Kapitel 76

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Total erschöpft wachte ich zuhause auf. Ich war komatös in meinen Klamotten vom Vortag eingeschlafen. Ich konnte meinen Schweiß und etwas Erbrochenes an mir riechen. Aber nichts davon konnte meinen Schlaf stören. Ich war sogar so träge, dass ich erst am Nachmittag aufstehen konnte, als mich der abgestandene Geruch doch störte. Ich roch einfach furchtbar... wie Blaze, der einmal Magendarmprobleme hatte und nicht alleine sein wollte. Der Idiot hatte mich angesteckt. Das warf ich ihm immer noch vor.

Wie benommen schlurfte ich ins Badezimmer und schlüpfte aus meiner Kleidung. Ich wusch mich einfach wie in Trance. Der klebrige Schweiß wurde mit reichlich Duschgel und ätherischen Ölen abgewaschen. Doch was blieb, waren die letzten Stunden, in denen ich mich in einem Zustand befand, der weit entfernt von meinem Körper war. Es lief einfach wie in einem Film in meinem Kopf ab.

Habe ich Haydens Mutter geschlagen? Wird sie mich verklagen?... Verdammt soll sie doch!

Ich zog mich nach der heißen Dusche schwerfällig an und ging mit nassen Haaren ins Erdgeschoss. Meine Eltern wollten mit mir essen und forderten eine Erklärung für meine Abwesenheit. Ich erklärte es ihnen, ließ aber mehr als achtzig Prozent aus. Sie mussten nicht alles wissen. Ich konnte selbst die gewonnenen Informationen nicht sortieren, besonders weil Hayden sich wie ein Betrunkener verhielt. Er brachte mich total durcheinander.

Um ehrlich zu sein, wurde ich allein beim Gedanken an ihn vor Scham rot. Deshalb habe ich mich nach dem Essen schnell bei meinen Eltern entschuldigt, um nicht erklären zu müssen, warum ich aussah wie eine Tomate.

Sie riefen mir nur etwas wegen der Feiertage und meinem Geburtstag zu, was ich jedoch ignorierte, da ich andere Dinge hatte, über die ich nachdenken musste.

Ich ging nach draußen, um mich abzukühlen, und ehe ich mich versah, stand ich nach langer Zeit vor einer Tür, die ich beim Hinausgehen öfter zu Gesicht bekam.

Schon bevor ich klingeln konnte, wurde mir die Tür geöffnet. Wie benommen ging ich einfach hinein. Gedankenlos steuerte ich auf den Garten zu und ließ mich auf dem Rasen nieder. Gelb-orange Blätter lagen bereits auf dem Boden. Mir war klar, dass der Herbst eingetroffen war und der Winter bald bevorstand.

Innerhalb weniger Sekunden wurde mir grob eine Mütze über den Kopf gezogen. Meine Haare wurden dabei auch noch reingestopft. Meine Augenpartie wurde gleichzeitig verdeckt. Ich schob sie hoch, um etwas sehen zu können, nur um dann von einem Schal fast erstickt zu werden.

»Es wundert mich, dass du da bist, Kleines. Und dass du die Tür benutzt hast«, begrüßte mich Mervlyn und setzte sich mühsam zu mir. Er lehnte ein Kissen oder Hocker ab, dabei war der Rasen etwas zu kühl für ihn. »Wenn du auch geklingelt hättest, hätte ich dich früher reingelassen. Du weißt doch, wie man sie bedient, oder muss ich es dir beibringen? Da ist ein Knopf neben der Tür...«, zog mich der alte Mann auf. Ich musste breit grinsen und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.

»Dir auch ein Hi, Mervlyn.«

Der ältere Mann legte einen Arm um mich, strich kurz über meine Schulter und ließ mich dann sanft los.

Eine Weile saßen wir schweigend im Garten. Mir gelang es nicht, ein Wort herauszubringen, da mein Kopf sich so leer anfühlte. Vielleicht war es auch keine Leere, sondern einfach, dass mein Gehirn versuchte, die Ereignisse der letzten 24 Stunden und alles, was damit einherging, zu verarbeiten. Leise im Stillen.

