnäckig nach und richtete mich auf. Panik überkam mich, als ich sah, wie die Kinder sich in Bewegung setzten. Henry versteckte Kate hinter ihren Kleidern.

Der Junge kehrte alleine ins Schlafzimmer zurück. Mein Herz schlug schneller. Mir wurde ganz mulmig zumute. Ich wusste nicht, was dort passierte, aber es gefiel mir überhaupt nicht. Ich konnte nur ahnen, dass es etwas mit ihrer Mutter zu tun hatte und das setzte mir zu.

Henry antwortete mir nicht, weil er so in die Situation vertieft war. Er legte nicht einmal auf. Stattdessen sah ich, wie er sich zur Zimmertür bewegte und das Gespräch plötzlich unterbrochen wurde. Das Bild verschwand. Es wurde auf beängstigende Weise still.

Innerhalb weniger Sekunden hatte ich überall Gänsehaut und das Gefühl, dass der Schweiß über mich ausbrechen würde.

»Treyton!«, schrie ich panisch nach ihm und versuchte, mich mit dem massiven Kleid zu meinen Freunden zu bewegen. Treyton war sofort da und schien verängstigt darüber, dass mir etwas zugestoßen war. Seine Hände klammerten sich an den Türrahmen.

»Was ist passiert?«, keuchte er total angespannt. Ich zupfte panisch an meinem Kleid. »Hohl mich hier raus, schneid es auf, wenn es sein muss. Ich muss hier weg.« Ich hetzte voran zur Umkleide, während er versuchte, hinten an meinem Kleid herumzufummeln.

»Aella, was ist los?«, wollte jetzt auch Brea wissen. Ihre Augen waren geweitet. »Ich muss dringend hier raus«, keuchte ich, mich kratzend, als würde ich dadurch schneller aus dem Kostüm kommen. Meine Atmung beschleunigte sich. Was auch immer bei den Johnsons vorging, brachte mich zum platzen.

Treyton löste endlich die Korsage und ich hüpfte in die Umkleidekabine. Hinter dem Vorhang hörte ich, wie Brea versuchte, mich zu beruhigen. Sie wollte reinkommen, aber ich schlug ihre Hände weg, denn ich brauchte Zeit für mich.

Als ich dann den Vorhang wieder aufzog, stand ich vor meinen besorgten Freunden und war überhitzt. Meine Atmung war vor Aufregung schnell.

»Wir müssen zwei Kinder entführen.«


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