Kapitel 21 √

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Wie ich am Vortag versprochen hatte, wollte ich Hayden treffen und solange in seinem Zimmer herumlungern, bis er kam. Zum Glück war Blaze damit beschäftigt, an seinem blöden Turnier teilzunehmen, sodass ich ihm nicht über den Weg laufen würde. Da ich wusste, wie lange so eine Veranstaltung dauerte, machte ich mir keine Sorgen, dass er bald auftauchen könnte.

Somit war ich alleine in dem Zimmer der Jungs und ergriff die Chance, um nicht nur mein Versprechen zu halten, sondern auch, um in Haydens Sachen herumzuschnüffeln. Ich hatte die Hoffnung, dass ich etwas finden könnte, was mich für sein Geburtstagsgeschenk inspirierte.

Ich hätte ihn auch einfach fragen können, aber das wäre viel zu offensichtlich gewesen.

Nur hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich meine Zeit mit etwas anderem verbringen würde.

Mit einem Klick öffnete ich die Tür mit dem gravierten Hirsch am Knauf und wurde von einem unangenehmen Geruch begrüßt. Es roch nach getragenen Socken, vermischt mit Schweiß, Staub und stickiger Luft.

Hayden hatte nicht gelogen, als er meinte, dass er keine Zeit zum Aufräumen hatte. Sein Bereich war genauso chaotisch, wenn auch in geringerem Maße zu Blazes Teil. Dieser hatte einen Stapel ungeöffneter Schachteln von Clara und schmutziger Wäsche. Mir war danach, die Geschenke zu beschädigen.

Ich presste die Zähne zusammen. Hier kann ich nicht sitzen. Ich würde ersticken oder mir etwas einfangen. Beides waren keine Weisen, wie ich dahinscheiden wollte. Also fühlte ich mich gezwungen, aufzuräumen.

Ich schloss die Tür hinter mir und hielt den Atem an, während ich mich zum Fenster durch die Dinge auf dem Boden kämpfte und es aufriss. Frische Luft strömte auf mich zu und ich atmete sie gierig ein. Sie roch nach Laub, Tau und feuchtem Holz. Das war um einiges besser als das, was im Raum vorzufinden war.

Ich holte noch einmal tief Luft und wandte mich dann dem Schlachtfeld zu. Wo soll ich überhaupt anfangen?

Ich räumte meine Schuhe und Tasche weg und machte mich einfach an die Arbeit. Besser irgendwo anfangen, bevor ich zu lange darüber nachdenke.

Dem bevorstehenden Gefecht trotzend, sammelte ich die herumliegende Kleidung auf, die aus Socken, Hosen, T-Shirts und leider auch Boxershorts bestand, was mich besonders unglücklich machte. Ein Würgereiz überkam mich und am liebsten hätte ich mich übergeben. Aber ich traute mich nicht, ins Badezimmer zu gehen. Es bereitete mir regelrecht Angst. Meine Furcht hatte schon etwas von dem Nachwirkungseffekt eines Horrorfilms.

Irgendwann musste ich jedoch meine Hände waschen, also fasste ich all meinen Mut zusammen und kämpfte mich ins Badezimmer. Erleichtert stellte ich fest, dass es sauber war. Danke. Oh... danke.

Aufatmend nahm ich mir einen Wäschebeutel aus dem Fach unterhalb des Waschbeckens. Die dreckige Wäsche stopfte ich hinein. Mir war schlicht und ergreifend übel. Richtig übel. Ich konnte keine anderen Worte dafür finden. Ich war kurz davor zu kotzen.

Froh, dass ich den Boden teilweise sehen konnte, stellte ich den Beutel in die Nähe der Tür ab und schrieb auf einem Klebezettel, dass sie ihre verdammte Wäsche noch heute abholen lassen sollten. Dann sammelte ich den restlichen Müll auf und warf sie ihn in die Müllbehälter bei den Schreibtischen. Anschließend widmete ich mich den Betten, hob die Bücher auf und sortierte sie. Danach nahm ich den kleinen Staubsauger und saugte die Krümel vom Boden auf. Zufrieden, das ebenholzfarbene Laminat und den runden Teppich zu sehen, ging ich mir zu guter Letzt meine Hände waschen.

Mit einem reinen Gefühl ließ ich mich mit dem Rücken auf Haydens Bett fallen. Meine Beine hingen einfach herunter. Ich hätte mich auch auf Blazes Seite schmeißen können, aber wer wusste schon, was er dort trieb und wann er zuletzt seine Bettwäsche gewechselt hatte. Allein bei dem Gedanken grauste es mir.

Mit ausgestreckten Armen lag ich da und starrte auf die weiße Decke. Wenigstens musste ich die nicht reinigen oder streichen. Zum Glück.