Wir wurden nach einiger Zeit unter Protest von Mervlyns Begleiter hereingedrängt. Zum Glück konnten wir uns im beheizten Wintergarten aufwärmen, um der Natur nahe zu sein. Unsere Sessel standen bereits bereit.

Kurz nachdem wir uns gesetzt hatten, wurde uns Orangen-Minztee und Scones gebracht.

»Kleines, zerbrich dir nicht zu lange den Kopf über meine Bemerkungen. Einbrüche sind deine Spezialität und ich sehe sie schon als Normalität.«

Mervlyns Scherz störte mich nicht; im Gegenteil, ich lächelte nur und starrte weiterhin Löcher in die Luft.

»Das ist es nicht, aber der war gut«, befeuerte ich seinen Humor. Der alte Mann blickte mich fragend an. »Was ist es dann?«

Ich lehnte mich zurück und nahm den Tee entgegen. Die Tasse wärmte meine Finger.

»Warum hast du mir nicht gesagt, dass meine Freunde mich beobachtet haben? Sie waren die ganze Zeit, in der ich nicht da war, bei dir.«

Mervlyn musste plötzlich laut lachen. Es wurden uns jeweils Decken gebracht, die wir uns über die Beine legten. Mein grummeliger Nachbar ließ mich nicht meine Mütze und meinen Schal abnehmen.

»Ich weiß nicht, ob es mir überhaupt zusteht, darüber zu reden. Der nach Blumen riechende... Treyton und die Fee Brea waren nur bis sie erwischt wurden hier. Sie wollten mir nicht zur Last fallen, anders als ein spezieller jemand. Blaze, dieser verdammte Bengel, ist anstrengend. Er hört einfach nicht damit auf, mich Opa zu nennen«, schimpfte er über meinen quasi Bruder.

»Der Einzige, der bei euch normal ist, ist Goldie. Aber er hat dann mit seiner absurden Idee mit der Leiter angefangen. Es war ihm egal, dass er dadurch selbst kränklicher wurde. Ich konnte mir dieses bemitleidenswerte Schauspiel nicht länger ansehen. Trotz seiner Größe und allem anderen kann der Junge wirklich unsicher sein. Offensichtlich kann nicht jeder so ein großes Ego haben wie dein gefräßiger und vorlauter Freund Blaze.«

Mein Mund wurde trocken und ich schaute auf die Teetasse hinab. Meine Handinnenfläche hatte sich schon rot gefärbt.

»Warum?«, hauchte ich verwirrt aus. Die Frage hatte mich schon seit längerem beschäftigt, aber ich hatte es bisher nicht gewagt, sie auszusprechen. »Ich weiß selbst nicht, wieso dein sommersprossiger Freund mir tierisch auf den Senkel geht.«

Ich schüttelte daraufhin nur meinen Kopf, da ich nicht darüber wissen wollte, auch wenn es bestimmt unterhaltsam wäre, mehr über Blaze' Aktionen zu hören.

»Nein, nicht Blaze«, sagte ich und schüttelte meinen Kopf, während ich an meinem Tee nippte.

»Ah, dann meinst du Goldie. Tja, was soll ich dazu sagen... Er war jeden Samstag hier und hat an deiner Stelle mir im Garten geholfen. Keine Sorge, keiner kann dich ersetzen. Er war darin auch nicht sonderlich gut, hat sich aber bemüht«, fing Mervlyn an. »Na ja, dann hat Hayden zu deinen Häftlingszeiten auf einer Leiter gesessen, und dich mit einem Fernrohr beobachtet. Du sahst übrigens wie eine Vogelscheuche aus, Kleines.«

Ich schmunzelte, mir war bewusst, dass ich schlimm ausgesehen habe, und ich war froh, dass wenigstens einer es ehrlich zugab.

»Der Junge hat sich unglaublich vernachlässigt, anscheinend hat er auch Probleme zu Hause. Ich habe nur einige Telefonate mitbekommen. Verurteile mich doch, wenn ich so getan habe, als wäre ich schwerhörig, obwohl ich es eigentlich nicht bin. Es kommt dir doch jetzt zugute.«

Für Mervlyns Dreistigkeit konnte ich nur mit meinem Daumen nach oben zeigen. »Das ist unglaublich hinterhältig von dir«, bemerkte ich nur dazu. Der alte Mann an meiner Seite zuckte nur unbekümmert mit den Schultern.

