Kapitel 2 Teil 2 √

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Gemeinsam gingen wir zu Blazes und Haydens Zimmer, da sie es sich teilten.

Die Cardell Academy bot Unterkünfte für die Schülerinnen und Schüler während der Schulzeit an. An Feiertagen und in den Ferien konnten alle nach Hause gehen. Wenn man darüber nachdachte, konnte man annehmen, dass die Privatschule eine Art Kindertagesstätte war, wo die Eltern ihren Nachwuchs abschoben, um sich nicht selbst um sie zu kümmern.

Ich folgte den Jungen solange, bis sie anhielten und nachsahen, ob sich eine Aufsicht im Flur der Jungenzimmer aufhielt. Ich versteckte meine Haare unter dem Blazer und versuchte, etwas größer zu wirken. Jedes Mal machte ich das, obwohl ich ganz genau wusste, dass das nichts bewirkte. Ich könnte höchstens einen Jungen im Wachstum darstellen, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass ich einen Rock trug.

Hayden gab ein Zeichen und wir gingen weiter.

Auch wenn wir in einer Zeit lebten, in der die Gesellschaft weit entwickelt sein müsste, waren Mädchen nicht im Bereich der Jungenschlafzimmer erlaubt. Genauso andersherum. Aber wollen wir mal ehrlich sein, keiner hielt sich daran. Die Kontrollen waren ein Witz und Heterosexualität war bei weitem nicht die einzige Art, wie Menschen ihre Bedürfnisse ausleben konnten.

Außerdem musste nicht immer alles mit dem Austausch von Körperflüssigkeiten enden. Man konnte auch einfach ungestört auf den Zimmern herumhängen, da nicht alles an die Öffentlichkeit geraten sollte. Besonders nicht von uns.

Wir blieben schließlich vor dem größten Jungenzimmer stehen. Blaze schloss die Tür auf, sodass ich schnell hineinschlüpfte.

Die eine Wand war in einem dunklen taubenblau gestrichen, während die restlichen weiß waren. Jeder der Jungen hatte seine eigene Seite im Zimmer. Links war Haydens Bereich. Auf seinem Tisch waren verschiedene Physikbücher über das Weltall und zur Astronomie ausgelegt. Neben seinem Tisch lag seine Fechtausrüstung und private Literatur, die mit dem Bund wegzeigten, als würde er sie verstecken wollen.

Blaze hingegen interessierte sich für Kampfkunst. Das zeigte sich an seiner Ausrüstung sowie einigen seiner Auszeichnungen, die überall im Raum verteilt waren. Für manche mag es ungewöhnlich sein, aber seine Lego-Sammlung befand sich ebenfalls dort. Ja genau, Blaze war ein Fan von Lego. Schockierend, nicht wahr?

Ich schielte auf die Bauanleitung auf seinem Tisch. Neuerdings beschäftigte er sich mit dem Lego-Kolosseum. Ich nahm immer an, dass er in den kleinen Bausteinen eine Herausforderung sah und deswegen so verbissen damit war.

Zentral im Zimmer befand sich der Sitzbereich mit zwei Sitzsäcken, einer NintendoSwitch und einem Fernseher. Es sah fast aus wie ein Kinderzimmer. Wer würde denn bei ihrem Besitz davon ausgehen, dass hier zwei riesige Jungen lebten.

Ansonsten war das Zimmer relativ ordentlich, auch wenn Blazes Seite schlimmer aussah.

Ich zog den Blazer aus und hängte ihn über Haydens Stuhllehne. Dann ließ ich mich auf einen Sitzsack nieder und zupfte meinen Rock zurecht.

»Also, wofür genau brauchst du mich? Du weißt ganz genau, dass Blaze in Geschichte besser ist«, gab ich ehrlich zu. Unser honigblonder Freund beugte sich zu mir hinunter. »Ja, Blaze ist besser in Geschichte, das wissen wir alle. Aber ich brauche dich. Seine Handschrift ist echt übel und er meckert nur rum, wenn du nicht da bist. Sieh es als Notlage an.« Immer dieser unberührte Unterton.

Ich stupste Hayden an, und er schwankte grinsend zur Seite, sodass er sich mit seiner Hand an meinem Sitzsack abstützen musste. Dabei rüttelte er mich hin und her.

»Okay, Knopfauge«, stimmte ich genervt zu.