Ich atmete tief ein und fröstelte, als ein Windstoß mich traf und ich reflexartig meine Beine enger aneinander presste. In demselben Moment ging die Tür auf und ich schielte hoch.

Hayden stand da. Der Schlüssel steckte noch im Schloss, während er mich mit geweiteten Augen fixierte. Wie eingefroren blieb er dort stehen, bis er aus seiner Starre aufschreckte und die Tür hinter sich zuzog.

»Du bist... hast du hier aufgeräumt?«, stammelte Hayden überrascht über das, was er sah. Er stand immer noch am Eingang und seine Augen wanderten durch den Raum, bis sie wieder auf mir blieben. Sein Mund war leicht geöffnet.

Ich richtete mich zu einer Sitzposition auf und er schlüpfte aus seinen Schuhen, um seine Tasche an seinen Schreibtisch anzulehnen.

»Was hätte ich denn sonst tun sollen, an dem Gestank ersticken?«, antwortete ich ihm schnippisch und strich seine Decke glatt. »Das hätte ich auch tun können oder Blaze und ich«, murmelte er und kippte das Fenster.

Ich sprang auf und schlenderte locker zu ihm. »Kein Dankeschön?«

Hayden drehte sich mit einem Schwung um und fuhr zusammen, als er mich neben sich bemerkte. Fast schon schüchtern rieb er sich seinen Nacken. »Doch, das wollte ich...Danke, Aella.«

Zufrieden grinste ich ihn an und seine Wangen röteten sich. Bei diesem Anblick musste ich lächeln. Wie selten sieht man das denn? Habe ich etwa den Jackpot geknackt? Ein verlegener Knopfauge.

Haydens Blick wich meinem aus und schwebte durch den Raum, bis er bei dem Wäschebeutel hängen blieb. Er verdeckte sein Gesicht vor Scham mit der rechten Hand.

»Wie viel hast du gesehen?«, wisperte er und versteckte sich geradezu vor mir. Ich stieß ihn kichernd mit der Schulter an. »Na, ist da jemand beschämt... Keine Sorge, ich glaube, ich habe hauptsächlich Blazes Wäsche aufgehoben. Ich denke, von dir habe ich nur ein paar Socken aufgesammelt. Hast du Angst, dass ich etwas Bestimmtes sehe?«, scherzte ich und trottete zu den Sitzkissen.

Nachdem ich Platz genommen hatte, zupfte ich meinen Rock zurecht und wartete darauf, dass Hayden weniger beschämt zu mir trat. Er griff eine dünne Decke von seinem Bett und kam zu mir rüber.

»Hast du keine Scham und machst dich an die Unterwäsche von jungen Männern heran?«, flüsterte er und pustete mir ins Ohr. Sein warmer Atem kitzelte meinen Nacken und ich zuckte zusammen. Seine Nähe ließ mich erschaudern.

Ich schluckte schwer und hoffte, dass er es nicht bemerkte. Das ist definitiv zu nah.

»Junge Männer? Wer? Ihr?... Nein«, blaffte ich und faltete meine Hände auf meinem Schoß zusammen. Bei meinen Worten musste ich mich etwas räuspern, weil es mir im Hals kitzelte.

Hayden warf die Decke über mich und setzte sich neben mich auf den freien Sitzsack. Sein Gesicht hatte wieder eine normale Farbe angenommen. Sein peinlich berührtes Ich war verschwunden und der resignierte Teil in ihm war wieder präsent. So schnell geht das.

Ich strich die graue, weiche Decke über meine Beine. Sie wärmte mich. Ich muss echt daran denken, Strumpfhosen anzuziehen.

Dann schweifte mein Blick zu Hayden, dessen Augen immer noch stumm über das saubere Zimmer streiften. Sicherlich war ihm der Umstand nicht ganz geheuer, aber für mich war es nicht schlimm. Ich hatte nur etwas Ordnung geschaffen.

»Wie war der Test?«, fragte ich interessiert und wandte mich an Hayden. Er schaute kurz zu mir und fuhr sich durch die Haare. »Ich denke, es lief gut. Ich konnte alle Fragen beantworten. Sogar die, bei der Blaze immer gemeckert hat. Er hatte also recht. Aber sag ihm nichts davon, sonst reibt er es mir ständig unter die Nase.« Meine Mundwinkel zuckten. »Ich hatte sowieso nicht vor, es ihm zu sagen, da ich derzeit ohnehin nicht mit ihm rede.«

Aus seinen Augen erkannte ich, dass er verstand, was ich meinte. Kein Wunder, Hayden hatte teilweise mitbekommen, dass Blaze und ich uns gestritten hatten. Schon beim Zurückdenken wurde mir schwer ums Herz.