»Hey, dein Opa hier tut was er kann, um deine Sozialfälle zu unterstützen. Übrigens, ich habe Goldie gefüttert und ihmSchlaftee gegeben, anders hätte er seine Äugeln nicht geschlossen. Ich böser Bube habe ihn wie Dornröschen schlafen lassen. Du kannst mich ruhig mit deinem Blick strafen, du bist kein Stück besser als ich, auch wenn deine Therapeutin versucht, aus dir eine heilige Theresa zu machen.«

Mervlyn schnaubte abfällig, und ich schaute ihn entsetzt an. Ich war einfach schockiert von seiner Tat und dass er sie mir gegenüber gestand.

»Danke für deine Moralpredigt, Judas, aber spar mir war auch das soll. Das ändert nichts daran, dass du meinen Freund einfach betäubt hast.« Der Mann neben mir verdrehte die Augen. »Tu nicht so, als hätte ich ihm Drogen verabreicht. Zu deinem Glück, denn wenn er welche intus gehabt hätte, wäre der Spinner über die Mauer gesprungen und hätte die Faust deines Vaters geküsst, weil er deine Therapie gestört hätte. Du und dein ganzes Pack... ihr seid alle Wahnsinnige«, beklagte sich Mervlyn, schien aber gut unterhalten.

Ich blickte in Richtung der Mauer im Garten. Meine Gedanken verstrickten sich in einem Dickicht aus Blättern, natürlich bemerkte das mein alter Freund. Er tätschelte mir über den Kopf.

»Worüber grübelst du so, Kleines?«, fragte mich Mervlyn nach einer Weile Stille. Der Wind blies draußen stark und wirbelte trockene Blätter durch die Luft. Bald würde es anfangen zu schneien, das hatte ich im Gefühl.

»Ich muss mit ihm reden... mit Hayden, nicht Goldie, obwohl das ein netter Hundespitzname ist. Er hat versucht... er hat mir versucht zu sagen... aber er ist krank, er kann gerade nicht klar denken«, murmelte ich verloren in meinen Gedanken.

»Du brauchst es mir nicht zu sagen, ich kann mir denken, was er gesagt hat. Ich hätte nicht gedacht, dass er die Eier dazu hat, aber mit Hustensaft im Blut ist man wohl mutiger.«

In seiner Stimme schwang Belustigung mit. Seine Dreistigkeit überraschte mich nicht mehr.

Ich zog meine Beine an die Brust und legte meine Arme um die Knie. Offensichtlich war Mervlyn nicht dumm und hatte wahrscheinlich erkannt, dass Hayden Gefühle für mich hegte.

Der alte Mann öffnete und schloss den Mund, als er die Klingel mehrmals hörte. Seine Mundwinkel zuckten genervt und er hielt inne, dann fluchte er brummend.

»Dieser verfluchte Junge bringt mich noch frühzeitig ins Grab«, schimpfte der ältere Mann und hievte sich auf. Ich erkannte an der lauten Stimme im Flur, dass es Blaze war. »Opa Mervlyn«, rief mein vermeintlicher Bruder und tauchte auf. Er kam zu uns getrottet, als ich aufstand.

»Viel Erfolg mit meinem Bruder«, wünschte ich meinen genervten Nachbarn, »ich sollte gehen und etwas nachdenken.«

Blaze kam mit einem breiten Lächeln auf uns zu. »Oh, meine Schwester ist da, hattet ihr ein Familientreffen ohne mich?«, fragte einer meiner besten Freunde schmollend. Mervlyns Augen zuckten, da er gereizt war, weil Blaze ihm auf die Nerven ging. »Sorry, aber ich habe ein Date in meiner persönlichen Klapse.«

Damit verabschiedete ich mich und drehte mich noch einmal zu den beiden um. Egal was Mervlyn auch sagte, insgeheim mochte er es, dass Blaze ihm auf die Nerven ging. Sein halbes Grinsen auf den Mundwinkeln verdeutlichte das.

Ich ging weiter und hörte, wie der alte Mann meckerte und Blaze aufjaulte.

Scheint, als hätten die beiden Spaß.