›Knopfauge‹ – nur ich nannte ihn so. Ich wusste nicht mal mehr, wann ich damit angefangen hatte. Es war einfach zu einer Gewohnheit geworden. Die anderen machten sich nur darüber lustig, doch Hayden schien es zu ignorieren, wahrscheinlich weil er zu geduldig war, um sich aufzuregen - anders als ich.

»Also möchtest du meine Notizen und Hilfe bei euren Eheproblemen?«, behauptete ich scherzhaft und legte meine zusammengefalteten Hände auf mein Knie. Blaze schnaubte und ließ sich auf den Sitzsack neben mir fallen. »Er verhält sich lächerlich. Jetzt will er dich auch noch als Babysitter, nur damit du ihn beschützen kannst«, blaffte er und verdrehte die Augen.

»Ich brauche keinen Schutz«, redete Hayden sich entspannt selbst rein während er seine Ärmel hochkrempelte. Seine hellen Unterarme kamen zum Vorschein, geziert mit Venen und einigen wenigen Muttermalen.

»Ich bin halt ein strenger Tutor«, murmelte der Sommersprossige desinteressiert. »Nur zu. Zeig, wie streng du bist«, konterte unser blonder Freund mit seinem durchdringenden Blick. Ich wuschelte Hayden, der noch neben mir kniete, durch das Haar. Seine Haare hatten etwas Einladendes an sich. Manchmal hatte man einfach das Bedürfnis, an den kurzen Locken zu ziehen.

Ich schlug Blaze auf die Schulter.

»Ihr seid wie Kinder, deswegen bin ich hier. Sonst lernt ihr nicht und streitet nur«, erwähnte ich desinteressiert und stand auf. »Aua, wieso schlägst du nur mich«, jaulte Blaze auf und verzog beleidigt sein Gesicht. Ich drehte mich zu ihm um und streichelte ihm über seinen hellbraunen Schopf, sodass er Ruhe gab, und das tat er danach auch. So ein Kleinkind. Dabei war ich die Jüngste von uns allen.

Übergangslos taxierten die beiden Jungen einander kommentarlos. Es schien mir, als ob es jeden Moment zu einem Hundekampf kommen würde. Sie stichelten weiterhin gegeneinander und kommunizierten mit ihren Blicken.

Aus irgendeinem Grund kamen mir Brea und Treyton in den Sinn. Ich vermisste sie sehr. Sie gehörten zu unserer Freundesgruppe, aber im Moment waren sie mit ihrer Theatergruppe beschäftigt. Keine Ahnung, warum sie beide das Theater so mochten. Ich wusste nur, dass Treyton hauptsächlich mit der Kleidung beschäftigt war, während Brea ihre Leidenschaft für das Bühnenbild auslebte. Beide hatten eine künstlerische Ader. Ich vermutete immer, dass das der Grund war, warum sie am Theaterclub teilnahmen.

Beide waren schon so lange verhindert, da derzeit ein großes Geheimnis um die Schulaufführung gemacht wurde. Bis der Club ein genaues Konzept entwickelt hatte, würde ich die beiden weniger sehen. Am Morgen hatte ich eine Nachricht von Brea erhalten, dass ich sie erst am Wochenende wieder treffen könnte. Das bedeutete noch zwei Tage warten. Was besprechen sie da so lange?

Ich seufzte und ging zu Blazes Stuhl, da er dort meine Tasche abgestellt hatte. Ich öffnete sie und suchte meine Geschichtsnotizen heraus. Sie waren ordentlich in einem dünnen, hellbraunen Ordner abgeheftet.

»Also, was genau brauchst du?«, fragte ich Hayden und blätterte durch die Seiten. Er stand auf und stellte sich neben mich. Dann beugte er sich zu mir und stand dicht an meinem Gesicht. Eine Locke fiel ihm schlaff in die Stirn und ich schob meinen Ordner in seine Hand.

Unbekümmert blätterte er eine Weile darin. Dann ging er auf die Tür zu. »Wo willst du hin?«, wollte ich von ihm wissen, »ich dachte, du willst lernen?« Seine braunen Augen blickten fixiert auf. »Ja... das will ich... Kann ich die Notizen kopieren gehen? Ich kann sie dann später lesen. Wenn ich sie abschreibe, würde das zu lange dauern.« Ich nickte ihm zu und er klappte den Ordner zu. »Wird nicht lange dauern.« Dann hörte ich nur noch, wie sich die Zimmertür schloss.