Ich beobachtete, wie Hayden seine Hände in den Sitzsack drückte. Sein Kiefer war angespannt. Nun stellte sich die Frage, ob er mich auf den Konflikt zwischen Blaze und mir ansprach oder nicht. Stattdessen überraschte er mich mit einem anderen Gesprächsthema. Ihm war klar, dass ich nicht darüber sprechen wollte.

»Wie weit bist du mit deinem Projekt?«

Ich neigte meinen Kopf und betrachtete ihn schief. Eine Haarsträhne fiel mir ins Gesicht und ich schob sie weg.

»Ich habe noch keinen konkreten Plan. Es hat sich noch keine Gelegenheit dafür ergeben«, antwortete ich ihm, ohne es weiter auszuschmücken. Er nickte und legte seine Hände senkrecht übereinander. »Es ist unüblich, dass du keine Vorgehensweise hast, aber die Umstände... sind anders.«

Hayden hatte recht. Die Bedingungen waren anders als sonst, und dieses mal war einer von uns in die Schlacht involviert. Deshalb wusste ich nicht, wie ich mit Blaze in der Angelegenheit umgehen sollte. Dem Dummkopf, den ich meinen Bruder nannte.

Ich senkte seufzend meinen Blick und starrte auf meine Hände. Nachdenklich betrachtete ich sie und erwartete, dass irgendein Plan aus dem Nichts entstand. Fehlanzeige.

Frustriert seufzte ich und bemerkte, wie Hayden mich grübelnd musterte.

Hat er vor, sich einzumischen? Nein, das kann ich nicht zulassen. Nicht dass es auch noch zwischen Blaze und ihm kompliziert wird.

»Ich habe nur darüber nachgedacht, wie ich die beiden Mädchen fertig machen kann. Ich möchte ihnen Schmerzen zufügen, ohne selber schmutzige Hände zu bekommen. Es ist allerdings schwierig einen freien Kopf zu behalten, wenn ich ständig grüble«, erklärte ich mein Problem.

Hayden nickte verständnisvoll und verschränkte seine Finger. »Möchtest du mit zum Fechttraining kommen? Vielleicht hilft dir die Ablenkung, um den Kopf freizubekommen. Wenn du Glück hast, kommst du dabei auf etwas. Es ist besser, als hier herumzuhocken und auf Blaze zu stoßen, den du offensichtlich, und völlig zu Recht, meidest.«

Da war schon etwas dran. Ich konnte nicht länger hier bleiben. Irgendwann würde Blaze zurückkehren und ich hatte wirklich keine Lust darauf, ihn in seinem Zimmer zu begrüßen. In meinem Zimmer wollte ich genauso wenig sein. Zumindest nicht in diesem Moment. Die Stille machte mich unruhig.

»Gut, ich komme mit. Ich habe sowieso nichts anderes vor. Vielleicht fällt mir ja etwas ein. Wer weiß«, meinte ich achselzuckend und faltete die Decke über meinen Beinen zusammen. Dann stand ich auf und legte sie zurück auf Haydens Bett. 

Als ich auf der Tribüne der Sporthalle saß, schaute ich mich um. Sie unterschied sich kaum von anderen. Diese hier war jedoch ein wenig kleiner und hatte breite Linien auf dem Boden. Diese Flächen wurden von den Trainierenden genutzt. Es standen immer zwei Personen da.

Ich verstand nicht viel von den Fechttechniken, aber die Waffen, die in diesem Sport üblicherweise verwendet wurden, waren mir nicht fremd. Es gab drei Arten: das Florett, der Degen und der Säbel. Der Degen war auch als Rapier bekannt und konnte für Angriffe am gesamten Körper eingesetzt werden. Der Säbel und das Florett waren hingegen eingeschränkter. Daher ging ich davon aus, dass das Rapier besser für Haydens Geschenk geeignet war.

Ich wollte es an ihn anpassen, gleichzeitig sollte es aber auch turniertauglich sein. Da ich nicht viel Ahnung mit dem Sport hatte, hatte ich mir Unterstützung geholt.

In diesem Moment erinnerte ich mich daran, dass ich dem Fechtkünstler noch ein Video des Trainings schicken sollte, damit er sich mit meinem Schmied über die Anpassung der Waffe unterhalten konnte. Ich zückte mein Handy und begann heimlich von der Tribüne aus zu filmen. Unter all den Leuten in Weiß war es für mich nicht schwer, Hayden zu entdecken. Seine Größe und Gangart verrieten ihn. Ich fand ihn immer.

Hayden nahm Haltung an und sein Gegner tat es ihm gleich. Dann begann ihr Kampf und sie schritten vor und zurück, stießen aufeinander zu. Verschiedene Techniken wurden ausgeführt. Um ehrlich zu sein, verstand ich nur Bahnhof, aber es hatte etwas Rhythmisches an sich.

