Kapitel 63

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Als wir bei der Cardell Academy ankamen, bemerkte ich auf halbem Weg zum Hauptgebäude, dass mein Handy fehlte. Also sagte ich den anderen Bescheid, dass sie vorgehen sollten. Natürlich hätten sie mich begleitet, aber ich bestand darauf, auch etwas Zeit für mich allein zu haben. Die kühle Luft prickelte frisch und angenehm auf meiner Haut.

Ich war dennoch berührt von ihrer vollen Unterstützung.

Zum Glück stand die Limousine noch auf dem Parkplatz, so dass ich mich noch hineinzwängen konnte. Mein Handy war in einen der Getränkehalter gefallen. Glücklicherweise war er nicht verklebt.

Nachdem ich mich aus dem Auto gequetscht hatte, bedankte ich mich bei dem Fahrer, aber für ihn war es normal, dass etwas vergessen wurde, deshalb rauchte er immer noch eine Zigarette, bevor er losfuhr. An seinem Zigarettenstummel glühte es ein wenig. Ein kleines orangenes Licht in der Dunkelheit.

Ich entschuldigte mich dennoch für die Unannehmlichkeiten und wünschte ihm einen schönen Abend, bevor ich ging. Er machte angesichts meines Kostüms eine belustigte Verbeugung und ich machte einen lächerlichen Knicks. Wir mussten beide angesichts der bescheuerten Situation lachen.

Als ich mich dann vom Wagen entfernte und kurz vor dem Ausgang des Parkplatzes war, bemerkte ich, dass jemand an der Straßenlaterne lehnte. Das übliche Licht fiel auf seine kurzen, honigblonden Locken.

Ich hielt wie Erstart an. Meine Mundwinkel froren ein. Ich hatte das Gefühl, dass ein Geist über meine nackten Arme strich.

Nach der Autofahrt hätte ich eigentlich denken können, dass Hayden auf mich warten würde.

Sein Gesicht wandte sich nachdenklich aus der Ferne zu mir, und er richtete sich auf. Tatsächlich hatte er auf mich gewartet. Um ehrlich zu sein, hatte ich Angst davor, was mich erwarten würde. Sowas passierte mir nur selten, und wenn, dann spielte ausgerechnet alles, was Hayden betraf, eine große Rolle darin.

Ich konnte bereits aus der Ferne erkennen, dass seine Augen am Abend so dunkel waren und voller Fragen wirkten. Kein Wunder, während der Fahrt schien er so in Gedanken versunken. Er suchte nach Antworten, auf die ich nicht vorbereitet war.

Ich hielt mein Handy fest in meiner Hand und atmete tief ein. Ich war so nervös wie schon lange nicht mehr. Jeder Muskel in meinem Körper spannte sich an. Keiner von uns beiden konnte den Blick voneinander abwenden.

Hayden wartete auf mich, als ob er mich nicht bedrängen wollte, als ob er wollte, dass ich zu ihm komme, wenn ich bereit war. Ich wusste nicht, ob es so sein würde.

Ich machte einen Schritt nach vorn und das Bild des Labyrinths erschien erneut vor meinen Augen. Ich blinzelte es weg und versuchte, Scarlett aus meinem Gedächtnis zu vertreiben. Ich war so damit beschäftigt, dass ich nicht bemerkte, dass ich schneller lief als beabsichtigt und meine Beine mich an Hayden vorbei führten.

Ausgerechnet heute, als ich so durcheinander war, verfolgte mich Hayden mit seinen langen Beinen. Er stellte sich mir in den Weg.

»Aella, wir müssen reden«, machte er mir unmissverständlich klar. Seine Stimme war fest, als ob er wüsste, was er wollte. Ich hingegen war verwirrt und von allem überwältigt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, aber ich versuchte es.

Meine Hände verkrampfen sich, sodass ich spürte, wie meine Nägel sich in meine Handinnenfläche bohrten.

»Ja, ähm... über was möchtest du mit mir reden, Hayden?«, fragte ich, um sicherzustellen, dass ich mich innerhalb einer Sekunde auf das Thema konzentrieren konnte. Ich wollte ruhig wirken, obwohl ich schon eine Ahnung hatte, worum es gehen könnte.

Ich hätte diesem Penner den Mund verbieten sollen. Ich hätte seine Lippen mit Panzerkleber verschließen sollen, damit Hayden nichts davon erfahren und sich auch noch darüber Gedanken machen würde.

Hayden wirkte hin und her gerissen. Seine Pupillen flackerten wie das kleine Licht eines Feuerzeugs hin und her. Zitternd fuhr er sich durch sein Haar und drehte sich an einer Stelle um, als suche er in der Umgebung nach einer Lösung. Dennoch blieb Hayden weiterhin vor mir stehen, als wollte er verhindern, dass ich floh.

Das hätte ich wahrscheinlich tatsächlich getan. Du kennst mich gut.

Als er sich wieder gefangen hatte, blickte Hayden mich an. Seine Augen waren so tief. Ich verlor mich in seinen so dunkelbraunen, nein, schwarzen Löchern, die so tief wie die Nacht waren. Sie sahen mich an, ohne wegzublicken.

Ich sah Scarlett in seinen Augen, oder bildete ich mir das nur ein? Was es auch war, ob Einbildung oder nicht, ich zuckte zusammen und bekam das Gefühl, ausweichen zu müssen. Mir war so flau im Magen. Ich fühlte mich der Konfrontation nicht gewachsen.

»Ich habe dich angelogen«, gestand ich mit krächzender Stimme. Ich konnte Hayden nicht mehr in die Augen sehen. Es war bedrückend still. Ich schämte mich für meine Unfähigkeit.