Blaze warf den Kopf in den Nacken. »Immer dasselbe mit ihm«, murrte er laut und schielte mit zusammengekniffenen Augen zu mir, als ich mich an seinen Schreibtisch setzte. Vor mir stand sein Lego-Kolosseum. Er war noch am Anfang seiner Konstruktion und mir war klar, dass es ihn verärgern würde, wenn ich etwas davon berührte.

Ich ging näher ran und betrachtete seinen aktuellen Fortschritt. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie er sich in seinem Sitzsack aufrichtete und die Hände zusammenlegte. Doch meine Aufmerksamkeit wanderte sofort wieder zu den Lego-Steinen und der Anleitung. Er war gerade erst auf Seite 27 des ersten Buches. Ich hob einige Seiten an und untersuchte die kommenden Schritte. So viele Seiten lagen noch vor ihm. Allein der Anblick brachte mir ein Schwindelgefühl.

»Interesse?«, hörte ich Blaze plötzlich in mein Ohr flüstern. Ich erschrak. »Hör auf damit.« Er rülpste mich an und reflexartig musste ich aufstoßen. »Womit?«, gluckste er und ich verzog mein Gesicht, da er die Luft verpestet hatte. »Mich zu erschrecken, wenn ich in der Nähe deiner Legos bin. Ich möchte nicht, dass etwas wie beim letzten Mal kaputt geht.«

Bei seinem letzten Projekt hatte ich ein Teil der Tower Bridge umgestoßen. Aber ich kann mich verteidigen, er hatte mich in die Seite gekniffen und ich hatte dann mit meinen Armen etwas umgeworfen. Rein technisch gesehen, war er an dem Unfall beteiligt.

»Da fühlt sich aber jemand schuldig«, ärgerte er mich und stupste mich in die Seite. Ich verzog meine Mundwinkel, weil es tatsächlich stimmte. Wenn er Zeit fand, saß er stundenlang konzentriert bei seinen Legosteinen.

Ich wandte mich ihm zu. Sein Gesicht war über meinem. »Natürlich fühle ich mich schlecht. Ich weiß doch, dass du dich gerne damit beschäftigst. Nicht jeder sollte Bescheid wissen, was uns interessiert. Besonders wenn es um dein Hobby geht. Dann würde dein Image als Player nicht mehr so standhaft sein. Du wärst eine Witzfigur.«

Blaze musterte mich, schlang seine Arme um meine Schultern und umarmte meinen Kopf. Ich spürte seine warme, muskulöse Brust.

»Keine Sorge, alles okay. Deshalb lass ich nur dich an meine Konstruktionen heran. Hayden darf noch nicht einmal in die Nähe kommen. Brea und Treyton interessieren sich nicht wirklich dafür. Also muss ich nur darauf achten, dass mein Zimmerpartner sich von ihnen fernhält. Na ja, und dass du nichts kaputt machst. Korrigiere... dass du nicht erneut etwas kaputt machst«, japste er vergnügt.

Ich stieß mit meinem Ellbogen gegen seine Seite, und Blaze verkrampfte sich, als hätte ich ihm wehgetan. Doch ich wusste, dass er nur so tat. Für ihn fühlten sich meine Schläge wie eine Feder an, die ihn streichelte. Sein Körper war viel zu athletisch dafür oder wie ich gerne dachte - ›von den Schlägen beim Kampfsport geprägt‹.

»War nur ein Spaß. Ich weiß doch, dass du nun vorsichtig sein wirst«, lachte er und erdrückte meinen Kopf. Ich schlug mit meiner Hand nach ihm, um ihn loszuwerden. Als hätte ich ihn nur gestreichelt, richtete er sich auf. Doch meine Schultern ließ er nicht los.

Wir schauten auf die Legosteine vor uns. Die Stimmung wurde irgendwie ernster, als Blaze anfing, meinen Kopf zu tätscheln, und ich ließ ihn einfach gewähren. Körperkontakt war seine Art, Zuneigung auszudrücken.

»Du hast lange nicht mit Brea gesprochen, oder?«, fragte er mich ohne Vorwarnung. In seiner Stimme schwang etwas Besorgnis mit. Ich seufzte deutlich hörbar. »Sie ist beschäftigt. Heute Morgen haben wir geschrieben und uns darauf geeinigt, uns am Wochenende zu treffen.«

Er lehnte sein Kinn an meinen Kopf und drückte mich an der Schulter. »Wenn du über etwas reden willst, stehe ich als Zuhörer zur Verfügung. Aber ich glaube, es gibt einiges, von dem ich nichts wissen sollte.« Natürlich bemerkte mein bester Freund, dass ich Brea vermisste. Sie war meine einzige gleichgeschlechtliche Mitstreiterin.