Ungewöhnlicherweise fiel mir etwas auf, was mir neu erschien. Beim beobachten seines Trainings, musste ich wahrscheinlich eine Form von visueller Erfahrung gesammelt haben, um überhaupt zu bemerken, dass Hayden eine andere Vorgehensweise trainierte. Was macht er da?

Einige Zeit später kündigte der Trainer eine Pause an und ich stoppte die Videoaufnahme hastig, um sie an meine Unterstützung zu senden. Es war besser, sich in solchen Bereichen Hilfe zu suchen, immerhin war ich nicht Allwissend. Und das gab ich zu... wenn auch nicht vor allen.

Hayden kam die Tribüne zu mir hoch und nahm seinen Helm ab. Aus der Entfernung erkannte ich, dass seine Haare aufgrund der Wärme schlaff herunterhingen. Sein Gesicht war leicht gerötet und er atmete stoßweise.

Ich reichte ihm sein Wasser, und er schnappte es wortlos und trank zügig aus. Er benötigte die Minuten, um zu verschnaufen, und ich gab ihm die Zeit. Wenn auch nur kurz.

»Was hast du da eben gemacht?«, fragte ich Hayden und wandte mich ihm zu.

Er trank noch ein wenig, während ich ihn abwartend betrachtete. Die Röte war weiterhin in seinem Gesicht, als er die Flasche von seinen Lippen nahm. Anschließend verschloss er die Flasche und stellte sie neben sich ab.

Verwundert über meine Frage, blickte er mich an.

»Was genau meinst du?«, röchelte Hayden und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Ich drehte mich komplett zu ihm, sodass unsere Knie sich berührten. »Nah, beim Fechten. Dein Gegner wusste nicht, was passiert ist«, sagte ich ihm, was ich gesehen hatte.

»Ich hätte nicht gedacht, dass du richtig hinschaust«, dachte er laut und schmunzelte, während er zwischen dem Trainingsfeld und mir sah. »Tzhh... Natürlich schaue ich hin. Was soll ich denn sonst machen? Gut, ich verstehe nicht alles... Okay, ich habe keine Ahnung, was ihr da genau macht, aber das bedeutet nicht, dass mir nichts auffällt. Außerdem frage ich ja jetzt, oder etwa nicht? Also Hayden... was hast du da gemacht?«

Er drehte sich locker zu mir um und strich eine kurze Locke hoch, die an seiner Stirn klebte. Er wollte dasselbe mit den anderen machen. Ungeduldig schnappte ich nach seinem Arm, mit dem er versuchte, präsentabel auszusehen, obwohl er das nicht nötig hatte.

»Hör auf, Friseur zu spielen. Du wirst sowieso wieder deine Fechtmaske aufsetzen müssen. Außerdem... wofür machst du das jetzt? Gibt es jemanden, für den du gut aussehen möchtest? Nach dem Fechten siehst du immer so aus, wen interessierst es schon, ob deine Haare sitzen oder nicht. Das macht dich nicht unansehnlich.«

Verdammt, was habe ich da gesagt?!

Ich ließ seinen Arm los. Hayden schaute mich verdutzt an. Er hustete. Schwer.

»Eine Finte... Das war eine Finte. Ich habe meinen Gegner getäuscht und dann mit einem anderen Manöver überrascht, um es kurz zu fassen«, erläuterte er hüstelnd und rieb sich seinen Nacken.

Seine dunkelbraunen Augen suchten meine, doch ich starrte hindurch. Meine Gedanken kreisten. Die Zahnräder ratterten langsam. Eine Täuschung. Ich überlegte vor mich hin, da der Gedanke mich nicht losließ. Und dann machte es Klick. Täuschung!

Was, wenn ich es selbst nutze? Was, wenn ich Clara und Jenny überrasche? Ihnen gebe, was sie wollen, und dann zuschlage? Das wäre unerwartet und würde sie aus dem Konzept bringen. Perfekt!

»Das ist es«, stieß ich fast schon kreischend aus. Ich umfasste ohne groß zu überlegen Haydens Gesicht, zog ihn näher und drückte ihm einen Kuss auf seine erhitzte Wange.

»Danke Knopfauge«, quietschte ich und war verwundert, ein derartiges Geräusch von mir zu hören.

Entgeistert und sprachlos hielt Hayden sich an der Stelle fest, an der meine Lippen seine Haut berührt hatten, aber das war mir egal. Obwohl ich nicht verstand, warum ich das getan hatte, war es mir schnuppe. Ich sprang einfach auf, griff nach meiner Tasche und ging enthusiastisch meinen Plan umsetzen.


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