Über die gesamte Zeit meiner Therapie hatte ich bewusst ein Thema vermieden, mit dem ich wusste, dass ich nicht umgehen konnte: Hayden.

Doch nach seinen gestrigen Worten, dem Geständnis, selbst wenn das Fieber aus ihm sprach, konnte ich ihnen nicht mehr ausweichen.

Das, was er gesagt hatte, hatte etwas in mir ausgelöst. Und so viel ich auch über alles, was zwischen uns vorgefallen war, nachdachte, konnte ich für mich feststellen, dass ich nicht das erste Mal so gefühlt hatte. So unbeschreiblich.

Aufgrund meiner Emotionsstörung konnte ich nur nicht einschätzen, was da war. Möglicherweise konnte ich mir meine eigenen Gefühle nicht eingestehen. Es war so kompliziert, weil ich mich vor der Einsicht gedrückt hatte. Doch seit der Übernachtung vor Monaten und dem gestrigen Tag konnte ich nicht mehr leugnen, dass da etwas anderes zwischen Hayden und mir war.

Er löste so viele Gefühle in mir aus. Hass, Freude, Schmerz, Trauer, Angst und mehr. Doch keines davon musste zwangsläufig negativ sein. Ich konnte so viel Neues entdecken, wie zum Beispiel dass ich in Haydens Nähe sein wollte. Ich wollte ihm so viele Dinge erzählen, selbst die banalsten. Ein unverhohlener Ausdruck fehlte mir, sein sorgloses Lachen, das mit dem Wind tanzt. Immer wenn er das tat, funkelten seine Augen wie bei einem Kind, das zum ersten Mal den Geschmack von Kakao probierte.

Mir war, als hätte ich in den ganzen Monaten nicht nur den Zugang zu mir selbst verloren, sondern auch zu der Person, der ich alles mitteilen wollte. Die Person, mit der ich Zeit verbringen wollte, alles bereinigen wollte, einfach bei ihm sein wollte.

Die Realisierung traf mich wie der Meteorit, der die Dinosaurier ausgelöscht hatte. Hayden hätte sich über den Gedankengang gefreut ... irgendwie.

Ich musste vor mich hin lächeln, zumindest bis zu dem Punkt, an dem mir die Röte ins Gesicht schoss. Haydens anzügliche, fiebrige Sprüche ließen mich vor Scham im Boden versinken. Ich hätte nie gedacht, dass ich je so eine Person sein würde. Mir war unerträglich warm und ich war über mich selbst peinlich berührt.

Die Tatsache, dass ich Hayden auch noch ausgezogen hatte, machte nichts davon besser.

So ungern ich es auch zugeben möchte und ich nicht wollte, dass es ihm schlecht ging, ohne seine plötzliche Krankheit hätte ich wohl nie von seinen Gefühlen erfahren. Es ergab alles einfach Sinn. Auch warum ich in den Frühlingsferien so verzweifelt versucht hatte, Hayden davon zu überzeugen, dass ich nichts für Bastien empfand.

Ich kam mir so dämlich vor, weil ich erst nach so langer Zeit darauf kam... Ich empfand mehr als nur freundschaftlich für Hayden. Das vor Augen zu führen, fühlte sich an wie ein Tritt zwischen meine Beine – genau, so hätte Blaze es beschrieben.

Ich war die ganze Zeit so blind gewesen, dass ich mitten am Tag einfach schockiert stehen blieb und darüber nachdachte, dass ich an meinem Geburtstag sogar eifersüchtig auf eine Kellnerin war. Oder dass ich eigentlich Scarlett umbringen wollte. Ja, diese Erkenntnis traf mich, als ich mein Kissen aufplüschte. Mein Ausdruck war dabei einfach nur glanzlos. ›Filmreif‹ würde Treyton sagen.

Und auch wenn es endlich erleichternd war, sich einzugestehen, dass ich für Hayden mehr als nur freundschaftliche Zuneigung empfand, schmerzte es in meiner Brust. Denn so schwer und einfach diese Feststellung in mir sein konnte, war mir mehr als klar, dass dies Folgen haben könnte.

Wird sich etwas an unserer Freundschaft ändern? Wird sie zerbrechen?


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