»Wieso? Bitte sage mir, wieso?«, flehte er mich regelrecht verzweifelt an. Seine Stimme brach und wurde zu einem kaum merklichen Hauchen. Ich musste schwer schlucken, in meiner Brust zog es sich zusammen.

»Ich bin weggelaufen, weil es mir alles zu viel wurde«, antwortete ich, auch wenn es mir schwerfiel. Haydns Kopf senkte sich zu meinem. »Bin ich dir zu viel geworden? Hast du dich wegen mir betrinken müssen? Erklär es mir«, bat er mich ächzend. Er schien so gequält. Ich wusste nicht, ob ich denselben Eindruck hinterließ. Meine Worte schienen ihm unter die Haut zu gehen. Mir ging es genauso.

Er ist mir so nah.

»Ich weiß es nicht, ich verstehe es selbst nicht«, bekannte ich mich das erste Mal selbst an diesem Tag. Ich war so verwirrt. Während meiner Therapie hatte ich mich immer geweigert, darüber zu reden. Ich habe mich zurückgehalten, bewusst. Jetzt damit konfrontiert zu werden, und das auch noch von Hayden, war heftig.

Er schloss die Augen und atmete tief ein. Man konnte es in der unbequemen Stille hören.

»Wieso hast du den Spitznamen, meinen Spitznamen, den du mir gegeben hast, an die Wand geschrieben?«, wimmerte Hayden nahezu mit zitternder Unterlippe. Seine Stimme war geschwächt. Er schien zu leiden und ich konnte ihm keine Erlösung geben.

Wir beide litten unter diesem Gespräch. Es war nicht einfach.

Nach den guten Vorsätzen meiner Psychiaterin konnte ich nicht mehr. Ich kann das nicht.

Ich hob meinen Rock an und setzte mich eilig in Bewegung, was in dem Kleid nicht gerade schnell war.

»Bitte, Aella, bitte lauf nicht weg. Sprich mit mir!«, hörte ich Hayden mich rufen. Er lief mir hinterher. »Ich weiß, dass ich an dem Tag weggelaufen bin. Ich bin ein Idiot, ich hätte auf dich hören sollen. An diesem Tag wollte ich... ich kam zu...«

Ich ging hastig weiter, meine Atmung beschleunigte sich. Das ist zu viel, alles ist zu viel. Alles auf einmal. Ich verstehe das alles nicht.

Meine Brust begann heftig zu schmerzen, mein Herz schnürte sich zusammen und fraß sich auf.

Was ist nur los mit mir?

»Ich sollte keine Forderungen stellen, wenn ich es selbst nicht getan habe... aber bitte... ich bin hier... und ich kann nicht anders, als bei dir zu sein...«

Ich blieb stehen und Hayden tat das gleiche. Wir wären beinahe zusammengestoßen. Er stand direkt hinter mir. Ich spürte, wie er seine Stirn gegen meinen Hinterkopf lehnte. Sein warmer Atem traf auf mein Haar. Meine Haut begann zu kribbeln und ich fühlte mich elektrisiert. Ich war gespannt und gleichzeitig tiefenentspannt. Es ergab keinen Sinn.

Hayden hat mich nicht berührt, nicht wirklich. Ich konnte seine Finger über meine Haut spüren. Sie haben sich nicht berührt, aber... es war so... ich konnte keine Worte dafür finden. Ich war so aufgewühlt.

»Wieso hast du versucht, mich so stark vom Gegenteil zu überzeugen? Bitte sag es mir, Aella. Ich flehe dich an... Bitte. Wieso warst du so darauf versessen, darauf zu bestehen, dass es ein Missverständnis ist? Bitte sag mir, warum es so wichtig für dich war. Bitte«, bettelte Hayden mit zitternder Stimme.

Ich schloss meine Augen und schluckte schwer.

Wieso? Warum habe ich das getan? Ich kann es mir selbst nicht erklären.

»Was möchtest du von mir hören, Hayden?«, ächzte ich kläglich. Meine Stimme versagte. Hayden atmete schwer ein und ich spürte seine Stirn. Seine Finger strichen diesmal wirklich über meine.

Erneut erschien das Bild des Kusses im Labyrinth in meinem Geiste.

Ich kann das nicht. Ich kann das nicht. Ich kann das nicht.

»Wieso warst du mitten in der Nacht bei mir?«, kam es dann plötzlich über meine Lippen. Ich hatte auch so viele Fragen, so viel zum Verstehen.

Ich drehte mich nicht um. Es war schmerzhaft mitanzusehen, wie wir uns Fragen stellten, auf die wir keine Antworten fanden.

Hayden gab keine Antwort. Ich hörte ihn nach Luft schnappen. Ich spürte, wie seine Finger zuckten. Meine Hand zitterte, und das nicht vor Kälte am Abend.

Nein, das kann ich nicht. Nicht heute. Niemand wird hier eine Antwort erhalten.

Mein Körper fühlte sich unglaublich schwer an, das lag diesmal nicht am Kleid. Dennoch setzte ich mich in Bewegung und ging meine Schritte. Hayden folgte mir nicht. Seine Nähe verschwand und ein Teil in mir sehnte sich bereits danach.

»Aella, bitte sag mir, was ich für dich bin!«, rief Hayden mir schmerzerfüllt nach. Ich konnte seiner Bitte nicht nachkommen. Ich konnte keine Antwort finden, weil ich selbst keine wusste. Ich konnte es mir nicht erklären, und das machte es so unglaublich schwer... so kompliziert.

Warum ist es so schwer, die Worte zu finden? Härter als alles, was ich über die letzten Monate herausfinden musste. Warum ist DAS HIER so schwer?


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