»Nicht wirklich. Es ist nur so, dass ich das Gefühl habe, etwas aus ihrem Leben zu verpassen«, versuchte ich für mich selbst zu formulieren. Ich spürte, wie Blaze sich vorlehnte, seinen Arm ausstreckte und einen beigen Baustein auf sein Legobauwerk setzte.

»Störe ich?«, fragte Hayden kühl, das Papier und der Ordner in seinen Händen. Wann ist er zurückgekommen?

Ich schüttelte meinen Möchtegern-Bruder von mir ab. Blaze stand auf, während ich weiterhin am Schreibtisch blieb. »Nein, wir haben nur hinter deinem Rücken über dich gelästert, und ich habe darauf geachtet, dass es nicht schon wieder zu einem Lego-Unfall kommt. Zeig mir jetzt, wo du Hilfe brauchst«, antwortete er lässig und ging zu Haydens Schreibtisch, um sich daran anzulehnen.

Ich blickte zu unserem honigblonden Freund, der auf mich zukam und mir meinen Ordner in die Hand drückte. Danach ging er schweigend zu seinem Tisch und begann zu lernen.

Während der gesamten Zeit beobachtete Blaze Hayden aufmerksam und ließ nicht zu, dass er sich ablenkte. Gelegentlich warf ich einen Blick zu ihnen, um meine Aufsichtspflicht zu erfüllen. Unser blondhaariger Kindheitsfreund war eigentlich ein guter Schüler, nur mit Geschichte hatte er Schwierigkeiten. Jeder hatte seine Schwächen, auch wenn er oder sie es ungern zugab.

Nach einer Weile, in der nichts passierte, wurde mir langweilig und ich schnappte nach einem Pinsel aus der linken Schublade, in der Blaze ihn aufbewahrte. Ich rückte den Holzstuhl näher und entstaubte vorsichtig die Oberfläche seiner Legokonstruktion. Es schien vielleicht übertrieben, aber nachdem ich ihn schon einmal gekränkt hatte, wollte ich es nicht riskieren, es ein zweites Mal zu tun. Selbst wenn er noch nicht viel gebaut hatte.

Ich betrachtete die kleinen beigen und braunen Steine und fragte mich, wie groß das Gebäude werden würde, wenn es erst einmal fertig war. Wenn es bereits vier Anleitungen gab, dann war es vermutlich gigantisch.

Etwas später lehnte ich mich zurück und räumte den Pinsel an seinen Platz. Dann schweifte mein Blick zu den Jungs. Blaze stand hinter Hayden und regte sich auf. Er machte es sogar leise, damit ich es nicht bemerkte, aber ich tat es. Wahrscheinlich hatte Hayden ein Jahrzehnt oder Namen verwechselt. Blaze konnte diesbezüglich penibel sein, denn er merkte sich in Geschichte alles bis ins Detail.

Ich rückte den Stuhl zurück, stand auf und ging auf meinen selbstgewählten Bruder zu. Dann schlug ich ihm auf den Nacken.

»Motz ihn nicht so an«, nörgelte ich und stemmte meine Hand in die Hüfte. »Du aggressives Weib«, zischte Blaze und rieb sich die Stelle. Hayden schmunzelte zufrieden und widmete sich seinen Notizen.

Ich stand hinter dem Lernenden. Sein Tutor stellte sich neben mich. »Und du lern vernünftig«, schimpfte ich schließlich auch Hayden an, als ich ihm meine Hand in den Nacken krallte. Er zuckte bei meiner Berührung zusammen, was wahrscheinlich an meinen kalten Fingern lag. Seine Haut war warm, das genaue Gegenteil von mir.

Ohne sich von mir stören zu lassen, widmete er sich seinem Lernstoff. Ich erkannte jedoch, dass seine Mundwinkel zuckten. Kranker Mistkerl.

Zufrieden schnaubte Blaze, denn auch unser Freund bekam meine Klaue zu spüren. Mein Griff lockerte sich und meine Hand glitt an Haydens Schulter.

Zum Glück meines sommersprossigen Bruders dauerte es jedoch nicht lange, bis Hayden erneut einen Fehler machte und der ganze Spaß von vorne begann.


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